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[Bristol, UK] Der anarchistische Gefangene Toby Shone steht vor einer Schwerkriminalitätsbekämpfungs-Verfügung

Das wäre die legale Grundlage, um ihn und alle in seinem Umfeld noch Jahre nach seiner Entlassung zu kriminalisieren und mit allen Mitteln zu überwachen.

Selbst wenn die Bullen ihren Terrorismus-Vorwurf gegen Toby Shone auch nach vier Jahren der Ermittlung nicht erhärten konnten, steht er heute vor einer „Serious Crime Prevention Order“, die die Kriminalisierung und totale Überwachung von ihm und allen um ihn herum auf Jahre nach seiner Entlassung erlauben würde.

Im November 2020 fand eine Reihe koordinierter Razzien gegen die mutmaßlichen Administrator*innen der Webseite 325.nostate.net statt, die von Anti-Terroreinheiten der Polizei im UK als Teil der „Operation Adream“ durchgeführt wurden. Mehrere Anwesen im Südwesten Englands wurden durchsucht und eine Person, Toby Shone wurde mit gezogenen Waffen im Wald von Dean verhaftet und nach dem Terrorismus-Gesetz angeklagt. Das war das Erste Mal, dass der Britische Staat versuchte, einen Anarchisten mithilfe der modernen Antiterrror-Gesetzgebung zu verfolgen und das erste Mal, dass jemand dafür verurteilt wurde, für das Betreiben einer anarchistischen Webseite verdächtigt zu sein.

Ursprünglich wurde Toby angeklagt, einen Dienst betrieben zu haben, der anderen den Zugang zu Terroristischen Publikationen ermöglicht haben soll, Gelder für terroristische Zwecke gesammelt zu haben, sowie des zweifachen Besitzes von Informationen die vermutlich für Terroristen nützlich wären. Er plädierte auf unschuldig, die Bullen waren nicht in der Lage irgendeinen Beweis vorzubringen und die Strafverfolgungsbehörden waren gezwungen, diese Anklage am 1. Oktober 2021 fallen zu lassen. Am Ende wurde Toby Shone am 13. Oktober 2021 wegen 8 Rauschmitteldelikten zu 3 Jahren und 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Bei den „Drogen“ handelte es sich um Psychedelika und medizinische Pflanzen, die in zwei der vier im November 2020 gerazzten Anwesen gefunden worden waren, allesamt in Gemienschaftsräumen. Er saß 8 Monate seiner Strafe in Untersuchungshaft im HMP Wandsworth ab und wird derzeit im HMP Bristol gefangen gehalten. Er soll irgendwann zwischen August und Dezember 2022 entlassen werden.

Allerdings setzen der leitende Ermittler Sion Margrie und die Musterknaben-Staatsanwälte Dan Porson-Pounds und Thomes Coke-Smythe ihre Verfolgung von Toby fort, indem sie eine Verfügung beantragen, die seine alltäglichen Bewegungen, seinen Kontakt mit anderen, seine Wohnung, seine Finanzen, Geräte, usw. kontrollieren und überwachen würde. Sie erfordert auch, dass den Cops genaue Informationen über all seine Freund*innen, Kontakte, Geliebte, Bekanntschaften und Geschäftskunden gegeben werden. Sein Bankkonto und Zugang zu Telefon, Internet und Speichermedien würden überwacht und er dürfte die von anderen nicht benutzen. Er wäre nicht in der Lage, Verschlüsselungstechnologie zu nutzen und dürfte nur 50 Pfund Bargeld besitzen, was ihn dazu zwingen soll, bargeldlos zu leben, um seine finanziellen Fußspuren besser verfolgen zu können. Wenn er irgendwo überachten würde, müsste er den Cops mitteilen, wo, wann und mit wem und warum. Wenn jemand zu Besuch käme, müsste er ebenfalls angeben, wer, wann und warum. Alle Arbeitsmöglichkeiten, wie viel er verdient und wen er trifft, müsste er ebenfalls berichten. Im Grunde würde ihn diese Verfügung unter eine Form des Hausarrest stellen und ihn zwingen, Komplize bei seiner eigenen Überwachung und der seiner Freund*innen zu sein.

Serious Crime Prevention 0rders (dt. etwa Schwerkriminalitätsbekämpfungs-Verfügungen) werden oft als „geheime Aburteilungen“ genutzt, wenn die Bullen beim ersten Mal scheitern. Die Verfügung würde mindestens Fünf Jahre nach seiner Entlassung andauern und kann nach dieser Zeit verlängert werden. Toby würden fünf weitere Jahre Knast drohen, wenn er gegen sie verstoßen würde, wovon die Bullen natürlich verzweifelt hoffen, dass das passieren würde. Die Verfügung ist dazu gedacht, gebrochen zu werden, da die Bedingungen und Einschränkungen so wahnsinnig sind und so zahlreich, dass es unmöglich ist, nicht irgendwann gegen sie zu verstoßen. Wenn seine Freund*innen sich weigern, zu kollaborieren, können auch sie juristisch verfolgt werden und eine Gefängnisstrafe von bis zu 12 Monaten wegen Behinderung erhalten.

Die Bullen argumentieren, dass diese Kontroll-Verfügung erforderlich sei, wegen Tobys alternativem Lebensstil und seinen Ansichten. Eine Lebensweise mit einer Serious Crime Prevention Order (SCPO) zu kriminalisieren ist nicht nur unverschämt, sondern auch ein sehr gefährlicher Präzedenzfall. Ein weiterer gefährlicher Präzedenzfall ist eine SCPO gegen Aktivist*innen. Es ist offensichtlich, dass diese Verfügung nichts mit den Drogenvorwürfen zu tun hat, für die Toby verurteilt wurde, und für die er gerade mehr als genug Zeit absitzt. Stattdessen basiert diese Verfügung auf den Terrorismusvorwürfen, die die Cops nicht beweisen konnten. Es geht um Tobys Angehörigkeit in der Anarchistischen Bewegung.

Wie aus der neuen Polizeigesetzgebung hervorgeht, die vom autoritären britischen Regime, insbesondere unter seiner Innenministerin Priti Patel, durchgesetzt wird, betrifft diese Kontrollverordnung nicht nurToby. Es geht nicht einmal nur um die staatliche Unterdrückung von anarchistischen Gegeninformationsinitiativen. Es geht darum, einen Präzedenzfall zu schaffen, um jegliche Form von Protest mit einem drakonischen Überwachungsinstrument zu ersticken und
Menschen dazu zu zwingen, sich zum Komplizen ihrer eigenen Unterdrückung und Überwachung und der ihres sozialen Umfelds zu machen. Die Anordnung gegen Toby ähnelt in Begründung und Inhalt der vorgeschlagenen (*und kürzlich besiegten) Serious Disruption Prevention Order, die Teil der neuen und umstrittenen Policing Bill ist. Dieser Gesetzentwurf würde eine Person dazu verpflichten, ihre Partner und ihre Bewegungen bei der Polizei zu registrieren, für kein geringeres Verbrechen, als dass sie als tatsächliche oder potenzielle Dissidenten identifiziert wurden.
Indem das Vereinigte Königreich die Grenzen der Unterdrückung von Aktivisten, Anarchisten und Dissidenten verschiebt, gleitet es in eine kaum noch verborgene Diktatur ab.

Die Anhörung für die SCPO gegen Toby findet am 22. Februar 2022 vor dem Bristol Crown Court statt. Zeigt eure Solidarität mit Toby um 9 Uhr vor dem Gericht. Zeigt eure Solidarität mit ihm und anderen anarchistischen Gefangenen, wo, wann und wie auch immer ihr könnt. Wir brauchen eure Stimmen und guten Schwingungen gegen diese anhaltende politische Verfolgung von Toby Shone.


Weitere Informationen zu Tobys Fall findest du unter:
https://darknights.noblogs.org/post/tag/toby-shone/. Bitte übersetzt diesen Text und verbreitet ihn in euren eigenen Kreisen und Veröffentlichungen.


Ihr könnt Toby an diese Adresse schreiben. Vergesst nicht, eine Absenderadresse auf die Rückseite des Umschlags zu schreiben, da die Briefe sonst nicht ankommen.

Toby Shone
A7645EP
HMP Bristol
19 Cambridge Road
Bishopston
Bristol
BS7 8PS
UK

[Bristol, UK] Toby Shone erklärt seinen Fall aus den Kerkern des Gefängnisses von Bristol

Hallo, mein Name ist Toby Shone. Ich bin Anarchist und derzeit im Gefängnis von Bristol inhaftiert, nachdem ich von einer Antiterroreinheit mit vorgehaltener Waffe im Rahmen der Operation Adream im UK gekidnapt wurde. Die Repression zielte auf das (in Worten und Taten) anarchistische 325 Kollektiv und die Webseite 325.nostate.net (die aufgrund einer Serverbeschlagnahme seitdem nicht mehr erreichbar ist; Anm. d. Übers.) ab. Die Operation Adream ist ein gemeinsamer Angriff des Britischen Staates und weiteren Europäischen Partnerstaaten gegen anarchistische Aktionsgruppen, Gegeninformationsprojekte, Gefangenensolidaritätsinitiativen und die neue anarchistische Kritik an der technologischen Singularität und der Vierten und Fünften Industriellen Revolution. Die Operation Andream ist die erste, bei der die Antiterrorgesetze des UK gegen die hiesige anarchistische Bewegung eingesetzt werden.

Ich wurde vom Regime am 18. November 2020 als Geisel genommen; durch ein mit Strumgewehren bewaffnetesTeam der Cops, nach einer Jagd durch den abgelegenen Forst von Dean, der sich an der Grenze zu South Wales befindet, eine Stunde in nördlicher Richtung von Bristol entfernt. Zeitgleich fanden koordinierte Razzien an fünf Adressen im Forst von Dean gegen kollektive Hausprojekte, Treffpunkte und einen Lagerraum statt. Ich wurde von bewaffneten Bullen auf eine nahegelegene Polizeiwache gebracht, wo ich in Isolation gesteckt wurde und viele viele Male verhört wurde. Ich weigerte mich während der Verhöre zu sprechen und ich habe mit den Mördern in Uniform nicht kooperiert.

Mir wurden vier Akte des Terrorismus vorgeworfen. Einer davon fiel unter Paragraph 2, die Verbreitung terroristischer Publikationen als ein verdächtigter Administrator von 325.nostate.net. Zwei fielen unter Paragraph 58, den Besitz von Informationen, die den Zwecken des Terrorismus dienlich sind. Dabei handelt es sich um zwei Videos. Eines zeigt, wie sich ein Sprengsatz improvisieren lässt. Und das andere demonstriert, wie ein Mobilfunkmast abgefackelt werden kann. Ich wurde außerdem beschuldigt, nach Paragraph 15 den Terrorismus finanziert zu haben, was mit den Cryptowährungskonten, die auf der 325.nostate.net Webseite angegeben waren und die der Unterstützung anarchistischer Gefangener und Publikationen dienten. Ich habe all diese Vorwürfe bestritten.

Ich wurde während der Verhöre auch der Mitgliedschaft in der FAI/IRF, der Informellen Anarchistischen Föderation/Internationale Revolutionäre Front, bezichtigt. Ich wurde angeklagt, fünf Dokumente verfasst zu haben und zahlreiche Aktionen in der Region von Bristol durchgeführt zu haben, zu denen sich die Zellen der FAI bekannten, ebenso wie diejenigen, zu denen sich Earth- und Animal-Liberation Fronts bekannt haben. Das umfasste unter anderem einen Brandanschlag gegen die Polizeiwache, das Abfackeln eines Mobilfunkmasts und die Befreiung von Tieren.

Bristol ist eine Region des UK, in der es während der letzten beiden Dekaden zahllose anarchistische Sabotageakte und Direkte Aktionen gegeben hat, die von der Polizei nicht aufgeklärt werden konnten, obwohl millionenschwere Ermitlungen angestellt wurden und gemeinsam mit der Presse regelrechte Hexenjagden gegen Anarchist*innen in der Stadt veranstaltet wurden.

Aus den kollektiven Räumen und Treffpunkten, die im Zuge der Operation Adream gerazzt wurden, beschlagnahmten die Cops hunderte Exemplare des 325-Magazins #12, sowie dutzende anarchistische Broschüren, Bücher, Sticker, Plakate und Flyer, Laptops, Mobiltelefone, Drucker, Festplatten, Kameras, Jammer, GPS-Einheiten, Rauch-, Knall- und Blitz-Täuschkörper, Nachbildungen von Feuerwaffen und Bargeld. Das gegen mich erhobene Beweismaterial umfasste zahlreiche anarchistische Publikationen, darunter das 325-Magazin #12, das sich um die vierte und fünfte Industrielle Revolution dreht, das Pamphlet „Incendiary Dialogues“ von Gustavo Rodríguez, Gabriel Pombo da Silva und Alfredo Cospito, das von Black International Editions veröffentlicht wurde. Außerdem den Text „Was ist Anarchismus“ von Alfredo Bonnano, den Dark Nights Newsletter, das kleine Büchlein „Anarchy, civil or subversive?“ von 325 und Dark Matter publications, einen Flyer in Solidarität mit den anarchistischen Gefangenen Alfredo Cospito und Nicola Gai, einen Flyer gegen Covid-19-Lockdowns namens „Face the fear, fight the future“, sowie viele andere Texte und Publikationen in Solidarität mit anarchistischen Gefangenen und Revolutionären Organisationen wie den CCF (Conspiracy of Cells of Fire).

Ich wurde in das Gefängnis von Wandsworh in London überstellt, nachdem ich dem Westminster Magistrates Gericht vorgeführt worden war und dort unter anti-terror Bedingungen gefangen gehalten. Zehn Tage lang wurde mir verweigert zu telefonieren und für meine Briefe galt eine ähnliche Restriktion. Sechs Wochen lang verweigerte man mir den Kontakt zu einem Anwalt. 23,5 Stunden Isolationshaft, manchmal sogar 48 Stunden ohne Möglichkeit meine Zelle zu verlassen, außer um mir etwas zu essen zu holen. Die ersten drei Wochen ohne Hofgang und dann bloß einmal alle vierzehn Tage für 35 Minuten. Kein Fitnessraum, keine Bibliothek, keine Bildung, keine Aktivitäten. Ich wurde in einer Kerkerähnlichen Zelle nur mit künstlichem Licht gefangen gehalten und war ohrenbetäubend lautem Baulärm ausgesetzt, als ich in die Antiterroreinheit verlegt wurde, neben der ein neuer Gefängnistrakt gebaut wurde. Meine Briefe, Telefonate und Treffen wurden alle routinemäßig überwacht und mein Zugang zu Anwälten, Post und Büchern konstant blockiert. Viele Monate lang bekam ich die vollständige Anklage gegen mich nicht zu Gesicht.

Die Operation Adream ist eine Konstruktion, die seperate, nicht miteinander verbundene Elemente miteinander in Verbindung bringt, wie es für repressive Operationen in Südeuropa typisch ist. Diese Strategie wird nun auch von der britischen Polizei angewandt. Die Operation Adream versucht die Conspiracy of Cells of Fire als eine Nachfolgeorganisation der bewaffneten Marxistisch-Leninistischen revolutionären Organisation 17. November darzustellen. Das ist eine wichtige Konstruktion für die Repression, weil die Gruppe 17. November im UK verboten ist. Im wesentlichen versucht die Operation Adream die ganze Bandbreite anarchistischer Gruppen, Publikationsprojekte und Gefangenensolidaritätsprojekten als eine Reihe organisatorischer Knotenpunkte für die Ausübung und Verherrlichung von Terrorismus darzustellen.

Der Fall wurde von dem Leiter der Staatsanwaltschaft Max Hill QC geleitet. Die Ermittlungen enthüllten schließlich die Beteiligung niederländischer und deutscher Bullen, die verborgene Hand des Geheimdienstes und eine internationale Dimension der Operation basierend auf vorangegangenen Wellen der Repression in Spanien, Italien und Griechenland. Während meiner Verhöre wurde mir beispielsweise eine vorgefertigte, schriftliche Liste an Fragen gestellt, deren Sinn nichteinmal die Beamten zu verstehen schienen, was zeigt, dass die gesamte Operation ein Vorwand war, um einen politischen Zweck zu erreichen. Dazu kann ich nur den ermordeten Anarchisten Bartholomew Vanzetti zitieren, der bemerkte, „Je höher sie sind, desto größere Trottel sind sie.“ Es ist gewiss angebracht, dass ich am 6. Oktober 2021 von dem Bristol Crown Court für nicht schuldig befunden wurde. Nichtsdestotrotz wurde ich für den Besitz und den Handel mit Betäubungsmitteln der Klasse A und B verurteilt: den psychodelischen Substanzen LSD, DMT, Psilocybin, MDMA und Marijuana, da diese alle in den kollektiven Räumen beschlagnahmt worden waren. Ich wurde zu drei Jahren und neun Monaten verurteilt.

Ich kämpfe außerdem gegen eine Serious Organised Crime Prevention Order, die von der Antiterroreinheit und der Staatsanwaltschaft gefordert wird. Diese Anordnung würde mich für bis zu fünf Jahre unter eine Form von Hausarrest stellen, nachdem ich entlassen werde und wenn ich gegen diesen Hausarrest verstoßen würde, müsste ich mit einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen. Die Anordnung würde meine täglichen Bewegungen kontrollieren und überwachen, meinen Kontakt zu anderen, meinen Aufenthaltsort, die Verwendung von Geld, Geräten, internationalen Reisen, usw. Sie erfordert, dass den Cops präzise Informationen über all meine Freund*innen, Kontakte und Geliebte gegeben würden und ist schlicht ein Mittel meine Freundschaften und Lebensumgebungen zu überwachen und zu kriminalisieren. Mein Verfahren darüber, das nicht vor dem 15, Januar stattfinden wird und die Ermittlungen gegen mich, gehen ebenso weiter wie die Operation Adream, die gegen das 325-Kollektiv gerichtet ist.

Ich will allen danken, die mich unterstützt haben. Mein Herz ist offen und entschlossen und ich bin Entschlossen. Ich schicke euch allen eine feste Umarmung und ein Lächeln.

Toby Shone A7645EP
HMP Bristol
19 Cambridge Road
Bishopston
Bristol
BS7 8PS
UK

Übernommen von Act For Freedom Now!