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[Bobigny (Seine-Saint-Denis), Frankreich] Verhaftung eines Anarchisten, der der Brandstiftung beschuldigt wird

Ein Italiener in den 40ern wurde in der gestrigen Freitagnacht [11.
Juni] von Polizisten der für Terrrorismus zuständigen Unterabteilung (SDAT) der justiziellen Polizei (DCPJ) verhaftet, als er Feuer an einem auf die Botschaft Guatemalas zugelassenen Fahrzeug im 17. Distrikt von Paris legte.

Der Brandstifter war vollständig in Schwarz gekleidet, um mit der Nacht zu verschmelzen. Er wurde um 03:25 Uhr in Val-d’Oise verhaftet, unmittelbar nachdem er sein Fahrrad in seinen Wagen verfrachtet hatte, um nach Hause zurückzukehren. Ein Muster, das sich dutzende Male wiederholt hatte, immer an Wochenenden und meist in den Samstagnächten. Um zu vermeiden enttarnt zu werden, handelte der italienische Ortsansässige sehr sorgsam und diskret, immer alleine, ließ seine Handys zu Hause, nutzte Schutzhandschuhe und Straßen, die mit dem Auto nicht befahrbar waren und vermied Überwachungskameras. All das sind wohlbekannte Techniken der radikalen Linken, um der Polizei zu entgehen, mit denen es ihre Aktivist*innen dieser schwer machen, sie zu identifizieren und zu verhaften.

Der Libertäre parkte sein Auto in Agenteuil oder in Seine-Saint-Denis, bevor er sein Fahrrad aus dem Kofferraum nahm und damit in die gehobeneren Nachbarschaften von Paris aufbrach. Sein Lieblings-Jagdgrund waren die noblen Bezirke der Hauptstadt: Der 8., der 16. und der 17. Seine Ziele waren Autos mit Diplomaten-Kennzeichen, aber auch Autos von Mobilfunkanbietern und Baufirmen, die am Bau von Gefängnissen beteiligt sind. „Er hat die Straßen manchmal stundenlang durchstreift, um seine Ziele zu finden, aber er ging nie irgendwelche Risiken ein, zog es vor mit leeren Händen zurückzukehren oder Sticker auf den Straßen zu verkleben“, erklärte eine Quelle aus Ermittlerkreisen.

Vier Monate lang hat die SDAT, eine auf extremistische Gewalt spezialisierte Polizeieinheit, den Aktivisten nun überwacht, der Berichten zufolge auch in Italien aktiv ist. Jedenfalls ordnen die Anti-Terrror-Polizisten XXX rund 60 Brandstiftungen in den noblen Bezirken von Paris zu, was durch das Ausbreiten des Feuers mindestens das doppelte an abgefackelten Fahrzeugen und beschädigten Gebäudefassaden umfasst. Die Ermittler überwachten den Aktivisten auf klassischem Wege: Telefonüberwachung, Observationen, Beschattungen …

XXX wurde am Montag, den 13. Juni von einem Richter des Gerichts von Bobigny (Seine-Saint-Denis) angeklagt, „Privateigentum in zahlreichen Fällen beschädigt zu haben und Dritte gefährdet zu haben“ und im Verlaufe des Prozesses in U-Haft gesteckt. Die Staatsanwaltschaft von Bobigny eröffnete vier Monate zuvor, im Februar dieses Jahres, eine vorausgehende Ermittlung. Im Polizeigewahrsam berief sich der Vierzigjährige auf sein Recht zu schweigen und weigerte sich, seine DNA abzugeben. Er wird verdächtigt, sich zu seinen Taten auf der linksradikalen Propagandaseite attaque.noblogs.org bekannt zu haben, von der er auch der Administrator sei.

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Mann der „linksradikalen“ Bewegung verhaftet, der verdächtigt wird, rund 60 Fahrzeuge im Île-de-France angezündet zu haben
17. Juni, 2022

Am 11. Juni 2022 wurde in Paris ein Mann verhaftet, der verdächtigt
wird, seit 2017 58 Fahrzeuge in Paris und Seine-Saint-Denis angefackelt zu haben. Er wurde Angaben der Staatsanwaltschaft von Bobigny zufolge früher in dieser Woche in Untersuchungshaft gesteckt und gegen ihn wird wegen „Zerstörung/Beschädigung mit gefährlichen Mitteln und der Gefährdung Dritter“ ermittelt.

Den Informationen von franceinfo zufolge wird der Verdächtige, der rund 40 Jahre alt ist, von den Ermittlern als Angehöriger der radikalen Linken betrachtet, genauer als Angehöriger der anarchistisch-autonomen Bewegung. Er bekannte sich zu den Brandstiftungen auf einer Webseite, deren Administrator er sei. Teilweise dank dieser Seite waren die Ermittler in der Lage, die 58 Brandstiftungen auszumachen, die sie ihm zuordnen. [Gemäß einer „dem Fall nahestehenden Quelle“, die mit der AFP gesprochen hat, wurden infolge der Ausbreitung der Feuer „insgesamt mehr als 100 Fahrzeuge vollständig zerstört“ und „10 Gebäudefassaden angekokelt“].

Der Mann handelte alleine und vorsätzlich. Er erkundete die Region,
indem er sie nachts und an Wochenenden mithilfe eines Fahrrads oder Rollers besuchte und wusste genau, wo sich die Videoüberwachungskameras befinden. Die betroffenen Fahrzeuge gehörten zu privaten (Eiffage) und staatlichen Firmen (Enedis, RATP), oder zu Telekommunikationsunternehmen oder den Medien. Auch Diplomatenfahrzeuge wurden in Brand gesteckt. Sie standen in Paris, vor allem im Osten und Westen der Hauptstadt, sowie in Seine-Saint-Denis.

In flagranti festgenommen

Die Staatsanwaltschaft von Bobigny eröffnete am 8. März 2022 ein Verfahren und betraute das SDAT, die Anti-Terrror-Abteilung, damit, nachdem in der Nacht vom 4. auf den 5. März im 16. Arrondissement von Paris zwei Diplomatenfahrzeuge abgebrannt waren. Der Verdächtige wurde schließlich in Folge polizeilicher Überwachung in der Nacht vom 10. auf den 11. Juni verhaftet, als er Feuer an einem Diplomatenfahrzeug im 17. Arrondissement der Hauptstadt legte. Das Feuer verschlang außerdem sieben daneben abgestellte Fahrzeuge.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in Oise entdeckten die Ermittler neben anderen Dingen eine Karte, auf der die Standorte der
Videoüberwachungskameras der Stadt Paris eingezeichnet waren. In seinem Fahrzeug wurden ein Feuerzeug, eine Polizeiarmbinde, Farbdosen, ein Taser und Nothämmer zur Zerstörung von Fensterscheiben beschlagnahmt.


Auszüge aus der französischen Presse; via sansnom.noblogs.org

[Paris] Der Feind steht hier

Unsere Feinde sind nicht die anderen Ausgebeuteten, sondern die Bosse und der Staat. Wir lehnen alle nationalistischen und Einheits-Front-Aufrufe ab, obwohl wir den Horror der russischen Invasion in der Ukraine sehen. Aber Putin wurde nicht am 24. Februar zu einem Diktator, weil ihn die westlichen Medien und Anführer*innen verdammten. Die Diktatur war schon immer da, Russland und sein Vasallenstaat Belarus waren schon immer Polizeistaaten. Es genügte, zuzusehen und nichts zu tun. Die brutale Repression aller Forderungen des Volkes, ermordete, gefolterte und eingesperrte Oppositionelle, …

Wir denken an unsere anarchistischen Gefährt*innen wie Ilya Romanov, der viele Jahre im Knast verbrachte oder den beiden jungen russischen Gefährten, die kürzlich zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt wurden, weil sie eine Wache der politischen Polizei gesprengt haben – in einem Videospiel! Wir denken auch an die Revolte von 2020 in Belarus, als die Bewohner*innen dieses Landes den Diktator Lukashenko stürzen wollten. Dutzende Menschen wurden von der Polizei ermordet, hunderte gefoltert, tausende eingesperrt, ohne dass sich in Europa irgendwer darum geschert hätte. Weil sie in den geostrategischen Machtspielchen die Oberhand behalten wollten, haben die westlichen Regierungen den russischen Polizeistaat zu keiner Zeit verurteilt, der stattdessen ein wichtiger ökonomischer Partner gewesen ist. Société Générale, Total, Engie, Renault, die Auchan Gruppe … auch mit französischem Geld hat Putins Diktatur floriert, es ist dieses Geld, mit dem die Armee finanziert wurde, die heute Zivilist*innen massakriert und droht, nukleare Katastrophen auszulösen.

Heute fahren unsere Gefährt*innen in Osteuropa fort zu kämpfen. Wie viele andere Zivilist*innen haben ukrainische Anarchist*innen die Waffen aufgenommen, um Widerstand gegen die russische Invasion zu leisten. Auf der anderen Seite der Front wenden sich russische und belarussische Anarchist*innen, ebenso wie zehntausende Menschen gegen den Imperialismus von Putin und seinem Unterhändler Lukashenko. Wir betrachten sie nicht als Opfer, sondern als revolutionäre Kämpfer*innen. Wie Mikhail Zhlobitsky.

Wir können uns nur auf ihre Seite stellen, indem wir den Staat und die Bosse hier bekämpfen.

Letzte Nacht haben wir einen BMW mit diplomatischem Kennzeichen und einen SUV Aston Martin in der Edmond About Straße des Pariser Distrikts Passy in Brand gesteckt.

Möge die Feindschaft gegen diese imperialistische Invasion eine Revolution überall auf der Welt auslösen!


Via Act for Freedom Now!

Boris, wir denken an dich!

Seit Anfang August liegt Boris mit schweren Brandverletzungen im Krankenhaus, noch immer ist unklar, ob er überleben wird. In Frankreich und anderswo gab es seit seiner Inhaftierung und insbesondere seit dem Brand in seiner Zelle einige Angriffe, die mit den Gedanken bei Boris seinen Kampf fortführen.

16. Juni

„Wir haben in der Nacht vom 16. auf den 17. Juni [in Toulouse] drei Fahrzeuge mithilfe von Anzündern, die wir unter die Vorderreifen oder auf den Hinterreifen unter die Tanköffnung gelegt haben, angezündet, ein E-Auto von Tesla, einen Lieferwagen von Socorep und einen Lieferwagen von Scolopec.

– Den Tesla, weil das, was ihn zusammensetzt,  aus den schlimmsten Extraktionsbedingungen von seltenen Erden, von Kunststoffen, von Metall stammt und weil er mit Strom angetrieben wird, der auch mithilfe der Extraktion von Uran produziert wird. Dieser Extraktivismus hält zahlreiche Orten und Personen unter westliche neokoloniale Abhängigkeit, während er gleichzeitig die Umwelt zerstört… Das ist der Grund, aus dem uns der mit grünem Lack überstrichene Kapitalismus anekelt, weil er wie der Rest von der Ausbeutung der Welt zu wirtschaftlichen Zwecken abhängt und weil seine Produktion überhaupt nicht recyclebar ist.

– Den Socorep-Lieferwagen, weil Socorep ein Großbau-Unternehmen ist, das zur Ausbreitung der Städte und der Zivilisation beiträgt, auch wenn 40 000 Wohnungen in Toulouse leerstehen (um nur von Wohnungen zu sprechen) für so viele Personen auf der Straße und für abgeschobene Menschen in ihr Herkunftsland.

– Den Scolopec-Lieferwagen, weil dieses Unternehmen Telekommunikationsnetzwerke errichtet, insbesondere 5G, was zur Abhängigkeit von der Technologie und der Gesellschaft des Spektakels, die so viele Menschen einlullt, beiträgt. Außerdem wird diese Technologie immer mehr Alltagsgegenstände miteinander verbinden und eine größere Überwachung der Bevölkerung und der Ströme ermöglichen, wenn sie aufrecht erhalten wird.

Wir wollen dieser wuchernden Zivilisation ein Ende setzen.
Auf dass diese Flammen sich ausbreiten mögen und unsere Anarchie dazu!

Solidarität mit B., der für die Brandstiftungen an Funkmasten angeklagt ist.“

15. Juli

„In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli haben wir einen Transporter mit Hebebühne von Scopelec im Quartier des Eaux Claires in Grenoble angezündet.

Ein kleiner Schlag gegen dieses Unternehmen, das Teil daran hat, durch die Installation von Telekommunikationsnetzen (Glasfaser, 5G, etc.) die technologische Kontrolle auszuweiten. Die Etablierung eines Gesundheitspasses ist ein Stein mehr in der Errichtung „intelligenter Städte“, von Überwachung und Tracking.

Solidarität mit Boris, der für die Brandstiftung an zwei Funkmasten eingesperrt ist!

P.S.: Der Regen löscht das Feuer nicht.“

 

18. August

„In den Höhen der Peripherie von Nancy hat an diesem 18. August eine 5G-Antenne gebrannt. Weder Atomkraft noch 5G! wurde auf eine Wand der Einfassung getaggt, die Menschen vom Zutritt abhalten sollte.

Eine Antwort unter anderen gegen die Hartnäckigkeit der Regierung, mit Gewalt ihr Projekt der Digitalisierung der Welt durchzusetzen. Dieses Jahr wird auch entscheidend für das Atommüll-Endlagerprojekt in Bure sein, das sich auch trotz des lokalen und weiter entfernten Widerstands, der seit Jahren aufrechterhalten wird, auferlegt. Die Atomkraft und 5G sind die Pfeiler einer tödlichen Industrie.

Solidarität mit allen in Folge dieser Kämpfe angeklagten Personen!

Erleuchtete Jogger und Joggerinnen“

21. August

„Gestern abend wollten wir Boris, anarchistischer Gefährte, der wegen eines Feuer in seiner Zelle im Gefängnis von Nancy-Maxéville im Koma liegt, eine solidarische Botschaft schicken.

In Montreuil schreitet die Gentrifizierung mit Riesenschritten voran, mit neuen Wohngebäuden, die dank des Ausbaus der U-Bahn für eine betuchtere Bevölkerung bestimmt sind. Wir sind keine Bewunderer der Elendsbehausungen der Armen und der Viertel, die vom Schwarzhandel zermürbt sind, eine einfache Form des Kapitalismus, wenn auch illegal. Aber das Labyrinth aus Gassen zwischen den kleinen, selbstgebauten Häusern hat seinen Charme und erlaubt den Menschen, die dort leben, andere Beziehungen zu bilden, weniger vom Geld bestimmt sind. Auch eine andere Beziehung zum Staat. Die verwinkelten Gassen machen die Videoüberwachung, die auch in Montreuil zunimmt (wie überall in Paris), weniger effizient.

In diesem Kontext ist die Werbung in wichtiger Vektor, um die kapitalistischen und autoritären Werte dieser Gesellschaft durchzusetzen: Eigentum, Konsum, Arbeit, „Erfolg“, Konformismus. Diese Ideen haben die Vorstellungskraft von fast allen kolonisiert, inklusive der ärmsten und marginalisiertesten sozialen Schichten. Dieser Konformismus des Denkens verhindert sich etwas anderes vorzustellen, ein anderes Leben. Wie soll man mit Menschen über Revolution sprechen, die nur von Reichtum, Familie, flüchtigen Gadgets träumen, die das gelebte Leben ausfüllen?

Deshalb dachten wir, dass ein Kastenwagen von JC Decaux [Werbeunternehmen] ein gutes Ziel wäre. Der, der in der Rue Ernest Savart geparkt war, wurde also den Flammen übergeben. Das gleiche Schicksal ereilte etwas weiter unten in der Rue Victor Beausse ein Kleintransporter von Enedis [Stromunternehmen] (nicht nötig, die in diesem am meisten nuklearisierten Land der Welt vorzustellen).

Nur Mut Boris!
Erhobenen Hauptes, mit feurigem Herzen!
Lang lebe die Anarchie!

21. August

In der Nacht vom 21. auf den 22. August haben wir in Paris einen Transporter von Eiffage [Knastbauer] in Brand gesetzt. Das Gefängnis zerstört Leben, drinnen und auch nach der Entlassung. Es schwebt auch wie eine Drohung über den Personen außerhalb. Eine Drohung gegen jene, die sich gegen diese Ordnung der Dinge auflehnen. Es ist das letzte Bollwerk dieser Welt gegen jene, die aus Notwendigkeit oder aus einer Entscheidung heraus diese bekämpfen.

Wir haben leider nicht die Kraft um das zu tun, was getan werden müsste, nämlich diese Betonmonster bis zum letzten in Trümmern zu hinterlassen. Wir weigern uns trotzdem aufzugeben, weil es durch den Kampf in der unterlegenen Position selbst ist, dass wir ein bisschen erblicken können, was wir wollen: Freiheit und das Ende der Ausbeutung.

Wir greifen also unter anderen die Unternehmen an, die sich durch das Bauen von Gefängnissen oder durch ihre Verwaltung bereichern. Wie Eiffage!

Solidarität mit Boris“

30. August

„Die kapitalistische Wirtschaft braucht es der Gesellschaft Sicherheit zu verkaufen, einer elendigen, schlafenden Gesellschaft. Die kapitalistische Maschine, ihre uniformierten Schergen und die Scheiße, die sie umgibt, existiert, um Menschen dazu zu bringen Befehlen zu gehorchen und dann zu scheißen und Plastikzeug wie Handys zu kaufen. Natürlich bringt eine Wirtschaftskrise keine Repression, aber Immigranten, Viren, Feuer und Dissidenten schon. Regierungen werden alles nutzen um die Überwachung der Massen zu vergrößern, Angst zu schüren, Langeweile über Bildschirme, folge einfach den Apps und du bist sicher.

Einige gehorchen Befehlen natürlich nicht, sondern positionieren sich bewusst auf der anderen Seite und leisten Widerstand gegen die leere kapitalistische Realität. Einige führen den Kampf in den Zellen der Tyrannei fort. Für sich und für uns. Lasst uns die Feuer von den Wäldern in die Städte tragen. Lasst die Aristokraten, die Sicherheitskräfte und ihre Herren jeden Preis für die Katastrophen zahlen. Am Montag, den 30. August, haben wir ein Fahrzeug des ELTA-Kuriers [griechische Post] in Vyronas in Gmittou [in Griechenland] abgefackelt.

EINE KLEINE SOLIDARITÄTSBOTSCHAFT UND UNTERSTÜTZUNG FÜR DIMITRIS HATZIVASSILIADIS

FÜR DEN ANARCHISTEN BORIS DER NACH EINEM BRAND IN SEINER ZELLE IM KOMA LIEGT

Anarchisten“

4. September

„Während ich im unteren Montreuil in der Nähe von der Nummer 4 der Rue Dolorès spazieren ging, konnte ich feststellen, dass die Fassade von Egis umdekoriert worden war. Zusätzlich zu zahlreichen Tags kann man auf den oberen Etagen Farbflecken erkennen.

„Solidarität mit den Eingesperrten / Stirb Egis Stirb Knast / Antennen, Gitterstäbe, Nieder mit dieser Gefängniswelt / Egis baut Gefängnisse / Solidarität / Egis stirb / Wir wollen nicht in euren Knästen vermodern / Feuer den Knästen / Aufstand, er lebe hoch! / 3G, 4G, 5G, Antennen brennt / Stirb Knast / Solidarität mit Boris / Flucht / Es lebe das Feuer / Konstrukteur der Gefängnisstadt / Egis Kollaborateure“

Egis ist tatsächlich als Ingenieursfirma bekannt, die insbesondere Vorstudien zur Errichtung eines neuen Knastes im Département Seine-Saint-Denis, neben dem Knast von Villepinte, erstellt; Boris ist ein anarchistischer Gefährte, der heute aufgrund eines Brandes seiner Zelle im Koma liegt. Er ist für die Brandstiftung an zwei Funkmasten während des ersten Lockdowns inhaftiert.

Hier haben wir mal eine bunte Fassadenneugestaltung, die eine schöne Abwechslung zum Grau der Gefängnisstadt ist!“

5. September

„In Solidarität mit Boris, der seit einem Feuer in seiner Zelle seit inzwischen einem Monat im Koma liegt, wurde in der Nacht von Sonntag auf Montag ein Fahrzeug von Orange [frz. Mobilfunkanbieter] vor den Büroräumen von Orange im Zentrum von Grenoble  angezündet.

Warum Orange? Einfach weil wir den Bericht über den Prozess von Boris gelesen haben und wir gesehen haben, dass Orange über seine Anwältin versucht hat unseren Gefährten so weit wie möglich in die Scheiße zu reiten. Natürlich sind die Richter, Staatsanwälte und Schließer ebenso verantwortlich für seine Lage, aber wir hatten Lust eine Kampagne gegen Orange zu starten, da Orange ein bisschen überall in unserer Greifweite liegt: zerstochene Reifen, eingeworfene Schaufenster der Stores, Tags, verbrannte Karren, verbrannte Masten, etc., für jeden Geschmack ist etwas dabei, derjenigen, die Lust haben an dieser kleinen Kampagne teilzuhaben, um zu zeigen, dass wir Boris nicht vergessen und dass wir an ihn denken, erhobenen Hauptes und mit feurigem Herzen!

Wir nutzen dieses kleine Communiqué um an der Debatte um anarchistische Solidarität teilzunehmen. Für uns sollte sich diese Solidarität nicht auf die Repression beschränken, und in all diesen Situationen scheint es uns wichtig, dass die Anarchisten sich gegenseitig unterstützen um zu zeigen, dass Affinität nicht nur ein sinnentleertes Wort ist. Insbesondere seit dem Beginn der Corona-Krise, die zahlreiche Anarchisten extrem isoliert hat. Wir wollten auch sagen, dass Solidarität nicht nur Angriff ist, dass es jede Menge Arten und Weisen gibt, seine Solidarität mit den Anarchisten um uns herum auszudrücken.

Wir nutzen es auch um lauthals das stachlige Problem auszudrücken, dass in diesen letzten Jahren unsere Angriffsziele auch diejenigen der Faschos/Verschwörungstheoretiker sind. Von Masten (erinnern wir uns, dass von quasi allen Prozessen wegen Funkmastbränden in Frankreich Boris der einzige gewesen ist, der keine Verschwörungstheorien ausgedrückt hat) bis hin zu Impfzentren. Was sagt das über den aktuellen Anarchismus? Und wie das angehen, sodass man die anarchistischen Akte nicht mit Akten von Verschwörungstheoretikern verwechseln kann und warum ist das wichtig? Dass die Linken seit Wochen Hand in Hand mit Faschos/Verschwörungstheoretikern auf die Straße gehen, sollte uns eine Warnung vor der Gefahr der Idee eines gemeinsamen Kampfes sein, die dazu führt, dass es uns egal ist, mit wem wir kämpfen, solange man die gleiche Praxis und das gleiche Ziel hat. Man vergisst, dass die Menschen, deren Handlungen man bejubelt, oder mit denen man demonstriert, Positionen haben, die hinsichtlich quasi allem mit den unseren in Widerspruch stehen, und dass wir in anderen Kontexten ihr Angriffsziel sein werden.

Viel Kraft und Mut für Boris und seine Lieben!

Einige solidarische Widerborste

6. September

„Nicht einfach, eine schmutzige Domäne zu finden, in der Vinci nicht mitmischt. Von Katar bis Chile, von Frankreich bis Russland, dieses Industrieprunkstück exportiert seine Infrastrukturen in die ganze Welt. Zerstörung des Lebendigen, Ausbeutung und Einsperrung von Menschen sind natürlich auf dem Programm. Deshalb wird das Nutzfahrzeug von Vinci, das wir vor einigen Tagen in Ivry angezündet haben, Vinci nicht davon abhalten weiter seine Knäste zu bauen.

Wir hoffen nur, dass, außer dass uns dieser Moment gut getan hat, es dazu beiträgt die Wütenden von überall daran zu erinnern, dass sie nicht alleine sind und dass die Flamme der Revolte nicht erloschen ist. Was das betrifft, haben wir uns nicht davon abhalten können, während wir unser Freudenfeuer entfachten, an unseren Freund Boris zu denken, der immer noch im Krankenhaus liegt.

Feuer den Knästen und jenen, die sie bauen!

 

Quelle: Sans NomDark Nights

Entnommen aus Zündlumpen #085.