Nein Danke, es bedarf keiner paternalistischen Vulgarisierung der kompromisslosen Feindschaft gegenüber jeder Herrschaft durch dahergelaufene “Schreibtisch-Täter”
Ein bisschen hängengeblieben ist es ja schon, immer wieder den selben Schwachsinn von sich zu geben und natürlich könnte man die Meinung vertreten es wäre ebenso schwachsinnig, wenn immer wieder darauf geantwortet wird. Aber bei aller Kritik an den Herausgeber*innen des Zündlumpens, die sich immerhin erst durch die Aufgabe ihres Projekts als verweichlichte Idioten herausgestellt haben, ist es bei einem Unterfangen wie dem diesen, nämlich der Übernahme einer Zeitung, wohl auch notwendig, gleich all die falschen Kritiker*innen von Bord zu stoßen. Denn wenn wir gegen alle Waschlappen sind, auch gegen jene, die sich für Zündlumpen halten mögen, so sind wir natürlich auch und vor allem gegen alle Waschlappen, die nicht einmal auf die Idee kämen, sich für Zündlumpen zu halten.
Ja, geneigte Leser*innen des Zündlumpens mögen es ahnen, die Rede ist hier von keinem geringeren als Jonathan – “Antifaschistische Schutztruppen”, Waschlappen – Eibisch, jenem berüchtigten “Schreibtisch Täter”, der von Zeit zu Zeit “den Insurrektionalist*innen” ein bisschen über den Kopf streichelt, sie für ihre Technologiekritik lobt und für ihre Kohärenz tadelt. Und manchmal wird er eben bei diesem Versuch gebissen, weil eben wirklich keine*r das herablassende Geseier eines Möchtegern-Intellektuellen braucht. Vielleicht sollte der liebe Jonathan Eibisch ja auch endlich mal die Disziplin wechseln. Er scheint ja ohnehin mehr damit beschäftigt zu sein, irgendwelche halbgaren, den armen Narziss verunglimpfenden, Theorien über “selbsthassende Narzisst*innen” aufzustellen, als irgendeinen relevanten Beitrag zu “anarchistischer Theorie” zu leisten. Warum sich dann nicht gleich als Psychiater verdingen, immerhin stehen die Chancen dort gar nicht so schlecht, dass seine neu erfundene Persönlichkeitsstörung, an einem eingewiesenen Subjekt diagnostiziert, dazu dient, gefährliche Anarchisten Zeit ihres Lebens wegzusperren. Und uns würdest du gewissermaßen auch einen Gefallen damit tun, Jonathan, dann hätten wir endlich einen Grund, dich einfach abzuknallen, Haha.
Naja, wir wollen dir mal abnehmen, dass dies zumindest nicht deine Absicht ist, Jonathan, deshalb stecken wir die Waffe wieder weg und bedienen uns lieber der Worte. Und es wäre ja auch schade, wenn wir (und ich würde das w ja gerne so seltsam schreiben wie du, damit sich da jede*r nach eigenem Gutdünken mit mir assoziieren kann, aber ich weiß nicht wie das geht …) unseren Liebslingsintellektuellen mit gewissen Sympathien für Anarchist*innen verlieren würden, mit wem würden wir (ja, auch hier füge man die Eibischsche Eigenart des assoziativen w’s ein) uns sonst den lieben langen Tag so zanken?
Also fangen wir an, sehen wir doch zunächst einmal, was du dem lieben Narziss so alles anlasten willst. Ein bisschen befremdlich finde ich es ja schon, von einem, der aus seinem Anarchist-sein soetwas wie eine (extra)wissenschaftliche Karriere macht, den Vorwurf zu vernehmen, bei jenen, die sich nicht überall damit brüsten müssen, ihren Long-John-Silver unter ihre Texte zu setzen, würde es sich um Narzissten handeln. Und um selbsthassende noch dazu. Nun, ok, “es handelt sich sozusagen um den Schrei der bedrängten Kreatur”, schreibst du, das mag ja von mir aus noch stimmen und ist soweit ja sympathisch, auch wenn du es letztlich vielleicht eher hysterisch finden magst. “Egoismus als Ausgangspunkt und Verfallserscheinung des Anarchismus”? Ach weißt du, mit solchen rhetorischen Spielchen habe ich nicht so viel am Hut. Es ist ja wohl klar, dass wer Anarchist ist, auch Egoist sein muss, sonst wird da nicht viel draus werden, aber sicher ist das für dich “verwirrter Dogmatismus”; Es wäre ja auch ein wenig mühselig über solche Differenzen zu streiten und mich deucht ohnehin, dass du eigentlich sehr gut verstehst, was ich meine und es nur eben nicht so gerne einräumen willst. Sei’s drum. Aber was hast du nur mit diesem Narzisstischer Selbsthass-Vorwurf? Sicher wirst du dich nicht auf die klinisch-psychiatrische Kategorisierung nicht (ganz) erfolgreich domestizierter Menschen berufen, aber worauf dann? Auf die Sage, wie sie etwa Ovid wiedergibt, in der Narziss von allen möglichen Leuten angebaggert wird, aber selbst kein Interesse an seinen Verehrer*innen hat, dann von der Nymphe Echo belästigt wird, und schließlich verflucht wird, sich in sein eigenes Spiegelbild zu verlieben? Ich verstehe nicht ganz. Willst du den Insurrektionalist*innen deine Liebe gestehen? Aber was ist dann mit diesem Selbsthass? Oder denkst du, als Insurrektionalist*in, wie du uns vielleicht nennen magst, würde man sich an seinem eigenen, “dunklen” Spiegelbild abarbeiten, wie man das mit sehr sehr viel Wohlwollen vielleicht als wenigstens einmal von deinem geheimen Freund Jens Störfried theoretisiert – wenngleich auch mit erbärmlicher Argumentation und in fortwährender Ignoranz der ihm entgegen gehaltenen Einwände und Widerlegungen – in der Behauptung, Insurrektionalist*innen würden letztlich in ihrer Rebellion nach reiner “bürgerlicher Selbstverwirklichung” streben, durchgehen lassen könnte. Aber vielleicht interpretiere ich da ja auch zu viel hinein und du willst einfach nur irgendeine Beleidigung aussprechen, die möglichst klug klingt. Aber warum? Weil niemand so recht mit dir diskutieren will, wie du kritisierst? Ich meine: Du musst schon verstehen, dass es wenig Interesse gibt, mit Leuten zu diskutieren, die bloß irgendetwas theoretisieren wollen, dabei sogar noch akademische Anwandlungen haben, und kein Interesse daran zu haben scheinen, ihre Anarchie auch in die Tat umzusetzen. Ebenso wurde beispielsweise im Zündlumpen eben auch eine Trennlinie zu Bullen jeder Coleur, sowie zu allen anderen Verteidigern des Bestehenden, etwa zu Linken und Wissenschaftsgläubigen gezogen. Und jenseits dieser Trennlinie, das kannst du als jenseits dieser Trennlinie stehender natürlich kaum bemerkt haben, wurde sehr fleißig diskutiert und sehr wohl eine gemeinsame Debatte entwickelt, manchmal ja sogar mit linken Aktivist*innen und hat sich nicht sogar eine Ausgabe größtenteils dir altem Akademiker gewidmet? Was ich im Übrigen bis heute eine Papierverschwendung finde.
Aber man nimmt die Dinge halt auch manchmal so wahr, wie man sie eben wahrnehmen will …
Aber weißt du, was ich eine ziemliche Frechheit von dir finde? Offenbar hast du ja das Statement gelesen, in dem die Opfer vom Zündlumpen die Einstellung ihres Blattes verkünden. Und ob das von deiner Lebensrealität nun vor allem deshalb zu weit entfernt ist, weil du dich zu einem Schreibtisch-Täter entwickelt hast, oder nicht, so steht in dieser Erklärung eindeutig, dass die Herausgeber*innen sich mit einer Situation der Denunziation konfrontiert sehen und sie das Blatt deshalb einstellen, es ist also völlig an der Sache vorbei zu behaupten, der Zündlumpen wäre an “Selbsthass erstickt”, außer man will in irgendeiner Form Denunziation gutheißen oder verteidigen. Und wir sind hier nur einer Meinung, dass man deshalb nicht derart rumzuopfern braucht, wenn auch du der Meinung bist, dass man Snitches vielleicht lieber mal einen kleinen Hausbesuch abstatten sollte, Journalist*innen in ihrem Wohnzimmer aufsuchen und spekulierende denunziationsfreudige Linke beim nächsten Gang zum Impfzentrum auflauern sollte. Und irgendwie bezweifle ich, dass wir hier das gleiche meinen, denn nichts davon klingt nach der Waschlappen-Haltung eines Schreibtisch-Täters.
Und eines noch: Keine*n interessiert es, ob aus “dieser Ecke” inhaltliche Punkte aufgemacht werden, von denen du gut findest, dass es sie gibt. Der Anarchismus brauchte noch nie irgendwelche Akademiker, die ihn vulgarisierten und in verträgliche Häppchen zurechtschnitten, um sie der Bevölkerung im Rahmen einer Befriedungsstrategie Stück für Stück anzubieten. Und sicher braucht er das auch heute nicht.
Dieser Text beschäftigt sich mit Jonathan Eibischs Nachruf auf den Zündlumpen mit dem Titel „Polemik am Selbsthass erstickt„.