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Elany: Über meine Inhaftierung / About my imprisonment

Nachdem ich meine Zeit nicht länger im Knast verbringen muss, können nun Einzelheiten zur Festnahme genannt werden. Der Grund der Festnahme: es bestehe dringender Verdacht auf Sabotage eines Mobilfunkmastes. Wie die Polizei auf mich, bzw auf uns, aufmerksam wurde, weiß ich bis heute nicht. Es hatte aber wohl nicht geholfen, dass im Blog über diverse Fälle von Sabotage an Mobilfunkmasten berichtet wurde und dass ich handgeschriebene Notizen für ein „Handbuch der Sabotage“ bei mir trug, in welchem beschrieben wird, wie mensch Funkmasten, Straßenlaternen, Bankautomaten und anderes sabotiert. Zumindest konnte ich so allerdings die ganze Aufmerksamkeit auf mich lenken, sodass meine Partnerin schnell wieder entlassen werden konnte (neben einigen ableistischen Äußerungen und dass ihr gesundheitlicher Zustand ohnehin dagegen spreche und sie nicht zu gefährlichen Taten im Stande sei). Trotz belastender Indizien fehlt es jedoch bis heute an Beweisen. In all der Zeit hinter Gittern konnte nie ein Beweis erbracht werden, dass ich jene Tat, oder überhaupt irgendeine Tat, begangen habe. Somit sah das Gericht, dass eine längere Haft nicht angebracht sei bis stichhaltige Beweise vorliegen (auch zu meiner eigenen Überraschung, denn wir kennen alle die unzähligen Fälle, in denen Menschen im Knast verrotten, obwohl die Beweislage nur dünn oder gar nicht vorhanden ist).

Im Knast versuchen die Cops dich natürlich irgendwie zu brechen, wohl in der Hoffnung, dass mensch ein Geständnis ablegt und die weitere Inhaftierung dadurch „angenehmer“ wird. Das Zurückhalten der Post, die anfängliche Verweigerung benötigter Medikamente, Verweigerung des Hofgangs, was auch immer gerade versucht wurde. Am Schwierigsten war für mich aber wohl der Umstieg von einem sehr aktiven Lebensstil in der Natur und dem Sammeln meiner Nahrung (was möglich ist – fremde Gärten reicher Nachbar*innen sind da auch hilfreich) zu einem sesshaften Leben hinter Mauern, in welchem dir Gefängnisfraß serviert wird. Wer totes Tier, Getreide und industriell stark verarbeitete „Lebensmittel“ verweigert, wird sich zwangsläufig mit dem Hunger anfreunden müssen, denn viel Auswahl bleibt dir nicht mehr. Doch nichts von all dem ist in der Lage mich zu brechen. Das Leben hat mich bereits härter gefickt als es der Staat jemals kann, um es mal in moderner Sprache auszudrücken.

Jetzt heißt es für mich abzuwarten was noch kommt. Bis dahin rufen mich die Berge.

Abschließend sende ich herzliche Grüße und viel Liebe an all jene bekannten und unbekannten Gefährt*innen, die Unterstützung und Solidarität anboten und zeigten, die Informationen und meine Texte teilten, für die wundervollen Knastbotschaften, und natürlich allen Gefährt*innen, die hinter kalten Betonmauern eingesperrt sind. Ihr seid in diesem Kampf nicht alleine. Irgendwann werden wir auf den Trümmern sämtlicher Käfige tanzen.

(Ich bin am Wochenende wieder auf Twitter aktiv!)

ENG

Now that I no longer have to spend my time in jail, details of the arrest can be given. The reason for the arrest: urgent suspicion of sabotage of a cell tower. How the police became aware of me, respectively of us, I don’t know until today. It probably didn’t help that there were several reports about sabotage of cell towers in the blog and that I carried handwritten notes for a „manual of sabotage“, which describes how to sabotage cell towers, street lamps, ATMs and other things. At least I was able to draw all the attention to myself, so that my partner could be quickly released (apart from some ableist remarks and that her health condition speaks against it anyway and that she is not capable of dangerous deeds). Despite incriminating circumstantial evidence, however, there is still a lack of proof to this day. In all the time behind bars, no evidence could ever be produced that I committed that crime, or any crime at all. Thus, the court saw that a longer imprisonment was not appropriate until there was solid evidence (also to my own surprise, because we all know the countless cases of people rotting in jail, even though the evidence is thin or non-existent).

In jail, of course, the cops try to break you somehow, probably in hope that you will make a confession and further incarceration will be more „pleasant“ as a result. Withholding mail, initially refusing needed medication, refusing yard time, whatever they just tried. But probably most difficult for me was the transition from a very active lifestyle in nature and gathering my food (as much as possible – gardens of rich neighbors are also helpful) to a sedentary life behind walls where prison food is served to you. If you refuse dead animals, grains, and industrially highly processed „foods,“ you will inevitably have to make friends with hunger, because you won’t have much choice left. But none of this is able to break me. Life has already fucked me harder than the state ever can, to put it in modern language.

Now I have to wait and see what is still to come. Until then the mountains are calling me.

Finally, I send warm greetings and much love to all those known and unknown compas who offered and showed support and solidarity, who shared information and my texts, for the wonderful prison messages, and of course to all compas who are locked up behind cold concrete walls. You are not alone in this struggle. Someday we will dance in the ruins of all cages.

(See ya on twitter this weekend!)


Übernommen von Feral Fire.

[Schweiz] Der Ruf der Freiheit /Call of Freedom

ENG BELOW

Elany ist seit heute frei. Oder zumindest so gut wie frei. Die Beweislage reicht nicht für eine weiterlaufende Inhaftierung, der Gesamtprozess ist damit aber noch nicht vom Tisch. Es wird hartnäckig gekämpft Beweise zu finden. Elany erholt sich bei mir von einer kürzlichen Corona-Infektion und wird sich in den nächsten Tagen/kommende Woche sowohl hier als auch auf Twitter wieder melden. Bisher noch unbeantwortete E-Mails werden ebenfalls in Kürze abgearbeitet.

Danke für den zahlreichen Support. Unsere geliebte El meldet sich in Kürze mit eigenen Worten!

__________________________________

Elany is free since today. Or at least as good as free. The evidence is not sufficient for further imprisonment but the entire process is not yet off the table. There is a persistent fight to find evidence. Elany is recovering at me from a recent covid infection and will be back in touch both here and on twitter in the next few days/coming week. Previously unanswered emails will also be processed shortly.

Thanks for all the support. Our beloved El will be in touch shortly in her own words!


Übernommen von Feral Fire.

[Berlin] Brandanschlag auf Auto von Knastprofiteur SPIE in Solidarität mit Gefangenen

Mittwoch Nacht, 23. März, haben wir in Prenzlauer Berg einen Wagen der Firma SPIE angezündet. SPIE beteiligt sich international am Bau und Betrieb von Gefängnissen und anderer Einrichtungen mit dem Ziel der Totalüberwachung und Kontrolle.

Bildungseinrichtungen, Parks, Verkehrsinfrastruktur und Konsummeilen werden unter den elektronischen Augen und Sensoren von einer Mischung aus privaten und staatlichen Sicherheitssystemen zu Orten der Disziplinierung. Dort wo Menschen sich organisieren und selbstbestimmt ihr Leben gestalten könnten, wo sie Widerstand leisten und sich einfach das nehmen könnten, was ihnen im Kapitalismus nicht vergönnt ist, leisten Firmen wie SPIE ihren Beitrag am technologischen Angriff. Zu wenig wird den Feind*innen der Freiheit entgegengehalten. Brennen wir ihre Autos nieder, legen wir ihre Infrastruktur lahm!

Mit dieser Aktion erklären wir unsere Solidarität mit den verfolgten Verteidiger_innen des Biologico und der Unregierbarkeit der Universität in Thessaloniki, mit den inhaftierten Thanos Chatziaggelou, Georgia Voulgari, Panos Kalaitzis und Dimitris Chatzivasiliadis.

Mit Ella und Lina im Fokus deutscher Repression und Claudio Lavazza unter der Kontrolle des französischen Knastvollzugs. Mit allen verfolgten Kämpfer*innen rund um den Erdball.


Via de.indymedia.org

[Schweiz] Update zur Situation von Elany

Es sind mittlerweile drei Wochen seit der Inhaftierung von Elany und es ist offensichtlich dass der Versuch unternommen wird sie zu brechen. Es gilt weiterhin ein Besuchsverbot und auch weiterhin ist mir nicht einmal ein kurzer Anruf gestattet. Unser Anwalt hat mir zudem heute folgendes berichtet:

Elany isst an den meisten Tagen wenig da sie sonst gezwungen ist Fleisch und Getreide zu sich zu nehmen. Ihre Schilddrüsenmedikamente bekommt sie nicht ausgehändigt weil sie diese aus dem Ausland bezieht und sich seit einiger Zeit selbst therapiert. Bisher ist noch kein Brief bei ihr angekommen. Leider sind das auch die einzigen neuen Informationen.

Elany, ich denke jede einzelne Sekunde an dich und ich glaube fest daran dass wir bald wieder vereint sein werden.


Übernommen von Feral Fire.

[Schweiz] Zur Situation unserer Inhaftierung

Am 9. Januar kam es zu einer Festnahme von Elany und mir wie auch von Gefährt*innen auf Indymedia berichtet wurde. Während ich inzwischen wieder auf freiem Fuß bin sitzt Elany weiterhin in Untersuchungshaft. Bei der Anschuldigung handelt es sich um dringenden Verdacht auf gemeingefährliche Sabotage und Brandstiftung. Beweise wurden mir keine vorgelegt und die meisten Fragen die sie mir stellten waren über Elany. Ich bin doch nur „ein bemitleidenswertes kränkliches Gefolge das an eine falsche Person geraten ist” wie mir ein Bulle bei einem Verhör gesagt hat.

Elany und ich kennen uns noch nicht lange aber ich weiß über ihre Sorge über Snitches und sensationsgeile journalistische Aasgeier die sich auf alles stürzen und das Umfeld bedrängen und gefährden. Deswegen hab ich mich erst einmal mit ihrem Freundeskreis beraten welche Informationen ich öffentlich teilen kann. Den Ort der Inhaftierung werde ich daher nicht öffentlich nennen. Besuche sind nicht möglich und selbst ein Anruf ist mir nicht erlaubt. Ich werde über unseren Anwalt erst in Erfahrung bringen müssen ob wenigstens Post empfangen werden kann. Wenn ich darüber Klarheit habe teile ich die Adresse mit ihrem Freundeskreis. Gemeinsame Freund*innen und Gefährt*innen aus Deutschland können sich dann bei M. von Schwarzer Pfeil melden. Da ich weiß das die beiden sich auch persönlich kennen vertraue ich they die Adresse an und wem diese weitergegeben wird. Mir wurden auch mehrere Kontakte zugespielt von Menschen hier aus der Schweiz die Unterstützung anbieten. Wenn weitere Hilfe dringend benötigt wird werde ich die Kontakte durchgehen.

Da ich nun auch weiß das Elany es etwas stört wenn einzelne Gefangene einen Märtyrerstatus bekommen und die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen während viele weitere Gefangene innerhalb der Mauern leiden, bitte ich sich solidarisch zeigende Menschen darum diese Solidarität auszuweiten. Keine Knastdemos und andere Aktionen an einem bestimmten Ort weil eine bestimmte Person gefangen ist sondern Aktionen an allen Orten weil Gefängnisse überhaupt existieren. Das würde ihr Herz viel mehr zu einem Lächeln verhelfen. Niemand ist frei solange es nicht alle sind.

Abschließend ein herzliches Danke für den Support. Wenn ich mehr über Elany weiß teile ich die Infos sofort. Jetzt klären wir ab ob wir ihr schreiben können.

PS: Ich hab keine Einsicht auf die verbundene Email und Twitter Account. Das hat Elany immer gemacht. Es wurde eine Email für ihren Fall eingerichtet unter freeelany@riseup.net


Übernommen von Feral Fire.

[Schweiz] Zwei Gefährt*innen in U-Haft

Zwei unserer FreundX und Gefährtx sitzen in der Schweiz in U-haft

Zwei unserer FreundX und Gefährtx, eine von ihnen Elany, die kürzlich mit „Schwarze Saat“ den ersten deutschsprachigen Sammelband zu schwarzen und indigenen Anarchismus veröffentlichte, sitzen in der Schweiz in U-haft. Elany ist ebenfalls teil des zusammenschlusses FERAL FIRE und publiziert dort Übersetzungen so wie eigene Texte.

Die Infos die wir haben sind bisher sehr mau, aber wir möchten sie euch nicht vorenthalten.

Ein Anwalt ist bereits an der Sache dran und kämpft zunächst darum, [eine der beiden Gefährt*innen] zu befreien.

Bei ihr bestehe medizinische Notwendigkeit aufgrund von Behinderungen/Erkrankungen und auch keine Fluchtgefahr.

Bei El selbst wird es allerdings schwieriger.

Wir wissen bisher nicht was den beiden vorgeworfen wird.
Wenn wir weitere infos haben werden wir diese weiter geben.

Wir sind in gedanken bei euch.

Ihr seit für uns drin, also sind wir für euch draußen.

Solidarität lebt auf der Straße.

Freundx und Gefährtx von den 2 Entführten.


Übernommen von de.indymedia.org, stellenweise verändert.

Freiheit für Claudio Lavazza!

Das Gefängnis ist eine der wesentlichen Säulen der Gesellschaft. Das Gefängnis dient entgegen der Rhetorik demokratischer Regierungen, die uns das einreden wollen, nicht der Umerziehung und Reintegration. Stattdessen verfolgt das Gefängnis die Bestrafung, Unschädlichmachung und Eliminierung derjenigen, die in seinen Mauern eingeschlossen sind – das heißt derjenigen, die für das Funktionieren der Gesellschaft und seiner Wirtschaft nutzlos oder hinderlich sind. Das Inhaftierungssystem des französischen Staates, der seit der Revolution die Parole „Liberté, Egalité Fraternité“ [dt. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“] geprägt hat, ist da keine Ausnahme. Obwohl die Todesstrafe 1981 abgeschafft wurde, wurde die Guillotine doch nur durch den Willen, auf eine „sauberere“ Art und Weise zu töten, nämlich durch das langsame und monotone Verstreichen der Haftzeit, ersetzt.

Unter den vielen Leben, die sich im eiserenen Griff der demokratischen Gesetze gefangen finden, ist auch das des Anarchisten Claudio Lavazza.

In den 70ern war er Teil einer der vielen bewaffneten Gruppen in Italien, die versuchten, den Horizont des revolutionären Traums zu erstürmen, indem sie an Enteignungen, bewaffneten Angriffen und Gefängnisausbrüchen mitwirkten, um diejenigen zu befreien, die im Netz der Repression gefangen waren. Erst wählte Claudio ein Leben im Untergrund, wurde dann jedoch zur Flucht gezwungen und beging weiterhin Banküberfälle, um subversive Bewegungen in ganz Europa finanziell zu unterstützen. Nach einer Schießerei bei einem schief gelaufenen Bankraub wurde er 1996 in Spanien festgenommen und zu 25 Jahren Knast verurteilt, die er abgesessen hat – acht Jahre davon verbrachte er in einer speziellen Isolationsabteilung. 2021 wurde er nach Frankreich ausgeliefert, wo ihn 10 weitere Jahre erwarteten. Obwohl die europäische Gesetzgebung vorsieht, dass seine Haftstrafe in Frankreich zusammen mit der Zeit, die er in Spanien abgesessen hatte, ebenfalls abgesessen sei, verweigert ihm die Hexagon-Regierung durch ihre Schergen in Gerichtsroben seine Freilassung, indem sie die Gefängnistüren mit bürokratischen Hindernissen und juristischen Formsachen verriegelt.

Der französische Staat rächt sich an Claudio dafür, dass er an einem der größten Bankraube der Bank von Frankreich im Jahre 1986 beteiligt gewesen sein soll, aber vor allem dafür, dass er sich nicht von seinem bewaffneten Kampf gegen alle Staaten und etablierten Autoritäten distanziert.

Die Befreiung von Claudio Lavazza, der heute beinahe 70 Jahre alt ist, geht alle Liebhaber*innen der Freiheit etwas an. Ihn aus den Fängen des französischen Justizsystems zu befreien, das seine eigenen Gesetze missachtet, in dem absichtlichen Versuch, ihn langsam zu töten, ist die Aufgabe aller, die leidenschaftlich für eine Welt frei von den Ketten der Gefängnisse und der Autorität kämpfen.

Auf zur Tat!

Damit sich die Gefängnistüren für Claudio umgehend öffnen!

Anarchist*innen.

Download als Plakat (PDF)


Dieser Text ist die Übersetzung eines unter anderem bei Act for Freedom Now! veröffentlichten Plakats, das ab dem 7. Januar 2022 zu einer Welle der Solidarität mit Claudio Lavazza aufruft.

[Bristol, UK] Toby Shone erklärt seinen Fall aus den Kerkern des Gefängnisses von Bristol

Hallo, mein Name ist Toby Shone. Ich bin Anarchist und derzeit im Gefängnis von Bristol inhaftiert, nachdem ich von einer Antiterroreinheit mit vorgehaltener Waffe im Rahmen der Operation Adream im UK gekidnapt wurde. Die Repression zielte auf das (in Worten und Taten) anarchistische 325 Kollektiv und die Webseite 325.nostate.net (die aufgrund einer Serverbeschlagnahme seitdem nicht mehr erreichbar ist; Anm. d. Übers.) ab. Die Operation Adream ist ein gemeinsamer Angriff des Britischen Staates und weiteren Europäischen Partnerstaaten gegen anarchistische Aktionsgruppen, Gegeninformationsprojekte, Gefangenensolidaritätsinitiativen und die neue anarchistische Kritik an der technologischen Singularität und der Vierten und Fünften Industriellen Revolution. Die Operation Andream ist die erste, bei der die Antiterrorgesetze des UK gegen die hiesige anarchistische Bewegung eingesetzt werden.

Ich wurde vom Regime am 18. November 2020 als Geisel genommen; durch ein mit Strumgewehren bewaffnetesTeam der Cops, nach einer Jagd durch den abgelegenen Forst von Dean, der sich an der Grenze zu South Wales befindet, eine Stunde in nördlicher Richtung von Bristol entfernt. Zeitgleich fanden koordinierte Razzien an fünf Adressen im Forst von Dean gegen kollektive Hausprojekte, Treffpunkte und einen Lagerraum statt. Ich wurde von bewaffneten Bullen auf eine nahegelegene Polizeiwache gebracht, wo ich in Isolation gesteckt wurde und viele viele Male verhört wurde. Ich weigerte mich während der Verhöre zu sprechen und ich habe mit den Mördern in Uniform nicht kooperiert.

Mir wurden vier Akte des Terrorismus vorgeworfen. Einer davon fiel unter Paragraph 2, die Verbreitung terroristischer Publikationen als ein verdächtigter Administrator von 325.nostate.net. Zwei fielen unter Paragraph 58, den Besitz von Informationen, die den Zwecken des Terrorismus dienlich sind. Dabei handelt es sich um zwei Videos. Eines zeigt, wie sich ein Sprengsatz improvisieren lässt. Und das andere demonstriert, wie ein Mobilfunkmast abgefackelt werden kann. Ich wurde außerdem beschuldigt, nach Paragraph 15 den Terrorismus finanziert zu haben, was mit den Cryptowährungskonten, die auf der 325.nostate.net Webseite angegeben waren und die der Unterstützung anarchistischer Gefangener und Publikationen dienten. Ich habe all diese Vorwürfe bestritten.

Ich wurde während der Verhöre auch der Mitgliedschaft in der FAI/IRF, der Informellen Anarchistischen Föderation/Internationale Revolutionäre Front, bezichtigt. Ich wurde angeklagt, fünf Dokumente verfasst zu haben und zahlreiche Aktionen in der Region von Bristol durchgeführt zu haben, zu denen sich die Zellen der FAI bekannten, ebenso wie diejenigen, zu denen sich Earth- und Animal-Liberation Fronts bekannt haben. Das umfasste unter anderem einen Brandanschlag gegen die Polizeiwache, das Abfackeln eines Mobilfunkmasts und die Befreiung von Tieren.

Bristol ist eine Region des UK, in der es während der letzten beiden Dekaden zahllose anarchistische Sabotageakte und Direkte Aktionen gegeben hat, die von der Polizei nicht aufgeklärt werden konnten, obwohl millionenschwere Ermitlungen angestellt wurden und gemeinsam mit der Presse regelrechte Hexenjagden gegen Anarchist*innen in der Stadt veranstaltet wurden.

Aus den kollektiven Räumen und Treffpunkten, die im Zuge der Operation Adream gerazzt wurden, beschlagnahmten die Cops hunderte Exemplare des 325-Magazins #12, sowie dutzende anarchistische Broschüren, Bücher, Sticker, Plakate und Flyer, Laptops, Mobiltelefone, Drucker, Festplatten, Kameras, Jammer, GPS-Einheiten, Rauch-, Knall- und Blitz-Täuschkörper, Nachbildungen von Feuerwaffen und Bargeld. Das gegen mich erhobene Beweismaterial umfasste zahlreiche anarchistische Publikationen, darunter das 325-Magazin #12, das sich um die vierte und fünfte Industrielle Revolution dreht, das Pamphlet „Incendiary Dialogues“ von Gustavo Rodríguez, Gabriel Pombo da Silva und Alfredo Cospito, das von Black International Editions veröffentlicht wurde. Außerdem den Text „Was ist Anarchismus“ von Alfredo Bonnano, den Dark Nights Newsletter, das kleine Büchlein „Anarchy, civil or subversive?“ von 325 und Dark Matter publications, einen Flyer in Solidarität mit den anarchistischen Gefangenen Alfredo Cospito und Nicola Gai, einen Flyer gegen Covid-19-Lockdowns namens „Face the fear, fight the future“, sowie viele andere Texte und Publikationen in Solidarität mit anarchistischen Gefangenen und Revolutionären Organisationen wie den CCF (Conspiracy of Cells of Fire).

Ich wurde in das Gefängnis von Wandsworh in London überstellt, nachdem ich dem Westminster Magistrates Gericht vorgeführt worden war und dort unter anti-terror Bedingungen gefangen gehalten. Zehn Tage lang wurde mir verweigert zu telefonieren und für meine Briefe galt eine ähnliche Restriktion. Sechs Wochen lang verweigerte man mir den Kontakt zu einem Anwalt. 23,5 Stunden Isolationshaft, manchmal sogar 48 Stunden ohne Möglichkeit meine Zelle zu verlassen, außer um mir etwas zu essen zu holen. Die ersten drei Wochen ohne Hofgang und dann bloß einmal alle vierzehn Tage für 35 Minuten. Kein Fitnessraum, keine Bibliothek, keine Bildung, keine Aktivitäten. Ich wurde in einer Kerkerähnlichen Zelle nur mit künstlichem Licht gefangen gehalten und war ohrenbetäubend lautem Baulärm ausgesetzt, als ich in die Antiterroreinheit verlegt wurde, neben der ein neuer Gefängnistrakt gebaut wurde. Meine Briefe, Telefonate und Treffen wurden alle routinemäßig überwacht und mein Zugang zu Anwälten, Post und Büchern konstant blockiert. Viele Monate lang bekam ich die vollständige Anklage gegen mich nicht zu Gesicht.

Die Operation Adream ist eine Konstruktion, die seperate, nicht miteinander verbundene Elemente miteinander in Verbindung bringt, wie es für repressive Operationen in Südeuropa typisch ist. Diese Strategie wird nun auch von der britischen Polizei angewandt. Die Operation Adream versucht die Conspiracy of Cells of Fire als eine Nachfolgeorganisation der bewaffneten Marxistisch-Leninistischen revolutionären Organisation 17. November darzustellen. Das ist eine wichtige Konstruktion für die Repression, weil die Gruppe 17. November im UK verboten ist. Im wesentlichen versucht die Operation Adream die ganze Bandbreite anarchistischer Gruppen, Publikationsprojekte und Gefangenensolidaritätsprojekten als eine Reihe organisatorischer Knotenpunkte für die Ausübung und Verherrlichung von Terrorismus darzustellen.

Der Fall wurde von dem Leiter der Staatsanwaltschaft Max Hill QC geleitet. Die Ermittlungen enthüllten schließlich die Beteiligung niederländischer und deutscher Bullen, die verborgene Hand des Geheimdienstes und eine internationale Dimension der Operation basierend auf vorangegangenen Wellen der Repression in Spanien, Italien und Griechenland. Während meiner Verhöre wurde mir beispielsweise eine vorgefertigte, schriftliche Liste an Fragen gestellt, deren Sinn nichteinmal die Beamten zu verstehen schienen, was zeigt, dass die gesamte Operation ein Vorwand war, um einen politischen Zweck zu erreichen. Dazu kann ich nur den ermordeten Anarchisten Bartholomew Vanzetti zitieren, der bemerkte, „Je höher sie sind, desto größere Trottel sind sie.“ Es ist gewiss angebracht, dass ich am 6. Oktober 2021 von dem Bristol Crown Court für nicht schuldig befunden wurde. Nichtsdestotrotz wurde ich für den Besitz und den Handel mit Betäubungsmitteln der Klasse A und B verurteilt: den psychodelischen Substanzen LSD, DMT, Psilocybin, MDMA und Marijuana, da diese alle in den kollektiven Räumen beschlagnahmt worden waren. Ich wurde zu drei Jahren und neun Monaten verurteilt.

Ich kämpfe außerdem gegen eine Serious Organised Crime Prevention Order, die von der Antiterroreinheit und der Staatsanwaltschaft gefordert wird. Diese Anordnung würde mich für bis zu fünf Jahre unter eine Form von Hausarrest stellen, nachdem ich entlassen werde und wenn ich gegen diesen Hausarrest verstoßen würde, müsste ich mit einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen. Die Anordnung würde meine täglichen Bewegungen kontrollieren und überwachen, meinen Kontakt zu anderen, meinen Aufenthaltsort, die Verwendung von Geld, Geräten, internationalen Reisen, usw. Sie erfordert, dass den Cops präzise Informationen über all meine Freund*innen, Kontakte und Geliebte gegeben würden und ist schlicht ein Mittel meine Freundschaften und Lebensumgebungen zu überwachen und zu kriminalisieren. Mein Verfahren darüber, das nicht vor dem 15, Januar stattfinden wird und die Ermittlungen gegen mich, gehen ebenso weiter wie die Operation Adream, die gegen das 325-Kollektiv gerichtet ist.

Ich will allen danken, die mich unterstützt haben. Mein Herz ist offen und entschlossen und ich bin Entschlossen. Ich schicke euch allen eine feste Umarmung und ein Lächeln.

Toby Shone A7645EP
HMP Bristol
19 Cambridge Road
Bishopston
Bristol
BS7 8PS
UK

Übernommen von Act For Freedom Now!

[Wuppertal] Sodexo Transporter stillgelegt

„Es sind Firmen wie Spie, WISAG, Massak, Sodexo […], die durch ihre Zuarbeit die staatliche Herrschaft am Leben halten.“

In der Dunkelheit des 03.01. haben wir in der Espenstraße in Wuppertal an einem Sodexo Firmenwagen die Reifen zerstochen und eine ölhaltige Flüssigkeit in die Lüftungsschlitze verkippt.

Sodexo gehört zu den Profiteur*innen der Knastindustrie.

Seit der Privatisierung der britischen Justiz betreibt die französische Firma fünf Knäste in Großbritannien mit über 5000 Inhaftierten in Eigenverantwortung. In weiteren Ländern wie zum Beispiel Frankreich oder Chile werden Dienstleistungen in Teilbereichen verschiedener Gefängnisse von Sodexo erbracht. Sodexo beliefert Knäste mit völlig überteuerten Lebensmittel und hält das Angebot möglichst gering, sodass den Gefangenen keine andere Wahl bleibt, als ihr weniges Geld für den Profit dieser Firma auszugeben.

Bereits Anfang 2015 hieß es in einem Bekenner*innenschreiben nach einer Aktion gegen Sodexo in Berlin:
„Zum anderen steht Sodexo in Belgien auf einer schwarzen Liste wegen ihrer Beteiligung an Abschiebeknästen und versorgt in Deutschland Abschiebelager mit Dienstleistungen. Das Unternehmen gehört zur Zehnacker Gruppe, welches sich wie folgt darstellt:

„Als Partner von Streitkräften begleiten wir diese in ihre Einsatzgebiete im In- und Ausland. Unsere Mission ist es, sowohl bei der Truppe als auch bei ihrer Führung für eine bessere Lebensqualität zu sorgen. Unter der Aufsicht des Justizministeriums konzipiert und bietet Sodexo Lösungen, die zu reibungslosen Abläufen in den Justizvollzugseinrichtungen beitragen. Bei all unseren Tätigkeiten achten wir unsere Werte und unsere ethischen Grundsätze. Unsere Arbeit in diesem Bereich ist ein weiterer Beleg für unser starkes gesellschaftliches Engagement.““ [https://chronik.blackblogs.org/?p=572]

In Bayern bot Sodexo zusammen mit Wirecard, bis zu deren Insolvenz, eine „Bezahlkarte“ für geflüchtete Menschen an [https://www.sueddeutsche.de/muenchen/erding/erding-ersatz-fuer-den-kommunal-pass-gesucht-1.5040997 / https://www.merkur.de/lokales/erding/erding-ort28651/erding-nach-wirecard-insolvenz-funktioniert-erdinger-kommunalpass-nicht-mehr-13815364.html].

Weil das Unternehmen in Sachsen-Anhalt als Dienstleister von einem Gutscheinsytem als Sanktionsmittel für Geflüchtete profitiert, wurde Sodexo im April 2018 in Halle angegriffen [https://chronik.blackblogs.org/?p=7932].

Weltweit wird das Unternehmen immer wieder angegriffen, so z.B. in Kanada [https://ausdemherzenderfestung.noblogs.org/post/2019/04/05/quebec-kanada-angriffe-gegen-die-welt-der-knaeste-und-ihre-kollaborateure/] oder in Chile [https://www.anarchistfederation.net/attack-against-sodexo/].

Sodexo steht für ein Knastsystem in dem immer wieder Menschen sterben. Knastleitung, Justiz, Polizei und Medien sprechen dann häufig reflexartig von „Suizid“ und die Verantwortung des Knastes wird zurückgewiesen.
Doch Knäste sind seit ihrer Existenz dafür da, um diejenigen, welche nicht in die herrschende Logik passen oder sich dieser widersetzen, mundtot zu machen. Knäste isolieren die Menschen von der Gesellschaft. Durch Abschottung von der Außenwelt. Durch Ausbeutung. Sie machen die Gefangenen regelrecht kaputt. Sie foltern und töten. Unter Knastumständen kann niemals vom sogenannten Suizid die Rede sein.

Im Dezember starb ein 42-jähriger im Knast in Wuppertal-Vohwinkel und im Jugendknast in Wuppertal-Ronsdorf ein 17-jähriger. Am 1. November starb Georgios nach einer brutalen Festnahme in Polizeigewahrsam im Wuppertaler Landgericht.

Jeder Tod im Knast, Gewahrsam oder durch Polizei ist einer zu viel.
Wir werden diese Morde nicht unbeantwortet lassen!

Für die Revolte gegen den Staat, seine Gesellschaftsordnung und Knäste!
Freiheit und Glück den Gefangenen!

Solidarische Grüße an die, die gegen diese Knastgesellschaft kämpfen.
Solidarische Grüße an die Besetzer*innen im Osterholz!

Für ein subversives 2022 voller Überraschungen.
Es lebe die Anarchie (A)

Return Fire vol. 6 chap. 3

!UPDATE vom 28. Dezember 2021!

Return Fire vol.6 chap.3 (pg151 – pg234)CORRECTED.pdf
Return Fire vol.6 chap.3 coversCORRECTED.pdf

Green Desperation Fuels Red Fascism (Return Fire vol.6 chap.3 supplement)CORRECTED.pdf
Green Desperation Fuels Red Fascism (Return Fire vol.6 chap.3 supplement) IMPOSEDcorrected.pdf

Breaking: Thanks to the comrade who alerted us to a necessary intervention into the supplement text we released a few days ago with Return Fire vol.6 chap.3: Ruby Katherine Montoya, the saboteur mentioned in passing in the text, has since the time of its writing been exposed as co-operating with the FBI against her co-defendant, and possibly more. It was already clear that, while responsible for important action, this was not what we would consider a comrade; but this information felt important to include. Hence, we’ve updated the text (also on theanarchistlibrary.org) and are now reposting the corrected file here, including the imposed version.

Additionally, we did not notice that an error during the PDF compression process wiped the graphics out of various pages of Return Fire vol.6 chap.3 itself. This has now be amended, both in the reading version and optional separated covers for re-printing, with corrections to a couple of other errors we spotted too late. Apologies for our sloppiness.

More in the pipeline.


Here you’ll find the newest part of Return Fire vol.6chapter 3. There’s also a separate version of the cover for reprinting here. Additionally, this release includes a supplement related to this volume’s themeGreen Desperation Fuels Red Fascism, submitted to us and now also hosted on the Danish-language site Konfront. (The latter much-needed intervention before the totalitarian urge which we imagine will only grow in the climate discourse is also hosted as an imposed PDF for ease of reproduction.) The contents of the main ‘zine are detailed below.

1 May 2021…

(renewing the appeal to insurrectional courage)

Why is Youth Liberation So Important in the Climate Movement?

& ‘They’ve Snatched Away Your Future’

How To: Fill Fire Extinguishers with Paint

Capitalism & Electrification

(technical reason, the ‘end of ideologies’ & the new authoritarian turn)

What is Insurgency?

(how it may seem we have surpassed activism but may in fact have not)

Ghosts

& ‘The In-Between Ones’

It Was Wartime”

(from comrades joining indigenous peoples in combat with the Mexican State, under the gun of police black ops)

Hong Kong: Its Relevance to the Rest of Us…

& Leaving the SPVM Behind to Attack a High-Tech Hub

When the Barbarians Invade the Periphery

& Several Nips Against the Domestication of Mountains

‘Project Cybersyn’

(review: Eden Medina’s ‘Cybernetic Revolutionaries’)

Poems for Love, Loss and War

Memory as a Weapon

(resurrecting struggles etched into the land)

Rebels Behind Bars

(text by prisoners & repression news)

‘The Decoupling Thesis’

& The Society of Masterless Men

…and more!

Spread, replicate, resist, exist.

R.F., Winter Solstice, 2021