Schlagwort-Archive: München

[München] Die G7-Bullerei riecht angekokelt

Vom 26. bis 28. Juni findet der nächste G7-Gipfel auf dem Schloss Elmau statt, einem Luxushotel am Fuß der bayerischen Alpen. Zu dieser Gelegenheit läuft München, die Hauptstadt dieser Region, selbstverständlich vor Bullen nur so über (18 000 sind vorgesehen), außerdem werden zehntausenden Demonstrant*innen erwartet.

Alle Vorbereitungen auf den Gipfel verliefen also wie am Schnürchen, außer dass auf einmal, am Mittwoch, den 22. Juni gegen 3 Uhr morgens, also einige Tage vor dem Besuch der Henker des Staates, in der Hochstraße in München, acht Fahrzeuge der Bundespolizei, die brav hintereinander geparkt waren, in Flammen aufgingen, während sie geduldig auf ihren Einsatz warteten. Ein Teil ihrer Ausrüstung wurde ebenfalls flambiert (Schilde, Helme, schusssichere Westen etc.), der Sachschaden beläuft sich auf hunderttausende Euro. Ein Hubschrauber und etwa zwanzig Streifen wurden unmittelbar danach in der Umgebung eingesetzt, um die Unbekannten mit dem warmen Händchen aufzuspüren, jedoch vergeblich.

Was die bürgerlichen Lumpen des Aktionsbündnisses „Stop G7 Elmau“ anbelangt, die die pazifistische Großdemonstration gegen den Gipfel der Staatschefs organisieren, haben sie nichts besseres zu tun gehabt, als sich in einer Pressemitteilung, die ihr Gewicht in Erdnüssen wert ist, von diesem schönen Angriff zu distanzieren: „Wir halten derartige Aktionen für politisch falsch und kontraproduktiv. Polizeiautos abzufackeln ist keine geeignete Form des Protests gegen die G7. Das ist nur Wasser auf die Mühlen politischer Hardliner, die mit immer massiveren Polizeieinsätzen Demonstrationsrechte aushöhlen und beseitigen wollen.“ Doch wenn man weiß, dass „Stop G7 Elmau“ sich auch dem Engagement „gegen die Klimaerwärmung“ verschrieben hat, denkt man sich, dass sie in ihrem demokratischen Manifest einen kleinen Fehler gemacht haben: sie wollten wahrscheinlich eher sagen „gegen die Erwärmung gegen die Polizei“ und „für das Recht der Mächtigen friedlich den Planeten zu zerstören“…


Zusammenfassung der deutschen Presse vom 22. Juni 2022, übernommen von Sans Nom

[München] Hausdurchsuchungen bei Anarchist:innen in München – Die Repression setzt sich fort.

Nachdem die Bullen vor etwas mehr als einem Monat im Rahmen eines 129er-Verfahrens mehrere Wohnungen von Anarchist:innen in München gerazzt haben, wie auch die anarchistische Bibliothek Frevel und eine Druckerei, führen sie jetzt ihre repressiven Bestrebungen fort.
Offenbar war ihnen der Diebstahl einer ganzen Druckerei noch nicht genug: indem sie nun den Vermieter der Bibliothek unterdrucksetzten und einschüchterten, gelang es ihnen, diesen zur Kündigung des Vertrages zu bewegen, sodass die Bibliothek ihren Raum nach Ende der Kündigungsfrist, also Anfang Dezember, verlieren wird.

Wie es weitergeht, ist noch ungewiss, wer die Bibliothek allerdings besuchen will, um sich zu verabschieden oder uns noch kennenzulernen, ist hiermit herzlich eingeladen.

Kackapolizei!

Weiterführendes folgt demnächst.


Übernommen von de.indymedia

[München] Glasbruch bei Philotech und Infineon

Im Münchner Südosten gingen bereits Ende März, Anfang April bei den Rüstungsprofiteuren Philotech und Infineon die Scheiben zu Bruch.

Das Softwareunternehmen Philotech in der Eschenstraße 2 in Taufkirchen zählt alle namhaften deutschen Rüstungsunternehmen zu seinen Kunden, besondere Erfahrung hat es laut eigener Angabe im Bereich „Military Aircraft“, „Military Vehicle“, „Border Control“ und „Naval Systems“. Ende März gingen eines Nachts mehrere Fensterscheiben dieses Unternehmens zu Bruch. Infineon ist einer der Giganten in der Halbleiter- und Chipherstellung. Infineon hat nicht nur zahlreiche Rüstungsunternehmen auf seiner Kundenliste, Halbleiter sind für die Pläne einer vollständig vernetzten Welt unerlässlich. Ob Internet of Things, E-Autos, Smartphones, Personalausweise, für alle Anwendungen des smarten Totalitarismus 4.0 braucht es Halbleiter. Viele gute Gründe also, warum Infineon Feinde haben könnte. Anfang April traf es in München zwei Bürogebäude von Infineon in der Raiffeisenallee 12a & 14 in Oberhaching, was ebenfalls im Münchner Südosten gelegen ist. Die Fenster sowie Eingangstüren und Treppenhausbeglasung an zwei Fronten wurden an zwei Gebäuden zerstört. Gegen ihren Krieg, gegen ihren Frieden. Rüstungsprofiteure angreifen! Für die Anarchie!


Übernommen von de.indymedia

[Athen, Griechenland] Solidarität mit den Anarchisten, die in München von Repression betroffen sind

Am frühen Morgen des Dienstag, 26. April, durchsuchte die deutsche Polizei vier Wohnungen von Gefährten in München, ebenso wie die anarchistische Bibliothek „Frevel“ und einen Druckraum. Alle Maschinen und alles Material im Druckraum wurden in Lkws fortgeschafft, während in den Wohnungen und der anarchistischen Bibliothek hauptsächlich anarchistische Publikationen, persönliche Dokumente, Computer, Telefone, Drucker und digitale Speichermedien beschlagnahmt wurden.

Drei Personen wird die „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ (§ 129) vorgeworfen. In der offiziellen Argumentation dieser Beschuldigung verweisen die Bullen auf die Verweigerung der Beschuldigten sich in die Gesellschaft zu integrieren, ihre Ablehnung des Staates und seiner Institutionen, ihr Glaube an Gewalt als legitimes Kampfmittel und genauer ihre Beteilung an der Herausgabe und Verteilung der anarchistischen Wochenzeitung „Zündlumpen“. Zwei der Beschuldigten wurden kurzzeitig verhaftet. Die Anordnung zur DNA-Entnahme bestand für alle drei.

Wenn wir zur Solidarität mit unseren Gefährten aus München aufrufen, dann nicht, weil wir überrascht oder schockiert vom Staat sind, der einmal mehr seine Represssion gegen seine ausgesprochenen Feinde entfesselt. Sondern weil wir mit diesen Gefährten den feindlichen Blick auf diese Welt und den Kampf darin  teilen. Weil wir mit ihnen den Eifer teilen anarchistische Ideen zu verbreiten, Kritiken gegen jede Form der Herrschaft zu vertiefen, zur Revolte zu inspirieren, und die unendliche Möglichkeit zu handeln zu verteidigen, die Möglichkeit der Freiheit.

Deutsche Übersetzung eines Posters, das in Athen auf Griechisch und Englisch plakatiert wurde.


*Poster in Greek made and spread in Athens

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Solidarity with anarchists facing repression in Munich

In the early morning of Tuesday the 26th of April the German police raided 4 houses of comrades in Munich, as well as the anarchist library ‘Frevel’ & a printing space. All the machines and material present in the printing space were taken away in trucks, while in the houses and the anarchist library mostly anarchist publications, personal documents, computers, phones, printers and digital storage media were confiscated.

Three people are being accused of “forming a criminal organization” (article 129). In the official argumentation of this accusation the cops point at a refusal of the accused to integrate in society, their rejection of the state and its institutions, their belief in violence as a legitimate mean of struggle, and more precisely, their part in the creation and distribution of the anarchist weekly ‘Zündlumpen’. Two of the accused were shortly arrested. The order for DNA sampling was given for all three.

If we call out solidarity with our comrades in Munich, it is not because we are surprised or shocked by the state unleashing its repression against its outspoken enemies once more. It is because we share with these comrades the hostile way of looking at this world and fighting in it. Because we share with them the eagerness to spread anarchist ideas, to deepen criticisms against all forms of oppression, to inspire revolt, and to advocate the unceasing possibility to act, the possibility of freedom.

poster in English 

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Αλληλεγγύη στους αναρχικούς που αντιμετωπίζουν καταστολή στο Μόναχο

Τα ξημερώματα της Τρίτης 26 Απριλίου η γερμανική αστυνομία
πραγματοποίησε έφοδο σε 4 σπίτια συντρόφων στο Μόναχο, καθώς και στην αναρχική βιβλιοθήκη “Frevel” και σε ένα τυπογραφείο. Όλα τα μηχανήματα και το υλικό που υπήρχε στον εκτυπωτικό χώρο πάρθηκαν με φορτηγά, ενώ στα σπίτια και την αναρχική βιβλιοθήκη κατασχέθηκαν κυρίως αναρχικές εκδόσεις, προσωπικά έγγραφα, υπολογιστές, τηλέφωνα, εκτυπωτές και ψηφιακά μέσα αποθήκευσης. Τρία άτομα κατηγορούνται για “σύσταση εγκληματικής οργάνωσης” (άρθρο 129). Στην επίσημη επιχειρηματολογίααυτής της κατηγορίας οι μπάτσοι επισημαίνουν την άρνηση των κατηγορουμένων να ενταχθούν στην κοινωνία, την απόρριψη του κράτους και των θεσμών του, την άποψη τους για τη χρήση βίας ως νόμιμο μέσο αγώνα, και πιο συγκεκριμένα τη συμμετοχή τους στη δημιουργία και διανομή της αναρχικής εβδομαδιαίας εφημερίδας “Zündlumpen”. Δύο από τους
κατηγορούμενους συνελήφθησαν για σύντομο χρονικό διάστημα. Δόθηκε εντολή για δειγματοληψία DNA και για τους τρεις.

Αν καλούμε σε αλληλεγγύη στους συντρόφους μας στο Μόναχο, δεν είναι επειδή εκπλαγήκαμε ή σοκαριστήκαμε με το γεγονός ότι το κράτος εξαπολύει την καταστολή του ενάντια στους ευθύς εχθρούς του για άλλη μια φορά.

Είναι επειδή μοιραζόμαστε με αυτούς τους συντρόφους τον εχθρικό τρόπο να βλέπουμε αυτόν τον κόσμο και να αγωνιζόμαστε σε αυτόν. Επειδή μοιραζόμαστε μαζί τους τη λαχτάρα να διαδώσουμε τις αναρχικές ιδέες, να εμβαθύνουμε την κριτική ενάντια σε κάθε μορφή καταπίεσης, να εμπνεύσουμε την εξέγερση και να προωθήσουμε την διαρκή πιθανότητα για δράση, την πιθατότητα της ελευθερίας.

Act for freedom now! receive email


Übernommen von Act for Free

Betroffen allesamt

Eines frühen Morgens, es fällt ein feiner Nieselregen, setzt ein 40-Tonner sich in Bewegung. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen dieser tausend Lkws, der den Transport von Waren sicherstellt, seine Mission ist weniger bedeutungslos. Mit eingeschaltetem Licht bewegt sich der Laster in die Vororte der bayerischen Hauptstadt München. Im Schlepptau die düstere Silhouette eines Krans, der bereit zu sein scheint, seine mechanischen Krallen in irgendeine Beute zu schlagen. Es handelt sich um einen ganzen Konvoi: der Lkw wird nämlich von Polizeifahrzeugen begleitet, jedoch ohne Blaulicht. Am Ziel angekommen springen die Polizisten aus ihren Fahrzeugen, rammen eine Tür ein und dringen in die Räumlichkeiten ein. Die Operation zielt nicht darauf ab, irgendetwas zu entdecken, sie sind da um etwas zu holen. Jedoch greifen sie sich keine Verdächtigen, wie man zuerst denken könnte. Auch keine hermetischen Kanister, die ein Vorbote von gut versteckten Sprengstoffen oder Waffen sind, deren Abwesenheit sicherlich nicht der Beweis für eine kaum zu empfehlende Unschuld in dieser tödlichen Welt ist. Ja nicht einmal der kleinste Benzinkanister liegt irgendwo herum. Doch das hat auch alles seine Richtigkeit, denn das war eh nicht das, worauf es die Polizisten abgesehen haben. Sie kamen um eine ganz andere Waffe zu stehlen, eine, die den Geist schärft und das Denken festigt. In München, an diesem 22. April 2022 [eigentlich war es der 26. April, Anm. d. Übs.], kamen die Bullen… um sich eine Druckerei einzuverleiben, die anarchistischen Schriften gewidmet war.

So berichteten später Gefährten von dort, dass die Polizisten die gesamte Druckerei raubten: „Vom Risograph (eine Druckmaschine) samt zugehörigen Trommeln bis zur Schneidemaschine, von der Sortier- bis zur Klebemaschine, ja sogar eine historische Letterpress und mehrere Bleisätze dafür wanderten allesamt in die Asservatenkammern der Bullen.“ Zehntausende Blatt unbedrucktes Papier, literweise Tinte und andere Verbrauchsmaterialien beim Drucken wurden außerdem mitgenommen, ebenso tausende Bücher, Broschüren und Zeitungen. Eine beachtliche Beute, die die Anwesenheit des Lkws und des Krans in diesem ekelhaften morgendlichen Konvoi erklärt.

Anderswo in der Stadt treten andere vom Staatsschutz (das K43, Kommissariat für „politisch motivierte Kriminalität“) koordinierte Mannschaften der Polizei die Türen von vier Wohnungen ein, durchsuchen mehrere Keller sowie die anarchistische Bibliothek Frevel. Der juristische Vorwand für diese ganze Operation ist nicht besonders originell: es handelt sich um den berüchtigten § 129, der Paragraph im deutschen Strafrecht, der auf die „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ abzielt. Schon immer wurden die Anarchisten, per Definition Gesetzlose – zumindest in ihren Ideen (denn ihre Ränge wurden von der Krankheit des Legalismus und der lähmenden oder kalkulierten Angst vor jeder Überschreitung des Gesetzes nicht verschont) –, von den Staaten verfolgt, indem sie sich solcher Strafrechtsparagraphen bedienten. Bis heute sieht man die Staaten diese legalen Instrumente zücken, um anarchistische Zusammenrottungen zu unterdrücken, die organisationelle Informalität und affinitären Konstellationen anzugreifen, die aus den viel zu steifen Schemata einer ORGANISATION ausbrechen, die immer prekäre Lücke der öffentlichen Initiativen, Treffpunkte und Orte der Verbreitung anarchistischer Ideen einzuschränken, diejenigen, die anarchistische Schriften verfassen und verbreiten, zu entmutigen, wie etwa die anarchistische Wochenzeitung  Zündlumpen, die sich im Fadenkreuz der bayerischen Polizei befindet und die einen der Kleiderständer auszumachen scheint, an dem die Polizisten beabsichtigen andere Elemente ihrer Ermittlungen aufzuhängen.

Gegenteilig zu einer gewissen Rhetorik, die unglücklicherweise unter Gefährtinnen und Gefährten immer noch beliebt ist, die eher Ausdruck einer selbsttröstenden Therapie zu sein scheint, denken wir nicht, dass der Staat unsere Räume, unsere Publikationen und unsere Druckinfrastruktur angreift, weil er Angst vor dem hätte, was die Anarchisten zu sagen haben, oder dass er sich von der Verbreitung unserer Bücher und Zeitungen bedroht fühlen würde. Es ist für ihn nur etwas, das für ihn total einfach geworden ist. Die heutige anarchistische und antiautoritäre „Bewegung“ ist weder in der Lage tausende Personen auf die Straße zu mobilisieren, wenn eine ihrer Druckereien beschlagnahmt wurde (auch wenn es Momente in der Geschichte gab, in der sie das war),  noch ein Gewicht darzustellen, wenn ihre öffentlichen Initiativen von einer polizeilichen Übermacht erstickt werden. Das hat nicht nur mit einer – beachtlichen – quantitativen Verringerung der anarchistischen Reihen zu tun, sondern auch mit der tiefgreifenden Transformation der sozialen Beziehungen in den letzten Jahrzehnten. Die technologische Umstrukturierung der kapitalistischen Ausbeutung, die Einverleibung fast aller Lebensbereiche in die staatliche Verwaltung und die kapitalistische Sphäre, die Auslöschung jeglicher Gemeinschaftlichkeit, die nicht von der technologischen Hydra produziert wird (auch wenn es wahr ist, dass diese zahlreich sind), ganz zu schweigen vom fürchterlichen Angriff auf die Sprache, ihre furchtbare Verarmung und ihr Austausch mit transportierten Bildern auf allgegenwärtigen Bildschirmen, oder dem Abgrund der Oberflächlichkeit und der Verdummung, in den sich ein Großteil der Menschheit gerade stürzt (oder hineingestoßen wird, letzten Endes ist es egal): all das ist nicht ohne Konsequenzen für das anarchistische Handeln und die Verbreitung anarchistischer Ideen. Demselben ausgesetzt bleiben auch die Anarchisten nicht unbeschadet: auch sie sind von der Lawine der neuen Technologien betroffen, ja werden gar von ihr absorbiert, von der augenblicklichen vermittelten Kommunikation, von der Schwierigkeit, weiter als bis zum nächsten Tag zu denken, oder auch der Schwierigkeit, zwischen dem zu unterscheiden, von dem es wichtig wäre, es heute zu veröffentlichen und zu verbreiten, und dem, was nur ein tristes Zeugnis der existenziellen Leere ist, die sich ihrer ebenso wie ihrer Zeitgenossen bemächtigt.

Kurz, der Umstand, dass der Staat regelmäßig und mit einer immer sorgloseren Nonchalance die wenigen anarchistischen Räume, die noch sichtbar bleiben, angreift, ist kein Zeugnis unserer Stärke, sondern unserer Schwäche. Ehrlich, alles andere scheint nur leeres Gewäsch zu sein, das die notwendige Reflexion verhindert, ein rhetorisches Sich-Überbieten, um sich nicht mit der Frage zu konfrontieren, die mit jeder beschlagnahmten Zeitung, mit jeder Verfolgung von Anarchisten mit dem kläglichen Vorwand der unlauteren (wahlweise „kriminellen“; „terroristischen“, „subversiven“, „illegalen“, …) Organisation unumgänglich wird: wie weiter handeln in dieser Ära der technologischen Finsternis, wo das Bewusstsein erlischt und unsere geistigen Wälder gerodet werden? Mit welcher Methodologie, welchen Organisationsformen, welchen Initiativen, um [nicht] dieselben Fehler zu machen? Wenn man nur die stolze Versicherung teilen kann, dass wir uns bis zum Schluss weigern werden, unsere Ideen anzupassen, dass wir uns gegen die Verflachung zur Wehr setzen werden, auch wenn wir damit zu den letzten Mohikanern werden, die die Vorstellung einer vollständigen Freiheit verteidigen, glauben wir, dass wir die Konditionen, in denen wir handeln, verstehen müssen anstatt sie zu ignorieren.

Eine so grob totalitäre Operation wie die Beschlagnahme von Druckmaschinen (erinnern wir uns daran, dass zu Zeiten der systematischen Zensur, die auf anarchistische Publikationen angewandt wurde, der Staat sich zumeist darauf beschränkte, die als zu heftig oder den Rahmen der „freien Meinungsäußerung“ überschreitend, sodass sie zum „Aufruf zu Straftaten“ werden, eingestuften Passagen zu schwärzen, in den extremeren Fällen das Gedruckte – nicht aber die Druckwerkzeuge – zu beschlagnahmen) etwas ist, das alle Anarchisten betrifft, egal, welchen Aktivitäten sie sich verschreiben oder welche Wege sie zu beschreiten gewählt haben. Nicht weil sie den Beweis liefert, dass das anarchistische Wort immer eine Gefahr für die Stabilität des Staates darstellt, noch dass sie den alten Glauben wiederbelebt, der das Nahen der Revolution als Resultat des Aufwachens des eingeschlafenen Bewusstseins dank der unermüdlichen Aktivitäten der anarchistischen Propagandisten, die selbst nie schlafen, betrachtet. Nein, sie betrifft uns alle, weil sie ein Hinweis auf den Zustand der Welt ist, den Zustand der sozialen Beziehungen und der nahen Zukunft, in der wir gezwungen sein werden zu handeln – oder aufzugeben. Ohne in den Chor der legalistischen Empörung einstimmen zu wollen, kann man dennoch sagen, dass die Beschlagnahme von Druckereien, die Schließung öffentlicher Treffpunkte, die Auflösung relativ offener Gruppierungen uns in eine andere Dimension der Repression versetzen, die letztlich absolut „normal“ oder „logisch“ ist, die darauf abzielt, diejenigen außer Gefecht zu setzen, die herrschaftliche Strukturen und Personen physisch angreifen. Auch wenn diese beiden Dimensionen immer zusammengehören und nicht so getrennt sind, wie es einige gerne glauben würden, erinnert das Mitbringen eines 40-Tonners, um eine Papierschneidemaschine und eine Letterpress mit Bleisätzen zu beschlagnahmen, eher an geläufige Maßnahmen in anderen Regimen. In dieser Epoche der industriellen und technologischen Flucht nach vorn, die offen pluralistisch, aber zutiefst totalitär ist, könnte uns eine solche Praxis, die überflüssig geworden zu sein schien, erneut überraschen – besonders da die beste Art und Weise, um jede mögliche Gefahr zu neutralisieren, die von der Verbreitung anarchistischer Schriften ausgehen könnte, natürlich in der laufenden Virtualisierung besteht, in ihrer technologischen Derealisierung. Doch nichts verschwindet für immer und alles bleibt potentiell präsent.

Die Verallgemeinerung der Lohnarbeit hat die Sklaverei nicht vollständig abgeschafft, die Errichtung von Atomkraftwerken hat die Kohleminen nicht verschwinden lassen, die Rationalisierung der Produktion hat die handwerklichen Minen nicht in den Mülleimer der Geschichte verbannt. Dieser Fortschrittsmythos scheint heute die Kehrseite der Realität zu erleiden, die den Schleier der Derealisierung zerreißt. Viele Dinge, die der Mythos in eine Vergangenheit verbannt hatte, die nie mehr wiederkehren würde, sind heute dabei ihren Platz in einer Realität einzunehmen, aus der sie letztlich niemals vollständig verschwunden waren. Der Krieg bricht erneut auf dem europäischen Kontinent aus, Knappheit wird sogar in den Supermarktregalen sichtbar, die Bedrohung einer atomaren Vernichtung addiert sich zu den genozidalen Praktiken, die die Konflikte begleiten, der Klimawandel lässt das Schreckgespenst der Hungersnot und der Ausrottung  über immer mehr Bewohner dieses leidenden Planeten schweben: In einem solchen Szenario sollte uns die Beschlagnahme einer anarchistischen Druckerei nicht überraschen. Die Epoche, in der es notwendig war, Druckereien zu verstecken, unauffällige Papierlager anzulegen, eine unterirdische und feine Verteilung der Neuigkeiten des Kampfes und der Vertiefungen des Denkens zu organisieren, ist sicherlich nicht von der Weltbühne verschwunden. Die Konditionen für solche Szenarien, auch im Schatten westlicher toleranter Demokratien, vereinigen sich immer mehr und werden sich verschärfen, je mehr die sozialen Spannungen steigen und die Ungleichgewichte sich ausbreiten.

 

Das ist der Grund, aus dem die Beschlagnahme einer anarchistischen Druckerei in München eine Angelegenheit ist, die uns allesamt betrifft.


Aus Avis de Tempêtes #53 vom 15. Mai 2022.

[München] Über Razzien und ein §129-Verfahren gegen Anarchist*innen und den Raub einer Druckerei

Was ist passiert?

Wie bereits berichtet gab es am Dienstag, den 26. April koordinierte Razzien gegen Anarchist*innen aus München, aufgrund des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung (§129). In diesem Rahmen wurden 4 Wohnungen durchsucht (2 davon, ohne dass dort überhaupt eine*r der Beschuldigten wohnt), sowie mehrere Kellerräume (teilweise auch die Nachbarräume von vermeintlich den Beschuldigten zugeordneten Räumen), eine Druckerei und die anarchistische Bibliothek Frevel.

Koordiniert vom Staatsschutz (K43) kamen ein Haufen vermummter USK-Bullen mit Rammböcken, teilweise gezogenen Waffen und sogar im Kettenhemd (jaja, ob dieser Bulle eine Wette verloren hat, oder ob gerade Ritter-Themenwoche war, darüber war bislang nichts in Erfahrung zu bringen) um Punkt 6 Uhr früh in die Wohnungen gestürmt. Dabei rammten die notorischen Testosteronbündel sogar eine Tür ein, in der der Schlüssel von außen steckte. Teilweise mussten sie oder ihre Kollegen vom K123 (Digitale Forensik/Telekommunikationsüberwachung) sich zuvor in das lokale WLAN-Netz eingeklinkt haben, jedenfalls schienen sie genau darüber im Bilde zu sein, welche Geräte aktuell im lokalen WLAN-Netz eingeloggt waren. Ausgerüstet mit Powerbanks und mutmaßlichen Farradayschen Käfigen in Beutelform (die der Abschirmung von Funksignalen dienen) stürzten sich die Beamten auch gleich auf diese (allesamt Smartphones) und sicherten sie so im angeschalteten Zustand.

Nach diesem Auftakt bequemten sich dann auch irgendwann die Ermittler des K43 herbei und eröffneten den Betroffenen die Durschuchungsbeschlüsse und präsentierten irgendwelche mitgebrachten Pseudo-Zeug*innen von lokalen städtischen Behörden. Und dann ging es auch schon los: Rund sechseinhalb Stunden durchwühlten die Schweine auf der Suche nach dem üblichen wie Computern, Speichermedien, Mobiltelefonen, aber auch Druckern, anarchistischen Publikationen, “Unterlagen und/oder Dateien, die Aufschluss über das linksextremistisch-anarchistische Gedankengut” der Beschuldigten geben, persönliche Aufzeichnungen, Finanzdaten, “Unterlagen und/oder Dateien, die Aufschluss über etwaige Anschlagspläne der Beschuldigten geben“, sowie “Pläne, Werkzeuge und/oder Rohstoffe zur Herstellung von Bomben, Brandsätzen oder von sonstigen zur Begehung eines Terroranschlags geeigneter Gegenstände” einfach alles. Sie beschlagnahmten vor allem Speichermedien, Computer (auch von nicht Beschuldigten), Drucker, persönliche Notizen, Briefkorrespondenzen, mehrere hunderte anarchistische Publikationen in verschiedensten Sprachen. Außerdem suchten sie intensiv nach Mietverträgen für angemietete Räumlichkeiten und forderten diese wohl auch von den Vermietern der ebenfalls durchsuchten Kellerräume ein.

Zeitgleich müssen auch die Durchsuchungen in einer Druckerei, mehreren Kellerräumen und der anarchistischen Bibliothek Frevel stattgefunden haben, von denen jedoch sowohl Durchsuchungsbeschlüsse, wie auch Sicherstellungsprotokolle fehlen. Auch hier brachen die Bullen ein und tauschten im Anschluss die Schlösser aus oder ließen die Räume offen zurück.

In der anarchistischen Bibliothek Frevel nahmen die Bullen nur einzelne Publikationen, Plakate, Sticker und dergleichen mit und klauten zudem den dort befindlichen Drucker.

Anders sah das in der ebenfalls durchsuchten, voll ausgestatteten Druckerei aus. Hier ließen die Bullen einen LKW und einen Kran anrücken und beschlagnahmten einfach alles: Vom Risograph (eine Druckmaschine) samt zugehörigen Trommeln bis zur Schneidemaschine, von der Sortier- bis zur Klebemaschine, ja sogar eine historische Letterpress und mehrere Bleisätze dafür wanderten allesamt in die Asservatenkammern der Bullen. Aber damit nicht genug. Tausende Bücher, Broschüren und Zeitungen, von den Worten Malatestas und Kropotkins bis hin zu denen von Bonanno, aber auch viele aktuelle Broschüren und Zeitungen nahmen die Bullen genauso mit, wie rund 50.000 Bögen unbedrucktes Papier, Tinte und vieles weitere. Als ein Zeichen ihres Respekts schütteten sie schließlich noch den Kaffee in die Spüle und machten sich mit ihrer Beute in einem 40-Tonner LKW davon.

Worum geht es?

Drei Beschuldigten wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen, weil sie nicht nur “Angehörige der linksextremistisch-anarchistischen Szene” seien, “den Bestand und die Werteordnung der Bundesrepublik Deutschland und jede Form staatlicher Ordnung ab[lehnen]” würden und “Gewalt, insbesondere solche gegen Sachen und/oder Polizeibeamte als legitimes Mittel zur Durchsetzung ihrer Ansichten” ansehen würden, sondern vor allem, weil sie das Anarchistische Wochenblatt Zündlumpen gefertigt, herausgegeben und vertrieben haben sollen. Dem folgt eine Auflistung von insgesamt 15 Zitaten aus verschiedenen von insgesamt 85 Ausgaben des Zündlumpens, bei denen es sich jeweils um “strafbewehrte Inhalte” handeln soll. Wir geben hier ein paar Blüten als Zitate aus dem Durchsuchungsbeschluss wieder:

“Am 10.04.2020 veröffentlichten die Beschuldigten auf dem Internetauftritt des Zündlumpen unter https://zuendlumpen.noblogs.org/post/2020/04/10/ die Kurznachricht “Brenn, E-Scooter, brenn!”. Sie berichteten über den Brand zweier solcher Kraftfahrzeuge am 04.04.2020 im Münchner Stadtteil Freimann und am 06.04.2020 am Rand des Englischen Gartens in München. Sie bezeichneten die Gefährte als “Plage”, die sabotiert werden müsse. Durch die Überschrift billigten die Beschuldigten die Brandstiftungen durch unbekannte Täter vom 04.04.2020 und 06.04.2020.”

“In der Ausgabe 61 vom 13.04.2020 forderten die Beschuldigten in dem als Comic verfassten Artikel “Rebellion gegen die Ausgangssperre” dazu auf, die Reifen von Polizeieinsatzfahrzeugen zu zerstechen, Polizeieinsatzfahrzeuge anzuzünden und aus brennenden Müllcontainern Straßenblockaden zu errichten. Die Zeichnungen fungieren als genaue Handlungsanweisungen. Die Beschuldigten forderten dadurch zu verfassungsfeindlicher Sabotage, Sachbeschädigung, Zerstörung wichtiger Arbeitsmittel, Brandstiftung und Landfriedensbruch auf.”

“In der Ausgabe 62 vom 21.04.2020 veröffentlichten die Beschuldigten in dem Artikel “Was unsere (heimlichen) Leser*innen über uns denken, sagen und schreiben” eine bedrohende Nachricht an den Bayerischen Staatsminister des Innern Dr. Joachim Herrmann mit folgendem Wortlaut “Lieber Joachim, … ich für meinen Teil habe aus den Erfahrungen anderer Subversiver mit Menschen wie dir gelernt. Mit einem Tyrann diskutieren? Du musst wissen, ich stehe historisch auf Seiten derer – rein gedanklich versteht sich 😉 –, die Tyrannen lieber vor ihrer Zeit ins Gras beißen ließen. Und eines sollte dir klar sein, Polizeichefs standen dabei schon immer hoch im Kurs – höher noch, als Kaiser, Zaren und Könige.” Die Beschuldigten nahmen dabei zumindest billigend in Kauf, dass der Geschädigte diese Drohung ernst nimmt.”

Gegen die drei Beschuldigten wurde eine DNA-Entnahme angeordnet.

Noch mehr Kontext?

Da der konstruierte Mist auf der 2017 gegründeten Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München gewachsen ist und Informationen für die zugrundeliegenden Ermittlungen vom bayerischen LKA und Verfassungsschutz stammen sollen, wird klar, dass es hier um mehr geht, als um ein paar Zitate einer seit über einem halben Jahr eingestellten anarchistischen Zeitung.

Natürlich könnte man sich fragen, ob sich die ZET und der Staatsschutz vielleicht langweilen oder ob sie sich selbst beweisen müssen, dass sie ja schon zu irgendetwas nütze sind, und sei es nur dazu, Anarchist*innen auf die Nerven zu gehen, aber möglicherweise wäre das etwas zu kurz gegriffen.

Immerhin erleben Verfahren aufgrund der §§ 129 und 129a in letzter Zeit eine regelrechte Renaissance: In immer mehr Städten leiten Bullen 129-Verfahren gegen Anarchist*innen oder auch Antifaschist*innen ein, nur selten kommt es dabei tatsächlich zu irgendwelchen Anklagen. Vielmehr sind diese Verfahren ein beliebter Vorwand, um ausgiebig in den jeweiligen Szenen und Umfeldern zu schnüffeln. Razzien, die sich auch gegen nicht Beschuldigte richten, sind dabei nur ein Element der polizeilichen Strukturermittlungen. Auch Observationen, Telekommunikationsüberwachungen, das Anbringen von Wanzen, Kameras und anderem Equipment zum Ausspionieren und Überwachen von Personen sind oft Begleiterscheinungen solcher Verfahren. Es liegt also der Verdacht nahe, dass auch in diesem Fall gezielt ein bestimmtes Umfeld ausgespäht werden soll.

Und dann gibt es ja noch den dreisten und von langer Hand geplanten Raub einer gesamten Druckerei und tausender Publikationen! Ein offensichtlicher Versuch der Zerschlagung einer Infrastruktur zur publizistischen Verbreitung anarchistischer Ideen. Wenn es angeblich um eine bestimmte Zeitung, den Zündlumpen, gehen soll, warum werden dann massenhaft andere Zeitungen und Publikationen beschlagnahmt? Warum wird unbedrucktes Papier, Tinte, sowie sämtliches Gerät zur Herstellung von Büchern, Broschüren und Zeitungen mitgenommen?

Offensichtlich haben es die Bullen und die Generalstaatsanwaltschaft (ZET) auf mehr abgesehen: Sie versuchen die Verbreitung anarchistischer Ideen zu verhindern und Paranoia zu schüren, wenn sie etwa ganze Archive anarchistischer Texte beschlagnahmen und den Besitz von (Einzelexemplaren!) einer Zeitung im heimischen Bücherregal zum Anlass nehmen, diese selbst, sowie allerhand technisches Gerät und alle möglichen anderen anarchistischen Publikationen zu rauben.

Uns wundert das wenig. Anarchistische Ideen waren schon immer jenseits ebenso wie gegen jegliches Gesetz und es gibt folglich eine lange Geschichte der Verfolgung anarchistischer Ideen. Die jüngsten Razzien in München werden die Flamme in unseren Herzen gewiss nicht zum Erlöschen bringen! Ebensowenig wie sie verhindern werden, dass sich andere einen Drucker greifen und all das nachdrucken, was die Bullen beschlagnahmt haben.

Wenn es ein Verbrechen ist, für die Freiheit zu kämpfen, ist Unschuld das Schlimmste!

Frisch gerazzt und trotzdem noch da,
Ein paar Anarchos aus Bavaria


Übernommen von de.indymedia

[München] Razzien und 129-Verfahren gegen Anarchist:innen

Heute am Dienstag den 29.04.2022 [gemeint ist wohl der 26.04.2022] gab es in München koordinierte Razzien in verschiedenen Wohnungen als auch in der anarchistischen Bibliothek Frevel mit der Begründung der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Betroffenen werden beschuldigt in anarchistischen Publikationen zu Straftaten aufgefordert zu haben. Die Bullen haben so gut wie jegliche anarchistische Zeitung und Broschüre als auch jegliches Gerät, das irgendetwas mit dem Drucken von Publikationen zu tun haben könnte, beschlagnahmt. Zwei Beschuldigte wurden ID-behandelt und DNA-Abnahmen angeordnet; die beiden wurden daraufhin entlassen und alle Beschuldigten sind auf freiem Fuß.

Die Bullen versuchen uns einzuschüchtern, zu verängstigen und zu terrorisieren, aber es verwundert uns nicht, dass der Staat in Zeiten von Ausnahmezustand und Krieg gegen seine Feinde und ihre anarchistischen Ideen und ihre Verbreitung vorgeht.

Mehr Infos folgen…

Keine Spekulationen!

ACAB 4 eva


Entnommen von de.indymedia.org

[München] Angriff auf Krieg und Aufrüstung: Glasbruch bei KPMG und TechConnect

Montagnacht (28. März 2022), gegen 02:05 Uhr, vernahm ein Sicherheitsdienstmitarbeiter das Geräusch zerspringender Glasscheiben an einem Gewerbeanwesen im Bereich der Ganghoferstraße. Nachdem der Sicherheitsmitarbeiter die betreffende Örtlichkeit lokalisiert hatte, bemerkte er dort mehrere gesprungene Glasscheiben sowie verschiedene Schriftzüge (mit thematischen Bezügen gegen Krieg und Aufrüstung). Es entstand ein Sachschaden in Höhe von mehreren tausend Euro.

Bei dem Gewerbeanwesen handelt es sich um ein Gebäude des Unternehmens KPMG, das die Bundeswehr berät. Im selben Gebäude befindet sich auch die Firma TechConnect, die Software für Raketensysteme herstellt. Das Gebäude wurde mit dem Schriftzug „Sabotage War“ markiert. An den beiden Fronten des Gebäudes sind insgesamt circa 20 Scheiben beschädigt oder zerstört worden.


Via de.indymedia.org

[München] Glasbruch bei Pränatal-Medizin München

Als einen Nachtrag zu den Aktionstagen „Für das Paradies auf Erden“ haben wir letzte Nacht die Scheiben von Pränatal-Medizin München an der Friedenheimer Brücke 19 in München eingeworfen.

Am Wochenende haben wir gegen den „Marsch fürs Leben“, eine Veranstaltung radikaler christlicher AbtreibungsgegnerInnen demonstriert. Dabei stand für uns das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper im Vordergrund. Wir wollen jedoch auch klar machen, dass wir uns gegen jeden fremdbestimmen Eingriff in unsere Körper wenden.

Wir richten uns gegen jede Form der Eugenik, egal ob diese von den HERREN im braunen Hemd oder jenen im weißen Kittel stammt, egal ob sie uns von Feministinnen oder Sozialdemokrat*innen verkauft wird. Wir richten uns gegen jede Verwertbarmachung des Lebens entlang kapitalistisch-leistungsorientierter und rassenhygienischer Normen, hier in den westlichen Metropolen der Welt, wo diese Selektion die Form einer „Selbstbestimmten Norm“ annimmt, ebenso wie im globalen Süden, wo sie häufig mit repressivem Zwang und offener Erpressung durchgesetzt wird.

Wir wollen mit unserer Aktion dazu beitragen, die Praxis des Pro Choice-Aktivismus hierzulande auszudehnen und nicht bloß Schwangerschaftsabbrüche, sondern auch Bio- und Bevölkerungspolitik im Allgemeinen zum Thema zu machen.

Gegen jede Form der Eugenik und ihre wissenschaftlichen Disziplinen!

Gegen jede Form der Biopolitik und sozialen Kontrolle!

Gegen jede Herrschaft!

Für die Anarchie!

 

Grüße gehen raus an Lina, Ella, Elany, Jan und alle anderen rebellischen Geister, die hinter Knastmauern eingesperrt sind! Wir denken an euch und kämpfen darum, euch bald wieder an unserer Seite zu haben.


Via de.indymedia.org

Die Politiker aus dem Kampf gegen Umweltzerstörung verjagen

Es scheint gerade en vogue zu sein unter Politikern, Wissenschaftlerinnen, Industriellen und allen die es noch werden wollen, auf der Welle der Proteste gegen Umweltzerstörung und vor allem Klimawandel mitzuschwimmen und vor allem, sich hier und dort als deren Sprecher*innen aufzuspielen, sich mit medial in Szene gesetzten, symbolischen Aktionen ebenso wie mit einem in den Medien geäußerten Verbalradikalismus rücksichtslos und auf dem Rücken anderer zu inszenieren und vor allem dann, wenn sich Leute entscheiden, dieses lächerliche Politikspiel nicht mitzuspielen und stattdessen dort anzugreifen, wo die Umweltzerstörung tatsächlich stattfindet, dort wo sich der Angriff nicht bloß gegen ein paar einfache Feindbilder richtet, sondern auch all die Heuchler*innen trifft, die es verstehen, sich als “klimafreundlich” zu inszenieren, während sie die Umwelt härter abfucken, als jemals zuvor, bereitwillig in die Bresche springen und diese Angriffe verurteilen, als fehlgerichtet erklären oder sich gar in Denunziation üben.Das jüngste Beispiel, ereignete sich vor wenigen Tagen rund um den “Forst Kasten” in München. Bereits früher war es im Umfeld dieses Waldes, der für den Kiesabbau gerodet werden soll(te) zu Protesten gekommen. Lokale Bürgerinitiativen, eine vorrangig von Aktivist*innen der linken Szene inszenierte Waldbesetzung, die jeweils kurz nach dem Beklettern von Bäumen spektakulär vom SEK wieder geräumt wurde (was auch das Interesse der Aktivist*innen gewesen zu sein schien), aber auch als im Frühsommer 2021 im Münchner Osten der Strom ausfiel erklärten die Angreifer*innen dazu, dass neben anderen Gründen wie der Sabotage des Rüstungskonzerns Rohde und Schwarz, mitunter auch der Stadtratsbeschluss den Forst Kasten zu roden sie zur Handlung drängten. Zudem brannte im August 2021 bereits ein Förderband in genau jener Kiesgrube, die dem Forst Kasten schon heute Quadratmeter um Quadratmeter buchstäblich den Boden weggräbt. Zufall? Sowohl als der Strom im Münchner Osten ausfiel, als auch nachdem ein Millionenschaden entstand, als das Förderband in der Kiesgrube brannte, beeilten sich einige derjenigen Aktivist*innen und Politiker*innen, die sich zuvor bei Waldbesetzungen und Demonstrationen ins Rampenlicht gestellt hatten, in der Presse zu erklären, dass sie selbst selbstverständlich nichts mit derlei Angriffen zu tun hätten, sondern für friedlichen Protest stünden. Anfang Januar wurde in der Presse von einem weiteren Angriff im Forst Kasten berichtet. Rund 20.000 Euro Sachschaden seien entstanden, als an einem dort eingesetzten und abgestellten Forstfahrzeug (Rückezug) die Reifen zerstochen, dieses mit Parolen wie “Den Wald verteidigen” und “verpisst euch” besprüht wurde und mit Montageschaum der Auspuff verstopft wurde. Das Gefährt ist Eigentum der städtischen Forstverwaltung. Während sich die Stadt beeilt, zu betonen, dass diese Maschine der “alljährlichen winterlichen [Baum]pflege” dient, überschlagen sich in Presse und in den sozialen Medien die Verurteilungen solcher Angriffe durch eben jene Politclowns, von denen ich hier sprechen möchte: Eine gewisse Lisa Poettinger etwa, ihres Zeichens “Studierende Klimagerechtigkeitsaktivistin” schreibt “Sabotage ja, aber nur wenn sie Sinn ergibt […] Im Forst Kasten ist nun BaumPFLEGEinfrastruktur angegriffen worden und Kristina Frank (CSU) zögert keinen Moment, uns damit in Verbindung zu bringen. Aber: Sabotage heißt nicht wahllos irgendetwas zu zerstören. Es bedeutet, diejenigen Dinge lahmzulegen, die überproportional zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen beitragen. Das ist bei Baumpflegegeräten nicht der Fall. Wir können aber davon ausgehen, dass es für Klimaschutzleugner*innen geradezu gefundenes Fressen ist, uns damit zu diskreditieren.” Sabotage ist also dann in Ordnung, wenn die liebe Lisa Poettinger es erlaubt, verstehe ich das richtig? Und ihr springt bei: Tadzio Müller, der bei Twitter schreibt: “Zeitdruck in der Klimakrise zu verspüren und für friedliche Sabotage zu sein, heißt auch, sich sehr genau zu überlegen, wo die härtere Gangart eingelegt wird und wo nicht. Bei Baumpflegeinfrastruktur…? Es gilt: Je militanter die Aktion, desto größer muss die Vorsicht sein.” Seltsame Worte von eben jenem Tadzio Müller, der kürzlich mit einem Interview im Spiegel Aufmerksamkeit erregte, in dem er gewissermaßen eine “grüne RAF” ankündigte und damit ohne jede Rücksicht auf die Folgen, die ein solcher Verbalradikalismus, bei dem ein Angehöriger einer Szene davon spricht, dass es entsprechende Stimmen in seiner Szene gäbe, mit sich bringt, sich selbst in Szene setzte. Ja, wer würde nicht gerne beispielsweise den RWE-Vorstand oder diverse Atomlobbyisten im Kofferraum sehen? Aber die Maschinerie anzugreifen, die dazu dient den Wald sowohl zu durchforsten, als auch zu roden, das geht zu weit? Und auch jener Umweltverein, bei dem man noch immer rätselt, ob er nun faschistisch oder links sei, Extinction Rebellion, die etwa damit bekannt geworden sind, Farbe in Gewässer zu schütten, um Aufmerksamkeit zu erregen, weiß seinen Senf dazu zu geben: “Extinction Rebellion München distanziert sich von der sinnlosen Aktion, Baumpflegegeräte zu beschädigen, zumal fernab der Rodungssaison [Häh? Rodungssaison ist in Deutschland stets in den Wintermonaten; Anm. d. Autors] und bei einem noch nicht abgeschlossenen Entscheidungsverfahren. Demgegenüber haben wir die Befürchtung, dass Konservative und Neoliberale versuchen werden, uns mit dieser unüberlegten Aktion zu diskreditieren. – Objekte der Sabotage können nach unserer Überzeugung nur Dinge sein, die wie eine Bombe im eigenen Haus unser Leben bedrohen.” Was bei Extinction Rebellion, Lisa Poettinger ebenso wie Tadzio Müller auffällt: Sie übernehmen unkritisch das Vokabular von städtischer Forstverwaltung und Medien: “Baumpflege”. Dabei existieren sogar mehrere Fotos, die überdeutlich zeigen, um welche Art der “Pflege” es sich bei diesem Gerät handelt und hier und dort wird in den Medien das beschädigte Gefährt sogar als “Rückezug” näher bezeichnet, während anhand eines entsprechenden Warnsymbols auf den Fotos eines ebenfalls beschädigten Anhängers direkt ersichtlich wird, dass es sich dabei um einen Treibstofftank auf Rädern handelt. Nun es mag der Tatsache geschuldet sein, dass Lisa Poettinger und Tadzio Müllers Klimaaktivismus – ganz zu schweigen von dem, von Extinction Rebellion – weniger daher rührt, dass diese irgendeinen Bezug zu ihrer Umwelt besitzen würden und folglich eine Ahnung davon hätten, wie man sich diese Form der “Baumpflege” vorzustellen hat, sondern vielleicht vielmehr aus irgendwelchen Zahlen und Diagrammen, die über ihre Bildschirme flimmern, motiviert ist, aber dass “Baumpflege” hier ein Euphemismus für Baumfällung ist, hätte ja selbst ihnen auffallen können.

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Was ist von solchen Idioten zu halten, die sich mit (teils) radikalen Parolen zunächst einen Namen innerhalb einer Szene von Umwelt- und Klimaaktivist*innen gemacht haben, nur um dann, dort angekommen, zum Rückzug zu blasen und jeden unkontrollierten Angriff auf die Akteur*innen der Umweltzerstörung zu verurteilen und zu diffamieren? Ja schlimmer noch, die sich an dem uralten Manöver der Aufstandsbekämpfung versuchen, eine Bewegung in die gute Klimaaktivistin und den bösen, angeblich unüberlegt und ziellos handelnden, gemeinschädlichen Vandalen zu unterteilen. Können sie als unsere Verbündeten gelten? Und wenn nicht, können wir ihre Anwesenheit in einer Bewegung dulden, die zunehmend mehr den von ihnen vorgeschlagenen Kurs eines Verbalradikalismus bei gleichzeitiger politischer Taktiererei und einem beinahe offenen Bündnis mit bestimmten Industriebranchen wie der Windkraft- oder der Solarenergie-Industrie einzuschlagen scheint? Können wir, die wir es Ernst damit meinen, den Kampf gegen die Zerstörung der Biosphäre aufzunehmen, mit einer solchen Bewegung überhaupt etwas anfangen? Ich denke anstatt sich dem von Andreas Malm in einer ähnlichen Absicht vorgeschlagenen Kurs (als Alternative dazu, Pipelines in die Luft zu sprengen, wie der Titel seines Buches lautet) irgendwelcher Pseudo-Sabotagen gegen SUVs (die Luft der Reifen ablassen) anzuschließen, wäre es vielleicht an der Zeit lieber über diese Fragen zu diskutieren und entweder konsequent alle Politiker*innen, seien es jene des Parlaments oder eben jene außerparlamentarischen Wichtigtuer, von denen hier die Rede ist, aus den Klimakämpfen zu verjagen, oder wenigstens offen damit umzugehen, dass Sabotagen nicht zum Arsenal jener gehören, die bloß einer neuen Industrie den Weg bereiten wollen.


Übernommen von de.indymedia.org.