[Bremen] Fuhrpark der Bereitschaftspolizei abgefackelt

Unser Gefühl schreit nach Rache. Rache für Qosay Sadam Khalaf. Aber welche Vergeltung ist angemessen für den Mord an einem jungen Menschen? Wie viele Bullenfahrzeuge und Wachen müssen brennen?
Es kann nicht gelingen.
Wir handeln trotzdem.

In der Nacht zum 6. Juni 2021 haben wir, drei Monate nach dem Polizeimord an Qosay K., Feuer auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei in Bremen gelegt. Ein Reisebus und drei weitere Fahrzeuge der Bullen verbrannten zu Asche und Schrott. Es traf die Ausrüstung jener Schweine, die zur Durchsetzung von Repression in die Stadt geschickt werden. In so vielen Momenten stehen wir den Bereitschaftsbullen mit Hass und Ohnmacht entgegen.
Die Sabotage ist ein würdevoller Angriff gegen den übermächtigen Feind.

Die Bullen ernten unseren Hass, weil sie die Verhältnisse aufrecht erhalten. Jede Struktur der Ungleichheit wird durch die Gewalt der Polizei verteidigt. Die rassistische Praxis der Aufenthaltsgenehmigungen und Abschiebungen. Die Gleichzeitigkeit von Luxuswohnungen und Obdachlosigkeit. Die Ordnung der Wirtschaft nach Konkurrenz und Profit. Je härter die gesellschaftlichen Widersprüche, desto brutaler werden sie von den Bullen geschützt. Die Polizei ist der treueste Freund der Wohlhabenden in einer durch Armut und Ausbeutung geprägten Welt.

Die Bullen ernten unseren Hass, weil sie die Verhältnisse verkörpern. Sie tragen die Uniform freiwillig. Sie entwickeln Freude an Machtmissbrauch und Erniedrigung. Sie finden in der legalen Gewaltorgie ihre Verwirklichung. Sie befehlen. Sie gehorchen. Sie morden.

Der Aufschrei von Medien und Regierenden war zu erwarten. Die Stille nach den Morden an Qosay K. und Mohamed Idrissi dröhnt im Nachklang um so deutlicher. Wenn Mäurer in den Medien von einem Angriff auf „unsere“ Sicherheit schwadroniert, fragen wir uns, wessen Sicherheit damit gemeint sein kann? Was ist das für eine Sicherheit, wenn nicht klar ist ob Menschen eine Drogenkontrolle oder Wohnungsbegehung überleben? Nein, das ist nicht „unsere“ Sicherheit. Damit kann nur die Sicherheit der Herrschenden gemeint sein.

Die Wut gegen die Bullen wächst mit jeder Kontrolle, jeder Schikane, jedem Schlag und jedem Mord. Aus Wut kann Widerstand wachsen. Mögen die Steine ihr Ziel treffen und die Feuer unsere Nächte erhellen.

Qosay Sadam Khalaf – das war Mord!

Übernommen von chronik.blackblogs.org.

[Ramonville-Saint-Agne, Frankreich] Das zivilisierte Licht ausschalten

Anfang Juni haben wir das Umspannwerk von Lespinet (63kV) in Ramonville-Saint-Agne angegriffen.
Diese kleine Trafostation, weil man ja irgendwo anfangen muss. Weil diese Strukturen empfindliche Knoten im Stromnetz sind. Weil uns die Elektrizität heute wie das Blut der Zivilisation wirkt. Weil wir Gefangene des menschlichen Imperiums sind. So sehr, dass sogar, wenn wir versuchen zu fliehen, indem wir die Sterne betrachten, wir von Satelliten gejagt werden.
Weil es uns blendet, wollen wir das zivlisierte Licht ausmachen.

Ein Sprung ins Unbekannte. Als wir das Gelände betraten, fragten wir uns, ob wir durch einen Stromschlag sterben würden. Aber nichts ist passiert, sogar 2-3 Meter von den Transformatoren entfernt. Während wir dort Feuer legten, fragten wir uns, ob wir dieses Werk in Schutt und Asche legen und ein Stück der Stadt in die Finsternis stürzen würden. Ob es zu einer Explosion kommen würde, ob die umliegenden Fabriken stoppen würden, ob die Straßenlaternen um uns herum ausgehen würden. Aber das hat sich auch nicht ereignet.
Das Werk funktioniert immer noch, ein einziger Transformator von dreien ist ein bisschen angekokelt und wir wissen nicht, ob er außer Betrieb ist.
Wir haben unter die Trafos, auf Höhe der Ventilatoren, zwei Reifen platziert, die voller mit Benzin getränkter Stofflappen waren. Wir wissen nicht, warum es nicht funktioniert hat: vielleicht ein schneller Einsatz der Feuerwehr, eine unzureichende Menge an Brennmaterial oder allgemeiner eine schlechte Methode.

Wir sind ein bisschen enttäuscht, aber es war aufregend für den Zeitraum einer Nacht unsere Ängste zu überwinden und die Flammen tanzen zu sehen.
Ein komplizenhaftes Augenzwinkern mit jenen Personen, die den Lauf des Fortschritts angreifen, an jene, die dafür gefallen sind und an jene, die daran denken, den Schritt zu wagen.

Quelle: Attaque

Übernommen aus Zündlumpen #084.

[Gap, Frankreich] Zum Angriff auf ein Impfzentrum

Gap. Stadtzentrum. Die Nacht vom 1. auf den 2. Juni 2021. Einige Individuen brechen die Hintertür eines Veranstaltungssaals auf, die in ein Impfzentrum verwandelt worden ist. Die Tür gibt leicht nach, einige Individuen finden sich in einem langen Gang wieder. Er verläuft links von einigen Räumen, in die er jeweils führt. Eine Tür auf der Rechten ist nicht verschlossen, sie führt in einen großen Saal, in dem höchstwahrscheinlich die Impfungen stattfinden. Hastig werden mit dem dort befindlichen Mobiliar Haufen gebaut. Fläschchen mit hydroalkoholischem Gel wird mit dem Benzin ausgeschüttet. Eine Bewegung mit dem Feuerzeug, alles entflammt sich und die Silhouetten verschwinden in der Nacht. Das Ganze hat nur einige Minuten gedauert, genug um einen guten Teil des Gebäudes zu zerstören.

Letztlich handelt es sich um einen ziemlich symbolischen Akt, weil ein anderes Zentrum tagsüber geöffnet wurde, und so weit man in der Presse lesen konnte, hatte der Angriff von derselben Sorte in Nyons einige Wochen früher nur eine leichte Verspätung der Öffnungszeit zur Folge, die schnell wieder aufgeholt wurde. Ein gutes Beispiel, das zeigt, wie wichtig es ist, das Herz des Monsters ausfindig zu machen anstatt seine Tentakeln anzugreifen, aber sei’s drum.

Auch wenn uns überaus bewusst war, dass dieser Akt hauptsächlich symbolisch sein würde, wollten wir auch, dass er eine Debatte auslöst. Wir wundern uns seither über die Stille auf den anarchistischen Blogs und Zeitungen über diese Nacht und die davor (plus die aus der jüngsten Vergangenheit, da sich seit der Verkündung zur Erweiterung des „Pass Sanitaire“ [„Gesundheitspass“ in Frankreich, dessen Besitz den Zugang zu Restaurants, den Besuch im Krankenhaus usw. erlaubt] die Akte zur Zerstörung von Impfzentren vervielfachen, die nicht alle von Zeichen begleitet werden, die denken lassen, dass sie aus reaktionären Kreisen kommen oder von der extremen Rechten).

Sollte es wirklich unvorstellbar sein, dass Anarchisten Corona-Impfzentren angreifen könnten? Liegt das daran, dass man nicht das Risiko auf sich nehmen will mit nicht sehr feinen bis hin zu wirklich problematischen Kritiken, die mit Beginn der Pandemie an Stärke gewonnen haben, in einen Topf geworfen zu werden? Ist es, weil Leute nichts von diesen Angriffen mitbekommen haben, oder dass das Ziel wenig geeignet erscheint? Und doch, im Schatten des „Pass Sanitaire“ und zu dem Zeitpunkt, an dem der zuerst widerspenstige Teil der Bevölkerung nun doch nachgibt (und ihre Schulter den Impfhelfern präsentiert), angesichts des Drucks, den die Regierung ausübt und weil es sich als unmöglich herausstellen wird ohne diese Impfung weiterhin ein „normales“ Leben zu führen, scheint es für diejenigen, die sich weigern, den Gang dieser Welt zu akzeptieren, umso logischer, den sauberen Ablauf der Impfkampagne zu sabotieren. Schade, dass diese Akte nicht das Echo erfahren haben, das sie verdient haben. Deswegen also dieser Text, der hofft das Schweigen zu durchbrechen, einige Punkte klar zu machen und der Debatte Raum zu geben.

Wenn mich die Vorstellung glücklich macht, dass Impfzentren das Ziel von Angriffen werden, dann liegt das nicht daran, dass ich denke, dass der CIA davon profitiert um die Bevölkerung zu verchippen, oder dass der Coronavirus nicht existiert. Auch nicht weil ich denke, dass die Menschheit verschwinden sollte und dass der Virus ein gerechter Angriff des Planeten gegen seine Parasiten ist, auch wenn diese Geschichte mich zum Lächeln bringt. Sondern weil, da ich Corona als eine „logische“ Konsequenz unserer zusammengepferchten und globalisierten sozialen Organisation verstehe, ich gegen die Fähigkeit der techno-industriellen Welt alles zu opfern, um weiterhin existieren zu können, kämpfen will. Auch weil ich gerne hätte, dass „man“ akzeptiert, dass man krank wird, auch todkrank, auch wenn ich selbstverständlich an Corona Verstorbene sehr bedaure; so wie ich die Toten bedaure, die auf dem Altar des techno-wissenschaftlichen Fortschritts geopfert wurden, die menschlichen und nicht-menschlichen Tiere, die als Versuchstiere dienen, den Krieg um die Rohstoffe, die diese Megamaschine verschlingt und ohne die es weder wissenschaftliche Forschung noch Impfstoff gibt.

Es interessiert mich nicht, Teil dieses menschlichen Viehbestands zu sein, das man zwingt um jeden Preis gesund zu sein, damit er produzieren und konsumieren kann. Es interessiert mich vielmehr, dass man Behandlungsformen wieder findet, die nicht darin bestehen alles um einen herum zu zerstören.

Die Auswahl des Angriffsziels entspricht, so viel ist sicher, nicht dem Konsens. Die Medizin anzugreifen, die sich mit sogenannten „vitalen“ Fragen befasst, ist weder harmlos noch eine Entscheidung, die man auf die leichte Schulter nehmen kann. Aber lassen wir uns in die Falle locken, die die Verantwortlichkeiten umdreht, nach der es unsere Angriffe sind, die dem allgemeinen Wohlbefinden schaden? Muss man erneut wiederholen, dass es vor allem diese ganze techno-industrielle Welt ist, die verstümmelt, vergiftet und uns anschließend gewaltsam mit ihren Medikamenten verwalten will? Sie an ihrer Wurzel anzugreifen ist immer noch genauso notwendig, und wenn der Abhängigkeitsgrad von dieser Welt derart ist, dass unsere Handlungen Leben gefährden können (oder sie es zumindest scheinbar tun), dann bedeutet das, dass die Zeit eilt, und dass wir schwere Entscheidungen treffen müssen. Wir können nicht warten, dass alle aus ihrer Autonomie heraus Umgänge gefunden haben, um das anzugreifen, welches eben diese Autonomie in immer weitere Ferne rückt.
Auch wenn ich damit Orakel spielen mag, würde ich sagen, dass diese Abhängigkeit sich nur verschärfen kann. Aber was werden wir dann machen, arme revoltierende Seelen, wenn die Erpressung derart sein wird, dass wir nicht einmal mehr den kleinen Finger heben können werden ohne dabei zu riskieren, das Leben von Menschen zu gefährden? Stimmen, nicht immer so weit entfernt, erheben sich bereits jetzt, um über die Gefahren zu reden, die mit dem Angriff auf Funkmasten verbunden sind. Strafverfahren sind eingeleitet worden wegen Todesfällen, die sich in den paar Stunden ereigneten, in denen Orange [französischer Mobilfunkanbieter] nicht in der Lage gewesen ist ein Netz für die Notrufnummern herzustellen. Der Moment scheint nah, an dem der Angriff auf die Telekommunikation als eine Gefährdung des Lebens anderer betrachtet wird, genauso schlimm, wie wenn man jemanden von einer Brücke hängt und droht ihn fallenzulassen.

Ich schweife ab, versuche aber dadurch den Kritiken zuvorzukommen, die sicherlich nach Erscheinen dieses Communiqués aufkommen werden. Auch weil ich mir erhoffe zur Reflexion über unsere Handlungsspielräume einzuladen, wie sehr sie sich verkleinern, und wie sehr wir sie uns selbst verkleinern angesichts von Entscheidungen, die immer schwerere Konsequenzen haben. Verhindern wir, dass wir unsere Radikalität (im ursprünglichen Sinne dieses Wortes, das An-die-Wurzel-gehen) in unseren Diskussionen und Handlungen verlieren, unter dem Vorwand, dass diese Welt, die wir zerstören wollen, überlebensnotwendig für einen Großteil der westlichen Bevölkerung geworden sei.

Wir sind verantwortlich für unsere Handlungen, aber nicht schuld an ihren Konsequenzen.

Diese techno-industrielle Welt zu zerstören bedeutet auch, zynischerweise, zu akzeptieren, dass wir die Leben riskieren (einschließlich unseres eigenen), die davon abhängen. Ich fürchte, dass es keine „sanfte Methode“ gibt um aus dieser Hölle rauszukommen. Der Befund kann endgültig erscheinen, aber es ist auch noch Zeit, und zwar gleichzeitig, unsere Netzwerke, unsere Methoden, unsere Fähigkeiten, unsere Formen der gegenseitigen Hilfe und des Heilens und Umsorgens zu verbessern, damit ein soziales System anzugreifen nicht bedeuten muss, auch alle Individuen anzugreifen, die mit Gewalt in seinem Inneren gehalten werden.

Auf dass die Corona-Toten uns nicht erblinden lassen im Hinblick auf den Horror von allem anderen.
Auf dass die Erpressung des Staates nicht unsere Entschlossenheit schwächt, und die Größe der Aufgabe nicht zu Resignation führt, sondern ein ununterdrückbares Verlangen zu handeln hervorruft.

Mehr als je, an jene, die angreifen UND keine ebenso faule Welt wie die vorherige schaffen wollen, auch wenn sie weniger technologisch sein mag. An alle anderen, dass sie wissen, dass ich keinen gemeinsamen Kampf mit Patrioten und Reaktionären führe, auch wenn wir manchmal offensichtlich die gleichen Angriffsziele haben.

Ein Gruß an Boris und an die anderen für ihre Liebe zur Freiheit Eingekerkerten.

Quelle: Indymedia Bruxsel, 29. Juli 2021, übersetzt aus dem Französischen.

Übernommen von Zündlumpen #085.

[Kloster Vessra, Thüringen] Flammen im Nazi-Kannibalen-Restaurant „Goldener Löwe“

Ein weiterer Angriff auf die Thüringer Neonaziszene und ihre Immobilien traf am 28. Mai die Gaststätte „Goldener Löwe“, die von Neonazi Tommy Frenck betrieben wurde. Auch wenn die Gaststätte nicht auf die Grundmauern ausgebrannt ist, ist doch ein beträchtlicher Schaden entstanden. So schnell werden die kannibalistisch veranlagten Gäste im „Goldenen Löwen“ also kein „Hitlerschnitzel“ mehr bestellen können, aber vielleicht fällt Frenck ja ein neuer Kassenschlager ein. Vielleicht tut es seinem Laden ja auch mal ganz gut, dieses Gammelfleischprodukt mit etwas Frischerem zu ersetzen. Wie wäre es beispielsweise mit „Rzehaczek-Haxn„? Zu etwas anderem sind die Beine seines Kameraden ja doch nichts mehr nütze. Und wenn ihm dann der Nachschub an Nazi-Frischfleischprodukten ausgehen sollte, findet sich sicherlich jemand, der für den nötigen Nachschub sorgt…

Übernommen von Zündlumpen #084.

[Grünheide] Brandanschlag auf Stromversorgung von Teslawerk

Wir haben in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai 2021 die Stromversorgung der Baustelle der Tesla-Giga-Fabrik in Grünheide bei Berlin gekappt, indem wir an sechs überirdisch verlegten Hochspannungskabeln Brand gelegt haben.

Tesla ist weder grün, ökologisch noch sozial. Tesla ist ein Konzern, der weltweit Raubbau betreibt, Lebensgrundlagen zerstört sowie koloniale Ausbeutungsverhältnisse nutzt und herstellt. Unser Feuer steht gegen die Lüge vom grünen Automobil. Ziel war die Sabotage der Baustelle der Tesla-Giga-Factory. Die Ideologie des grenzenlosen technologischen Fortschritts und der globalen Zerstörung der Erde kommen nicht durch schöne Worte zum Ende.

Gegen den Fortschritt der Zerstörung – setzen wir die Sabotage
Klimastreik für eine andere Welt!

Arson Attack against Tesla Gigafactory in Berlin

In the night 25th to 26th of may 2021 we attacked the electricity supply at the construction site of Tesla‘s Giga-Factory in Berlin-Grünheide by setting six main high voltage cables on fire.

Tesla is neither green, ecological nor social. Tesla is a company exploiting land and peoples‘ lives on a global scale, it relies on and produces colonial conditions. Our fire stands against the lies about green cars. Target was the sabotage of the construction site of Tesla‘s Giga-Factory. Putting an end to the ideology of unlimited technological progress and the global destruction of the planet will not happen just by nice words.

Against the progress of destruction – we put sabotage
Climate strike for a different world!

Brandanschlag auf Stromversorgung von Teslawerk in Berlin-Brandenburg

Gegen den Fortschritt der Zerstörung – setzen wir die Sabotage
Klimastreik für eine andere Welt!

„(…) wir erblicken und hören eine Welt, deren soziales Leben krank ist, zersplittert in Millionen von Personen, die sich fremd sind, krampfhaft um das individuelle Überleben bemüht, aber vereint unter der Unterdrückung eines Systems, welches zu allem bereit ist um seinen Durst nach Gewinn zu stillen, obwohl klar ist, dass dieser Weg der Existenz des Planeten Erde zuwiderläuft. (…) Die Verirrung des Systems und seine dumme Verteidigung des ‚Fortschritts‘ und der ‚Modernität‘ zerschellt an einer kriminellen Realität: die Femizide. Der Mord von Frauen hat weder eine Farbe noch eine Nationalität, er ist weltweit. (…) Und es scheint, als ob die ‚Zivilisation‘ zu uns Originalvölkern sagen würde: „der Beweis deiner Unterentwicklung liegt in der niedrigen Rate an Femiziden. Macht eure Megaprojekte, eure Züge, eure thermoelektrischen Anlagen, eure Minen, eure Staudämme, eure Shoppingcenter, eure Haushaltsgeräteläden – einschließlich TV-Kanal – und lernt endlich zu konsumieren. Seid wie wir. Um die Schulden dieser progressiven Hilfe zu begleichen, genügen eure Länder, euer Gewässer, eure Kulturen und eure Würde nicht. Den Rest müsst ihr mit dem Leben der Frauen begleichen.“ (…) Wir sehen und hören die zu Tod verwundete Natur, die in ihrer Agonie die Menschheit davor warnt, dass das Schlimmste noch bevorsteht. Jede ‚Naturkatastrophe‘ kündigt die nächste an und lässt geflissentlich vergessen, dass sie durch die Handlung eines menschlichen Systems verursacht wird. (…) Ja, die Straßen müssen zurückerobert werden, aber um zu kämpfen. Denn wie wir bereits früher sagten, das Leben, der Kampf um das Leben ist keine individuelle Angelegenheit, sondern eine kollektive. Jetzt zeigt sich, dass es auch keine Angelegenheit von Nationalitäten ist, sondern die ganze Welt umfasst.“

Aus einem Grußwort zapatistischer Indigener in Lateinamerika an uns im globalen Norden

Wir haben in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai 2021 die Stromversorgung der Baustelle der Tesla-Giga-Fabrik in Grünheide durch Feuer erfolgreich unterbrochen. Dazu haben wir in 250 Meter Entfernung zum Teslawerk in unmittelbarer Nähe zur A10 auf Höhe der Ausfahrt Freienbrink an die Stromeinspeisung über sechs Hochspannungskabel (110.000 Volt) innerhalb eines Bauzaunkorridors Feuer gelegt. Da eine Unterbrechung der exklusiv für die Fabrik provisorisch oberirdisch verlegten Kabelstränge in seiner Wirkung nicht isoliert vom regionalen Stromnetz durchführbar ist, konnten wir Stromausfälle auch in der Umgebung nicht vollständig ausschließen. Es war unsere Absicht, die Baustelle von Tesla zu treffen, die Arbeiten an der Baustelle für einen Tag zu erschweren, den Bau der Fertigungsanlagen zu unterbrechen.
Da es der Bevölkerung vor Ort wegen der ungleichen Kräfteverhältnisse (Kapital, Politik und Behörden versus Interessen von Anwohner_innen, Klimaschützer_innen und Ökolog_innen) nicht so einfach gelingen kann, den Bau erfolgreich zu stoppen, steuern wir hiermit unsere Sabotage solidarisch bei. Sollte unsere Aktion erfolgreich gewesen sein, wird der reichste Mann der Welt die Unterbrechung der Bauarbeiten zwar finanziell kompensieren – der politische Schaden aber ist ihm gewiss.

Warum sabotieren wir Tesla?

In Grünheide bei Berlin wird eine Autofabrik gebaut. Tesla baut dort eine „Giga-Fabrik“. So großspurig der Name und das Projekt angelegt sind, so großspurig auch der Akteur: Elon Musk. Seine patriarchalen Allmachtsphantasien sollen die Welt retten? Darüber könnten wir lachen, wenn es nicht so ernst wäre: Die Produktion angeblich „sauberer, klimafreundlicher“ akkubetriebener Fahrzeuge ist nur ein neuer Beitrag zur weiteren Zerstörung des Planeten.

Unsere Aktion zeigt die Angreifbarkeit dieses Projekts auf, sie untergräbt die vermeintliche „Allmächtigkeit“, mit der Musk Brandenburg heimsucht. Dort setzt er baurechtliche Bedingungen wie ein Feudalherr und ignoriert bspw. alle Einwände gegen den drohenden Wassermangel in der Region. Er will seine Fabrik einerseits nah den polnischen Arbeiter_innen, andererseits nah dem vielleicht bald grün regierten Berlin und den dort ansässigen Käufer_innen strategisch positionieren. Die Politik, die Verwaltung und einzelne Presseorgane, die wegen neuer Arbeitsplätze und dem erhofften wirtschaftlichen Standortvorteil vor Musk buckeln, werden unsere Aktion scharf verurteilen und uns als Terroristen diffamieren. Das ist eine Verdrehung von Tatsachen – unser Angriff zerstört Sachwerte, sabotiert Arbeitsprozesse und vernichtet Geld, aber nicht Lebensgrundlagen. Wir haben die Gefahr für Menschenleben bei der Aktion ausgeschlossen. Wir verstehen die Aktion aber als ein flammendes Statement gegen die Lüge vom grünen Kapitalismus. Wir wehren uns gegen die weiteren Zerstörungen unserer Lebensgrundlagen vor Ort und global und die Ausbeutung von Menschen durch den expansiven technologischen Wahnsinn. Unser Anschlag ist eine Aufforderung, den „Green Deal“ anzugreifen. In Unterstützung sozialer Kämpfe weltweit. Aus ökologischen Gründen. Aus antikolonialen Gründen. Aus feministischen Gründen. Aus klassenkämpferischen Gründen. Aus letztlich revolutionären und herrschaftsfeindlichen Gründen.

Propagandistische Lügen als Verkaufsstrategie bei gleichzeitiger Gewissensberuhigung
Ökologische Illusion hier, koloniale Realität anderswo
Der Green Deal basiert auf Diebstahl, Ausbeutung und Raubbau

Das Gerede vom grünen Kapitalismus, vom New Green Deal, ist nichts als Propaganda. Der Green Deal bedeutet, den Klimaschutz als grüne Fortsetzung des Neoliberalismus zu etablieren. Auch er macht die Reichen reicher auf Kosten der anderen. Durch individuelle Elektromobilität wird die ökologische Verwüstung nicht aufgehalten, sie wird fortgesetzt und ausgeweitet. Wir erleben eine technologische Offensive, die außerdem den wirtschaftlichen Kolonialismus des imperialen Zeitalters in Form der ungebrochenen massenhaften Ausbeutung von Millionen Menschen für den Luxus im globalen Norden fortsetzt. Neben materiellen Gütern ist es jetzt auch der Luxus sauberer Luft. Dabei wissen wir, dass dies eine Illusion ist: Wir leben alle auf dem selben Planeten, atmen die selbe Luft.

Der Umstieg vom Auto mit Verbrennungsmotor zum smarten Elektroauto wird global keinen einzigen positiven Effekt haben. Dort, wo E-Autos fahren, wird die Luft zwar besser sein, aber zur Erzeugung dieser erneuerbaren Energie und zum Bau der Autos werden nicht-erneuerbare Rohstoffe in riesigen Mengen verbraucht. Zum Bau der neuen Stromtrassen, Stromtankstellen und Elektromotoren wird vor allem Kupfer gebraucht. Es kommt zu großen Teilen aus Südamerika. Dort arbeiten Menschen hart für wenig Geld, um das Metall aus der Erde zu holen. Landschaften werden zerstört. Um die Bergwerke zu betreiben und das Kupfer zu verarbeiten, werden große Mengen Strom verbraucht. Die Kraftwerke werden fast überall mit Kohle betrieben, die aus China mit Schiffen über den Pazifik transportiert wird. Die Schiffe werden mit dreckigem Schiffsdiesel betrieben. In Chile werden z.B. Menschen in großer Zahl von den Abgasen der Kohlekraftwerke krank, Ökosysteme veröden. Was ist ökologisch an dem Kohleabbau in China oder Australien? Wie ökologisch ist die Verschiffung des Kupfers hinaus in die saubere Welt der Elektroauto-Gutmenschen? Wie klein kann der „ökologische Fingerabdruck“ einer dreckigen Schwerindustrie sein, die saubere Autos produziert?

Für den Bau der Auto-Akkus wird viel Lithium gebraucht. In den nächsten 9 Jahren soll der Verbrauch von Lithium um das 20- bis 30-fache steigen. Das bedeutet einen entsprechend höheren Energieverbrauch für Förderung, Transport und Verarbeitung. In den Fördergebieten sind Vertreibung und der Landraub an der indigenen Bevölkerung alltäglich, bspw. in Argentinien. Dort wird das Land dem Ökogewissen derjenigen geopfert, die weiter so expansiv leben wollen wie bisher; dort werden Lebensgrundlagen zerstört, damit hier finanziell gut gepolsterte Eltern ihre Kinder mit gutem Ökogewissen weiterhin mit dem SUV in den Kindergarten oder in die Privatschule bringen können.

Auch ohne Kobalt funktioniert zur Zeit kein Akku, der in E-Autos verbaut ist. Aber Kobalt ist selten. Zur Veranschaulichung: Würde Audi eines seiner Fabrikationsmodelle, den A4, rein elektrisch bauen, müssten die Autofabrikmanager_innen dafür den halben Weltmarkt an Kobalt leer kaufen. VW hat errechnet, dass es für die E-Auto-Produktion 130.000 Tonnen Kobalt bräuchte. Die Weltproduktion liegt derzeit bei 123.000 Tonnen. Da ist weder Tesla noch sonst ein anderer Autokonzern miteingerechnet. Allein der Akku eines Roadster von Tesla besteht aus 6831 Zellen. Es hat seinen Grund, dass Tesla am kobaltfreien Akku arbeitet: Es könnten gar nicht die vorgesehenen Mengen an E-Autos gebaut werden, weil es nicht genug Rohstoffe gibt. Das heißt aber auch, dass die vorhanden Ressourcen ohne Rücksicht auf Menschen und Ökosysteme aus der Erde gekratzt werden. Da können wir uns sicher sein.

Auch zu dem, was „nachhaltige“ Energiegewinnung genannt wird, werden seltenen Metalle und Erden gebraucht, verbraucht, gefördert, verarbeitet, verschifft etc. Das gilt fürs Windrad wie das Gezeitenkraftwerk. Alle effizienten Elektromotoren brauchen diese Metalle und Erden. Diese kommen vor allem aus China und Afrika und werden dort unter den gleichen üblen Bedingungen gefördert und weiterverarbeitet wie in Südamerika.
Der Ressourcenverbrauch, die sozialen Ausbeutungsbedingungen und der ökologische Schaden sind enorm. Dazu kommt, dass die meisten Akkus nach ein paar Jahren schrottreif sind. So schrottreif, wie der ideologische Fortschrittsgedanke, der an Expansion und Mehrwertschöpfung geknüpft ist – und nicht an soziale und solidarische Verhältnisse für alle Menschen.

Der Patriarch und sein (Alb-)Traum

Elon Musk, Eigentümer und Patriarch von Tesla, ist für uns nur ein Vertreter einer Kaste von Männern, die sich einig sind in ihrem aggressiv-kapitalistisch-technologischen Modernisierungswillen und ihrem Weltbeherrschungswahn. Als Egomanen sehen sie sich als Mittelpunkt einer Welt, die sie zu besitzen glauben. Sie zeichnen sich durch extreme Verantwortungslosigkeit und antisoziales Agieren aus.
Aber Elon Musk ist auch der reichste Mensch der Welt und der Gründer vieler Unternehmen, der Prototyp des Wirtschaftspatriarchen. In seinen Firmen ist alles genauestens vorgeschrieben. Wer nicht effizient arbeitet, fliegt raus. Musk glaubt an den grenzenlosen technisch-kapitalistischen Fortschritt – er glaubt auch, dass wir sehr wahrscheinlich in einer Simulation leben. So einem kann es total egal sein, über wie viele Leichen er geht. Nicht umsonst plant er die Besiedlung des Mars. Das ist nur logisch, wenn das Leben auf der Erde für die meisten Menschen zur Hölle werden wird, wenn es so weiter läuft wie bisher. Und er wird‘s wissen.
Es ist hinlänglich bekannt, dass sein Unternehmen SpaceX der weltweit führende kommerzielle Anbieter von Raketenflügen ist. Sein SpaceX-Raumschiff Dragon versorgt die Internationale Raumstation ISS, ein weiteres Raumschiff namens Crew-Dragon bringt auch Leute dort hin. Musk arbeitet gerade mit „Erfolg“ daran, den Weltraumflug zur touristischen Normalität für Reiche zu machen. Das Geld, das er mit den angeblich so sauberen Elektroautos verdient, steckt er in den Ausbau seiner Raketenflotte. So ist jeder Kauf eines Elektro-Autos von Tesla nichts anderes als ein Beitrag zur weiteren ökologischen Zerstörung der Biosphäre – über die Ökobilanz von Raketen muss man wohl nichts sagen. Als Symbol seiner Potenz ließ er vor Jahren ein Tesla-Cabrio samt Puppe im Raumfahrer-Outfit am Steuer mit einer seiner Raketen ins All ejakulieren. Seitdem umrundet das Ding sinnentleert die Erde.

Das Märchen vom ökologisch und politisch korrekten Großinvestor ist eine neoliberale Lüge, die jene verbreiten, die sie glauben wollen. Tesla baut vor allem Oberklassemodelle und SUVs; jetzt auch einen PKW, der über 300 km/h fahren kann. Der saudische Staatsfonds, unter der Kontrolle des menschenverachtenden Kronprinzen, hält Tesla-Anteile im Wert von bis zu 3 Milliarden Dollar. Der Diktator baut und verdient mit im Brandenburgischen.

Musk ist auch ein patriarchaler Visionär. Er will das menschliche Gehirn mit Maschinen vernetzen und hat dazu 2016 die Firma Neuralink gegründet. Der irdische Traum des Elon Musk ist das auf Künstlicher Intelligenz beruhende automatisierte Fahren. Schon jetzt werden in Tesla-Autos viele Funktionen per App gesteuert. Die neuen Modelle filmen pausenlos das Innere des Autos und auch die äußere Umgebung. Diese Daten werden direkt in die Tesla-Cloud geschickt. Wer einen Tesla kauft, macht sich zum Teil einer dystopischen Überwachungsapparatur. 2020 erhielt Tesla den Big-Brother-Award, der für besonders einschneidende technische Kontrolle vergeben wird. Begründung war, dass die Daten permanent ausgewertet und gespeichert werden. Es hieß, Tesla-Autos seien „Überwachungsanlagen auf vier Rädern“.
Diese ressourcen-verschwendende Überwachungsmobilität soll die Zukunft des Individualverkehrs sichern und diesen in den gesellschaftlichen Ausbeutungs- und Überwachungskontext einbinden. Das war auch bisher bei der Autoindustrie der Fall: Die Fließbandarbeit wurde von Ford am Automobil durchgesetzt, damit kosteneffizienter produziert werden konnte. Vor allem aber, um die Arbeiter_innen durch die Zerteilung der Arbeitsschritte zu isolieren und ihre gewerkschaftliche Organisierung zu untergraben. Man muss nur nachlesen, was Herr Ford dazu geschrieben hat. Genauso ernst nehmen wir, wie Musk, die Welt formen will. Er träumt ungeniert den patriarchalen Traum der Herrschaft über Erde und Weltraum. Mit solchen Männern wurden genügend Erfahrungen in den letzten 5000 Jahren gemacht. Sorgen wir dafür, dass die Zeit für ihn und seinesgleichen abgelaufen ist.

Grünheide

Grünheide soll die zweite große Fabrik von Elon Musk werden, die Elektroautos herstellt. Er nennt sie nicht ohne Grund „Giga-factory“. Ihre Dimensionen sind monströs, wie die der anderen Giga-factories. Die erste baut Akkus in Nevada (USA). Damit sie gebaut werden konnte, wurden auf Verlangen Musks Gesetze geändert und 1,3 Milliarden Steuern erlassen. Die Giga-factory 2 baut Photovoltaikanlagen. In Giga-factory 3, Shanghai (China), werden Autos gebaut. Nummer 4 in Grünheide wird dieser gleichen. Pro Jahr sollen dort ab Sommer 2021 um die 12.000 Arbeiter_innen 500.000 Autos bauen. Später sollen dort 40.000 Menschen 2 Millionen Autos pro Jahr bauen. Das wären pro Tag ca. 5500 Autos.
Die Grundstückspreise in der Gegend steigen bereits jetzt. Die aus Berlin bekannte Gentrifizierung wird den Raum um Erkner mit zu erwartenden 35.000 Zuzügler_innen erfassen. Dies geht auf Kosten finanziell schwach aufgestellter Haushalte und wird zu starken Vertreibungen der Bevölkerung aus der Region führen. Entsprechend groß ist die Verunsicherung und Wut.
Auch konkret vor Ort ist Tesla eine Katastrophe. Neben der Abholzung der Waldfläche für den Bau der Fabrik und der massiven Zunahme des lokalen und überregionalen Verkehrs wird der hohe Wasserverbrauch die ökologisch schwerwiegendste Folge für die Region sein. Der Vorstand des Wasserverbandes Strausberg-Erkner warnte sogar vor Trinkwasserknappheit. Für den Erstbetrieb prognostizierte Tesla den Verbrauch von 3,3 Millionen m³ Wasser im Jahr. Erst nach heftiger Kritik änderte Tesla seine Einschätzung auf 1,4 Millionen m³ für den Anfang. Später werden es 2,15 Millionen m³ Trinkwasser sein. Langfristig wird bereits von über 15 Millionen m³ Wasserbedarf im Jahr geredet. Das bedeutet, nach Einschätzung von Ökolog_innen, negative Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Region und die nahen Landschafts- und Naturschutzgebiete. Ab 2022 wird es bei dem geschätzten Wasserverbrauch der Fabrik keine ausreichenden Wasserförderreserven zur Entwicklung der Region mehr geben. Das Abpumpen großer Wassermengen verstärkt dazu das Problem der sinkenden Grundwasserspiegel, was eine Folge der Klimakatastrophe ist. Das alles betrifft den Leiter des Landesumweltamtes von Potsdam nicht. Anhörungen von Tesla-Gegner_innen lassen ihn kalt und er bewilligt eine Umweltsauerei nach der nächsten. Nun sollen sogar unerschlossene Trinkwasserreservoirs ausgebeutet werden.
In der Politik Brandenburgs wird mit der Investition von 50 Millionen von Daimler für die Herstellung von E-Sprintern in Ludwigsfelde das Land als „Mobilitätsstandort“ abgefeiert.
Und Tesla wirbt dreist mit der „fortschrittlichsten Fabrik der Welt“. Aber Tesla nutzt bisher in seinen Fabriken Technik (z.B. in der Lackiererei), die hinsichtlich des Umweltschutzes älter und rückschrittlicher ist, als die der konventionellen Autobauer in Europa. Der Wasserverbrauch und die Emissionen sind deutlich höher. Es ist, als baue man eine Chemiefabrik in einem Trinkwasserschutzgebiet.
Die Zahlungsmoral von Tesla ist trotz der Bevorzugung durch die lokalen Genehmigungsbehörden mangelhaft. Man kann es sich halt leisten. Tesla bezahlte die Wasserrechnung für die Baustelle nicht. Erst als im Oktober 2020 das Wasser abgedreht wurde, kam das Geld. Man ist es gewohnt, dass für einen Gesetze geändert und Strukturen angepasst werden. Die Hochschule Brandenburg richtet einen Studiengang „Elektromobilität“ ein, damit auch der nötige Ingenieursnachwuchs herangezüchtet werden kann, die nahe Autobahn wird extra für den Fabrikbetrieb saniert und die L38 ausgebaut.
Das ist die fortgesetzte Normalität der zerstörerischen Industrialisierung des 19. Jahrhunderts, die jetzt auf der Welle des grünen Kapitalismus ins 21. Jahrhundert reitet. In der ohne Rücksicht auf Menschen und die natürlichen Ressourcen, riesige Landschaften, fast der ganze Kontinent, fast die ganze Welt, der industriellen, versmarteten Produktion untergeordnet werden.

Konsum und Individualverkehr – oder: eine andere Welt

Für was wird der zum Fetisch erhobene motorisierte Individualverkehr genutzt? Um die Menschen totalflexibilisiert und totalüberwacht zu ihren Arbeitsplätzen zu bekommen, um sie immerzu konsumieren zu lassen, um Menschen möglichst schnell befördern zu können – damit sie mehr arbeiten und mehr konsumieren.
Ist ein Elektro-SUV eine Verbesserung für irgendetwas?
Um ein Leben führen zu können, mit dem wir nicht lebensnotwendige Grundlagen der Erde zerstören, braucht es keine Elektromobilität. Es braucht insgesamt weniger Mobilität, weniger Individualverkehr, vor allem weniger Konsum, dessen Nutzen und damit verbundenen Glücksversprechungen uns täglich eingehämmert werden. Es braucht kostenlose öffentliche Verkehrsmittel. Es braucht einen Fortschritt des sozialen Miteinanders, eine Zukunft ohne Ausbeutung unserer Arbeitskraft. Nur die Aufrechterhaltung kolonialer Ausbeutungsverhältnisse macht es möglich, Elektromotoren zu produzieren, die Leute hier glauben lässt, die Autos seien ökologisch sauber.

Und zu den sozialen Aspekten gefragt: Möchten die wohlhabenden Tesla-Käufer_innen mit Öko-Gewissen die Minen und Bergwerke für ihr „Öko“-Auto neben ihrem „Bauerngarten“ haben? Wollen sie die Kraftwerke, die diese mit Strom versorgen, von ihrer Eigentumswohnungsdachterasse aus erblicken? Wollen sie die Hütten der geschundenen Arbeiter_innen neben dem Öko-Kindergarten sehen, in den sie ihre Kinder schicken?
Nein. Diese Menschen und deren Arbeitsbedingungen sollen außerhalb der EU bleiben. Sie wollen das Elend nicht sehen. Denn es ist ihnen wahrscheinlich ganz einfach egal, dass andere den Blutzoll für ihre „Privilegien“ zahlen müssen. Es mangelt nicht an Wissen über die globalen Zusammenhänge. Man kann sich entscheiden, auf welcher Seite man steht. Man kann einen SUV kaufen oder anstecken. Wir empfehlen letzteres – ohne sich erwischen zu lassen, versteht sich.

Es gibt genügend Erfahrung mit den Versprechungen des kapitalistisch-technologischen Fortschritts. Vor 200 Jahren gab kaum noch Wälder in Mitteleuropa, weil die für Bergbau, Industrie, Kriegsschiffe, Heizen und Bauen verbraucht wurden. Die Rodungen wurden abgelöst durch die industrielle Förderung der Kohle. Wir wissen alle, was die anschließende Kohleverbrennung angerichtet hat.
Wir wissen, dass die Digitalisierung der Welt vor allem zu neuen Formen von Herrschaft geführt hat und weiter führen wird. Tesla wird immer wissen, wer noch im Auto sitzt, was gerade gesprochen wird und wohin die Reise geht. Die Daten gehören nicht uns, sie werden verkauft und bilden eine weitere Grundlage für die Möglichkeiten totalitärer Überwachung.

Klimakatastrophe und der Sinn revolutionärer Sabotageaktionen

Neben anderem hat der ungebrochene Glaube und das Festhalten aller bisherigen vom Markt beherrschten Gesellschaftsformen an den technischen Fortschritt ohne Zweifel bewirkt, dass die Klimakatastrophe nicht mehr zu verhindern ist. Sabotage kann große soziale Kämpfe nicht ersetzen, sie kann diese aber unterstützen oder mutige Akzente setzen, um Denkräume und Perspektiven zu forcieren.
Warum machen wir dann trotzdem Sabotageaktionen, wenn wir glauben, dass die Klimazerstörung nicht mehr aufgehalten werden kann? Weil wir das Ausmaß der kommenden Katastrophen so gering wie möglich halten möchten. Weil Protest und Widerstand gegen die Zerstörung des Klimas durch profitorientiertes Ausbeuten der Ressourcen der Erde einen revolutionären Zukunftsausblick zum Ziel haben kann. Weil mit der Zerstörung expansiver marktradikaler Wirtschaftspolitik die Chance besteht, eine grundlegende solidarische und soziale Lebensweise zu etablieren, die uns Wege in eine andere Gesellschaft weist. Wenn die Verwüstung der Ökosysteme weit fortgeschritten ist, kann eine neue Gesellschaft mit den Folgen dieser Hinterlassenschaften besser umgehen, wenn die Herrschaftsverhältnisse grundlegend zerstört sind. Nur im Widerstand gegen die existierenden zerstörerischen Verhältnisse werden die Möglichkeiten der Veränderungen erkennbar.

Die reichen Männer, die diese Prozesse der ökologischen Verwüstungen vorantreiben, sind zwar auch nur Ergebnisse gesellschaftlicher Prozesse, und damit bis zu einem gewissen Grad austauschbar, aber es sind eben nicht zufällig eben diese Männer, die eine Politik der Modernisierung durch Zerstörung repräsentieren. Zerstören wir alles, was Tesla heißt!

Gegen deren destruktiven Fortschrittsglauben wehren sich Menschen weltweit. Für uns gehören viele dieser Kämpfe zusammen. Sie eint der Widerstand gegen einen aggressiven Modernisierungsschub. Wenn in Argentinien die indigene Frauen rufen, dass man aufhören soll, ihre Körper und ihre Länder zu erobern, dann stellen wir uns mit dieser Aktion auch an die Seite dieser Kämpfe.
Die Kämpfe im Hambacher Forst, im Dannenröder Wald und anderen Wäldern des Widerstands waren und sind für uns ebenso Hoffnungspunkte, wie die radikalen Sabotageaktionen anderer in den Kohleminen, die den Lügen der Fortschrittsverkünder_innen nicht mehr auf den Leim gehen.

Der Irrsinn von Individualverkehr und Elektromobilität lässt sich übrigens leicht weiter angreifen: Im September findet die Internationale Automobil Ausstellung (IAA) in München statt. Wir hoffen, dass es genügend Widerstand vor Ort, dezentral und auch subversiv im Netz gibt, damit diese ein Fiasko wird.

Vulkangruppe: Gegen den Fortschritt der Zerstörung

Übernommen von de.indymedia.org.

[Nochten, Lausitz] Förderband einer Kohlegrube sabotiert

In den frühesten Morgenstunden des 23. Mai beschlossen wir, einen gemütlichen Frühlingsspaziergang zu machen und dem Scheiß-Extraktivisten-Kapitalismus einen Riegel vorzuschieben.

Wir nahmen ein paar Werkzeuge und haben ein Förderband in der Kohlegrube in Nochten kaputt gemacht. Es war überraschend einfach zu machen. Wir sind empört über die Zerstörung im Namen von Profit und Macht durch die LEAG und die sogenannte Regierung, die ihnen die Erlaubnis gegeben hat. Wir sind nicht länger bereit, auf einen großen Funken zu warten, der die Revolution auslöst. Wir können es uns auch nicht leisten zu warten, während unser Planet und die Menschen an den Folgen des Klimawandels sterben.

Für den Tod des Kapitals und die Rückgewinnung unseres Lebens!
Kohle ist Tod Sabotage ist Spaß!

Wie man es macht

Der Tagebau: Im vorderen Bereich des Tagebaus gibt es viele Waldstücke, in denen du dich gut verstecken kannst. In der Mitte des westlichen vorderen Randes gibt es einen Weg in die Grube. Auf den anderen Seiten der Grube ist es nicht so einfach, hineinzukommen, da die Kante zu steil ist, um sicher hinunterzuklettern.

Die Förderbänder: Es gibt mehrere Förderbänder für den Sand und für die Kohle. Wenn du die Grube betrittst, triffst du sofort auf das Band, das den Sand transportiert. Für mehr Schaden wäre es besser, das Kohleband anzugreifen, aber dasjenige außerhalb der Grube wird gut von Sicherheitskräften und Kameras bewacht, was es schwer macht, sicher zu entkommen. Um das Kohleband in der Grube zu erreichen, musst du den ganzen Weg bis zum Boden gehen.

Das Band besteht aus Gummi und 100 Stahldrähten, die einen Durchmesser von 7mm haben. Mit einem Stanley-Messer kannst du den Gummi durchschneiden (Ersatzklingen mitbringen). Um die Stahldrähte in der Mitte des Gürtels zu erreichen, musst du das Gummi an der Seite, oben und unten entfernen. Dazu schneidest du in einem 45-Grad-Winkel in das Gummi ein, hebst dann die Lasche mit einem flachen Schraubendreher an und packst und ziehst sie mit einer Kombizange oder Kneifzange. Gleichzeitig schneidest du den Gummi weiter ein. Auf diese Weise kann eine Schicht des Gummis entfernt werden. Sobald die Stahldrähte freigelegt sind, können sie mit einem Bolzenschneider durchtrennt werden. Wiederhole diesen Vorgang, bis du mit der Zerstörung, die du verursacht hast, zufrieden bist.

Es gibt ein Video mit Reparaturanleitungen, die aber auch für das Gegenteil hilfreich sind: https://www.youtube.com/watch?v=LGl6jKsttYw

Wir hoffen, dass diese Technik neben anderen Taktiken, diese Maschinen außer Betrieb zu nehmen, weit verbreitet ist.

Timing: An den Wochenenden ist die Chance groß, dass das Förderband in der Nacht nicht läuft. Aber es gibt keinen verlässlichen Zeitplan, also musst du das überprüfen, bevor du die Grube betrittst.

Sicherheit: Es gibt nur sehr wenige Sicherheitsfahrzeuge in der Grube und noch weniger im vorderen Bereich der Grube. Außerdem kann man sie schon von weitem sehen, da es sich um einen weitläufigen Platz handelt. Wenn sie sich nähern, solltest du dich auf der anderen Seite des Förderbandes verstecken. Die Maschinen sind nachts hell beleuchtet, was die schattigen Plätze dazwischen perfekt zum Verstecken macht.

Abgesehen von den Förderbändern gibt es viele andere mögliche Ziele. Im vorderen Teil des Tagebaus stehen viele große gelbe Maschinen völlig unbewacht herum. Die wirklich großen Maschinen in der Grube zu treffen, würde wirklich großen Schaden anrichten, bitte lass alle wissen, wenn du weißt, wie man das macht.

Nützliche Resourcen:

Aktuelle Satellitenbilder: https://www.sentinel-hub.com/explore/sentinelplayground/
“Ecodefense”: The Field Guide to Monkeywrenching”

Unsere Aktionen werden den Staat zwar nicht morgen zum Einsturz bringen, aber sie erlauben uns ein Stück Vernunft und Selbstvertrauen, das uns gestohlen wurde. Sie erinnern uns daran, dass der Staat nicht so allwissend oder allmächtig ist, wie er uns glauben machen möchte.

Wir haben die Freiheit und die Macht im Angriff der Nacht gefunden und rufen alle Anarchisten, Autonomen und Aufständischen dazu auf, gefährlich zu sein gegenüber allem, was Krieg gegen unsere Körper, die Erde und unser eigenes Leben führt. Nimm die Nacht für dich und greife an, zerstöre ihre Maschinen, zerschmettere ihren Reichtum, schlitze ihre Reifen auf. Greife an und erinnere sie an unsere Anwesenheit.

Mit Liebe und mit Wut, Go Fuck Shit Up!!!

Übernommen von chronik.noblogs.org.

[München] Kabelbrand an Baustelle führt zu Stromausfall im Münchner Osten

Gegen 03:50 Uhr brannte in der Nacht auf Freitag, den 21. Mai 2021 in einer Baugrube in der Grafingerstraße ein Kabel, das offenbar weite Teile der Stadtteile Ramersdorf, Haidhausen und Berg am Laim mit Energie versorgte.

Bei 20.000 Haushalten, sowie auf den Straßen im betroffenen Gebiet gingen in der Folge die Lichter aus. Stark beeinträchtigt war auch der Tramverkehr, da vom Tram-Betriebshof in Steinhausen, der ebenfalls vom Stromausfall betroffen war, ein Teil der Trams jeden Morgen in das Tramnetz ausrückt.

Zudem fiel laut Presseinformationen eine in der Nähe des Ostbahnhofs befindliche Betriebsstelle des Internetanbieters Vodafone aus. Zahlreiche Vodafone-Kund*innen, die zwar noch Strom hatten, hatten dadurch keinen Zugang zum Internet.

Angriff auf Rohde & Schwarz / Stadtwerke München

Kriegsproduzenten den Saft abdrehen!
Energieversorgern in den Arsch treten!

Wir haben am 21.5.21 das Strom- und Glasfasernetz der Stadtrwerke im Münchner Osten angegriffen.

Das primäre Ziel dieser Aktion war der Rüstungskonzern Rhode & Schwarz am Münchner Ostbahnhof, dem wir erfreulicherweise für mindestens 24 Stunden den Saft abdrehen konnten. R & S ist eins von vielen Unternehmen, die mit Waffenproduktion, Krieg und Tod ihre Profite machen und ihren Beitrag leisten, dass Deutschland seit vielen Jahren unter den Top 5 der globalen Rüstungsexporteuren rangiert.

Außerdem war die Aktion ein Angriff auf die politisch Veantwortlichen in München und Bayern, die den Gongschlag nicht hören wollen.

Es ist unsere Antwort auf den jämmerlichen Stadtratsbeschluss, den Forst Kasten abzuholzen um dort Kies zu fördern. Die Stadtwerke München betreiben weiterhin ein Kohlekraftwerk in Bogenhausen und den Atommeiler Isar 2. Deshalb werden wir auch in Zukunft ihre Infrastruktur angreifen.

Es gibt keine Lösung innerhalb des kapitalistischen Sytems.

Kein Friede mit der Rüstungsindustrie
Keine Ruhe für die Klimakiller
IAA angreifen

Quelle: Indymedia

Übernommen von Zündlumpen #084.

[Nancy, Frankreich] Zwei Texte über die Verurteilung von B. für die Sabotage von Funkmasten

Nancy: Funkmast-Brandstiftungen, 4 Jahre, davon zwei auf Bewährung für B.

Indymedia Nantes, 19. Mai 2021

Seit der Anklageerhebung gegen ihn am 24. September 2020 für die Brandstiftung an zwei Funkmasten während des ersten Lockdowns im Jura inhaftiert, ist B. heute zu vier Jahren Knast verurteilt worden, davon 2 auf Bewährung.

Er ist quasi unter Verschluss verurteilt worden, ohne Anwalt, mit einem Journalisten und zwei Familienmitgliedern als einziges Publikum, während etwa zwanzig Personen außerhalb des Gerichts in Nancy anwesend waren, um ihre Solidarität zu zeigen.

Etwa ein dutzend Cops waren extra gekommen um uns davon abzuhalten das Gericht zu betreten und wir durften uns eine langatmige Rede vom Staatsanwalt über die neue sanitäre Justiz anhören. Die Anhörungen seien öffentlich, aber nicht zu sehr. Lediglich die Familienmitglieder dürften manchmal, „ausnahmsweise“, hinein. Er hat es sich gespart uns zu sagen, dass das nicht für Journalisten gilt.

Der Gefährte hatte eine Verschiebung verlangt, da er sich wünschte seine Verteidigung besser vorzubereiten, dass die Anhörung wirklich öffentlich sei und in Anwesenheit seiner Anwältin, die, dadurch dass ihr zu spät Bescheid gesagt wurde, nicht mehr rechtzeitig zum Prozess kommen konnte.

Er hat seine Handlung und seine Gründe noch einmal bestätigt. Wir haben leider bisher keine Abschrift dessen bekommen, was er gesagt hat. Der Staatsanwalt hat dreieinhalb Jahre gefordert, davon eineinhalb auf Bewährung, die Richter verurteilten ihn zu vier, davon zwei auf Bewährung. Zur Erinnerung, die Staatsanwalt hatte ihm ein „CRPC“ [alles zugeben und bereuen, um weniger Strafe zu bekommen] vorgeschlagen. Der Deal: drei Jahre, davon die Hälfte auf Bewährung, im Austausch für eine Entschuldigung, was er abgelehnt hat.

Er hat zehn Tage um Berufung einzulegen, Informationen folgen.

Als das Urteil gerade verkündet worden war, konnten wir einen Blick auf B. erhaschen, umringt von Schließern, wie sie ihn hastig in ein Auto bugsierten. Wir sind ihm einige Meter gefolgt und haben ihn unsere Wut und unsere Freiheitsschreie hören lassen.

Es wundert uns nicht, dass die Richter einer Verschiebung nicht zugestimmt haben und ihn ohne die Anwesenheit eines Publikums noch die eines Anwalt verurteilt haben, dass sie über die Forderungen der Staatsanwaltschaft hinausgegangen sind und unseren Gefährten für noch zahlreiche weitere Monate ins Gefängnis von Nancy-Maxéville zurückgeschickt haben.

Sie wollen uns katzbuckeln und uns entschuldigen sehen, aber wir sind nicht damit fertig zu revoltieren!

Bis wir den letzten Käfig zerstört haben!

Einige Gefährt-innen von B.


Rückblick auf den Prozess von B. am Gericht von Nancy für die Brandstiftung an Funkmasten auf dem Mont Poupet (Jura)

Manif-Est, 26. Mai 2021

Ohne Anwält.in noch Publikum wurden unserem Freund und Gefährten B. diesen Mittwoch, den 19. Mai, vier Jahre Knast aufgebrummt, davon zwei auf Bewährung, für die Brandstiftung an Funkmasten auf den Höhen von Salins les Bains (Jura) im April 2020. Um die zwanzig befreundete Personen und Verwandte waren zur Unterstützung anwesend. Nur sein Vater und sein Bruder wurden zu der Anhörung zugelassen, da der Staatsanwalt die Gesundheitskrise vorschob, während am Rand des Justizgebäudes etwa ein Dutzend Polizisten B.s Unterstützern den Zugang versperrten. Eine geschlossene Anhörung genau an dem Tag, an dem die Massen die Terrassen und Geschäfte überschwemmten, an diesem Tag, an dem Darmanin [französischer Innenminister], Polizisten und Politiker in den Straßen von Paris volksnah herumproklamierten.

Der Prozess von B. konnte also in einem Raum stattfinden, der auf die Argumente der Anklage zugeschnitten war und wo die Journacops als VIPs willkommen geheißen werden. So kam es, dass ein Fotograf von vergifteten Katzen [1] und Redakteur für den Est Républicain der Anhörung beiwohnte. Indem er das Recht auf Information dem Recht auf Vergessen gegnüberstellt, tritt er in seinem Artikel die Identität unseres Gefährten breit und bewertet seine „Basketballer-Statur“. Zwei sicherlich entscheidende Fakten um das Urteil nachzuvollziehen! Ganz zu schweigen davon, dass seine Romanze, die teilweise von der AFP [Presseagentur] und weiteren unterschiedlichen Medien übernommen wurde, ausspart, die Kulisse und die Absurdität eines Prozesses ohne Widerspruch zu beschreiben.

Tatsächlich schickte B.s Anwältin zwei Wochen vor dem Prozesstermin einen schriftlichen Antrag auf Prozessverschiebung, die sie am entsprechenden Tag keine Zeit habe. Wobei sie betonte, dass sie sich verfügbar halten würde, sollte es Schwierigkeiten bezüglich der Verschiebung geben. Dieser Antrag wurde letzendlich in der Anhörung verworfen, sodass B. gezwungen war, alleine den Richtern entgegenzutreten. Das Ende dieser Maskerade ist, dass B. zwei Jahre Haft und zwei Jahre auf Bewährung aufgebrummt bekam, einschließlich Arbeitszwang um eine Geldbuße von 91 000 Euro abzubezahlen. Eine Strafe, die offenbar abschrecken soll und die sogar die Forderungen des Staatsanwalts übersteigt.

Dass die Anwältin, die sich B. ausgesucht hat, fehlte, scheint also die Richter nicht zu stören, die sich offenbar für Komiker.innen in dieser Parodie eines gerechten Prozesses halten. Waren sie vielmehr besorgt die Vertreter der Telekommunikationsunternehmen und des Staates nicht zu verärgern, die zu dieser Gelegenheit gekommen waren? Ohne die Anwesenheit der Verteidigung und des Publikums setzt die Justizmaschinerie ihr strafendes Werk gegen Gegner·innen der Herrschaft und der auferlegten technologischen Verschnellerung fort. B. hat nun bereits seinen Wunsch geltend gemacht in Berufung gegen das Urteil zu gehen.

Einige Kumpels und Kumpelinen von B. aus Besançon

Endnoten

[1] https://www.estrepublicain.fr/edition-de-nancy-agglomeration/2019/09/20/y-a-t-il-un-empoisonneur-de-chats-allee-de-la-gueule-du-loup
Zwischen dem Bericht über den Prozess unseres Freundes und dem Nachplappern behördlicher Bericht rund um eine antinukleare Demo in Nancy versucht sich unser kühner Journalist an der Rublik „Vermischtes“. Vielleicht sollte er sicher besser auf die Züge konzentrieren, die den Bahnhof von Marbache verfehlen (17/09/2019) oder auf die Hundeattacke von Chavigny (13/09/2019)?

Quelle: Sans Nom

Entnommen aus Zündlumpen #084.

[Bremen] Ziviles Polizeiauto abgefackelt

Noch ein Funken in Bremen: Gegen die Ausgangssperre! Gegen die Welt der Ordnung! Zivi-Bullenkarre in der Innenstadt abgefackelt!

Wir schließen uns der Autonomen Gruppe an, die am ersten Abend der Ausgangssperre ein Feuer am Osterdeich entfachte (https://endofroad.blackblogs.org/archive/12330).
Die Ausgangssperre wird mit einem massiven Aufgebot von Bullen und Objektschutz durchgesetzt, was keine andere Assoziation als die eines Polizeistaats zulässt.

Bist Du nach 22Uhr noch auf der Straße, bist Du suspekt. Noch bis 24Uhr bist Du polizeilicher Willkür ausgesetzt, die sehr sicher keinerlei Zeug*innen hat. Bullen entscheiden, ob Du so aussiehst als könntest Du gerade Sport machen oder auf dem Heimweg sein. Nach 24Uhr gibt es kein Entrinnen.

Ausgangssperre heißt Präventivhaft Zuhause. Ein Traum für alle Law-and-Orderfans und die Befürworter*innen des Polizeigesetzes auch hier in Bremen.
Wer fühlt sich sicher und gesund, wenn draußen nur noch Uniformierte lauern?
Was passiert mit den Leuten, die kein Zuhause haben? Was, wenn ich auch nachts konsumieren muss? Wer wehrt sich gemeinsam gegen Polizeigewalt und Racial Profiling? Was ist mit den hohen Zahlen von häuslicher und sexualisierter Gewalt und wer trägt Verantwortung für die all diejenigen, die durch Isolation psychisch krank/kränker werden?

Die Ausgangssperre ist folgerichtig im Ausbau eines autoritären nach vermeintlicher Sicherheit lechzenden Kontrollstaats. Was kann schnell und eindrucksvoll Handlungsfähigkeit suggerieren? Im Umgang mit der Pandemie wird dieses Instrument niemandem langfristig helfen.

Diese Bullenpräsenz ist eindrucksvoll, keine Frage. Und die Tatsache, dass sehr wahrscheinlich niemand mitbekommt, wie man schikaniert, eingeschüchtert oder festgenommen wird, macht Angst.
Dennoch: Jetzt und auch schon vor der Ausgangssperre treffen wir unsere eigenen Entscheidungen, wann und wo wir unterwegs sind und mit wem wir uns treffen. Wir sind in der Lage, Verantwortung für uns und unser Umfeld zu übernehmen. Seit wann brauchen wir Bullen, Ordnungsamt oder einen Staat, der uns vorschreibt wie wir mit unseren Freund*innen, mit der Familie oder Arbeitskolleg*innen umgehen?

Eine brennende Zivikarre in der Innenstadt ist für uns ein Zeichen dafür, dass wir leben und widerständig sind. Wir nehmen die Macht- und Drohgebärden seitens der Schweine und ihrer Vorgesetzten nicht hin, die immer weiter mit Kompetenzen ausgestattet werden. Eine Karre weniger, die die scheiß Bullen unterm Arsch haben, um rumzuschnüffeln, zu denunzieren, zu bedrohen, zu observieren…
Dabei bekämpfen wir auch den Bullen in unserem Kopf und die soziale Kontrolle, die uns weis machen will, dass man nur noch ein bisschen abwarten und durchhalten müsste bis wieder alles seinen „normalen“ Gang geht.

Wir hassen diese Normalität!

Seht diese Direkte Aktion auch als Rache. Für die von Bullen schwer verletzten Freund*innen in Frankfurt, Hamburg und Berlin! Wir stehen an eurer Seite!

All Cops Are Targets

Operation Qosay K.

Übernommen von chronik.blackblogs.org.