[Besançon, Frankreich] Es gibt nicht nur ihre Techno-Überwachungswerkzeuge in unserem Leben, es gibt auch noch die Snitches

In Zeiten des 5G-Ausbaus ist der Kampf gegen diese Kontrollgesellschaft in vollem Gange. Die Angriffe auf die Telekommunikationsantennen oder die Unternehmen, die teil daran haben, auch: in Frankreich wurden seit März 2020 mehr als hundert Sabotagen gezählt.
Genug, um bei der kapitalistischen Gesellschaft und dem Staat eine Stinkwut zu entfachen. Die Repressionswelle kennte keine Ruhe und die Cops verwenden alle technologischen Überwachungswerkzeuge, die ihnen zur Verfügung stehen um zu versuchen jede aufkeimende Revolte zu unterdrücken und zu ersticken.

Seit letztem Jahr wurden wegen der Sabotage an Funkmasten bei um die dreißig Personen Hausdurchsuchungen durchgeführt, wurden diese angeklagt oder inhaftiert. Das ist auch der Fall von Boris, einem anarchistischen Gefährten, der im September 2020 in Nancy für die Brandstiftung an zwei Funkmasten im Jura in den Knast gesteckt wurde, und der heute im Krankenhaus liegt, weil es in seiner Zelle gebrannt hat. In einem Brief, den er im Knast geschrieben hat, erwähnt er die Apparate, die die Cops verwendet haben um während der Ermittlungen seinen Alltag auszuspähen: IMSI-Catcher-Koffer, Kameras vor einer Wohnung, GPS-Tracker unter den Autos ihm nahestehender Personen, direktes Abhören und Ortung, Zivis des GIGN [Groupe d’intervention de la Gendarmerie nationale, vergleichbar der GSG9] (aus Versailles) zu seiner Beschattung und Beobachtung, Antrag auf Anbringung einer Wanze in einer Wohnung und in einem Mäuerchen eines Parks, in dem er regelmäßig Freunde traf, diskretes Aufsammeln von Kronkorken, die im öffentlichen Raum zurückgelassen wurden…

In Besançon, einige Monate nach der Inhaftierung von Boris, wurden mindestens zwei Personen seit Anfang 2021 von den Cops angequatscht. Während man von der einen Person nichts weiß, wurde die zweite auf jeden Fall mehrere Male aufgesucht. Klassischer Move, eine Erpressung bezüglich Papieren, wie oft kombiniert mit Isolation und Armut, eventuellem juristischem Dreck oder einfach der Umstand, dass diese Personen sich im Umfeld der militanten anarchistischen Kreise bewegen.

Alles beginnt mit einem ersten Treffen: man bietet ihm Arbeit an, Geld oder eine Wohnung im Austausch für Informationen. Man stellt ihm eine schnellere Bearbeitung seiner Anträge in Aussicht, und diese umgekehrt zu verzögern, sollte er sich weigern. Unter Druck gesetzt hat er zugestimmt sich zu regelmäßigen Treffen mit Zivis in einem Park in der Nähe des Kommissariats zu begeben.

Seine Missionen sind die folgenden gewesen, solange das Ermittlungsverfahren gegen Boris noch nicht abgeschlossen war und er also noch wegen „krimineller Vereinigung“ angeklagt gewesen war:

  • An der Erfassung von Personen teilzunehmen, die als ihm nahestehend gelten, die Beziehungen zwischen ihnen auszuspähen und Schwächen/Druckmittel zu indentifizieren, zukünftige Unterstützungs-/Solidaritätsaktionen herauszufinden
  • Sich an militante Orte zu begeben und an Veranstaltungen und Treffen teilzunehmen (Kampfplenum im Freien, KüfAs) um die Anwesenheit gewisser bestimmter Anarchist.innen auszuspähen, die Beziehungen zwischen den Gruppen und den Individuen derselben Stadt zu verstehen, die politischen Verbindungen zwischen verschiedenen Städten zu identifizieren
  • gewisse Profile und Haltungen auszuspähen: potenzielle Saboteure, vehementere oder charismatischere Personen als andere (die Cops suchen gemäß ihrem eigenen Bild immer einen Anführer!).

Diese Art Situation sät Aufruhr und kann nicht schweigend hingenommen werden. Die Manipulation der Cops kennt keine Grenzen und der Einsatz von Spitzeln hat schon immer zu ihren Methoden gehört um die subversiven und anarchistischen Netzwerke zu kartographieren und zu versuchen sensible Informationen zusammenzutragen.

Man kann es nicht oft genug wiederholen: unnötig sich für einen Doppelagenten zu halten, man wüsste es, wenn das einem einen Nutzen bringen würde. Mit den Cops zu labern bedeutet ihr Spiel mitzuspielen und sich neuen Unterdrucksetzungen auszuliefern. Mit ihnen zu labern bedeutet sie zu informieren, auch wenn es sich um Unverfänglichkeiten handelt, wenn man beispielsweise irgendwelche Details weitergibt, die es für sie nicht sind. Mit ihnen zu labern bedeutet andere in Gefahr zu bringen.
Mit ihnen zu labern bedeutet zu kollaborieren.
Mit ihnen zu labern bedeutet diejenigen zu verraten, die einem nahestehen und die Vertrauensbasis zu anderen zu verlieren und das eigene militante Leben zu ruinieren.

Die Augen und Ohren des Staates werden nie damit aufhören sich in unser Privat- und politisches Leben einzumischen, mit der Technologie als auch mit menschlichen Informationen.
Angesichts dessen, lasst uns überall und immer aufpassen, ohne der Paranoia zu verfallen, lasst uns Arten und Weisen finden, wie wir Beziehungen vertiefen, die auf Vertrauen und Affinität basieren, während wir gleichzeitig ganz allgemein lernen nicht leichtfertig zu reden, auch unter uns.

Anarchist.innen aus Besançon,
Septemer 2021

Quelle: Sans Nom

Entnommen aus Zündlumpen #085.

Boris, wir denken an dich!

Seit Anfang August liegt Boris mit schweren Brandverletzungen im Krankenhaus, noch immer ist unklar, ob er überleben wird. In Frankreich und anderswo gab es seit seiner Inhaftierung und insbesondere seit dem Brand in seiner Zelle einige Angriffe, die mit den Gedanken bei Boris seinen Kampf fortführen.

16. Juni

„Wir haben in der Nacht vom 16. auf den 17. Juni [in Toulouse] drei Fahrzeuge mithilfe von Anzündern, die wir unter die Vorderreifen oder auf den Hinterreifen unter die Tanköffnung gelegt haben, angezündet, ein E-Auto von Tesla, einen Lieferwagen von Socorep und einen Lieferwagen von Scolopec.

– Den Tesla, weil das, was ihn zusammensetzt,  aus den schlimmsten Extraktionsbedingungen von seltenen Erden, von Kunststoffen, von Metall stammt und weil er mit Strom angetrieben wird, der auch mithilfe der Extraktion von Uran produziert wird. Dieser Extraktivismus hält zahlreiche Orten und Personen unter westliche neokoloniale Abhängigkeit, während er gleichzeitig die Umwelt zerstört… Das ist der Grund, aus dem uns der mit grünem Lack überstrichene Kapitalismus anekelt, weil er wie der Rest von der Ausbeutung der Welt zu wirtschaftlichen Zwecken abhängt und weil seine Produktion überhaupt nicht recyclebar ist.

– Den Socorep-Lieferwagen, weil Socorep ein Großbau-Unternehmen ist, das zur Ausbreitung der Städte und der Zivilisation beiträgt, auch wenn 40 000 Wohnungen in Toulouse leerstehen (um nur von Wohnungen zu sprechen) für so viele Personen auf der Straße und für abgeschobene Menschen in ihr Herkunftsland.

– Den Scolopec-Lieferwagen, weil dieses Unternehmen Telekommunikationsnetzwerke errichtet, insbesondere 5G, was zur Abhängigkeit von der Technologie und der Gesellschaft des Spektakels, die so viele Menschen einlullt, beiträgt. Außerdem wird diese Technologie immer mehr Alltagsgegenstände miteinander verbinden und eine größere Überwachung der Bevölkerung und der Ströme ermöglichen, wenn sie aufrecht erhalten wird.

Wir wollen dieser wuchernden Zivilisation ein Ende setzen.
Auf dass diese Flammen sich ausbreiten mögen und unsere Anarchie dazu!

Solidarität mit B., der für die Brandstiftungen an Funkmasten angeklagt ist.“

15. Juli

„In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli haben wir einen Transporter mit Hebebühne von Scopelec im Quartier des Eaux Claires in Grenoble angezündet.

Ein kleiner Schlag gegen dieses Unternehmen, das Teil daran hat, durch die Installation von Telekommunikationsnetzen (Glasfaser, 5G, etc.) die technologische Kontrolle auszuweiten. Die Etablierung eines Gesundheitspasses ist ein Stein mehr in der Errichtung „intelligenter Städte“, von Überwachung und Tracking.

Solidarität mit Boris, der für die Brandstiftung an zwei Funkmasten eingesperrt ist!

P.S.: Der Regen löscht das Feuer nicht.“

 

18. August

„In den Höhen der Peripherie von Nancy hat an diesem 18. August eine 5G-Antenne gebrannt. Weder Atomkraft noch 5G! wurde auf eine Wand der Einfassung getaggt, die Menschen vom Zutritt abhalten sollte.

Eine Antwort unter anderen gegen die Hartnäckigkeit der Regierung, mit Gewalt ihr Projekt der Digitalisierung der Welt durchzusetzen. Dieses Jahr wird auch entscheidend für das Atommüll-Endlagerprojekt in Bure sein, das sich auch trotz des lokalen und weiter entfernten Widerstands, der seit Jahren aufrechterhalten wird, auferlegt. Die Atomkraft und 5G sind die Pfeiler einer tödlichen Industrie.

Solidarität mit allen in Folge dieser Kämpfe angeklagten Personen!

Erleuchtete Jogger und Joggerinnen“

21. August

„Gestern abend wollten wir Boris, anarchistischer Gefährte, der wegen eines Feuer in seiner Zelle im Gefängnis von Nancy-Maxéville im Koma liegt, eine solidarische Botschaft schicken.

In Montreuil schreitet die Gentrifizierung mit Riesenschritten voran, mit neuen Wohngebäuden, die dank des Ausbaus der U-Bahn für eine betuchtere Bevölkerung bestimmt sind. Wir sind keine Bewunderer der Elendsbehausungen der Armen und der Viertel, die vom Schwarzhandel zermürbt sind, eine einfache Form des Kapitalismus, wenn auch illegal. Aber das Labyrinth aus Gassen zwischen den kleinen, selbstgebauten Häusern hat seinen Charme und erlaubt den Menschen, die dort leben, andere Beziehungen zu bilden, weniger vom Geld bestimmt sind. Auch eine andere Beziehung zum Staat. Die verwinkelten Gassen machen die Videoüberwachung, die auch in Montreuil zunimmt (wie überall in Paris), weniger effizient.

In diesem Kontext ist die Werbung in wichtiger Vektor, um die kapitalistischen und autoritären Werte dieser Gesellschaft durchzusetzen: Eigentum, Konsum, Arbeit, „Erfolg“, Konformismus. Diese Ideen haben die Vorstellungskraft von fast allen kolonisiert, inklusive der ärmsten und marginalisiertesten sozialen Schichten. Dieser Konformismus des Denkens verhindert sich etwas anderes vorzustellen, ein anderes Leben. Wie soll man mit Menschen über Revolution sprechen, die nur von Reichtum, Familie, flüchtigen Gadgets träumen, die das gelebte Leben ausfüllen?

Deshalb dachten wir, dass ein Kastenwagen von JC Decaux [Werbeunternehmen] ein gutes Ziel wäre. Der, der in der Rue Ernest Savart geparkt war, wurde also den Flammen übergeben. Das gleiche Schicksal ereilte etwas weiter unten in der Rue Victor Beausse ein Kleintransporter von Enedis [Stromunternehmen] (nicht nötig, die in diesem am meisten nuklearisierten Land der Welt vorzustellen).

Nur Mut Boris!
Erhobenen Hauptes, mit feurigem Herzen!
Lang lebe die Anarchie!

21. August

In der Nacht vom 21. auf den 22. August haben wir in Paris einen Transporter von Eiffage [Knastbauer] in Brand gesetzt. Das Gefängnis zerstört Leben, drinnen und auch nach der Entlassung. Es schwebt auch wie eine Drohung über den Personen außerhalb. Eine Drohung gegen jene, die sich gegen diese Ordnung der Dinge auflehnen. Es ist das letzte Bollwerk dieser Welt gegen jene, die aus Notwendigkeit oder aus einer Entscheidung heraus diese bekämpfen.

Wir haben leider nicht die Kraft um das zu tun, was getan werden müsste, nämlich diese Betonmonster bis zum letzten in Trümmern zu hinterlassen. Wir weigern uns trotzdem aufzugeben, weil es durch den Kampf in der unterlegenen Position selbst ist, dass wir ein bisschen erblicken können, was wir wollen: Freiheit und das Ende der Ausbeutung.

Wir greifen also unter anderen die Unternehmen an, die sich durch das Bauen von Gefängnissen oder durch ihre Verwaltung bereichern. Wie Eiffage!

Solidarität mit Boris“

30. August

„Die kapitalistische Wirtschaft braucht es der Gesellschaft Sicherheit zu verkaufen, einer elendigen, schlafenden Gesellschaft. Die kapitalistische Maschine, ihre uniformierten Schergen und die Scheiße, die sie umgibt, existiert, um Menschen dazu zu bringen Befehlen zu gehorchen und dann zu scheißen und Plastikzeug wie Handys zu kaufen. Natürlich bringt eine Wirtschaftskrise keine Repression, aber Immigranten, Viren, Feuer und Dissidenten schon. Regierungen werden alles nutzen um die Überwachung der Massen zu vergrößern, Angst zu schüren, Langeweile über Bildschirme, folge einfach den Apps und du bist sicher.

Einige gehorchen Befehlen natürlich nicht, sondern positionieren sich bewusst auf der anderen Seite und leisten Widerstand gegen die leere kapitalistische Realität. Einige führen den Kampf in den Zellen der Tyrannei fort. Für sich und für uns. Lasst uns die Feuer von den Wäldern in die Städte tragen. Lasst die Aristokraten, die Sicherheitskräfte und ihre Herren jeden Preis für die Katastrophen zahlen. Am Montag, den 30. August, haben wir ein Fahrzeug des ELTA-Kuriers [griechische Post] in Vyronas in Gmittou [in Griechenland] abgefackelt.

EINE KLEINE SOLIDARITÄTSBOTSCHAFT UND UNTERSTÜTZUNG FÜR DIMITRIS HATZIVASSILIADIS

FÜR DEN ANARCHISTEN BORIS DER NACH EINEM BRAND IN SEINER ZELLE IM KOMA LIEGT

Anarchisten“

4. September

„Während ich im unteren Montreuil in der Nähe von der Nummer 4 der Rue Dolorès spazieren ging, konnte ich feststellen, dass die Fassade von Egis umdekoriert worden war. Zusätzlich zu zahlreichen Tags kann man auf den oberen Etagen Farbflecken erkennen.

„Solidarität mit den Eingesperrten / Stirb Egis Stirb Knast / Antennen, Gitterstäbe, Nieder mit dieser Gefängniswelt / Egis baut Gefängnisse / Solidarität / Egis stirb / Wir wollen nicht in euren Knästen vermodern / Feuer den Knästen / Aufstand, er lebe hoch! / 3G, 4G, 5G, Antennen brennt / Stirb Knast / Solidarität mit Boris / Flucht / Es lebe das Feuer / Konstrukteur der Gefängnisstadt / Egis Kollaborateure“

Egis ist tatsächlich als Ingenieursfirma bekannt, die insbesondere Vorstudien zur Errichtung eines neuen Knastes im Département Seine-Saint-Denis, neben dem Knast von Villepinte, erstellt; Boris ist ein anarchistischer Gefährte, der heute aufgrund eines Brandes seiner Zelle im Koma liegt. Er ist für die Brandstiftung an zwei Funkmasten während des ersten Lockdowns inhaftiert.

Hier haben wir mal eine bunte Fassadenneugestaltung, die eine schöne Abwechslung zum Grau der Gefängnisstadt ist!“

5. September

„In Solidarität mit Boris, der seit einem Feuer in seiner Zelle seit inzwischen einem Monat im Koma liegt, wurde in der Nacht von Sonntag auf Montag ein Fahrzeug von Orange [frz. Mobilfunkanbieter] vor den Büroräumen von Orange im Zentrum von Grenoble  angezündet.

Warum Orange? Einfach weil wir den Bericht über den Prozess von Boris gelesen haben und wir gesehen haben, dass Orange über seine Anwältin versucht hat unseren Gefährten so weit wie möglich in die Scheiße zu reiten. Natürlich sind die Richter, Staatsanwälte und Schließer ebenso verantwortlich für seine Lage, aber wir hatten Lust eine Kampagne gegen Orange zu starten, da Orange ein bisschen überall in unserer Greifweite liegt: zerstochene Reifen, eingeworfene Schaufenster der Stores, Tags, verbrannte Karren, verbrannte Masten, etc., für jeden Geschmack ist etwas dabei, derjenigen, die Lust haben an dieser kleinen Kampagne teilzuhaben, um zu zeigen, dass wir Boris nicht vergessen und dass wir an ihn denken, erhobenen Hauptes und mit feurigem Herzen!

Wir nutzen dieses kleine Communiqué um an der Debatte um anarchistische Solidarität teilzunehmen. Für uns sollte sich diese Solidarität nicht auf die Repression beschränken, und in all diesen Situationen scheint es uns wichtig, dass die Anarchisten sich gegenseitig unterstützen um zu zeigen, dass Affinität nicht nur ein sinnentleertes Wort ist. Insbesondere seit dem Beginn der Corona-Krise, die zahlreiche Anarchisten extrem isoliert hat. Wir wollten auch sagen, dass Solidarität nicht nur Angriff ist, dass es jede Menge Arten und Weisen gibt, seine Solidarität mit den Anarchisten um uns herum auszudrücken.

Wir nutzen es auch um lauthals das stachlige Problem auszudrücken, dass in diesen letzten Jahren unsere Angriffsziele auch diejenigen der Faschos/Verschwörungstheoretiker sind. Von Masten (erinnern wir uns, dass von quasi allen Prozessen wegen Funkmastbränden in Frankreich Boris der einzige gewesen ist, der keine Verschwörungstheorien ausgedrückt hat) bis hin zu Impfzentren. Was sagt das über den aktuellen Anarchismus? Und wie das angehen, sodass man die anarchistischen Akte nicht mit Akten von Verschwörungstheoretikern verwechseln kann und warum ist das wichtig? Dass die Linken seit Wochen Hand in Hand mit Faschos/Verschwörungstheoretikern auf die Straße gehen, sollte uns eine Warnung vor der Gefahr der Idee eines gemeinsamen Kampfes sein, die dazu führt, dass es uns egal ist, mit wem wir kämpfen, solange man die gleiche Praxis und das gleiche Ziel hat. Man vergisst, dass die Menschen, deren Handlungen man bejubelt, oder mit denen man demonstriert, Positionen haben, die hinsichtlich quasi allem mit den unseren in Widerspruch stehen, und dass wir in anderen Kontexten ihr Angriffsziel sein werden.

Viel Kraft und Mut für Boris und seine Lieben!

Einige solidarische Widerborste

6. September

„Nicht einfach, eine schmutzige Domäne zu finden, in der Vinci nicht mitmischt. Von Katar bis Chile, von Frankreich bis Russland, dieses Industrieprunkstück exportiert seine Infrastrukturen in die ganze Welt. Zerstörung des Lebendigen, Ausbeutung und Einsperrung von Menschen sind natürlich auf dem Programm. Deshalb wird das Nutzfahrzeug von Vinci, das wir vor einigen Tagen in Ivry angezündet haben, Vinci nicht davon abhalten weiter seine Knäste zu bauen.

Wir hoffen nur, dass, außer dass uns dieser Moment gut getan hat, es dazu beiträgt die Wütenden von überall daran zu erinnern, dass sie nicht alleine sind und dass die Flamme der Revolte nicht erloschen ist. Was das betrifft, haben wir uns nicht davon abhalten können, während wir unser Freudenfeuer entfachten, an unseren Freund Boris zu denken, der immer noch im Krankenhaus liegt.

Feuer den Knästen und jenen, die sie bauen!

 

Quelle: Sans NomDark Nights

Entnommen aus Zündlumpen #085.

The Local Kids Nr. 7

Population management is now supposedly the responsibility of everyone. Obedience to the state has been dressed up as solidarity. More surveillance is called freedom. All in the name of a return to normal life that appears as a mirage in the desert. Should we rehash for the umpteenth time a comparison to 1984? Its author might have thought that it takes a continuous and considerate effort to see what’s right in front of your nose; can we truly say that? Is it difficult to see what’s going on? Or is it that we speak different languages and will find no common understanding of life?

We could jump into the fray, unveil their lies, battle for the real meaning of words, uphold a correct perception of reality. But then we would be entering the realm of politics where we can only fight with words without radically changing the narrative. A stubbornness that can have its value to demonstrate the absurdism of society. But only by refusing to do politics can we challenge the power of this system over our lives. That also means that we cannot pretend to have solutions at hand for the crises we’re passing through. The existence of capitalism is based in the progressive destruction of the living conditions of all living beings.

The blackmail has always been the same; we should do as they say or our own survival is at stake. We’re held hostages in the name of the economy, the nation, and now public health. Our health is instrumentalised in their disgusting game of politics – the legitimisation for an expansive surveillance; tracing whom we met, where we have been, where we will go to. Expanding control to a level where it becomes normal that going to the movies necessitates carrying the right certificates and surrendering our data. Triggering the most basic of fears – the fear of death, of loss – they mobilize obedience to fulfil their dirty dreams of authority: lockdowns, curfews, border closures.

Seeing this summer which is marked by extreme weather, wildfires and floods – products of the exploitation of the planet – this will be more and more the reality of this society. There are no pragmatic proposals to be made. The wager stays the same, to refuse their game (false choices between quick and superficial fixes to real crises), to be lucid and sabotage the vicious cycle of domination.

Summer 2021

Download pdf

 

[Wien] Warum Elektroauto Ladestationen zerstören!

Die Autoindustrie befindet sich durch die Klimakrise leider nicht im Zusammenbruch, sondern nutzt die Situation für eine umfangreiche Greenwashing-Kampagne, bei der das Elektroauto im Mittelpunkt steht. Das Elektroauto wird als umweltfreundliches Fortbewegungsmittel ohne Abgase präsentiert. Die Herstellung und der Betrieb von E-Autos produziert jedoch viele Schadstoffe, nur versteckter. Der Staat unterstützt diese Entwicklung durch Förderungen und den Ausbau von Ladeinfrastruktur.

Bei der Herstellung von Elektroautos fallen mehr Schadstoffe an als bei der Produktion von herkömmlichen Autos mit fossilen Treibstoffen. Einer der zentralen Elemente für das Elektroauto ist die aus Lithium bestehende Batterie, dessen Abbau zu einer massiven Wasserverschmutzung führt. Große Vorkommen von Lithium in Ländern wie Chile lassen den Kampf der Autoindustrie um diesen Rohstoff zu einem kolonialen Ausbeutungskampf von oben werden.

Strom als ressourcenschonenden Treibstoff zu vermarkten ist Teil des Grünen Kapitalismus. Der rasante Anstieg des Energieverbrauch und die damit einhergehenden umweltschädlichen Eingriffe werden ausgeblendet. Der Anstieg des Energieverbrauchs führt unweigerlich zum Anstieg der Umweltzerstörungen durch Atommüll, Flußaufstauungen, Abholzungen, Abgase, Lärm, …

Das Elektroauto ist ein weiteres umweltzerstörendes Fahrzeug, dass der globalen Flotte hinzugefügt wird. Das E-Auto wird die Umweltkatastrophe nicht aufhalten, es ist Teil davon.
Das Auto als Lösung für die Mobilität von Menschen, als patriachales Statussymbol und als Symbol einer trügerischen Freiheit ist insgesamt Scheisse und muss als Solches zerstört werden!

Um die flächendeckende Einführung der Elektro-Mobilität zu bewerkstelligen ist die Sicherstellung der dezentralen Ladeinfrastruktur zu gewährleisten – hier haben wir einen wunden Punkt zum Angriff erkannt.

Um die Verbreitung der Elektroautos zu bekämpfen wurde in Wien mit der Zerstörung von Ladestationen an verschiedenen Orten begonnen.

Quelle: Indymedia

Wieso ich die zwei Antennen vom Mont Poupet abgefackelt habe

Brief von Boris geschrieben im Juni 2021 aus dem Gefängnis von Nancy-Maxeville, Frankreich

Nach 8 Monaten Untersuchungshaft im Centre Pénitentiaire von Nancy-Maxéville wurde unser anarchistischer Genosse am 19. Mai zu vier Jahren Gefängnis, wovon 2 bedingt, und zu einer Busse von hunderttausend Euro verurteilt weil er zwei Funkmasten im Jura im April 2020 während dem ersten lock down abgefackelt hat. Am vergangenen 7. August wurde er nach einem Brand in seiner Zelle in die Station für Schwerverbrannte des Hospitals von Metz eingewiesen, wo er sich in kritischem Zustand noch immer befindet.

Da wir über keine andere Version als jene der Folterer in Uniform und des journalistischen Gesindels verfügen, die in ihrem Eigeninteresse produzieren, ist unsere einzige Gewissheit, dass das Gefängnis ein System der institutionalisierter Folter ist, und dass der Staat – von der Polizei bis zur Justiz und zum Gefängnis – der direkte Verantwortung für diese Situation, die keinesfalls ein Einzelfall ist, trägt.

In diesem im Juni aus dem Knast geschriebenen Brief kommt Boris auf seinen Angriff und seine Gründe zurück, die gegen die Kontrollmittel und gegen die verheerenden Folgen für das Lebende des Abbaus der für den Bau dieser Technologien notwendigen Rohstoffe gerichtet sind.

Die Worte von Boris zu verbreiten scheint uns ein Mittel unter anderen zu sein um eine gegenüber dieser Situation, die uns den ganzen Horror der Einschliessung in Erinnerung ruft, notwendige Solidarität auszudrücken.

Von den Antennen bis zu den Gitterstäben, nieder mit der Gefängnis-Welt. Solidarität für Boris!

Wieso ich die zwei Antennen vom Mont Poupet abgefackelt habe

Hallo, ich bin Boris. Nun bin ich seit 9 Monaten wegen den Brandanschlägen auf zwei Funkantennen im Jura im April 2020 in der Haftanstalt von Nancy Maxéville eingesperrt.

Wenn ich mich erst jetzt entschieden habe einige öffentliche Worte über meinen Fall zu schreiben, dann insbesondere weil der Staat mich gerade verurteilt hat und es mir lebenswichtig erscheint, meine Eindrücke und meine Wut über diesen Technototalitarismus niederzuschreiben, die seit meiner Verhaftung überhaupt nicht nachgelassen haben. Ganz im Gegenteil.

Während die Staaten vereinbarten, die Bevölkerung mundtot zu machen indem sie diese unter dem Vorwand, die Covid 9 Pandemie einzudämmen, aufforderte brav zuhause zu bleiben, brandeten in Frankreich und in Europa (Niederlande, England, Italien) Sabotagewellen gegen die Infrastrukturen der technologischen Herrschaft (Funkantennen, unterirdische Glasfasernetze, Kraftwerke…) auf. Vom Osten bis Westen, vom Norden bis Süden Frankreichs wurden Masten gefällt, ihre Kabel durchtrennt und die meisten bzw. Dutzende abgefackelt und so die Telekommunikationen und die Ortung der Handys und die Ausspionierung jener unterbrochen, die sich im Fadenkreuz des Repressionsapparates befinden.

Während ich schreibe gehen die Sabotagen der Telekommunikationsnetze umso heftiger weiter, obwohl das oberste Interesse der Herrschaft darin besteht, sie zu verschweigen oder zu verharmlosen. Manchmal ist das Ausmass der Zerstörung dermassen, dass sie es nicht verschweigen können, wie etwa das Feuer eines TDF (Télédiffusion de France) Relais in den Bouches-du-Rhône Anfangs Dezember 2020 oder auch 2021 die Brandsabotage bei Limoges mit Bekennung als guter Vorsatz fürs neue Jahr.
Das technologische Netz, das das ganze Territorium überzieht, sich rasend verbreitet und seine Funktion mit dem neuen 5G Netz perfektioniert, ermöglicht die Akzeptanz eines ganzen Haufens an vom Staat auferlegten neuen sozialen Normen, die von Doktoren und Wissenschaftern empfohlen und abgesegnet werden. Genauso wie ein ganzer Haufen an Produkten und Drogen, die die Bevölkerung brav und gefügig halten, spielen die Bildschirme eine Hauptrolle darin, die Mehrheit dazu zu bringen, die Ausgangssperre zu akzeptieren: Telearbeit, Tele-Apéro, Tele-Schule, Tele-… Wie hätte die Herrschaft ohne diese Technostruktur die „Einhaltung“ dieses grossflächigen Hausarrests jemals durchsetzen können!

Die Stunde ist gekommen für die Beschleunigung der Datenflüsse und die Konnektivität der alltäglichen Objekte zur immer stärkeren Kontrolle, Abhörung, Nachverfolgung und Ausspionierung, und um damit die Menschenwesen immer mehr zu Sklaven der Maschine zu machen. All das nennt die Herrschaft “Fortschritt” und “Zivilisation”. In Wirklichkeit hat dieses Projekt von Gesellschaft alles an sich, was eine Dystopie ausmacht.

Gegenüber diesem digitalen Raster gibt es nicht 36’000 Lösungen. Mir scheint die Überwindung des Stadium des Kritizismus und hier und jetzt zu handeln notwendig, indem Ideen mit der Aktion verbunden werden, indem die notwendigen Vorsichtsmassnahmen getroffen werden um nicht in die Maschen der Repression zu fallen. Und leider weiss ich, wovon ich rede.

Die ganze Angelegenheit beginnt mit einem neu aussehenden blauen öligen Plastikverschluss, der unter einem der beiden Relais des Mont Poupet mit meinem DNA drauf gefunden wird. Da ich registriert bin, gerate ich ins Visier der Richter und Bullen, die mit grossem Aufwand an Kräften und Finanzen im Sommer 2020 mein tägliches Leben ausspionieren (Gewohnheiten, Beziehungen, mit Imsi Catcher, Kameras vor Wohnungen, gps unter den Autos der mir Nahestehenden, Abhören und Ortung, Beschattung und Observierung durch Zivis des GIGN (Versailles) …).
Was das Polizeigewahrsam angeht, muss ich sagen, dass ich „Scheisse gebaut“ habe als ich Aussagen machte (auch wenn es nur über mich war). Auch wenn ich vorher etliche Male in Polizeigewahrsam war ohne etwas zu sagen, an diesem Tag machte ich den fatalen Fehler, der, mal gemacht, nicht mehr gut gemacht werden kann, nicht ausgelöscht werden kann. Es bleibt das Risiko noch tiefer zu sinken, sich in Erklärungen zu verstricken, die die Angeklagten bloss benachteiligen können.

Ich war wütend auf mich selbst und ich bin es auch noch heute weil ich diesen Inquisitoren der Macht Anhaltspunkte gegeben habe, diesen echt Perversen, die genau wissen wie sie die psychologischen Schwachstellen der Individuen ausnützen können um ihnen Geständnisse zu entlocken. Was nie wieder geschehen wird.
Am 22. September stürmten in Besançon Gendarmen der regionalen Abteilung Besançon (und weitere der Einheit Oracle) begleitet von der Gerichtspolizei Dijon um 6:30 morgens meine Wohnung sowohl zwei weitere. Das im Auftrag der Ermittlungsrichterin Lydia Pflug (Chefin des JIRS – Juridictions intérregionales specialisées – Nancy) wegen Zerstörung mittels Feuer von Funkmasten in einer organisierten Bande und Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, in Besançon im Zeitraum vom 9. Januar bis zum 9. April 2020.

Während die beiden anderen gesuchten Leute am Abend desselben Tages entlassen wurden, wurde ich nach dem Ende meiner 48 Stunden Gewahrsam ins Büro der Richterin überführt und der Brandstiftung an 2 Funkmasten am Mont Poupet am 10. April 2020 im Jura und für ein anderes Feuer an einem SFR technischen Raum des Relais TDF Mont de Bregille ob Besançon als Mitwisser angeklagt. Was als Versuch qualifiziert wird.

Am Ende der Ermittlungen im März 2021 beantragte die Staatsanwaltschaft die Aufhebung des Anklagepunktes der kriminellen Vereinigung und des gegen Ende März versuchten Brandanschlags. Sie bestand aber auf die Überweisung ans Strafgericht für das Feuer am 10. April 2020.

Wegen dieses nächtlichen Feuers während der Ausgangssperre war die Telekommunikation aller Telekom-Anbieter (Bouygues, SFR Orange und Free) sowie der staatlichen Repressionsorgane (Polizei und Gendarmerie) und der Elektrogesellschaft Enedis momentan unterbrochen und sie schätzten den Schaden auf 750’000 bis zu einer Million Euro. Genau dafür erschien ich also am 19. Mai vor dem Gericht in Nancy. Trotz des Antrags auf Verschiebung durch meinen Anwalt, der nicht präsent sein konnte, bestimmte das Gericht nach mehr als einer Stunde Wartezeit die Durchführung der Verhandlung.

So konnte die Posse weitergehen, ohne Publikum aber mit einem Vertreter der lokalen Journaille, der nur darauf wartete, seine Verve als Lakai der Macht blank zu ziehen um die Herrschaft noch ein wenig mehr zu festigen und um dem Staat zu helfen, seine vor den Blicken und den Ohren der zur Unterstützung gekommenen Leute geschützte feige und kalte Rache durchzuziehen.

Die Vorsitzende, die sich am Anfang über die mangelnde Achtung ihres Ministers (ihr nach sind die Gefangenen die Privilegierten des Ministers, weil sie als erste – vor den RichterInnen – geimpft werden, was sicher nicht stimmt) gegenüber der Richterschaft beschwerte (ob der Unmut der Bullen die Magistratur auf dumme Ideen bringt?), gibt dann den Kehrreim des armen kranken Citoyen zum Besten, der von seinem abgelegenen Hinterland aus kein Spital mehr anrufen kann um sich behandeln zu lassen.

Ich antworte einfach, dass es an der Zeit ist zu lernen miteinander zu leben, was die Gesellschaft uns geraubt hat indem sie uns hinter Maschinen isoliert hat, mit Bildschirmen die uns blind machen, mit Scheuklappen, die uns gegenüber den Grausamkeiten dieser Welt taub machen, eine Welt, die alle Lebewesen, menschliche und nicht menschliche, ausbeutet, vergiftet und tötet. Ich gebe dann, durch die Tatsache, dass ich selbst ohne Handy aufgewachsen bin, ein persönliches Beispiel und dass es damals sicher mehr gegenseitige Hilfe und Unterstützung unter den Leuten gab, in einer Zeit wo wir keinerlei Anwendungen brauchten um miteinander zu reden, uns zu treffen, uns zu küssen…

Ich gehe direkt zum Urteil über, dass die Vorsitzende, die ich kaum gehört habe, verkündete. 4 Jahre Knast, davon zwei auf Bewährung plus mehrere Zehntausend Euro Busse (Ich erinnere mich nicht genau an die Summe).

Als ich das Gericht verliess hatte ich die Freude eine recht zahlreiche Unterstützungsgruppe von FreundInnen und Compas zu sehen, die einen Moment die CRS abhängen konnten um mich mit den Rufen “Liberté! Liberté!“ zu begrüssen. Das gab mir nicht wenige Wärme und Kraft.

Meine Augen waren plötzlich voller Trauer, Freude und grosser Wut zugleich. Einige Minuten nach der Urteilsverkündung wusste ich schon, dass ich Widerspruch einlegen würde, was ich dann drei Tage danach aus der Arrestzelle heraus auch tat.

Ich möchte einige Punkte über das, was in der Presse erschien, klären. Ich handelte nicht nur gegen die 5G-Technologie. Ich kämpfe gegen das gesamte an Wellen (2g, 3g, 4g). Der Techno-Totalitarismus auferlegt seine makabren Pläne rasend schnell indem es seine schon existierenden Infrastrukturen verstärkt und verbessert. Sicherlich wird das 5G überall die Einrichtung einer Unmenge an Miniantennen erfordern um den Datenfluss der Informationen zu beschleunigen und damit zum Beispiel zu erlauben, alle Objekte des täglichen Lebens miteinander zu verbinden. Die Individuen jeglicher Autonomie zu berauben, sie zu SklavInnen der Maschine zu machen und sie zu kommerziellen und anderen Zwecken (Selbstisolierung, Ausbeutung daheim durch Telearbeit, Aufgabe des taktilen Kontaktes unter uns, Omnipräsenz kleiner und grosser Bildschirme in unserem Leben) zu benutzen, das ist die nahe sich abzeichnende Zukunft, die laufende Dystopie.

Andererseits, für jene, die immer noch an die sogenannt „grünen“ Energien glauben, an den Pseudo-Energiewandel: in Wahrheit ist es bloss eine Ressourcenanhäufung bzw. die immer wachsende Förderung einer ganzen Reihe von Metallen überall in der Welt, die notwendig sind um ihre Elektrokarren, ihre zig-Kilometer an Kabel (unter- oder überirdisch) zu produzieren, was Krebserkrankungen, Verheerung und Tod sät. Denn das Problem ist nicht bloss der Treibhausgasausstoss. Das ist bloss ein kleinster Teil davon. Das “alles elektrisch” ist genauso zerstörerisch und tödlich. Der Abbau dieser Metalle kann nur durch den Einsatz von ultra-schädlichen und die Umwelt verseuchenden Säuren geschehen, die die Böden und Wasseradern kaputt machen und vergiften und unheilbare Krankheiten wenn nicht einen raschen und sicheren Tod verursachen. Das ist die Realität des voll Digitalen, das sie uns als ökologisch, als eine Alternative zur Luftverpestung verkaufen wollen.

Lauter Gründe für jene, zu denen ich gehöre, die beim ersten Aufruf der staatlichen und sanitären Ordnung sich weigerten, sich zuhause einzuschliessen und ausgezogen sind, um einen der Pfeiler der Herrschaft direkt anzugreifen.

Kopf hoch, feuriges Herz
Vive l’anarchie!

Boris


From Attaque

Boris im Krankenhaus: Aktions- und Solidaritätsaufruf

Seit Samstag morgen, den 7. August, liegt unser Freund und Gefährte Boris in der Station für schwere Brandverletzungen des Krankenhauses von Metz im künstlichen Koma, nachdem es in seiner Zelle gebrannt hat. Da seine Atemwege durch den Rauch und den Ruß stark vergiftet wurden, ist immer noch nicht klar, ob er überleben wird. Sobald es sein Gesundheitszustand erlaubt, soll eine erste Hauttransplantation vorgenommen werden.

Seitdem ist Antony Speciale, Journalist von Lorraine Actu eifrig darum bemüht, die Version des Geschehenen zu übernehmen, die Fadila Doukhi, die Regionaldelegierte der Schließergewerkschaft Force Ouvrière verbreitet hat. Der Priorität gegenüber den Aasgeiern der Presse verpflichtet, wird das Gefängnis sich erst spät am Tag die Mühe machen die Familie zu benachrichtigen, weit nach der Veröffentlichung in der Rubrik Vermischtes. Wenig überraschend werden die Schließer für ihre schnelle Reaktion angesichts dieses Ereignisses, das direkt von einem Jahr Einsperrung produziert wurde, beglückwünscht.

Es ist für uns heute schwer nachzuvollziehen, was geschehen ist. Boris kann sich momentan natürlich nicht selbst dazu äußern, und ganz offensichtlich können wir von den Schließern und der Verwaltung nur Berichte erwarten, die sie von jeder Verantwortung freisprechen.

Wie auch immer die Umstände dieses Vorfalls ausgesehen haben mögen, ist die einzige Gewissheit, dass die Knastverwaltung, die Justiz, ihre Lakaien und ihre Welt verantwortlich sind.  Es ist klar, dass in der Gefängniswelt diese „Unfälle“ von der Staatsgewalt hervorgebracht werden. Diese Situation ist die Folge der institutionalisierten Folter. Da, wo die Körper eingesperrt sind und ihre Bewegungen genauestens verfolgt werden, sind Feuer in der Zelle manchmal das letzte Mittel seine Ununterworfenheit oder seinen Schmerz hinauszuschreien. Wir zeigen mit dem Finger auf die Wiederholung dieser Vorfälle, die sich regelmäßig in Dramen verwandeln, je nachdem, wie schnell die Schließer eingreifen. Von Villepinte im Juni 2020 über La Santé im Oktober desselben Jahres bis zu Lille-Sequedin im letzten Juli, der Zellenbrand von Boris ist kein Einzelfall.

Seit seiner Verhaftung am 22. September 2020 für die Brandstiftung an zwei Funkmasten im Jura am 10. April 2020 inhaftiert, wurde Boris am 19. Mai 2021 zu einer Strafe von 4 Jahren Knast, davon zwei auf Bewährung, und zu einer Geldstrafe von mehreren hunderttausend Euro verurteilt. Das Gericht hat den Prozess hinter verschlossenen Türen verhandelt, trotz der Abwesenheit und des Antrags auf Vertagung des Prozesses seiner Anwältin. Als Publikum waren alleine zwei Familienmitglieder erlaubt. Unter dem Vorwand von Hygienemaßnahmen wurden Freund.innen und Gefährt.innen am Eingang des Gerichts aufgehalten, während ein Journalist des Est Républicain eine Einladung erhielt um einen Scheißartikel auszubrüten und den Anschein einer Scheinöffentlichkeit der Verhandlung zu wahren.

In einem im Juni aus dem Knast heraus verfassten Brief kommt Boris auf seine Tat und seine Motivationen zurück, die gegen die Kontrollwerkzeuge gerichet waren, wie auch gegen die verheerenden Auswirkungen des Abbaus der benötigten Materialien für die Herstellung dieser Technologien für alles Leben. Er bezeichnet die Überwachungs-, Distanzierungs- und Ausbeutungsgesellschaft als dystopisch, die uns der Kapitalismus und der Staat auferlegt.

Es erscheint uns notwendig die Reichweite der Gedanken und der Handlung von Boris, die ihn in den Knast gebracht haben, so weit und so tief wie möglich zu verbreiten. Mit der gleichen Solidarität, die er in sich getragen hat, als er dieses menschliche und ökologische Desaster angriff. Weil wir uns weigern, angesichts des Gesundheitszustandes und der Inhaftierung unseres Freundes und Gefährten in einem Ohnmachtsgefühl zu verharren, rufen wir dazu auf unserer Solidarität Ausdruck zu verleihen, in dem wir die Venen der Herrschaft und der Knastwelt angreifen.

Die Situation von Boris erinnert uns daran, dass der anarchistische Kampf eine Spannung zwischen der Wut zu leben und diesem System des Todes ist, dass sich fügen lügen heißt [Mühsam, Der Gefangene] und dass wir den Weg des Aufstands wählen anstatt den der Resignation.

Ein Angriff auf eine.n von uns ist ein Angriff auf uns alle!
Lasst uns aufrührerisch und solidarisch sein!

Quelle: Sans Nom, erschienen bei Indymédia Lille, 25. August 2021

Übernommen aus Zündlumpen #085.

[Germering] Brand an Mobilfunkmast

In der Nacht auf Samstag, den 14. August 2021 schmorte an der Lindauer Autobahn bei Germering ein Glasfaserkabel eines Mobilfunkmasts in Folge eines Brandes durch. Obwohl der Leitstelle des zuständigen Mobilfunkanbieters bereits gegen 2 Uhr eine entsprechende Meldung vorlag, tauchte der Techniker dort erst gegen 6 Uhr auf und konnte nur noch einen Sachschaden in Höhe von mindestens 20.000 Euro feststellen. Zusätzlich fiel der örtliche Mobilfunk mindestens bis zur anschließenden Reperatur aus. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

Übernommen von Zündlumpen #085.

[Nancy/Metz, Frankreich] Boris im Koma

Indymedia Lille, 8. August 2021

Unser Gefährte Boris, seit September 2020 für die Brandstiftung an zwei Funkmasten im Jura während des Lockdowns im Knast von Nancy-Maxéville inhaftiert, wurde in der Station für schwere Brandverletzungen des Krankenhauses von Metz in ein künstliches Koma versetzt. Das Feuer sei gegen 6h30 am Samstag, den 07. August, in seiner Zelle ausgebrochen [,in der er alleine inhaftiert gewesen war].

Die einzige Gewissheit ist, dass das Gefängnis ein System der institutionalisierten Folter ist, und dass der Staat – von der Polizei über die Justiz bis hin zum Gefängnis – direkt für diese Situation verantwortlich ist.

Auf dass sich die Trauer in Wut gegen jede Herrschaft verwandele…

Einige Freund-innen, Kompliz-innen und Gefährt-innen von Boris, 08. August 2021

Quelle: Sans Nom

Entnommen aus Zündlumpen #085.

[München] 600 Meter Förderband in Kiesgrube gehen in Flammen auf

Rund eine Woche lang stoppte der Kiesabbau im Forst Kasten, nachdem bei einem Feuer rund 600 Meter des zum Kiestransport genutzten Förderbands zerstört wurden. Eine Million Euro Sachschaden soll zudem durch das Feuer entstanden sein. Längst ist der Schaden nicht wieder repariert. Zum Kiestransport in das mehrere Kilometer entfernte Kieswerk müssen nun zehn Lastwagen eingesetzt werden, bis das Förderband wieder erneuert ist, womit in frühestens zwei Monaten gerechnet wird.

Das zerstörerische Feuer brach in der Nacht auf Dienstag, den 3. August aus. Als die Feuerwehr gegen 04:30 Uhr alarmiert wurde, konnte sie nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Auf einer Länge von rund 600 Metern stand das Förderband in Flammen, die starke Rauchentwicklung erschwerte die Löscharbeiten. Sie dauerten mehr als 5 Stunden an, auch weil es in einer Kiesgrube nicht so einfach ist, an Löschwasser zu kommen.

Die Bullen gehen mittlerweile von Brandstiftung aus. Unmittelbar an die Kiesgrube angrenzend, in der sich der Brand ereignete, befindet sich der „Forst Kasten“, um dessen geplante Rodung sich bereits in der Vergangenheit Protest in Form von Baumbesetzungen und Kundgebungen geregt hatte. Und auch sonst genießt das Unternehmen „Glück“, das die Kiesgrube betreibt, keinen sonderlich guten Ruf in der Nachbarschaft. Kein Wunder, zerstört es doch seit Jahren schon die angrenzenden Waldflächen. Einige der selbsternannten Sprecher*innen des jüngsten Protestcamps im Forst Kasten distanzieren sich übrigens von dem Brand in der Kiesgrube, der im Gegensatz zu dem von ihnen veranstalteten politischen (Wahl-)Spektakel (bei dem auch Politiker gern gesehene Gäste waren und einer Vereinnahmung durch diese nur dann entgegengetreten wurde, wenn sie der falschen Partei angehörten), den Kiesabbau und damit die ökologische Zerstörung für eine Zeit lang zu stoppen vermochte. Sie betonen, dass sie nur „friedlichen“ Protest anzuzetteln beabsichtigen würden. Manchmal jedoch, da läuft die Wut der Menschen aus dem Ruder und lässt sich von irgendwelchen Bewegungsstrateg*innen, die ausschließlich ein Interesse daran haben, das Bestehende zu erhalten, nicht länger auf die ritualisierten, ebenso wie in aller Regel nutzlos bleibenden Formen des Protestes einengen.

Auf dass sich die Wut der Menschen mehr noch auf unkontrollierte Weise Bahn brechen möge und sich in unintegrierbaren und unvereinnahmbaren Angriffen gegen das Bestehende äußere!

[Altena] Drei Streifenwagen abgefackelt

In Altena, im Märkischen Kreis, wurden am Freitag und Samstag, den 30. und 31. Juli 2021 insgesamt drei Bullenwägen abgefackelt. Nachdem am Freitag Mittag bereits zwei in einer Tiefgarage abgestellte Polizeifahrzeuge angezündet worden waren, brannte am Samstagvormittag ein vor der Wache abgestelltes Bullenfahrzeug. Die Fahrzeuge wurden zwar recht schnell gelöscht, sind aber den veröffentlichten Bildern nach ein Totalschaden und somit aus dem Polizeidienst ausgeschieden.

Entnommen aus Zündlumpen #085.