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Es gibt keine isolierten Brandstifter

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Es gibt keine isolierten Brandstifter

Am 11. Juni 2022 wurde im Raum Paris ein anarchistischer Gefährte namens Ivan verhaftet. Er wird der Brandstiftung an mehreren Fahrzeugen verdächtigt: Fahrzeuge mit diplomatischen Nummernschildern, Autos der Reichen, von Enedis und weitere. Wir betrachten die Brandstiftung und Sabotage von Fahrzeugen, Mobilfunkmasten, Hochspannungsmasten und Firmenzielen als eine Strategie des internationalen anarchistischen Kampfes.

Die Omnipräsenz unserer Feinde macht diese verwundbar. Einige Ziele scheinen unerreichbar zu sein und doch sind all ihre Tentakeln Archillesfersen. Wenn der Hauptsitz einer Firma schwer zu erreichen ist, können wir eines ihrer zahlreichen Fahrzeuge abfackeln, eine ihrer Zweigstellen oder ihre Stromversorgung. Wir können unsere Freude daran entdecken, diese Tentakeln zu durchtrennen, sei es alleine oder in Gruppen, mit oder ohne Bekenntnisse, mit einfachen Mitteln oder komplizierteren Techniken. Auf diese Art und Weise greifen wir bestimmte
Strukturen der Herrschaft an.

Diese Angriffe finden überall und zu jeder Zeit statt, weil sie reproduzierbar sind und sich die Ziele an jeder Straßenecke befinden. Wir greifen an, weil wir den Schrecken dieser Welt nicht hinnehmen, weil es eine Möglichkeit ist, unsere Solidarität auszudrücken, weil wir ein Sandkörnchen ins Getriebe der Macht streuen wollen. Aus all diesen Gründen erfüllen uns diese Angriffe mit Freude.

Solidarität mit anarchistischen Gefangenen!
Freiheit für Alle!
Auf zum Angriff!

Einige Anarchist*innen im Juli 2022


Via Act for Free

[Athen, Griechenland] Solidarität mit den Anarchisten, die in München von Repression betroffen sind

Am frühen Morgen des Dienstag, 26. April, durchsuchte die deutsche Polizei vier Wohnungen von Gefährten in München, ebenso wie die anarchistische Bibliothek „Frevel“ und einen Druckraum. Alle Maschinen und alles Material im Druckraum wurden in Lkws fortgeschafft, während in den Wohnungen und der anarchistischen Bibliothek hauptsächlich anarchistische Publikationen, persönliche Dokumente, Computer, Telefone, Drucker und digitale Speichermedien beschlagnahmt wurden.

Drei Personen wird die „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ (§ 129) vorgeworfen. In der offiziellen Argumentation dieser Beschuldigung verweisen die Bullen auf die Verweigerung der Beschuldigten sich in die Gesellschaft zu integrieren, ihre Ablehnung des Staates und seiner Institutionen, ihr Glaube an Gewalt als legitimes Kampfmittel und genauer ihre Beteilung an der Herausgabe und Verteilung der anarchistischen Wochenzeitung „Zündlumpen“. Zwei der Beschuldigten wurden kurzzeitig verhaftet. Die Anordnung zur DNA-Entnahme bestand für alle drei.

Wenn wir zur Solidarität mit unseren Gefährten aus München aufrufen, dann nicht, weil wir überrascht oder schockiert vom Staat sind, der einmal mehr seine Represssion gegen seine ausgesprochenen Feinde entfesselt. Sondern weil wir mit diesen Gefährten den feindlichen Blick auf diese Welt und den Kampf darin  teilen. Weil wir mit ihnen den Eifer teilen anarchistische Ideen zu verbreiten, Kritiken gegen jede Form der Herrschaft zu vertiefen, zur Revolte zu inspirieren, und die unendliche Möglichkeit zu handeln zu verteidigen, die Möglichkeit der Freiheit.

Deutsche Übersetzung eines Posters, das in Athen auf Griechisch und Englisch plakatiert wurde.


*Poster in Greek made and spread in Athens

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Solidarity with anarchists facing repression in Munich

In the early morning of Tuesday the 26th of April the German police raided 4 houses of comrades in Munich, as well as the anarchist library ‘Frevel’ & a printing space. All the machines and material present in the printing space were taken away in trucks, while in the houses and the anarchist library mostly anarchist publications, personal documents, computers, phones, printers and digital storage media were confiscated.

Three people are being accused of “forming a criminal organization” (article 129). In the official argumentation of this accusation the cops point at a refusal of the accused to integrate in society, their rejection of the state and its institutions, their belief in violence as a legitimate mean of struggle, and more precisely, their part in the creation and distribution of the anarchist weekly ‘Zündlumpen’. Two of the accused were shortly arrested. The order for DNA sampling was given for all three.

If we call out solidarity with our comrades in Munich, it is not because we are surprised or shocked by the state unleashing its repression against its outspoken enemies once more. It is because we share with these comrades the hostile way of looking at this world and fighting in it. Because we share with them the eagerness to spread anarchist ideas, to deepen criticisms against all forms of oppression, to inspire revolt, and to advocate the unceasing possibility to act, the possibility of freedom.

poster in English 

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Αλληλεγγύη στους αναρχικούς που αντιμετωπίζουν καταστολή στο Μόναχο

Τα ξημερώματα της Τρίτης 26 Απριλίου η γερμανική αστυνομία
πραγματοποίησε έφοδο σε 4 σπίτια συντρόφων στο Μόναχο, καθώς και στην αναρχική βιβλιοθήκη “Frevel” και σε ένα τυπογραφείο. Όλα τα μηχανήματα και το υλικό που υπήρχε στον εκτυπωτικό χώρο πάρθηκαν με φορτηγά, ενώ στα σπίτια και την αναρχική βιβλιοθήκη κατασχέθηκαν κυρίως αναρχικές εκδόσεις, προσωπικά έγγραφα, υπολογιστές, τηλέφωνα, εκτυπωτές και ψηφιακά μέσα αποθήκευσης. Τρία άτομα κατηγορούνται για “σύσταση εγκληματικής οργάνωσης” (άρθρο 129). Στην επίσημη επιχειρηματολογίααυτής της κατηγορίας οι μπάτσοι επισημαίνουν την άρνηση των κατηγορουμένων να ενταχθούν στην κοινωνία, την απόρριψη του κράτους και των θεσμών του, την άποψη τους για τη χρήση βίας ως νόμιμο μέσο αγώνα, και πιο συγκεκριμένα τη συμμετοχή τους στη δημιουργία και διανομή της αναρχικής εβδομαδιαίας εφημερίδας “Zündlumpen”. Δύο από τους
κατηγορούμενους συνελήφθησαν για σύντομο χρονικό διάστημα. Δόθηκε εντολή για δειγματοληψία DNA και για τους τρεις.

Αν καλούμε σε αλληλεγγύη στους συντρόφους μας στο Μόναχο, δεν είναι επειδή εκπλαγήκαμε ή σοκαριστήκαμε με το γεγονός ότι το κράτος εξαπολύει την καταστολή του ενάντια στους ευθύς εχθρούς του για άλλη μια φορά.

Είναι επειδή μοιραζόμαστε με αυτούς τους συντρόφους τον εχθρικό τρόπο να βλέπουμε αυτόν τον κόσμο και να αγωνιζόμαστε σε αυτόν. Επειδή μοιραζόμαστε μαζί τους τη λαχτάρα να διαδώσουμε τις αναρχικές ιδέες, να εμβαθύνουμε την κριτική ενάντια σε κάθε μορφή καταπίεσης, να εμπνεύσουμε την εξέγερση και να προωθήσουμε την διαρκή πιθανότητα για δράση, την πιθατότητα της ελευθερίας.

Act for freedom now! receive email


Übernommen von Act for Free

Boris, wir denken an dich!

Seit Anfang August liegt Boris mit schweren Brandverletzungen im Krankenhaus, noch immer ist unklar, ob er überleben wird. In Frankreich und anderswo gab es seit seiner Inhaftierung und insbesondere seit dem Brand in seiner Zelle einige Angriffe, die mit den Gedanken bei Boris seinen Kampf fortführen.

16. Juni

„Wir haben in der Nacht vom 16. auf den 17. Juni [in Toulouse] drei Fahrzeuge mithilfe von Anzündern, die wir unter die Vorderreifen oder auf den Hinterreifen unter die Tanköffnung gelegt haben, angezündet, ein E-Auto von Tesla, einen Lieferwagen von Socorep und einen Lieferwagen von Scolopec.

– Den Tesla, weil das, was ihn zusammensetzt,  aus den schlimmsten Extraktionsbedingungen von seltenen Erden, von Kunststoffen, von Metall stammt und weil er mit Strom angetrieben wird, der auch mithilfe der Extraktion von Uran produziert wird. Dieser Extraktivismus hält zahlreiche Orten und Personen unter westliche neokoloniale Abhängigkeit, während er gleichzeitig die Umwelt zerstört… Das ist der Grund, aus dem uns der mit grünem Lack überstrichene Kapitalismus anekelt, weil er wie der Rest von der Ausbeutung der Welt zu wirtschaftlichen Zwecken abhängt und weil seine Produktion überhaupt nicht recyclebar ist.

– Den Socorep-Lieferwagen, weil Socorep ein Großbau-Unternehmen ist, das zur Ausbreitung der Städte und der Zivilisation beiträgt, auch wenn 40 000 Wohnungen in Toulouse leerstehen (um nur von Wohnungen zu sprechen) für so viele Personen auf der Straße und für abgeschobene Menschen in ihr Herkunftsland.

– Den Scolopec-Lieferwagen, weil dieses Unternehmen Telekommunikationsnetzwerke errichtet, insbesondere 5G, was zur Abhängigkeit von der Technologie und der Gesellschaft des Spektakels, die so viele Menschen einlullt, beiträgt. Außerdem wird diese Technologie immer mehr Alltagsgegenstände miteinander verbinden und eine größere Überwachung der Bevölkerung und der Ströme ermöglichen, wenn sie aufrecht erhalten wird.

Wir wollen dieser wuchernden Zivilisation ein Ende setzen.
Auf dass diese Flammen sich ausbreiten mögen und unsere Anarchie dazu!

Solidarität mit B., der für die Brandstiftungen an Funkmasten angeklagt ist.“

15. Juli

„In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli haben wir einen Transporter mit Hebebühne von Scopelec im Quartier des Eaux Claires in Grenoble angezündet.

Ein kleiner Schlag gegen dieses Unternehmen, das Teil daran hat, durch die Installation von Telekommunikationsnetzen (Glasfaser, 5G, etc.) die technologische Kontrolle auszuweiten. Die Etablierung eines Gesundheitspasses ist ein Stein mehr in der Errichtung „intelligenter Städte“, von Überwachung und Tracking.

Solidarität mit Boris, der für die Brandstiftung an zwei Funkmasten eingesperrt ist!

P.S.: Der Regen löscht das Feuer nicht.“

 

18. August

„In den Höhen der Peripherie von Nancy hat an diesem 18. August eine 5G-Antenne gebrannt. Weder Atomkraft noch 5G! wurde auf eine Wand der Einfassung getaggt, die Menschen vom Zutritt abhalten sollte.

Eine Antwort unter anderen gegen die Hartnäckigkeit der Regierung, mit Gewalt ihr Projekt der Digitalisierung der Welt durchzusetzen. Dieses Jahr wird auch entscheidend für das Atommüll-Endlagerprojekt in Bure sein, das sich auch trotz des lokalen und weiter entfernten Widerstands, der seit Jahren aufrechterhalten wird, auferlegt. Die Atomkraft und 5G sind die Pfeiler einer tödlichen Industrie.

Solidarität mit allen in Folge dieser Kämpfe angeklagten Personen!

Erleuchtete Jogger und Joggerinnen“

21. August

„Gestern abend wollten wir Boris, anarchistischer Gefährte, der wegen eines Feuer in seiner Zelle im Gefängnis von Nancy-Maxéville im Koma liegt, eine solidarische Botschaft schicken.

In Montreuil schreitet die Gentrifizierung mit Riesenschritten voran, mit neuen Wohngebäuden, die dank des Ausbaus der U-Bahn für eine betuchtere Bevölkerung bestimmt sind. Wir sind keine Bewunderer der Elendsbehausungen der Armen und der Viertel, die vom Schwarzhandel zermürbt sind, eine einfache Form des Kapitalismus, wenn auch illegal. Aber das Labyrinth aus Gassen zwischen den kleinen, selbstgebauten Häusern hat seinen Charme und erlaubt den Menschen, die dort leben, andere Beziehungen zu bilden, weniger vom Geld bestimmt sind. Auch eine andere Beziehung zum Staat. Die verwinkelten Gassen machen die Videoüberwachung, die auch in Montreuil zunimmt (wie überall in Paris), weniger effizient.

In diesem Kontext ist die Werbung in wichtiger Vektor, um die kapitalistischen und autoritären Werte dieser Gesellschaft durchzusetzen: Eigentum, Konsum, Arbeit, „Erfolg“, Konformismus. Diese Ideen haben die Vorstellungskraft von fast allen kolonisiert, inklusive der ärmsten und marginalisiertesten sozialen Schichten. Dieser Konformismus des Denkens verhindert sich etwas anderes vorzustellen, ein anderes Leben. Wie soll man mit Menschen über Revolution sprechen, die nur von Reichtum, Familie, flüchtigen Gadgets träumen, die das gelebte Leben ausfüllen?

Deshalb dachten wir, dass ein Kastenwagen von JC Decaux [Werbeunternehmen] ein gutes Ziel wäre. Der, der in der Rue Ernest Savart geparkt war, wurde also den Flammen übergeben. Das gleiche Schicksal ereilte etwas weiter unten in der Rue Victor Beausse ein Kleintransporter von Enedis [Stromunternehmen] (nicht nötig, die in diesem am meisten nuklearisierten Land der Welt vorzustellen).

Nur Mut Boris!
Erhobenen Hauptes, mit feurigem Herzen!
Lang lebe die Anarchie!

21. August

In der Nacht vom 21. auf den 22. August haben wir in Paris einen Transporter von Eiffage [Knastbauer] in Brand gesetzt. Das Gefängnis zerstört Leben, drinnen und auch nach der Entlassung. Es schwebt auch wie eine Drohung über den Personen außerhalb. Eine Drohung gegen jene, die sich gegen diese Ordnung der Dinge auflehnen. Es ist das letzte Bollwerk dieser Welt gegen jene, die aus Notwendigkeit oder aus einer Entscheidung heraus diese bekämpfen.

Wir haben leider nicht die Kraft um das zu tun, was getan werden müsste, nämlich diese Betonmonster bis zum letzten in Trümmern zu hinterlassen. Wir weigern uns trotzdem aufzugeben, weil es durch den Kampf in der unterlegenen Position selbst ist, dass wir ein bisschen erblicken können, was wir wollen: Freiheit und das Ende der Ausbeutung.

Wir greifen also unter anderen die Unternehmen an, die sich durch das Bauen von Gefängnissen oder durch ihre Verwaltung bereichern. Wie Eiffage!

Solidarität mit Boris“

30. August

„Die kapitalistische Wirtschaft braucht es der Gesellschaft Sicherheit zu verkaufen, einer elendigen, schlafenden Gesellschaft. Die kapitalistische Maschine, ihre uniformierten Schergen und die Scheiße, die sie umgibt, existiert, um Menschen dazu zu bringen Befehlen zu gehorchen und dann zu scheißen und Plastikzeug wie Handys zu kaufen. Natürlich bringt eine Wirtschaftskrise keine Repression, aber Immigranten, Viren, Feuer und Dissidenten schon. Regierungen werden alles nutzen um die Überwachung der Massen zu vergrößern, Angst zu schüren, Langeweile über Bildschirme, folge einfach den Apps und du bist sicher.

Einige gehorchen Befehlen natürlich nicht, sondern positionieren sich bewusst auf der anderen Seite und leisten Widerstand gegen die leere kapitalistische Realität. Einige führen den Kampf in den Zellen der Tyrannei fort. Für sich und für uns. Lasst uns die Feuer von den Wäldern in die Städte tragen. Lasst die Aristokraten, die Sicherheitskräfte und ihre Herren jeden Preis für die Katastrophen zahlen. Am Montag, den 30. August, haben wir ein Fahrzeug des ELTA-Kuriers [griechische Post] in Vyronas in Gmittou [in Griechenland] abgefackelt.

EINE KLEINE SOLIDARITÄTSBOTSCHAFT UND UNTERSTÜTZUNG FÜR DIMITRIS HATZIVASSILIADIS

FÜR DEN ANARCHISTEN BORIS DER NACH EINEM BRAND IN SEINER ZELLE IM KOMA LIEGT

Anarchisten“

4. September

„Während ich im unteren Montreuil in der Nähe von der Nummer 4 der Rue Dolorès spazieren ging, konnte ich feststellen, dass die Fassade von Egis umdekoriert worden war. Zusätzlich zu zahlreichen Tags kann man auf den oberen Etagen Farbflecken erkennen.

„Solidarität mit den Eingesperrten / Stirb Egis Stirb Knast / Antennen, Gitterstäbe, Nieder mit dieser Gefängniswelt / Egis baut Gefängnisse / Solidarität / Egis stirb / Wir wollen nicht in euren Knästen vermodern / Feuer den Knästen / Aufstand, er lebe hoch! / 3G, 4G, 5G, Antennen brennt / Stirb Knast / Solidarität mit Boris / Flucht / Es lebe das Feuer / Konstrukteur der Gefängnisstadt / Egis Kollaborateure“

Egis ist tatsächlich als Ingenieursfirma bekannt, die insbesondere Vorstudien zur Errichtung eines neuen Knastes im Département Seine-Saint-Denis, neben dem Knast von Villepinte, erstellt; Boris ist ein anarchistischer Gefährte, der heute aufgrund eines Brandes seiner Zelle im Koma liegt. Er ist für die Brandstiftung an zwei Funkmasten während des ersten Lockdowns inhaftiert.

Hier haben wir mal eine bunte Fassadenneugestaltung, die eine schöne Abwechslung zum Grau der Gefängnisstadt ist!“

5. September

„In Solidarität mit Boris, der seit einem Feuer in seiner Zelle seit inzwischen einem Monat im Koma liegt, wurde in der Nacht von Sonntag auf Montag ein Fahrzeug von Orange [frz. Mobilfunkanbieter] vor den Büroräumen von Orange im Zentrum von Grenoble  angezündet.

Warum Orange? Einfach weil wir den Bericht über den Prozess von Boris gelesen haben und wir gesehen haben, dass Orange über seine Anwältin versucht hat unseren Gefährten so weit wie möglich in die Scheiße zu reiten. Natürlich sind die Richter, Staatsanwälte und Schließer ebenso verantwortlich für seine Lage, aber wir hatten Lust eine Kampagne gegen Orange zu starten, da Orange ein bisschen überall in unserer Greifweite liegt: zerstochene Reifen, eingeworfene Schaufenster der Stores, Tags, verbrannte Karren, verbrannte Masten, etc., für jeden Geschmack ist etwas dabei, derjenigen, die Lust haben an dieser kleinen Kampagne teilzuhaben, um zu zeigen, dass wir Boris nicht vergessen und dass wir an ihn denken, erhobenen Hauptes und mit feurigem Herzen!

Wir nutzen dieses kleine Communiqué um an der Debatte um anarchistische Solidarität teilzunehmen. Für uns sollte sich diese Solidarität nicht auf die Repression beschränken, und in all diesen Situationen scheint es uns wichtig, dass die Anarchisten sich gegenseitig unterstützen um zu zeigen, dass Affinität nicht nur ein sinnentleertes Wort ist. Insbesondere seit dem Beginn der Corona-Krise, die zahlreiche Anarchisten extrem isoliert hat. Wir wollten auch sagen, dass Solidarität nicht nur Angriff ist, dass es jede Menge Arten und Weisen gibt, seine Solidarität mit den Anarchisten um uns herum auszudrücken.

Wir nutzen es auch um lauthals das stachlige Problem auszudrücken, dass in diesen letzten Jahren unsere Angriffsziele auch diejenigen der Faschos/Verschwörungstheoretiker sind. Von Masten (erinnern wir uns, dass von quasi allen Prozessen wegen Funkmastbränden in Frankreich Boris der einzige gewesen ist, der keine Verschwörungstheorien ausgedrückt hat) bis hin zu Impfzentren. Was sagt das über den aktuellen Anarchismus? Und wie das angehen, sodass man die anarchistischen Akte nicht mit Akten von Verschwörungstheoretikern verwechseln kann und warum ist das wichtig? Dass die Linken seit Wochen Hand in Hand mit Faschos/Verschwörungstheoretikern auf die Straße gehen, sollte uns eine Warnung vor der Gefahr der Idee eines gemeinsamen Kampfes sein, die dazu führt, dass es uns egal ist, mit wem wir kämpfen, solange man die gleiche Praxis und das gleiche Ziel hat. Man vergisst, dass die Menschen, deren Handlungen man bejubelt, oder mit denen man demonstriert, Positionen haben, die hinsichtlich quasi allem mit den unseren in Widerspruch stehen, und dass wir in anderen Kontexten ihr Angriffsziel sein werden.

Viel Kraft und Mut für Boris und seine Lieben!

Einige solidarische Widerborste

6. September

„Nicht einfach, eine schmutzige Domäne zu finden, in der Vinci nicht mitmischt. Von Katar bis Chile, von Frankreich bis Russland, dieses Industrieprunkstück exportiert seine Infrastrukturen in die ganze Welt. Zerstörung des Lebendigen, Ausbeutung und Einsperrung von Menschen sind natürlich auf dem Programm. Deshalb wird das Nutzfahrzeug von Vinci, das wir vor einigen Tagen in Ivry angezündet haben, Vinci nicht davon abhalten weiter seine Knäste zu bauen.

Wir hoffen nur, dass, außer dass uns dieser Moment gut getan hat, es dazu beiträgt die Wütenden von überall daran zu erinnern, dass sie nicht alleine sind und dass die Flamme der Revolte nicht erloschen ist. Was das betrifft, haben wir uns nicht davon abhalten können, während wir unser Freudenfeuer entfachten, an unseren Freund Boris zu denken, der immer noch im Krankenhaus liegt.

Feuer den Knästen und jenen, die sie bauen!

 

Quelle: Sans NomDark Nights

Entnommen aus Zündlumpen #085.

Boris im Krankenhaus: Aktions- und Solidaritätsaufruf

Seit Samstag morgen, den 7. August, liegt unser Freund und Gefährte Boris in der Station für schwere Brandverletzungen des Krankenhauses von Metz im künstlichen Koma, nachdem es in seiner Zelle gebrannt hat. Da seine Atemwege durch den Rauch und den Ruß stark vergiftet wurden, ist immer noch nicht klar, ob er überleben wird. Sobald es sein Gesundheitszustand erlaubt, soll eine erste Hauttransplantation vorgenommen werden.

Seitdem ist Antony Speciale, Journalist von Lorraine Actu eifrig darum bemüht, die Version des Geschehenen zu übernehmen, die Fadila Doukhi, die Regionaldelegierte der Schließergewerkschaft Force Ouvrière verbreitet hat. Der Priorität gegenüber den Aasgeiern der Presse verpflichtet, wird das Gefängnis sich erst spät am Tag die Mühe machen die Familie zu benachrichtigen, weit nach der Veröffentlichung in der Rubrik Vermischtes. Wenig überraschend werden die Schließer für ihre schnelle Reaktion angesichts dieses Ereignisses, das direkt von einem Jahr Einsperrung produziert wurde, beglückwünscht.

Es ist für uns heute schwer nachzuvollziehen, was geschehen ist. Boris kann sich momentan natürlich nicht selbst dazu äußern, und ganz offensichtlich können wir von den Schließern und der Verwaltung nur Berichte erwarten, die sie von jeder Verantwortung freisprechen.

Wie auch immer die Umstände dieses Vorfalls ausgesehen haben mögen, ist die einzige Gewissheit, dass die Knastverwaltung, die Justiz, ihre Lakaien und ihre Welt verantwortlich sind.  Es ist klar, dass in der Gefängniswelt diese „Unfälle“ von der Staatsgewalt hervorgebracht werden. Diese Situation ist die Folge der institutionalisierten Folter. Da, wo die Körper eingesperrt sind und ihre Bewegungen genauestens verfolgt werden, sind Feuer in der Zelle manchmal das letzte Mittel seine Ununterworfenheit oder seinen Schmerz hinauszuschreien. Wir zeigen mit dem Finger auf die Wiederholung dieser Vorfälle, die sich regelmäßig in Dramen verwandeln, je nachdem, wie schnell die Schließer eingreifen. Von Villepinte im Juni 2020 über La Santé im Oktober desselben Jahres bis zu Lille-Sequedin im letzten Juli, der Zellenbrand von Boris ist kein Einzelfall.

Seit seiner Verhaftung am 22. September 2020 für die Brandstiftung an zwei Funkmasten im Jura am 10. April 2020 inhaftiert, wurde Boris am 19. Mai 2021 zu einer Strafe von 4 Jahren Knast, davon zwei auf Bewährung, und zu einer Geldstrafe von mehreren hunderttausend Euro verurteilt. Das Gericht hat den Prozess hinter verschlossenen Türen verhandelt, trotz der Abwesenheit und des Antrags auf Vertagung des Prozesses seiner Anwältin. Als Publikum waren alleine zwei Familienmitglieder erlaubt. Unter dem Vorwand von Hygienemaßnahmen wurden Freund.innen und Gefährt.innen am Eingang des Gerichts aufgehalten, während ein Journalist des Est Républicain eine Einladung erhielt um einen Scheißartikel auszubrüten und den Anschein einer Scheinöffentlichkeit der Verhandlung zu wahren.

In einem im Juni aus dem Knast heraus verfassten Brief kommt Boris auf seine Tat und seine Motivationen zurück, die gegen die Kontrollwerkzeuge gerichet waren, wie auch gegen die verheerenden Auswirkungen des Abbaus der benötigten Materialien für die Herstellung dieser Technologien für alles Leben. Er bezeichnet die Überwachungs-, Distanzierungs- und Ausbeutungsgesellschaft als dystopisch, die uns der Kapitalismus und der Staat auferlegt.

Es erscheint uns notwendig die Reichweite der Gedanken und der Handlung von Boris, die ihn in den Knast gebracht haben, so weit und so tief wie möglich zu verbreiten. Mit der gleichen Solidarität, die er in sich getragen hat, als er dieses menschliche und ökologische Desaster angriff. Weil wir uns weigern, angesichts des Gesundheitszustandes und der Inhaftierung unseres Freundes und Gefährten in einem Ohnmachtsgefühl zu verharren, rufen wir dazu auf unserer Solidarität Ausdruck zu verleihen, in dem wir die Venen der Herrschaft und der Knastwelt angreifen.

Die Situation von Boris erinnert uns daran, dass der anarchistische Kampf eine Spannung zwischen der Wut zu leben und diesem System des Todes ist, dass sich fügen lügen heißt [Mühsam, Der Gefangene] und dass wir den Weg des Aufstands wählen anstatt den der Resignation.

Ein Angriff auf eine.n von uns ist ein Angriff auf uns alle!
Lasst uns aufrührerisch und solidarisch sein!

Quelle: Sans Nom, erschienen bei Indymédia Lille, 25. August 2021

Übernommen aus Zündlumpen #085.