[Malmö, Schweden] Die Flamme von Kasachstan in unseren Herzen: Angriff auf die Kollaborateure des Russischen Imperialismus von Shell

In der Nacht des 1. Februar haben wir in Malmö, Schweden einen Anhänger der dem Shell Konzern gehört, abgefackelt. Der Anhänger war auf dem Gelände einer Tankstelle des Unternehmens geparkt. Diese Sabotageaktion ist der Funke der Flamme, die der Aufstand in Kasachstan in unseren Herzen entfacht hat.

Anfang Januar begannen in Kasachstan Aufstände gegen das oligarchische Regime von Tokayev. Wir verfolgten gebannt die Erfolge der Rebell*innen und hofften auf ihren Sieg. Aber es kamen russische Truppen, um das Regime zu unterstützen.

Das reaktionäre Imperium begann einzumaschieren. Der Aufstand wurde niedergeschlagen. Nun geht die brutale Repression in Kasachstan weiter.

Russische Bayonette haben den Thron von Putins Vassall Tokayev verteidigt. Aber nicht nur ihn. Man muss nur auf die Ölproduktion schauen, eine der Hauptbranchen der Wirtschaft Kasachstans. Westliche Unternehmen sind an der Ölbranche des Landes massiv beteiligt. Im Falle eines Sieges der Rebellen hätte das Eigentum dieser Unternehmen von den revolutionären Menschen enteignet werden können. Die russische Intervention und Niederschlagung des Aufstands schuf die blutige „Stabilität“, nach der nicht nur das oligarchische Regime dürstete, sondern auch die westlichen Kapitalist*innen, die die natürlichen Ressourcen Kasachstans ausrauben.

Eines der westlichen Unternehmen, dass in Kasachstan energisch tätig ist, ist Shell. Auf dem Gasfeld Karatschaganak beispielsweise, einem der drei größten Erdöl- und Erdgasfelder des Lands, ist das Unternehmen mit rund 30% beteiligt. Und das sind nicht die einzigen Vermögenswerte des Unternehmens im Land. Es ist keineswegs überraschend, dass der russische Staat Truppen entsandte, um den Reichtum der Shell-Eigentümer zu verteidigen. Shell hat in die Gaspipeline North Stream 2 inverstiert und vertritt beständig die Interessen des Russischen Regimes in der europäischen Politik.

Shells Gräueltaten beschränken sich nicht bloß darauf Putin zu unterstützen. Die Aktivitäten dieses Unternehmens tragen zum Klimawandel bei, sowie zur Zerstörung der Natur auf der gesamten Welt. Aber das Böse ist nicht allmächtig. Wir müssen Widerstand leisten.

Anarchismus ist die Theorie und Praxis, die die Widerstände gegen Diktaturen, den Kapitalismus, imperialistische Kriege und die Zerstörung der Natur in einem einzigen Kampf vereint. Nur unter der schwarzen Fahne der Anarchie [1] wird die Freiheit von allen Formen der Unterdrückung erreicht werden.

Nun wird der Russische Staat möglicherweise den nächsten imperialistischen Krieg vom Zaun brechen. Wir wollen uns an die russischen Soldat*innen richten: Ihr werdet entsandt, um für die Interessen gieriger und grausamer Herrscher und reicher Säcke zu töten und zu sterben. Wenn der Krieg ausbricht, dann desertiert mit euren Waffen, entwaffnet eure Offiziere, schließt euch der revolutionären Bewegung an.

Tod dem Imperium und dem Kapitalismus!

Freiheit für alle Anarchistischen Gefangenen!

Gruppe „Tod den Tyrannen“

Tod den Tyrannen


[1] Nun ja, weder schwören alle Anarchist*innen auf eine Fahne, auch nicht auf die schwarze, die Pirat*innenfahne, noch kann man sich sicher sein, dass eine*n diese Fahne automatisch irgendwo hinführen würde. Man wird schon selbst denken und handeln müssen … (Anm. d. Übers.)

[Schweiz] Update zur Situation von Elany

Es sind mittlerweile drei Wochen seit der Inhaftierung von Elany und es ist offensichtlich dass der Versuch unternommen wird sie zu brechen. Es gilt weiterhin ein Besuchsverbot und auch weiterhin ist mir nicht einmal ein kurzer Anruf gestattet. Unser Anwalt hat mir zudem heute folgendes berichtet:

Elany isst an den meisten Tagen wenig da sie sonst gezwungen ist Fleisch und Getreide zu sich zu nehmen. Ihre Schilddrüsenmedikamente bekommt sie nicht ausgehändigt weil sie diese aus dem Ausland bezieht und sich seit einiger Zeit selbst therapiert. Bisher ist noch kein Brief bei ihr angekommen. Leider sind das auch die einzigen neuen Informationen.

Elany, ich denke jede einzelne Sekunde an dich und ich glaube fest daran dass wir bald wieder vereint sein werden.


Übernommen von Feral Fire.

[Wien] Sieben Zivilfahrzeuge der Bullen abgefackelt

Sieben in Reihe geparkte Zivilfahrzeuge der Wiener Polizei wurden vor der zentralen Stelle zur Bekämpfung von Menschenhandel und Schlepperei in der Leopoldstadt in der Nacht auf Montag, den 31. Januar 2022 abgefackelt.

Erkennbar waren die Fahrzeuge als Bullenkarren wohl dadurch, dass sie in einem ausgenommen für Polizeifahrzeuge absoluten Halte- und Parkverbot abgestellt wurden. Die Fahrzeuge brannten vollständig aus.

[Berlin] Still not loving Ordnungsamt! Auto aus dem Verkehr gezogen.

Angewidert von den 2G+ Ausweis Kontrollen der verbliebenen Szene Locations und dem üblichen hohlen Wochenendritualen des Friedrichshainer Südkiez zogen wir durch die Nacht. Als wir auf ein Fahrzeug des Feindes aufmerksam wurden, passierte das was passieren musste:

In der Nacht von Samstag, den 29.1. auf Sonntag 30.1. wurde die Ordnungsamt-Streife in der Kreuziger Straße eingehauen, markiert und platt gemacht.

Warum das Ordnungsamt scheiße ist? Sie mackern auf unseren Straßen und Plätzen herum, greifen Radfahrende, Hundefreund*innen und Falschparker*innen an und sind maßgeblich an der Vertreibung von Obdachlosen beteiligt. Es gibt tausend Gründe.

Wir haben überlegt, ob es überhaupt ein Schreiben für diese Tat braucht. Denn eigentlich sollte sie für sich stehen. Wir sind davon überzeugt, dass in dieser Stadt immer wieder Menschen spontan (oder organisiert) die Nächte nutzen um die Sachen kaputt zu machen, die uns kaputt machen. Und eben keine Notwendigkeit sehen dies zu veröffentlichen oder sich vielleicht auch einfach keine Gedanken dazu machen.

Allerdings ist uns auch aufgefallen, dass dies in diesen Zeiten immer weniger wird. Auch weil die Presse eine Strategie des Verschweigens und Unsichtbarmachens fährt. Die Angst, dass wir uns gegenseitig sehen und motivieren, ist zu groß.

Wir sehen immer noch keine Notwendigkeit Schreiben für jede Aktionen zu veröffentlichen. Trotzdem machen wir es, weil wir uns einfach freuen, dass diese scheiß‘ Ordnungsamtstreife erstmal nicht mehr durch unsere Straßen fahren kann. Es braucht nicht viel um dem Repressionsapparat Sand ins Getriebe zu streuen. Und in Phasen der Vereinzelung, wo wir uns seltener Treffen um uns über Beobachtungen auszutauschen, greifen wir auf Kommuniqués wie dieses hier zurück. Übrigens stand die Karre zur Inspektion auf dem Gelände des örtlichen VW Händlers. Volkswagen ist ein snitchiger Bullenfreund auf der ganzen Welt.


Fahrzeug des Ordnungsamtes beschädigt

  • veröffentlicht am 30.01.2022 15:01 Uhr
  • Polizeibericht

Nr. 0249
In Friedrichshain wurde ein Fahrzeug des zuständigen Ordnungsamtes beschädigt. Eine Anwohnerin der Kreutzigerstraße alarmierte heute gegen 8.30 Uhr die Polizei, weil ihr ein beschädigtes Fahrzeug des Ordnungsamtes auffiel, das auf dem Hof einer Werkstatt stand. Bei dem VW waren mehrere Scheiben zerstört und Reifen zerstochen worden. Zudem war das Fahrzeug mit Farbe beschmiert worden. Der Allgemeine Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.


Übernommen von de.indymedia.org.

[Bristol, UK] Der anarchistische Gefangene Toby Shone steht vor einer Schwerkriminalitätsbekämpfungs-Verfügung

Das wäre die legale Grundlage, um ihn und alle in seinem Umfeld noch Jahre nach seiner Entlassung zu kriminalisieren und mit allen Mitteln zu überwachen.

Selbst wenn die Bullen ihren Terrorismus-Vorwurf gegen Toby Shone auch nach vier Jahren der Ermittlung nicht erhärten konnten, steht er heute vor einer „Serious Crime Prevention Order“, die die Kriminalisierung und totale Überwachung von ihm und allen um ihn herum auf Jahre nach seiner Entlassung erlauben würde.

Im November 2020 fand eine Reihe koordinierter Razzien gegen die mutmaßlichen Administrator*innen der Webseite 325.nostate.net statt, die von Anti-Terroreinheiten der Polizei im UK als Teil der „Operation Adream“ durchgeführt wurden. Mehrere Anwesen im Südwesten Englands wurden durchsucht und eine Person, Toby Shone wurde mit gezogenen Waffen im Wald von Dean verhaftet und nach dem Terrorismus-Gesetz angeklagt. Das war das Erste Mal, dass der Britische Staat versuchte, einen Anarchisten mithilfe der modernen Antiterrror-Gesetzgebung zu verfolgen und das erste Mal, dass jemand dafür verurteilt wurde, für das Betreiben einer anarchistischen Webseite verdächtigt zu sein.

Ursprünglich wurde Toby angeklagt, einen Dienst betrieben zu haben, der anderen den Zugang zu Terroristischen Publikationen ermöglicht haben soll, Gelder für terroristische Zwecke gesammelt zu haben, sowie des zweifachen Besitzes von Informationen die vermutlich für Terroristen nützlich wären. Er plädierte auf unschuldig, die Bullen waren nicht in der Lage irgendeinen Beweis vorzubringen und die Strafverfolgungsbehörden waren gezwungen, diese Anklage am 1. Oktober 2021 fallen zu lassen. Am Ende wurde Toby Shone am 13. Oktober 2021 wegen 8 Rauschmitteldelikten zu 3 Jahren und 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Bei den „Drogen“ handelte es sich um Psychedelika und medizinische Pflanzen, die in zwei der vier im November 2020 gerazzten Anwesen gefunden worden waren, allesamt in Gemienschaftsräumen. Er saß 8 Monate seiner Strafe in Untersuchungshaft im HMP Wandsworth ab und wird derzeit im HMP Bristol gefangen gehalten. Er soll irgendwann zwischen August und Dezember 2022 entlassen werden.

Allerdings setzen der leitende Ermittler Sion Margrie und die Musterknaben-Staatsanwälte Dan Porson-Pounds und Thomes Coke-Smythe ihre Verfolgung von Toby fort, indem sie eine Verfügung beantragen, die seine alltäglichen Bewegungen, seinen Kontakt mit anderen, seine Wohnung, seine Finanzen, Geräte, usw. kontrollieren und überwachen würde. Sie erfordert auch, dass den Cops genaue Informationen über all seine Freund*innen, Kontakte, Geliebte, Bekanntschaften und Geschäftskunden gegeben werden. Sein Bankkonto und Zugang zu Telefon, Internet und Speichermedien würden überwacht und er dürfte die von anderen nicht benutzen. Er wäre nicht in der Lage, Verschlüsselungstechnologie zu nutzen und dürfte nur 50 Pfund Bargeld besitzen, was ihn dazu zwingen soll, bargeldlos zu leben, um seine finanziellen Fußspuren besser verfolgen zu können. Wenn er irgendwo überachten würde, müsste er den Cops mitteilen, wo, wann und mit wem und warum. Wenn jemand zu Besuch käme, müsste er ebenfalls angeben, wer, wann und warum. Alle Arbeitsmöglichkeiten, wie viel er verdient und wen er trifft, müsste er ebenfalls berichten. Im Grunde würde ihn diese Verfügung unter eine Form des Hausarrest stellen und ihn zwingen, Komplize bei seiner eigenen Überwachung und der seiner Freund*innen zu sein.

Serious Crime Prevention 0rders (dt. etwa Schwerkriminalitätsbekämpfungs-Verfügungen) werden oft als „geheime Aburteilungen“ genutzt, wenn die Bullen beim ersten Mal scheitern. Die Verfügung würde mindestens Fünf Jahre nach seiner Entlassung andauern und kann nach dieser Zeit verlängert werden. Toby würden fünf weitere Jahre Knast drohen, wenn er gegen sie verstoßen würde, wovon die Bullen natürlich verzweifelt hoffen, dass das passieren würde. Die Verfügung ist dazu gedacht, gebrochen zu werden, da die Bedingungen und Einschränkungen so wahnsinnig sind und so zahlreich, dass es unmöglich ist, nicht irgendwann gegen sie zu verstoßen. Wenn seine Freund*innen sich weigern, zu kollaborieren, können auch sie juristisch verfolgt werden und eine Gefängnisstrafe von bis zu 12 Monaten wegen Behinderung erhalten.

Die Bullen argumentieren, dass diese Kontroll-Verfügung erforderlich sei, wegen Tobys alternativem Lebensstil und seinen Ansichten. Eine Lebensweise mit einer Serious Crime Prevention Order (SCPO) zu kriminalisieren ist nicht nur unverschämt, sondern auch ein sehr gefährlicher Präzedenzfall. Ein weiterer gefährlicher Präzedenzfall ist eine SCPO gegen Aktivist*innen. Es ist offensichtlich, dass diese Verfügung nichts mit den Drogenvorwürfen zu tun hat, für die Toby verurteilt wurde, und für die er gerade mehr als genug Zeit absitzt. Stattdessen basiert diese Verfügung auf den Terrorismusvorwürfen, die die Cops nicht beweisen konnten. Es geht um Tobys Angehörigkeit in der Anarchistischen Bewegung.

Wie aus der neuen Polizeigesetzgebung hervorgeht, die vom autoritären britischen Regime, insbesondere unter seiner Innenministerin Priti Patel, durchgesetzt wird, betrifft diese Kontrollverordnung nicht nurToby. Es geht nicht einmal nur um die staatliche Unterdrückung von anarchistischen Gegeninformationsinitiativen. Es geht darum, einen Präzedenzfall zu schaffen, um jegliche Form von Protest mit einem drakonischen Überwachungsinstrument zu ersticken und
Menschen dazu zu zwingen, sich zum Komplizen ihrer eigenen Unterdrückung und Überwachung und der ihres sozialen Umfelds zu machen. Die Anordnung gegen Toby ähnelt in Begründung und Inhalt der vorgeschlagenen (*und kürzlich besiegten) Serious Disruption Prevention Order, die Teil der neuen und umstrittenen Policing Bill ist. Dieser Gesetzentwurf würde eine Person dazu verpflichten, ihre Partner und ihre Bewegungen bei der Polizei zu registrieren, für kein geringeres Verbrechen, als dass sie als tatsächliche oder potenzielle Dissidenten identifiziert wurden.
Indem das Vereinigte Königreich die Grenzen der Unterdrückung von Aktivisten, Anarchisten und Dissidenten verschiebt, gleitet es in eine kaum noch verborgene Diktatur ab.

Die Anhörung für die SCPO gegen Toby findet am 22. Februar 2022 vor dem Bristol Crown Court statt. Zeigt eure Solidarität mit Toby um 9 Uhr vor dem Gericht. Zeigt eure Solidarität mit ihm und anderen anarchistischen Gefangenen, wo, wann und wie auch immer ihr könnt. Wir brauchen eure Stimmen und guten Schwingungen gegen diese anhaltende politische Verfolgung von Toby Shone.


Weitere Informationen zu Tobys Fall findest du unter:
https://darknights.noblogs.org/post/tag/toby-shone/. Bitte übersetzt diesen Text und verbreitet ihn in euren eigenen Kreisen und Veröffentlichungen.


Ihr könnt Toby an diese Adresse schreiben. Vergesst nicht, eine Absenderadresse auf die Rückseite des Umschlags zu schreiben, da die Briefe sonst nicht ankommen.

Toby Shone
A7645EP
HMP Bristol
19 Cambridge Road
Bishopston
Bristol
BS7 8PS
UK

Was an dem Aufruf zum Angriff der Kommunisateur*innen und Tiqqunist*innen so unappetitlich ist …

[ …] Die Kommunisateur*innen unterscheiden sich von Wilson in dieser Hinsicht, da sie die Kommunen allesamt als eine Startrampe für den zentralisierten kommunistischen Angriff wollen. Angriff ist etwas, über das Wilson kaum spricht, wenn überhaupt, was schade ist, denn ich liebe Angriff ebenso wie mein Gegenüber! Was aber an dem Aufruf zum Angriff der Kommunisateur*innen und Tiqqunist*innen so unappetitlich ist ist eben, dass sie Kommunisateur*innen sind – sie sind Marxist*innen –, sie wollen die Kommunen, damit sie Räume haben, in denen sie ihre Partei oder irgendeine ihrer Organisationen aufbauen können, um in blankem Oportunismus die Macht zu zentralisieren und zu „vergrößern“ (Anonym, 2009). Dies geschieht zu ihrer Vorbereitung, um ihren unausweichlichen revolutionären Krieg gegen die Bourgeoisie zu starten und im Anschluss an ihren Sieg würden die Kommunisateur*innen natürlich auch danach streben, die Diktatur des Proletariats (in manchen Kreise der marxistischen radikalen Linken wird sich daruf auch als den proletarischen Halb-Staat bezogen) zu errichten.

Ich bin nicht allgemein dagegen, jemandem die Beine zu brechen, zumindest nicht in der typischen moralischen Opposition zu einer bestimmten Aktion, oder abseits dessen, dass mir die Beine gebrochen werden. Und gewiss bin ich nicht gegen Taktiken, die Parteien zerstören. Ich bin ein*e Individualist*in und im Hinblick auf die Anwendung von Gewalt bin ich in vielerlei Hinsicht ein*e gelegentliche*r Nihilist*in. Aber ich würde Gewalt niemals mit dem Ziel gebrauchen, andere zu kontrollieren. Mein Angriff ist direkt und zweckdienlich. Gewalt darf meiner Meinung nach nur dann und dort angewendet werden, wo sie sein muss, im entsprechenden Grad in dem sie gerechtfertigt ist, ohne Vergnügen oder das Ziel im Sinne, andere zu kontrollieren. Dies gesagt bedeutet nicht, all die Gründe zu ignorieren, aus denen Gewalt geschieht. Aber es gilt anzugreifen, um zu zerstören, weil man nicht anders kann. Ich gebrauche Gewalt zur Selbstverteidigung und vielleicht auch aus Eigeninteresse, aber ich unterscheide mich von den Kommunisateur*innen dadurch, dass wenn ich Gewalt anwende, meine Absichten und Handlungen zentrifugaler Natur sind. Sie richten sich von einem bestimmten Pol oder Fokus oder Anliegen weg. Deshalb habe ich keinerlei Interesse an bolschewistischen Coups; ebensowenig wie ich Interesse an direkter Aktion habe, die darauf abzielt, die Menschen in Diktaturen zu zwingen, in die Partei oder in das Denken der Partei. Diese Art der Homogenität ist ein Grundpfeiler des Staates, der Zivilisation und des Kapitals. Ich bin nicht daran interessiert, in irgendeiner Art von Gemeinschaft, Netzwerk oder Arbeitsnetz involviert zu sein, die/das darauf abzielt auf eine quantitative Art und Weise voranzuschreiten, in Zahlen zu wachsen oder einem das eine Mitgliedschaft beinhaltet. Meine Beziehungen zu anderen zielen niemals darauf ab, Zwang zu beinhalten. Ich trage meine Absichten offen vor mir her. […]“

Aus: Communes & Land Projects: A Nomadic Critique of Communization von Zhachev, erschienen im Warzone Distro.

Über Spekulationen

Was Mutmaßungen über die Urheber*innenschaft von Angriffen und Co. anrichten

Es mag zunächst einmal unnötig erscheinen, einen Text über Spekulationen zu verfassen, scheint es doch zu dem Thema nicht allzu viel Neues und Spannendes zu sagen zu geben. Nichtsdestotrotz ließ sich in den letzten Jahren beobachten, wie Spekulationen über tatsächliche oder vermeintliche Täter*innen(millieus) zu konkreten Angriffen auf die Herrschaft am Rande anarchistischer Szenen, insbesondere aber in der davon nur seltenst klar getrennten, linken Szene, grassierten. Ganz besonders dann, wenn ein Angriff kontrovers diskutiert wurde, kamen diese Debatten um die Sinnhaftigkeit, die “Vermittelbarkeit” oder die (moralische?) Verwerflichkeit dieses Angriffs selten aus, ohne dass irgendwer sich bemüßigt fühlte, (sogar öffentlich) mit dem Finger auf bestimmte Gruppen und manchmal sogar konkrete Personen zu zeigen, diese verdächtigend, diese Taten begangen zu haben. Es mag vielleicht alles Relevante zu diesem Thema bereits gesagt worden sein, nichtsdestotrotz erscheint es mir dringend notwendig, einige wesentliche Überlegungen zu diesem Thema erneut aufzuwerfen und zur Diskussion zu stellen.

Zunächst möchte ich einige Worte zur Ausgangssituation verlieren: Nicht nur dank der Technologisierung und der weitestgehend erfolgreichen Selbstverwanzung der Menschen mit Smartphones (und leider macht dieser Trend auch bei Anarchist*innen immer weniger Halt), ist damit zu rechnen, dass innerhalb dessen, was man vielleicht sowohl in Ermangelung eines besseren Wortes als auch angesichts der Tatsache, dass diese Bezeichnung leider nicht grundverkehrt ist, “anarchistische Szene” nennen mag, also innerhalb eines Kreises von Anarchist*innen und jenen, die sich ihnen vielleicht als Sympathisant*innen annähern, der weder durch Affinitäten begrenzt wird, noch uneingeschränkt als zugänglich für jeden beschrieben werden kann, auch der staatliche Feind latent präsent ist, unsere Gespräche belauscht und mehr noch, vielleicht sogar die Informationen aus unterschiedlichsten Gesprächen an unterschiedlichen Orten und zwischen ganz unterschiedlichen Personen, zusammenträgt und auswertet. Smartphones, Telefongespräche und mehr mögen es dem Bullen vielleicht einfacher machen, nichtsdestotrotz wird er mit Gewissheit – das bezeugen alle Fälle, in denen entsprechende Beweise dafür gefunden wurden – auch Räume, Fahrzeuge, Wohnungen, usw., ja manchmal sogar bestimmte Bereiche von Parkanlagen, verwanzen, um unsere Gespräche zu belauschen, er wird Telefone abhören, Smartphones in Wanzen verwandeln, uns mit Richtmikrofonen nachstellen, und vieles mehr. Manchmal bemerken wir, dass wir belauscht werden, die meiste Zeit sind wir vermutlich ahnungslos. Wir können (und sollten) uns also nur der allgegenwärtigen, abstrakten Gefahr bewusst werden, dass es sehr wohl sein könnte, dass alles was wir in anarchistischen Räumen, in Wohnungen, in wiederholt genutzten Räumlichkeiten, in Anwesenheit eines Mobiltelefons, am Telefon sowieso, und bis zu einem gewissen Grad auch an häufiger genutzten Orten im Freien oder in Hörreichweite eines einem nachstellenden Schweins äußern, mit ein klein wenig Pech unmittelbar auf dem Schreibtisch eines noch in unserer Scheiße eifrig nach Informationen wühlenden Bullenschweins landen könnte, das sich brennend für manche Dinge, die da gesagt werden, interessiert.

Wenn ich dies als die Ausgangssituation schildere, als die Realität mit der wir uns als Anarchist*innen und jene, die sich innerhalb dessen, was man vielleicht eine “anarchistische Szene” nennen muss, bewegen, konfrontiert sehen müssen, so nicht, um damit Paranoia zu schüren, um dazu aufrufen, jede*n “Fremden” mit Misstrauen zu behandeln und sich einen Habitus letztlich sowieso bloß wichtigtuerischer Geheimniskrämerei zuzulegen, ganz im Gegenteil. Ich denke der Umgang mit dieser Situation, den ich bevorzuge, besteht vielmehr darin, sich dieser Ausgangslage klar zu werden, ein klares Verständnis davon zu gewinnen, was dies bedeutet und dann abseits irgendwelcher Rituale die Unsicherheiten, die einen angesichts dessen überkommen mögen, individuell und kollektiv zu überwinden, um unsere Beziehungen nicht von einem Gefühl der Paranoia überschatten zu lassen. Es ist ohnehin nur der neueste Schrei, die Beziehungen von Anarchist*innen (und nicht nur die von Anarchist*innen) mithilfe von Technologie zu infiltrieren und natürlich gibt es auch weiterhin alle möglichen Arten von Spitzeln, mit deren Anwesenheit immerhin gerechnet werden muss. Was ich vorschlage, um dieser Situation zu begegnen, ist im Grunde uralt: Beziehungen, die auf Basis von (individuellem!) Vertrauen geführt werden. Und Vertrauen muss sich entwickeln, durch gemeinsame Diskussionen, Erfahrungen und schließlich Taten. Dadurch, dass man einander kennen lernt, dass man intime Beziehungen zueinander führt, die auf geteilten Ideen basieren. Dieser Artikel ist nicht der Ort um diesen Prozess im Detail zu beleuchten, es ist ja auch ohnehin ein individueller; und ich will hier ohnehin nur klar machen, dass es mir nicht darum geht, den meiner Ansicht nach kontraproduktiven Szene-Habitus zu reproduzieren, bei dem es Codes, Rituale und Stilfragen sind, die den Eindruck von Sicherheit und Klandestinität vermitteln, dabei aber oft gar nicht verhindern, dass munter über Dinge getratscht wird, über die man besser schweigt, ja oft sogar nicht einmal eine Kritik daran formulieren, und stattdessen vielmehr eine In- und Outgroup-Erfahrung schaffen, mit allen zugehörigen Hierarchien und Illusionen.

Dies gesagt, lässt sich mein Vorschlag, und es ist derselbe, den schon Anarchist*innen vor mehr als hundert Jahren formuliert haben, sehr einfach zusammenfassen: Es obliegt ausschließlich denjenigen, die eine Tat begangen haben, darüber zu entscheiden, ob und wenn ja in welcher Form sie sich dazu bekennen wollen. Und ich würde allen empfehlen, solche Bekenntnisse, wenn sie denn unbedingt sein müssen, auf einen einmaligen Akt anonymer Erklärungen zu beschränken und ansonsten über die eigene Urheber*innenschaft geflissentlich zu schweigen.

Und um vielleicht ergänzend aus dem Communist zu zitieren:

Was einer allein thun kann, das möge er allein thun, und NIEMANDEM davon sprechen, denn dies ist für seine Sicherheit nöthig. Im Falle einer collectiven Handlung, möchten wir der Sicherheit halber davor warnen, mehr Personen in die Affäre zu ziehen, als gerade nothwendig sind. Ganz besonders warnen wir davor, eine Frau etwas ernstes wissen zu lassen, das nicht unumgänglich nothwendig ist, denn die Frauen werden fast immer für vollkommen betrachtet, und nur zu oft sind sie es welche uns verrathen.[1] Um die Anonymität zu wahren darf man selbstverständlich kein Süffel sein, der in Clubs, Vereinen und Kneipen herumsäuft und herumplagirt.

– Aus Der Communist Nr. 10, 1892, zitiert nach Namenlos. Beiträge zu einer anarchistischen Diskussion über Anonymität und Angriff.

Wenn man aber vor dem Hintergrund unserer Ausgangssituation den Täter*innen einer Tat auch tatsächlich zugestehen will, dass sie selbst entscheiden, inwiefern sie sich offenbaren, dann verbietet es sich automatisch, darüber zu sprechen, wen man hinter einer Tat vermutet. Und warum wäre einem das auch wichtig? Lässt sich nicht einerseits hervorragend über eine Tat streiten, ohne deren Urheber*innen zu kennen? Und andererseits, kann man eine Tat nicht ebensogut, ja vielleicht sogar besser noch, begrüßen, wenn man sie von der Identität – und was stünde anderes dahinter? – der Täter*in trennt? Ist es nicht sogar langweilig die Individualität der Menschen auf mit Sprache und kleingeistigem Verstand begreifbare Identitätskategorien einzuengen und dieses lächerliche Spiel sogar noch auf jene Situationen zu übertragen, in denen wir es vielmehr mit einer Handlung zu tun haben?

Und wie ist es mit Spekulationen darüber, aus welchem (anarchistischen) Millieu – und darüber hinausgehend, ob es denn überhaupt Anarchist*innen waren – eine Tat stammen könnte? Es ist gar nicht einmal von Bedeutung, ob solche Spekulationen wohl durchdacht und allgemein einleuchtend sind, ob sie bloß das unwissende Geschwätz von den ewiggleichen Tratschmäulern sind oder ob sie vielleicht eine Einschätzung wiedergeben, die ohnehin jede*r Anarchist*in bestätigen würde. Den Bullen ersteinmal vorliegend ist eine solche Einschätzung Gold wert: Immerhin geht es den Bullen und dem Staat, für den sie arbeiten, letztlich weniger darum, Leute für konkrete Straftaten einzubuchten, sondern eben Anarchist*innen dafür einzubuchten, dass sie Feinde des Staates sind. Es ist eine anarchistische Strategie innerhalb dessen, was Rechtsstaat genannt wird, einige der ideologischen Grundpfeiler dieses Staates, dass nämlich in der Regel eine individuelle Tatschuld nachgewiesen werden muss, um jemanden einzubuchten, zu ihrem Vorteil zu gebrauchen und sich dahinter zu verstecken. Wir sollten jedoch niemals den Fehler begehen und glauben, dass es sich hier um mehr als eine Täuschung handelt. Nötigenfalls hält sich der Staat nicht an Gesetze, die ihn limitieren. Er hat bloß Angst davor, die Missgunst relevanter Bevölkerungsgruppen zu wecken, hat Angst davor, dass seine Lügen entlarvt werden. Wenn aber Anarchist*innen ihm die Arbeit abnehmen, bestimmte, immer kleinere Millieus als verantwortlich für strafbare Handlungen zu vermuten und der Staat, bzw. seine Bullen, dies mitbekommt, dann nimmt er dieses Geschenk gerne auch einmal an. Ob man nun Razzien bei dutzenden Anarchist*innen veranstaltet oder gleich alle in Untersuchungshaft steckt, solange die Repression die gewünschte Wirkung entfaltet, ist es dem Staat doch einerlei, ob sie sich mit seinen Kriterien der Rechtsstaatlichkeit deckt, das ist kein Geheimnis.

Die Spekulationen darüber, wer eine Tat begangen haben könnte, auch wenn sie nur auf bestimmte Millieus verweisen, sie können dem Staat also sogar unabhängig davon gelegen kommen, ob sie letztlich ein Hinweis in die “richtige Richtung” waren, oder ob sie gänzlich der Phantasie des Spekulanten entsprungen sind. Und eben weil sie der Repression dienlich sind, erwarte ich von allen Anarchist*innen und jenen, die sich in ihrem Umfeld bewegen, dass sie diese unterlassen!

Weder schuldig noch unschuldig. Das ist die sympathischere Parole als der autoritär anmutende Imperativ von “Anna und Arthur halten’s Maul!”, sie läuft jedoch auf dasselbe hinaus. Wenn wir uns als Anarchist*innen mit jedem Angriff auf die Herrschaft soweit gemein machen, dass wir ihn in seiner Stoßrichtung begrüßen und wenn wir einander gegen die Schergen des Staates verteidigen wollen, dann bedeutet das, dass wir die polizeiliche Straflogik von Schuldig und Unschuldig ablehnen. Und ganz gewiss hat diese Logik nichts in unseren Beziehungen zueinander zu suchen, wo sie in Form von derlei Spekulationen viel zu oft Einzug hält!

Während ich bei all diesen Überlegungen durchaus sehe, und bereit bin anzuerkennen, dass die eine oder andere unbedachte Äußerung, so ärgerlich und folgenschwer sie auch sein kann, nicht die Absicht einer Person bezeugt, andere in Gefahr zu bringen und das Ganze wohl für uns alle ein ständiger Prozess der Verbesserung ist, in dem Fehler ebenso passieren, wie sie auch reflektiert werden und dies sicherlich auch eine gewisse Toleranz aller miteinander, sowie die Bereitschaft, Fehler einzugestehen eines jeden, erfordert, kann ich nicht umhin, nun noch einen Blick auf jene Zeitgenossen zu werfen, die durch öffentliche Äußerungen gegenüber der Presse oder im Internet sowie durch die praktische Polizeiarbeit, Spekulationen in Richtung konkreter Personen zu lenken, einen anderen Umgang erforderlich machen.

Es mag ein gewisser allgemeiner Usus geworden zu sein, die größte Scheiße, die einem im Hirn herumspukt, in die Tiefen des Internets zu entleeren; ganz besonders in den sogenannten “sozialen Netzwerken”. Und es ist kein Geheimnis, dass alles, was dort geschrieben wird, jedes Bild und Video, das dort hinterlassen wird und auch sonst alles erdenklich andere, von den Repressionsbehörden des Staates problemlos mitgelesen werden kann. Das gilt für Twitter ebenso wie für vermeintlich “sichere” Chatgruppen bei Signal und Co. Wie oft waren nach der (massenhaften) Beschlagnahme von Mobiltelefonen bei Demonstrationen schon die Protokolle irgendwelcher “geheimer” und sicher geglaubter Chatgruppen in den Akten der Staatsanwaltschaft aufgetaucht? Es mögen vielleicht auch zwei völlig verschiedene Welten sein, die hier aufeinandertreffen, jene der Plenumsgänger*innen, die zwar ihre Handys vorher gewissenhaft und alle zusammen in einem Kochtopf verstauen, später aber die Protokolle ihres Treffens für alle nicht-Dagewesenen oder vor Langeweile Eingeschlafenen in die Signal- oder Telegram-Gruppe stellen und die vielleicht vor allem zu befürchten haben, dass die Bullen den geheimen Strukturen ihrer internen Bürokratie auf die Schliche kommen, und dann die derjenigen, die glauben, dass die zu Beginn dieses Textes geschilderte Situation für sie eine gewisse Relevanz besitzt und die sich daher nicht nur einen gewissen “Style von Klandestinität”, wie er vielleicht für die schlechtesten Kinofilme gerade ausreichend ist, aneignen. Eigentlich kann man es nur hoffen. Aber das bedeutet nicht, dass die Scheiße, die in solche Chatgruppen geschissen wird, nicht stinken würde. Ob man Spekulationen ins Internet stellt, der Presse mitteilt (und ja, auch “ich glaube nicht, dass das jemand von meiner Peergroup war, wir sind ja auch alle ganz friedliche Leutchen” ist auch eine Spekulation und lässt sich nach dem Ausschluss-Prinzip arbeitend von den Schweinen gelegentlich sogar ganz gut gebrauchen) oder der Polizei direkt die eigene Einschätzung mitteilt, ein solches Verhalten passiert nicht einfach mal aus Versehen. Wer soetwas macht, scheißt in aller Regel ganz bewusst darauf, dass sein Verhalten andere Personen gefährdet. Ebenso wie eine Person, die versucht mit den eigenen Spekulationen auf eine konkrete Person hinzudeuten, keinen Zweifel daran lässt, dass sie die Arbeit eines Bullen verrichtet. Es mag stimmen, diese Personen verhalten sich so, weil sie keinerlei Solidarität mit jenen empfinden, die sie einer bestimmten Tat verdächtigen, und sie beweisen, dass sie in diesem Fall gewillt sind, bereitwillig der staatlichen Repression zuzuarbeiten.

Ich halte es für eine Gefahr, dass, wenn auch nur über Ecken, in irgendeiner Form mittelbare Beziehungen zu solchen Leuten bestehen und halte es darüber hinaus für unabdinglich, eine klare Trennungslinie zu solchen Gestalten zu ziehen. Notfalls auch, indem ich alle Beziehungen zu jenen abbreche, die weiterhin mit solchen Leuten abhängen.


[1] Und weil diese Passage bereits in der Vergangenheit vielleicht einem übertriebenen Reflex politischer Korrektheit nachgebend, entsprechend hinsichtlich des Naheliegenden angekreidet wurde – wobei meiner Interpretation nach vielleicht auch eher eine einordnende Fußnote Anlass der Aufregung war –, will ich hier zu einer möglichen Einordnung anmerken, dass es hier ja möglicherweise – zumindest interpretiere ich das so – um nicht tatbeteiligte Frauen, also beispielsweise Liebhaberinnen oder solche, deren Liebhaber man gerne wäre, geht. Und selbstverständlich sollte niemand so naiv sein, zu denken, nur weil man mit einer Person schläft – oder sie vielleicht auch gerne ins Bett bekommen würde und vielleicht hofft, auf diese Weise bei ihr zu landen –, man deshalb irgendwie anders handeln sollte, als man es sonst täte.

[Leipzig] Bauteile für E-Autos sind knapp – machen wir die Polizeibehördenkarren platt!

Um die eigene coronabedingte politische Stagnation zu durchbrechen sind wir in der Nacht des 24. Januar los gezogen.

Wir entschieden uns mehrere Fahrzeuge der Polizeibehörde – geparkt auf dem Gelände des Rathauses in der Ossietzkystraße – in brand zu setzen.

Der durch die pandemische Lage stattfindenden Aufrüstung der Kontroll- und Repressionsorgane wollten wir etwas entgegensetzen.

Betrachten wir die letzten Jahre, erleben wir, ein großes Erstarken der Polizeibehörden.

Durch Polizeigesetzverschärfungen und die anhaltende pandemische Krise erlang(t)en diese immer weitreichendere Befugnisse. Wir können beobachten, wie sie für „Ordnung sorgen“. Zunehmend autoritär und gewalttätig.

Wenn es darum geht uns in unserer sogenanten Freizeit abseits der Lohnarbeit einzuschränken ist die Polizeibehörde durchsetzende Gewalt.

Denn die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben das Ziel uns zwanghaft lohnarbeitsfähig zu halten und uns unserer sozialen Freiheiten zu berauben.

Ihr werdet immer wieder versuchen unsere Bewegungsfreiheit imsbesondere nachts ein zu schränken oder soziale Orte statt Fabriken und Großraumbüros zu schließen. Doch wir werden immer Wege finden uns Euch zu widersetzen, so mühsam es auch ist. Am 23.10 letzten Jahres gelang es euch unsren Protest zu verbieten. Die Stadt wurde militärisch von den Cops abgeriegelt, unser Handlungsspielraum war an diesem Tag gering, der direkte Knüppel in der Fresse wäre wohl in vielen Situationen die Folge. Mit solchen Verboten werden wir in den kommenden Jahren noch oft konfrontiert sein.

Ihr könnt unsere Demos verbieten und Bereiche kontrolieren, in denen ihr uns an diesen Tagen erwartet. Doch wir bleiben „Autonom. Widerständig. Unversöhnlich“.

Nehmt ihr uns den Tag weichen wir in die Nacht aus.

Einige, die es wieder tun werden!

Bis ihr eure Waffen niederlegt und den Weg für einen emanzipatorischen Neuanfang freimacht!


Übernommen von de.indymedia.org

Von der politischen Aktion zur aufständischen Aktion

Viele Gefährten – und, um ehrlich zu sein, auch wir – sind in Begeisterung geraten, indem sie sich von einem deplatzierten Triumphalismus mitreissen liessen, aufgrund von einer Überbewertung der Ereignisse, die im Verlaufe der Demonstration vom 10. Oktober 1986 in Trino Vercellese geschahen.

Wie bekannt ist, hat die antagonistische Bewegung, über den Haufen werfend, was von den Organisatoren dieser Demonstration (Pazifisten, Grüne, Umweltliga, Parteien und Gewerkschaften) geplant war, erst die Bohrer und Bagger auf der Baustelle des in Bau befindlichen Atomkraftwerks eingeschlagen und in Brand gesteckt, und sich dann nach Trino begeben. Vor dem Rathaus angelangt, warf sie eine stattliche Anzahl Farbeier gegen die amtierenden Parlamentarier und die zur Verteidigung des Gebäudes aufgestellten Polizeikräfte. Betreffend dieser Ereignisse wollen wir eine konstruktive Kritik anbringen, sicherlich nicht, um die Begeisterungen und den Willen einzufrieren, die von den Gefährten gezeigt wurden, und auch nicht, um uns von dem loszusagen, was getan wurde, alles andere als das. Unsere Absicht ist es, neue Handlungsweisen in der sozialen Konfrontation zu suchen, damit sich das gegenwärtige subversive Potenzial nicht erschöpft und, wie es in jüngster Vergangenheit oft geschehen ist, bitteren Enttäuschungen zum Opfer fällt. Es ist also nützlich, die verschiedenen Aktionsformen zu studieren, um jene zu verwerfen, die wir zur Erreichung unserer Ziele für ungeeignet halten.

Die politische Aktion

Die politische Aktion wird von den Spezialisten der Repräsentation bevorzugt, weil sie die institutionelle Aktion par excellence ist. Sie tendiert einerseits zur Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Herrschaftsverhältnisse und andererseits dazu, die dem Staatsapparat inneren Prozeduren zu legitimieren und zu bestätigen, indem sie die Ersetzung und die Auswechslung des Führungspersonals ermöglicht.

Daher erweist sich die politische Aktion im Verlaufe des Kampfes, egal unter welchen Umständen sie vorgeschlagen wird, immer als schädlich für die Zwecke eines proletarischen Selbstemanzipationsprozesses. Wird sie einmal verwirklicht, und sei es auch unter dem Vorwand einer tristen Notwendigkeit des Moments, endet sie darin, innerhalb der Kampfsituationen zu einem Hindernis zu werden, das die revolutionäre Perspektive blockiert.

Was dies betrifft, genügt es, zu betrachten, was oft in der selbstverwalterischen Bewegung für die Besetzung von Häusern und die Wiederaneignung von sozialen Räumen geschieht. Viele Gefährten begehen, kaum haben sie einen Raum besetzt, den Fehler, sich einzig darum zu kümmern, sofort zur Stadt zu rennen, um die berühmten “politischen Verhandlungen” mit dem amtierenden Stadtrat aufzunehmen. Sie diskutieren mit diesem aus einer Position von grösster Schwäche, während sie die Aspekte der sozialen Intervention in dem Gebiet, wie die Gegeninformation und das Vorantreiben der in der Umgebung des besetzten Ortes zu realisierenden sozialen Agitation, gänzlich unterlassen. Anstatt sich ausgehend von einer Praxis der direkten Befriedigung der Bedürfnisse zu bewegen, enden sie auf diese Weise darin, deren Lösung an die städtischen Institutionen zu delegieren. All die wunderschönen Vorsätze, die zu Beginn des Kampfes auf die Fahnen geschrieben wurden, werden unter dem Drängen einer politischen Logik, die sie dazu führt, sich von den Betreibern-Verwaltern der Metropole unterwerfen und rekuperieren zu lassen, immer mehr zurückgestellt. So wird der Kampf ausschliesslich auf die Erhaltung eines Mietvertrags ausgerichtet.

Jenseits des schwammigen Geredes, das darauf abzielt, diese Entscheidung zu rechtfertigen, zeigt sich im Wesentlichen die Tatsache, dass für diese Gefährten das, was jetzt wichtiger ist, nicht der Kampf und seine Entwicklung ist, sondern die Tatsache, die eigene Situation aus einem legalen Blickwinkel zu regularisieren. Was für diese Logik der Vermittlung und des politischen Kompromisses bezahlt wird, ist das Aufgeben an allen Fronten von jedem Konflikt- und Angriffsverhältnis gegenüber den Strukturen der Herrschaft, was dazu führt, selbst jene minimalen Inhalte zu verleugnen, die ursprünglich den Kampf selbst motiviert hatten. Uns bringen jene zum Lachen, die von politischem Sieg, von siegreicher Strategie und anderem ähnlichen Unsinn sprechen, nur weil es ihnen gelungen ist, aus den Verhandlungen mit den Institutionen etwas herauszuholen. Es muss noch immer abgewägt werden, zu welchen Bedingungen sie es herausgeholt haben, um zu verstehen, ob in einer Situation, die auf diese Weise legal geworden ist, noch etwas antagonistisches übrig geblieben ist. Sehr oft verbergen solche Siege, als zu bezahlenden Preis, eine neue Knechtschaft. Viele Gefährten, wenn sie einmal ins hirnzermürbende institutionelle Räderwerk geraten sind, kommen daraus nicht mehr heraus und verlieren sich darin.

Die politische Aktion ist ein Ersatzmittel, worauf man aus Bequemlichkeit zurückgreift, um es zu vermeiden, sich den objektiven Schwierigkeiten zu stellen, die der subversive Kampf aufweist, um zu jedem Preis von Vorschlägen auszugehen, die realistisch und leicht praktizierbar sind, ohne allzugrosse Anstrengungen für die Masse. So entstehen die Führungsgrüppchen in den Kämpfen. Delegationen von Gefährten zu bilden, um mit den Institutionen zu verhandeln, ist der erste Schritt in diese Richtung.

Hat sich die politische Logik in einem Kampf einmal durchgesetzt, lässt sie ihn zu einem toten Kampf werden. Während, auf dieser oder jener politischen Linie, die Fraktionen entstehen, verwandelt sich die grosse Masse von Gefährten und Proletariern aus aktivem Teil in passive Zuschauer eines tristen Spektakels von Positionen, das einzig darauf ausgerichtet ist, die Versammlung zu dominieren, die sich auf diese Weise in einen kleinen Parlamentssaal verwandelt. Es erübrigt sich, zu erwähnen, dass die Masse schliesslich immer abhängiger von den kleinen Chefs wird, welche die siegreiche politische Gruppe leiten, wenn es dieser einmal gelungen ist, die Situation in die Hand zu nehmen.

Die politische Aktion stützt sich auf die Delegation, die eine gewisse Anzahl Individuen einer Führungsstruktur überträgt, die sich sozusagen um deren Angelegenheiten kümmern müsste. Ob sie sich nun Partei, Gewerkschaft oder Delegation nennt, die Substanz ändert sich nicht. Wir sind schon immer gegen die Prozessionen gewesen, und umso mehr sind wir gegen jene ritualisierten Prozessionen, die hin und wieder vor dem Stadtratsgebäude, der der Regionalregierung, Provinzialverwaltung, dem Stellenvermittlungsbüro, dem Sitz der Confindustria [Arbeitgeberverband], etc. abgehalten werden; gefördert von den Parteien, den Gewerkschaften und anderen ähnlichen Strukturen. Draussen steht immer die Masse, die lärmend mit Protestschildern wedelt, während die Delegierten in die Gebäude hineingehen, um mit dem Führungspersonal zu verhandeln.

Statt friedlich davor zu stehen, müsste man, unserer Meinung nach, über mögliche Wege nachdenken, um diese Orte zu zerstören. Aber das ist ein anderer Diskurs, der sich radikal vom politischen unterscheidet. Denn, was könnten wir von der politischen Klasse schon verlangen, konkret zu tun, ausser sich umzubringen?

Dann ist da die bewaffnete politische Aktion, welche die – gänzlich politische – Auffassung ausdrückt, die die Autoritären von der sozialen Revolution haben. Diese letzteren haben gewiss nicht die Absicht, die staatlichen Strukturen niederzureissen. Sie machen stets geltend, sie vorübergehend bewahren zu wollen, und damit können sie sich darauf beschränken, sie neu zu überstreichen. Das Ergebnis von dieser Art, die revolutionäre Frage zu denken, kennen wir. Das jüngste bewaffnete Spektakel, inszeniert von den combattentistischen politischen Organisationen, hat, in seiner Auflösung, den Betrug enthüllt. Hinter dem Schein einer In-vitro-Befreiung beanspruchten sie mit ihrer Aktion nicht nur, sich an die Stelle der wirklichen proletarischen Selbstemanzipationsbewegung zu setzen, sondern geradewegs, ihre Entwicklung mit einer Hypothek zu belasten, indem sie ihr die Kette der kämpfenden Führungspartei an den Hals legten. Viele dieser Akteure-Protagonisten sind heute zu pathetischen Gespenstern geworden (siehe die Phänomene “Dissoziation” und “Amnestie”), die, um aus dem Gefängnis zu kommen, feige gewiss nicht zögern, die Haut von denjenigen zu verkaufen, die einst ihre Kampfbrüder waren, während diese letzteren, trotz allem und viel würdevoller als sie, jegliches Paktieren mit dem Staat verweigern. Heute mehr als Gestern, denken wir erst recht, dass kein aufrichtiger Revolutionär, dem die Entwicklung der antagonistischen Bewegung am Herzen liegt, der Politik Vertrauen schenken oder den Spezialisten der Repräsentation zum Opfer fallen kann, sei es im sozialdemokratischen Gewand der parlamentarischen Politik oder im sogenannten revolutionären der bewaffneten Politik.

Die symbolische direkte Aktion

Die symbolische direkte Aktion ist heute zum offenkundigsten Zeichen dieser Gesellschaft des Spektakels geworden, die auf der ständigen Simulation von Handlungen und Beziehungen basiert, die in Abwesenheit von Authentizität als Ersatzmittel auf das soziale Leben einwirken und unser Dasein entfremden.

Diese Form von theatralischer Aktion wird für Gewöhnlich von den grossen pazifistischen Massenbewegungen praktiziert. Diese werden von den Massenmedien unterstützt, die ihre Wichtigkeit im Prozess zur Produktion von Kontrolle und Zustimmung in der Perspektive der Bewahrung eines gewissen institutionellen Rahmens verstanden haben. Deswegen bauschen die grossen Informationsmittel, innerhalb des Spektakels, den Wert der symbolischen Aktion auf. Dies ermöglicht die Umsetzung von jenem Prozess von Vermassung und Abflachung des Bewusstseins, der anders nicht realisierbar wäre. Tatsächlich trägt die symbolische Aktion stets das Zeichen einer Fiktion, die sich an Stelle der verändernden Aktion der Subjekte gesetzt hat. Sie ist der beste Notbehelf, um die Frustrationen der Masse abzulassen und ihr Potenzial unschädlich zu machen. Im entfremdeten Verstand von Millionen von Fernsehzuschauern, die in der Passivität das Zeichen ihrer Verlorenheit bekunden, neigen das Wahre und das Falsche dazu, sich zu vermischen. Alles scheint wahrscheinlich. Die Fernsehbilder dringen tief ins kollektive Unbewussteein, und verursachen konditionierte Reflexe. Der eigene soziale Lebensraum, die eigene Bewegung hat sich, proportional zur Anzahl Stunden, die vor dem magischen Auge des Fernsehers verbracht werden, stark reduziert. Die eigene Welt scheint heute zwischen den vier Mauern des modernen und komfortablen telematischen Hauses eingefasst. Die Verwalter der instrumentellen Kommunikation ersetzen die warme und widersprüchliche direkte Kommunikation zwischen den Individuen durch die kalte Mediation des mechanischen Mittels, das die Individuen dazu veranlasst, sich in passive Endverbraucher der Ware Information zu verwandeln.

Dies ist die modernste und ausgefeilteste Form der demokratischen Sklaverei, da sie die Individuen dazu führt, per Vermittlung durch Dritte vor den gläsernen Fernsehbildschirmen zu leben. Das alles hat der Theatralität der symbolischen Gesten Raum gegeben, die sich heute permanent an die Stelle jener authentischen setzen, welche der Zuschauer gerne realisieren würde. So formen und prägen die Spezialisten der Repräsentation über diesen Gesten, ganz nach ihrem Gutdünken, die soziale Vorstellungswelt der entfremdeten Masse, die sich mit solchen Gesten zu identifizieren scheint.

In der Informationsgesellschaft besteht das Wichtigste darin, jede Aktion auf einen reinen symbolischen Akt zu reduzieren, da das Spektakel einerseits jenen Genugtuung verschaffen muss, die sie realisieren, und andererseits die Toleranz des demokratischen Staates lobpreisen muss, der sie erlaubt, ohne sie niederzuschlagen. In diesem Spiel preisen die Ideologien die Kunst der Fiktion, die den Akteuren-Protagonisten der symbolischen Aktion ermöglicht, die richtige Pantomime als Ersatzmittel hinzustellen, das sich an Stelle des Kampfes setzt. Auf den Plätzen reduziert sich der soziale Protest auf ein Spektakel, bei dem Pappmache-Puppen verbrannt werden, die Figuren der Unterdrückung darstellen, und “kreativ” farbige Luftballons fliegen gelassen werden, während das Ganze im rituellen Konzert mit dem gefragten Sänger des Moments beendet wird. Die Anhänger dieser Praxis sind meistens unterhaltsame Personen, Strassenclowns, die die Kunst, die Masse heiter einzubeziehen, gut beherrschen. An ihre Demonstrationen zu gehen, ist besser, als ins Theater zu gehen, es ist nicht nur ein unentgeltliches Spektakel, sondern man kann sich auch direkt als Akteur daran beteiligen und jene Rolle einnehmen, die man wünscht. Man geht keine allzu grossen Risiken ein, angesichts der Tatsache, dass selbst die Polizei, die ebenso Teil dieser kunterbunten Choreografie ist, praktisch nie unter Einsatz der harten Manier interveniert.

Diese Bewegung stellt die Avantgarde der vermassten Ausdrucks- und Kommunikationsformen des Kapitals dar. Für einige Stunden erheitern sie die graue Metropole mit ihrem Karnevalstreiben, doch dann hinterlassen sie in der beteiligten Masse ein starkes Gefühl von Trostlosigkeit. Diese letztere scheint sich, wenn sie zu ihren normalen Beschäftigungen zurückkehrt, dem Betrug sofort bewusst zu werden, da sie sich wieder dabei sieht, die Rechnungen mit konkreten Problemen zu machen, die von solchen Akten sicher nicht gelöst, sondern allerhöchstens für eine sehr kurze Zeitspanne vergessen wurden. Unterdessen bereiten sich die Organisatoren, auf Rechnung der Strukturen der Herrschaft, darauf vor, weitere zu veranstalten, damit die Kontrolle dort, wo sie noch schwach ist, also in den Momenten der Freizeit, immer funktionaler wird.

Wie wir gesehen haben, erweist sich die symbolische direkte Aktion der Herrschaft als dienlich. Sie ist daher in einer konkret revolutionären Perspektive völlig wirkungslos, da sie nicht die Realität verändert, sondern, im Gegenteil, in der Masse, die sie praktiziert, ein starkes Ohnmachtgefühl erzeugt.

Tatsächlich ist diese Aktion das Schlachtross der künstlichen Opposition, das dazu eingesetzt wird, die Aufmerksamkeit der Proletarier davon abzulenken, gewaltsame Handlungen gegen die Strukturen der Herrschaft zu unternehmen. Darüber hinaus dient diese Praxis dazu, viel ernsthafteren Formen der sozialen Opposition, wie jenen, die die antagonistische Bewegung auf dem Gebiet realisieren will, präventiv den Boden zu entziehen. Die symbolische Aktion ist also zum Auslassventil geworden, womit man in Ruhe jegliche soziale Spannung versiegen lassen kann. Ausserdem bildet sie eine der wichtigsten Stützen der Rekuperations- und sozialen Integrationsaktion, die von den Parteien auf Rechnung der Institutionen realisiert wird. Daraus muss man folgern, dass sie nicht nur eine zu verwerfende, sondern aufgrund der schädlichen und verderblichen Auswirkungen, die sie auf die Ausgebeuteten hat, auch eine zu bekämpfende Aktionsform ist.

Die subversive direkte Aktion

Die subversive direkte Aktion ist ein sprengkräftiger Akt, der den ruhigen Verlauf einer bestimmten Realität gewaltsam erschüttert, doch die Tatsache, dass sie ein Akt ist, der ausschliesslich auf der momentanen Zerstörung von etwas basiert, das uns unterdrückt, markiert ihre Grenze. Im Dunkel der Metropole sind solche Aktionen Lichtblitze, die ein Zeichen hinterlassen, eine Spur vom Vorbeigehen von Gruppen von Gefährten, die revoltiert haben, aber dann, mangels einer revolutionären Perspektive und eines Projekts, das ihnen eine Kontinuität gibt, enden sie darin, sich zu verlieren. Alles kehrt ins allgemeine Grau zurück und man muss so einige Zeit warten, bis man andere Spuren sieht.

Nichtsdestoweniger ist die subversive direkte Aktion immer eine positive Tatsache, da sie jene, die es sich bequem gemacht haben, aufrüttelt und aus der Apathie aufzucken lässt. Es muss dennoch angemerkt werden, dass sie im Meer des Realismus, das uns überflutet, stets recht geringfügig ist. Ein signifikantes Beispiel ist die Aktion, die von einer Gruppe von sehr jungen anarchistischen Gefährten realisiert und mit einem “Fanzine” unter dem Titel “Spazio Nero” dokumentiert wurde. Diese Gefährten haben sich zur Brandstiftung einer Baustelle bekannt, als Protest gegen die Stahlbetonkäfige der Metropole, die sich ausdehnt und weitere Ghettoviertel kreiert, während sie das Land ausplündert. Dieses “Fanzine” wurde in unserer Zeitschrift [Anarchismo] in der Nummer 53-54 vollständig abgedruckt.

Die subversive Aktion auf den Strassen, von den (bereits erwähnten) Ereignissen, die in Trino Vercellese geschahen, bis zu anderen, kürzlicheren im Bereich des Kampfes gegen die Atomkraft, veranlasst, unter einem anderen Aspekt, dazu, einige Schlussfolgerungen zu ziehen. Die erste ist, dass diese Aktionsform, auf Dauer, darin endet, sich in einer sterilen und rituellen Gegenüberstellung zwischen Antagonisten und Polizeikräften zu erschöpfen. Die zweite Überlegung ist, dass diese Aktion, auch wenn sie in Formen des Protests ausgedrückt wird, die gewaltsam und an den direkten Angriff gegen die Strukturen der Herrschaft gebunden sind, aus Mangel an einem Diskurs, der mit bestimmten Inhalten und Projektualitäten verbunden ist, sich endlos abspielen und erneut abspielen kann, in einer Konfrontation, die sich als getrennt von sozialen Gründen erweist, die mit der unmittelbaren Einbeziehung der Ausgebeuteten Zusammenhängen. Die dritte ist schliesslich, dass eine solch Aktion, da sie sich als leicht voraussehbar erweist, auf repressiver Ebene vom Kontrollapparat des Staates besser verwaltbar ist.

Das alles führt dazu, zu sehen, wie diese Aktion in einem faktischen Nichts verpufft, während man mit dem bitteren Geschmack der Enttäuschung im Mund zurück bleibt, weil man es nicht geschafft hat, ihr einen positiven Ausgang zu geben. Und dann, wie es in solchen Fällen meistens geschieht, wenn der anfängliche Enthusiasmus gesunken ist, entfernen sich die vielen Enttäuschten. Man amüsiert sich nicht mehr. Selbst wenn man diese Art von Aktion unter dem besten Licht betrachten will, sprich, wenn man glaubt, dass sie zu einem Massenaufruhr führen kann, endet sie, mangels revolutionärer Perspektiven, auch in diesem Fall darin, in ein faktisches Nichts zu verbrennen, wie es im Übrigen bereits geschehen ist. Siehe diesbezüglich die verschiedenen Revolten, die sich im Ghetto-Viertel von Brixton in London ereignet haben, und die alle auf diese Weise endeten.

Es ist also wichtig, die subversive direkte Aktion in eine bewusste aufständische Aktion zu verwandeln. Daraus machen wir eine grundlegende Frage, eine qualitative Notwendigkeit, die sich im Verlaufe des Kampfes als unaufschiebbares Verlangen und Bedürfnis nach Veränderung einschaltet, das unsere Bestrebungen nach völliger Befreiung bündelt, wenn sie einmal wirklich der radikalen Veränderung zugewandt sind und beabsichtigen, dieser verdorbenen Gesellschaft der Herrschaft ein Ende zu setzen.

Bewusste aufständische Aktion

Wir sind es uns nicht gewohnt, ausserhalb der Gemeinplätze zu denken und zu reflektieren. Es fällt uns schwer, uns vorzustellen, dass es Aktionsformen geben kann, die fähig sind, über die begrenzte Bedeutung hinauszugehen, die wir ihnen in den Umständen des Moments geben.

Dem Grossteil unserer Aktionen fehlt es an einer Perspektive. Die direkte Aktion in aufständischen Begriffen zu denken, ist mit einer beträchtlichen Anstrengung verbunden, da es bedeutet, sie mit einer Perspektive auszustatten. Tatsächlich muss man, um die aufständische Aktion zu verstehen, den Zusammenhang begreifen, der sie mit einem Projekt von radikaler sozialer Transformation verbindet. Sie ist direkter Ausdruck einer revolutionären Theorie und Praxis: die sich im Anarchismus zusammenfassen.

Die aufständische Aktion ist, an sich, eine Aktion, die materiell nicht delegiert werden kann, da sie ein Akt ist, der unter allen Umständen die aktive und direkte Mitwirkung des Individuums voraussetzt, das sie, ob alleine oder gemeinsam mit anderen, in Praxis umsetzt. Sie widerspiegelt, besser als jede andere praktische Aktionsform, die Beweggründe und den Sinn der revolutionären anarchistischen Aktion. Die aufständische Aktion nimmt sich in ihrer Realisierung, im Innern der Klassenkonfrontation, die direkte Einbeziehung von immer breiteren proletarischen Schichten vor, indem sie diese dazu veranlasst, sich gewaltsam gegen alle bestehenden sozialen Bedingungen aufzulehnen, das Ganze durch eine Selektionspraxis für Ziele, die es im Verlaufe des Kampfes zu abzuwägen gilt. Ihre Wichtigkeit wird nie von der Begrenztheit des gewählten Ziels gegeben, sondern von dem, was dieses letztere, wenn es einmal in Gang gesetzt ist, imstande ist, innerhalb des Kampfes selbst zu erzeugen. Denn dieser Mechanismus kann im Verlaufe des Kampfes dazu führen, eben diese begrenzten Ziele, die sich seine Initiatoren vorgenommen haben, zu übersteigen und zu überwinden. So kann der Kampf radikaler werden und eine völlig unvorhergesehene, autonome Entwicklung nehmen.

Dies ist die Perspektive, worin sich die aufständische Aktion in die intermediären Kämpfe einfügt, um darin allmählich jene sozialen Bedingungen aufzubauen, die unerlässlich sind, um die generalisierte bewaffnete soziale Insurrektion auf allen Gebieten des sozialen Lebens hervorbrechen zu lassen. Dies ist der Schritt, den es notwendig ist, zu machen, da es kaum wahrscheinlich ist, dass sich mir nichts, dir nichts eine generalisierte Insurrektion verwirklicht, falls es aber der Fall sein sollte, dass sie sich aus irgendeinem Grund ereignet, würde sich die ganze bisher getane Arbeit als äusserst hilfreich erweisen, da uns das angesammelte Gepäck an Erfahrungen erlaubt, nicht unvorbereitet dazustehen, sondern, im Gegenteil, bereit, sie zu ergreifen wie in unseren lebendigsten Wünschen.

Im Mittelpunkt der aufständischen Aktion steht immer eine gegen die Strukturen der Herrschaft gerichtete, offensive Taktik und Strategie. Aufgrund dieser spezifischen und sprengkräftigen Charakteristiken ist das aufständische Handeln dem Angriff gewidmet, da es stets Inhalte des Bruchs mit der bestehenden Ordnung aufwirft. Die aufständische Aktion als eine defensive Aktion zu verstehen, ist eine präventive Art und Weise, sie zum Scheitern zu verurteilen. Wir denken nicht nur über uns selbst nach, sondern richten den Blick, für das Gelingen unserer Ziele, auf das, was mögliche Wege sein könnten, um jenes unerlässliche Verhältnis von direkter Einbeziehung der Masse der Ausgebeuteten zu realisieren, die wie wir die Last der Unterdrückung und der Ausbeutung erleben und auf sich spüren. Aus diesen und aus vielen anderen Gründen stellen wir auch die gewaltsame und bewaffnete Aktion in diese Perspektive, denn unserer Meinung nach kann sie nie von der sozialen Frage getrennt werden, die sie ausgelöst hat. Denken wir darüber anders, entgeht uns der grundlegende Sinn, der sie belebte. Tatsächlich liegt die Reproduzierbarkeit der bewaffneten Aktion immer in ihrer Fähigkeit, für möglichst viele Proletarier aneigenbar und generalisierbar zu sein.

Daher müssen wir, jenseits der Fluchten nach vorne des bewaffneten Spezialismus, der Rollen generiert, jenseits der ästhetischen Schönheit und des Effizientismus, der von der spektakulären Aktion ausgedrückt wird, stets darauf achten, ob sich die Aktion für die meisten als praktizierbar erweist. Falls sie dies nicht ist, hat sie keine Wichtigkeit für die Zwecke des Kampfes, den wir fördern, wobei, wohlgemerkt, klargestellt sei, dass uns jede bewaffnete Aktion, die gegen die Strukturen und Menschen der Macht realisiert wird, immer und sowieso Freude bereitet.

Es ist eine insurrektionalistische Auffassung, die Geltung einer revolutionären Aktion nicht anhand des schlichten Grades an Gewalt oder Illegalität, der von der Gruppe von Gefährten, die sie realisiert hat, ausgedrückt wird, sondern anhand ihrer Verwirklichung einer effektiven Erhöhung der laufenden Klassenkonfrontation zu bewerten. Dieser Anhaltspunkt wird aus den Analysen gewonnen, die von den laufenden, von den Ausgebeuteten unterstützten, sozialen Kämpfen gemacht werden, und sicherlich nicht daraus, schlicht das Pulver in Brand stecken zu wollen, weil man es satt hat, nichts zu tun. Die bewaffnete Aktion von Gruppen zur offensiven Verteidigung, entstanden aus der immer bestehenden Notwendigkeit, Menschen und Strukturen der staatlichen Repression anzugreifen, um ihre Offensive zurückzuschlagen, fügt sich in ein insurrektionalistisches Operieren ein. Aus all dem können wir den Sinn der aufständischen Aktion und die Gründe erfassen, weshalb sie gleichzeitig in mehrere Richtungen realisiert werden muss. Die Aktion (ob individuell oder in einer Gruppe), die wir als insurrektionalistisch definieren können, auch wenn sie andere Wege einschlägt als wir, realisiert sich, wenn sie gegen Ziele gerichtet ist, die nicht nur von den einzelnen agierenden Individuen und Gruppen, sondern von der ganzen oder zumindest von einem Teil der proletarischen Selbstemanzipationsbewegung ausgedrückt werden. Wir haben überhaupt kein spezielles Monopol über diese spezifische Aktionsform. Alle können sie anwenden, ja dies ist unser lebendigster Wunsch, im Gegensatz zu dem, was viele voreingenommen denken, nur weil wir einige ihrer Kampfvorschläge kritisiert haben.

Wir denken, dass es notwendig ist, über die Bedeutung der aufständischen Aktion nachzudenken, indem wir von der Vorstellung des 19. Jahrhunderts ablassen, sie bloss in Begriffen der Barrikade zu denken. Sie ist etwas viel komplexeres als diese dumme Behauptung, die eine Frucht aus Gemeinplätzen ist. Die aufständische anarchistische Aktion basiert vor allem auf der Erkenntnis, die darauf abzielt, Prozesse von radikaler sozialer Veränderung auszulösen, im Bewusstsein über die Notwendigkeit der Zerstörung. Und dies, während man sich ausserdem darüber im Klaren ist, dass eine materielle Umwälzung dieser vom Staat und vom Kapital dominierten Gesellschaft ohne die direkte Einbeziehung der Ausgebeuteten nicht möglich ist.


Auszug aus Pierleone Porcu. Reise ins Auge des Sturms (1987).

[Schweiz] Zur Situation unserer Inhaftierung

Am 9. Januar kam es zu einer Festnahme von Elany und mir wie auch von Gefährt*innen auf Indymedia berichtet wurde. Während ich inzwischen wieder auf freiem Fuß bin sitzt Elany weiterhin in Untersuchungshaft. Bei der Anschuldigung handelt es sich um dringenden Verdacht auf gemeingefährliche Sabotage und Brandstiftung. Beweise wurden mir keine vorgelegt und die meisten Fragen die sie mir stellten waren über Elany. Ich bin doch nur „ein bemitleidenswertes kränkliches Gefolge das an eine falsche Person geraten ist” wie mir ein Bulle bei einem Verhör gesagt hat.

Elany und ich kennen uns noch nicht lange aber ich weiß über ihre Sorge über Snitches und sensationsgeile journalistische Aasgeier die sich auf alles stürzen und das Umfeld bedrängen und gefährden. Deswegen hab ich mich erst einmal mit ihrem Freundeskreis beraten welche Informationen ich öffentlich teilen kann. Den Ort der Inhaftierung werde ich daher nicht öffentlich nennen. Besuche sind nicht möglich und selbst ein Anruf ist mir nicht erlaubt. Ich werde über unseren Anwalt erst in Erfahrung bringen müssen ob wenigstens Post empfangen werden kann. Wenn ich darüber Klarheit habe teile ich die Adresse mit ihrem Freundeskreis. Gemeinsame Freund*innen und Gefährt*innen aus Deutschland können sich dann bei M. von Schwarzer Pfeil melden. Da ich weiß das die beiden sich auch persönlich kennen vertraue ich they die Adresse an und wem diese weitergegeben wird. Mir wurden auch mehrere Kontakte zugespielt von Menschen hier aus der Schweiz die Unterstützung anbieten. Wenn weitere Hilfe dringend benötigt wird werde ich die Kontakte durchgehen.

Da ich nun auch weiß das Elany es etwas stört wenn einzelne Gefangene einen Märtyrerstatus bekommen und die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen während viele weitere Gefangene innerhalb der Mauern leiden, bitte ich sich solidarisch zeigende Menschen darum diese Solidarität auszuweiten. Keine Knastdemos und andere Aktionen an einem bestimmten Ort weil eine bestimmte Person gefangen ist sondern Aktionen an allen Orten weil Gefängnisse überhaupt existieren. Das würde ihr Herz viel mehr zu einem Lächeln verhelfen. Niemand ist frei solange es nicht alle sind.

Abschließend ein herzliches Danke für den Support. Wenn ich mehr über Elany weiß teile ich die Infos sofort. Jetzt klären wir ab ob wir ihr schreiben können.

PS: Ich hab keine Einsicht auf die verbundene Email und Twitter Account. Das hat Elany immer gemacht. Es wurde eine Email für ihren Fall eingerichtet unter freeelany@riseup.net


Übernommen von Feral Fire.