So nicht!

Editorial zur Nullnummer des Zündlappens

Zuerst überrascht, dann mehr und mehr verärgert haben wir jüngst den Abgesang der Zündlumpen-Redaktion zur Kenntnis genommen. 85 Ausgaben lang haben diese Opfer ausgeteilt, um dann nicht einmal ein bisschen Gehetze irgendwelcher dahergelaufenen linken Wirrköpfe auszuhalten und unfähig jenen Leuten, die sich als Snitches hervortun, die passende Ansage zu machen? Wir hätten mehr erwartet!

Aber wenn sich auch die einstige Redaktion des Zündlumpens nachhaltig als untauglich erwiesen hat, so stimmen wir mit ihr doch darin überein, dass 85 Ausgaben Zündlumpen noch nicht genug sind, dass es noch das eine oder andere zu sagen gibt, bevor dieses Projekt den Rubikon endgültig überschritten haben wird. Und nur weil die Schiffscrew beschlossen hat, sich kopfüber vom Schiff zu stürzen, so wäre es doch gelacht, wenn wir deshalb nicht damit fortfahren würden, den Schiffsrumpf zu zerstören. Reißt vom Kadaver los, was ihr könnt, so sagt man doch. Also übernimmt jetzt die Chaoscrew! Und weil sich nach diesem Abgang kein vernünftiger Mensch jemals wieder wird positiv auf den Zündlumpen beziehen können, taufen wir unsere Reise eben auf den Namen Zündlappen. Da müssen wir immerhin nur zwei neue Buchstaben malen.

Verändern wird sich aber so einiges. Ihr werdet schon sehen. Nachdem die Feiglinge über Bord gegangen sind, wird hier nun ein rauerer Wind wehen. Und wir fangen gleich damit an, klarzustellen, was die Redaktion des Zündlumpens hätte besser gleich tun sollen: Wer auch immer meint jenseits des Kreises vertrauter Gefährt*innen – und es ist das Resultat dieses Vertrauens, an dem ihr euch messen lassen müsst, jaja, haha –, Spekulationen darüber anstellen zu müssen, wer den Zündlappen herausgebe, der ist ein*e Snitch [1] und wird von uns als solche*r behandelt werden! Und auch wenn man meinen sollte, man müsste es nicht erwähnen, sei hier gleich klargestellt, dass das auch für alle gilt, die sich in dieser Sache dem kybernetischen Netz anvertrauen, sei es in den „sozialen“ Netzwerken oder anderswo. Und wer in Anlehnung an das, was einst dem Zündlumpen vorgeworfen wurde, nun auch den Zündlappen als „sozialdarwinistisch“ und „nazi“ diffamieren zu gedenkt, die*der denke sich besser vorher ein gutes Argument dafür aus. Denn entweder hat man triftige Argumente für derlei Behauptungen oder es gibt bei der erstbesten Gelegenheit und ohne weitere Ankündigung/Vorwarnung eins mitten in die Fresse rein [2].

Ach ja. Es ist im übrigen nicht unser Anliegen, mit dem Zündlappen ein Blatt um seiner selbst willen, also der Nostalgie wegen, über seinen Zenit hinaus fortzuführen. Wir werden das mit dem Zündlumpen begonnene Projekt nur zu seinem unausweichlichen Ende bringen, danach treten wir ab oder es ist an euch zu meutern!

Aber bevor wir nun Kurs nehmen auf dieses unausweichliche Ende – und wir legen uns da jetzt nicht fest, wo wir selbiges vermuten –, da wollen wir einen Blick zurück werfen. Um zu sehen, wo wir stehen, drucken wir in dieser Nullnummer des Zündlappens neben einigen Übersetzungen vor allem jene Artikel aus den 85 Ausgaben Zündlumpen ab, von denen aus wir unsere Fahrt in Richtung Abgrund beginnen werden. Manchmal mit, manchmal ohne Kommentar.


[1] Nun, dieser Aspekt wurde von manch eine*m für unklar befunden und wir machen uns selbstverständlich gerne die Mühe das weiter auszuführen und eventuelle Unklarheiten auszuräumen: Gemeint sind hier selbstverständlich alle Spekulationen darüber, die darauf abzielen, eine*n andere*n persönlich in die Herausgabe des Zündlappens involvierte Person zu benennen, als unsere ehrenwerte, „presserechtlich verantwortliche“ B. Anke Nraub. Spekulationen darüber ob es olle Egoisten seien, die den Zündlappen machen oder „die Insus“ sind uns einerlei, soetwas finden wir je nach Stimmungslage entweder gähnend langweilig oder aber ziemlich amüsant; es ist uns vielmehr daran gelegen, die Anonymität der Herausgeber*innen zu wahren, bzw. eben selbst zu entscheiden, wem wir uns möglicherweise offenbaren und wem nicht. Und ganz gewiss geht es etwa Linke nichts an, wer wir sein könnten, so wie wir mal annehmen, dass auch ohne jede Willensbekundung unsererseits ein gewisser Konsens darüber herrschen würde, dass man Rechten und Bullen nicht an seinen Spekulationen und seinem (möglichen) Wissen über die Urheber*innenschaft anarchistischer Zeitungen teilhaben ließe. Und bei dieser Gelegenheit lohnt es sich vielleicht auch, daran zu erinnern, dass es für die Repression oft einerlei ist, ob etwas ein gesichertes Faktum ist, oder aber ob irgendjemand, dem man eine gewisse „Szenekundigkeit“ unterstellt (und sei es auch nur, weil es eben praktisch ist), etwas vermutet. Und dank abgehörten Räumen, Telefonen, etc. ist es oft auch gar nicht unbedingt notwendig, dass eine solche Unterstellung direkt an die Repression herangetragen wird. Ja wollt ihr uns nun das tratschen verbieten, oder was? Ja und Nein. Verbote provozieren dazu, gebrochen zu werden, das weiß jedes Kind und außerdem wollen wir kein Klima der Angst schaffen, in dem keine*r mehr weiß was sie*er sagen darf und was nicht und deshalb keine*r mehr etwas sagt. Es ist ja wohl klar, dass man hier und dort ein bisschen neugierig ist und auch wenn es vielleicht ein Unding ist, dass Klatsch und Tratsch zuweilen zur Tugend geworden zu sein scheinen, können wir sehr wohl zwischen jenen unterscheiden, die im Wesentlichen wissen, mit wem sie da tratschen und jenen, die sich einfach aus Ignoranz („Ist mir doch scheiß egal, ob Leute wegen meinem Gelaber in den Knast kommen, ist ja deren Problem und Sache“, „Ich rede worüber ich will, mit wem ich will“) oder sogar in der Absicht Repression zu begünstigen  das Maul zerreißen. Und eben letztere nennen wir Snitches und wenn wir von euch erfahren, werden wir alles daran setzen, euch das Handwerk zu legen!

[2] Von wem? Nun, von allen, die Lust haben, die Ehre  des Zündlappens zu verteidigen, möchte man meinen …