November 2021.
Es bleibt nichts weiter zu sagen.
RCMP [Royal Canadian Mounted Police; eine Art Bundespolizeibehörde] verpisst euch.
CGL [Coastal Gas Link, ein Pipeline-Bauprojekt] raus aus dem Yintah.
Verteidigt den Wedzin Kwa.
Dies ist ein Akt des Genozids. Ein aktiver Genozid. Eine bewaffnete Invasion durch den Kolonialstaat.
Es gibt nichts mehr zu sagen: Sie geben einen Fick auf Worte.
Also lasst es uns tun; das was getan werden muss.
An einem Abend, es ist nicht lange her, sind Allies/Kompliz*innen in die Nacht aufgebrochen, um die Sache dort wiederaufzunehmen, wo sie andere vielleicht im Frühjahr 2020 fallen gelassen haben: Die Schieneninfrastruktur angreifen.
Mittels verschiedener Methoden (die unten zu deiner Information, Bildung und Freude erklärt sind!) haben wir in der Nacht den Eisenbahnverkehr überall im sogenannten Southern Ontario lahmgelegt, indem wir sowohl die Schienen von Canada National (CN) und Canada Pacific (CP) ein beinahe einem dutzend unterschiedlichen Stellen getroffen haben. Wir haben das in aufrichtiger Solidarität mit den Wet’suwet’en getan, die ihre Yintah vor der Zerstörung verteidigen, und haben unsere Handlungen mit der gerechtfertigten Wut auf die RCMP und den Staat befeuert, die einmal mehr im Auftrag eines privaten Unternehmens in ihr [das der Wet’suwet’en] Territorium eindringen.
Die Schienen waren ein Vorbote kolonialer Siedlungen und des Genozids an den indigenen Völkern überall im sogenannten Kanada und sie sind auch ein unverteidigbarer Weg, die KKKanadische Wirtschaft anzugreifen, daher halten wir sie als Personen, die nicht in der Lage sind, Schulter an Schulter mit den Wet’suwet’en-Landverteidiger*innen zu stehen, für ein ideales Ziel.
Während sich einige Crews für die Kupferkabelmethode entschieden haben, waren andere von anderen Wegen inspiriert, die Eisenbahn-Stromkreise anugreifen – inklusive der Durchtrennung von niederspannungs-Schienenstromkreisen und der Brandstiftung an Schienen-Signalanlagen-Häuschen.
Jede dieser Methoden sollte das automatisch block-Signalsystem in den ausfallsicheren Zustand „blockierter Gleise“ gebracht haben – was bedeutet, dass der gesamte Schienenverkehr auf dem betroffnen Gleisabschnitt stoppt, bis der Fehler aufgeklärt und in manchen Fällen auch repariert wurde. Das bedeutet auch, dass unsere Störungen sicherer waren, als jede der militarisierten, ungerechtfertigten Razzien der RCMP gegen die Wet’suwet’en.
Wir wollen andere zur Nachahmung ermutigen. Nutzt eure Worte dazu, andere zur Handlung zu inspirieren, nicht dazu, die Regierungsvertreter*innen darum zu bitten, etwas an ihrer Rolle in einem aktiven Genozid zu verändern.
Legt es lahm. Das ist alles, was zu tun bleibt.
Weicht nicht zurück
Gebt niemals auf.
Brennt es nieder, wenn das nötig ist.
Wie versprochen; eine Anleitung.
Seit langem haben Rebell*innen die Schieneninfrastruktur durch die Kupferkabelmethode angegriffen. Diese besteht darin, zwei parallele Schienen sicher mit leitendem Kupferkabel zu verbinden. Ziel dieser Methode ist es, den Kurzschluss zu simulieren, der stattfindet, wenn die Zug-Achsen einen Schienenabschnitt erreichen. Das Kabel kann an gereinigte Schienenköpfe oder Laschen angebracht werden, aber idealerweise an die an den Laschen befestigten Kabel. Letztere Methode erfordert eine kleinere Menge an Kupferdraht und hat die stabilste Verbindung.
Aber es gibt viele Elemente der Schienenstromkreise und des Eisenbahn-Protokolls, die angegriffen werden können.
Laschen-Kabel
Bei modernen Gleisen sind die Schienen an ihren jeweiligen Enden zusammengeschweist und mit Laschen und Schrauben gesichert, um festgelegte Gleisabschnitte zu bilden. Die Abschnitte werden durch die zahlreichen Sensoren auf Störungen der elektrischen Leitfähigkeit hin überwacht, die in bestimmten Situationen Relaissignale auslösen. Das Schweißen der Enden wirkt sich in einigen Fällen auf die Leitfähigkeit aus und es werden Kabel angebracht, um die Leitfähigkeit zu vergrößern. Wenn der Stromfluss durch schlechte Leitfähigkeit unterbrochen wird, dann fällt der Gleisabschnitt in seinen Fehlerzustand „besetzt“.
Die Verbindungskabel können an vielen Schienenverbindungen entdeckt werden und kommen entweder als ein Kabel entlang der Schienen auf der Lasche vor, oder als zwei Kabel, die aus beiden Seiten der Lasche heraus kommen. Eines oder mehrere dieser Kabel an verschienenen Schienenverbindungen zu durchtrennen beeinträchtigt den Stromkreislauf und führt dazu, dass das Signal des Abschnitts auf „besetzt“ schaltet. Das erfordert keine Anschaffung von Kupferkabel – sondern nur einen handlichen Seitenschneider oder einen kleinen Bolzenschneider.
Signal-Häuschen
Signal-Häuschen/Kabinen übermitteln Informationen, die von verschiedenen Elementen der Schienen-Schaltkreise gesammelt werden an Zugführer und zentrale Stellwerke. Sie können oft an Straßenkreuzungen gefunden werden und manchmal auch zwischen Abschnitten, abhängig davon, was für Senonsoren in diesem Abschnitt installiert sind. Sie sind oft grau oder metallic und sehen aus, wie kleine Schuppen auf Stelzen, in die die elektrischen Kabel im unteren Teil hinauf in das Plastik- oder Metallgehäuse laufen.
Störungen an diesen Signal-Relais werden sofort bemerkt und verursachen eine Abschaltung des Gleisbereichs. Die meisten Häuschen haben sichere Schlösser. Mach dir gar nicht erst die Mühe, es mit Bolzenschneidern zu versuchen, aber sie können mit einer Flex aufgemacht werden, oder mit einer Säge, mit der die Metallschinen, durch die das Schloss gesteckt ist, ins Ziel genommen werden, ebenso wie mit Brecheisen. Von einigen Häuschen ist bekannt, dass sie externe Kameras haben – also Vorsicht beim Auschecken und beim Umsetzen.
Das Eisenbahnprotokoll ausnutzen
Als Allies/Kompliz*innen/Dissident*innen ist eine unserer größten Stärken gegen den Staat oder Organisationen unsere eigene Flexibilität und Anpassungsfähigkeit – Eine Fähigkeit, die hierarchischen Systemen oder Organisationsstrukturen meist fremd ist. Die Eisenbahn-Sicherheitsprotokolle übertragen Eisenbahningenieur*innen Entscheidungsbefugnisse, was sich ausnutzen lässt, wenn eine bestimmte Situation repliziert werden kann.
Ein solches Protokoll für Konduktoren und Ingenieure ist die Notfall Signalflaggung. Bei Notfällen im Tageslicht kann diese Signalflaggung buchstäblich eine Rote Fahne am Gleisrand sein, die dem Zugführer signalisiert anzuhalten oder langsamer zu werden. Bei den Gleisblockaden von 2020 haben wir gesehen, wie dieses Protokoll ausgenutzt wurde, um Gleisbereiche für Besetzungen zu sichern. Ähnlich können Nachts rote Lichter oder Leuchtsignale zwischen den betroffenen Gleisbereichen dem Zugführer signalisieren, gemäß dem Eisenbahnsicherheitsgesetz langsamer zu werden oder anzuhalten. Das aufgeregte wedeln mit irgendeinem Objekt neben den Gleisen verpflichtet den Zugführer außerdem, sofort anzuhalten.
Auch wenn diese Störungen nur temporärer Natur sind, verlangsamen, stoppen und unterbrechen sie doch die Bewegungen auf den Schinen und sind so ein weiterer Weg, den Schienenverkehr zu stören.
Übersetzung von „Glorious Rage: Rail Sabotage in Solidarity with the Wet’suwet’en“, veröffentlicht bei north-shore.info.