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Brandstiftungen an Test- und Impfzentren

Warum zündet man ein Test- oder Impfzentrum an? Nun, wer sich diese Frage heute noch stellt, muss entweder kürzlich erst aus seinem Dornröschenschlaf erwacht sein, oder aber auf einer der falschen Seiten stehen. Dass Testzentren Teil jener Infrastruktur sind, die durch die Erfassung von Inzidenzen und die Ausstellung von positiven wie negativen Testzertifikaten nicht nur den Legitimationsrahmen und die konkrete Umsetzungshilfe für die staatlich verhängten Einschränkungen und Schikanen sind, ist schon seit Langem offensichtlich. Und Impfzentren? Nun, spätestens seitdem ein allgemeiner Impfzwang in Aussicht gestellt wurde, ist klar, dass auch diese Infrastruktur notwendig ist, um die Einschränkungen und Schikanen durchziehen zu können. Die Frage ist also weniger, warum man Testzentren und Impfzentren anzündet, sondern vielmehr, warum es bisher so wenige gewesen sind, die den Flammen zum Opfer fielen. Allerdings haben Angriffe auf Test- und Impfzentren auch einen gewissen Makel: Mittlerweile sind diese Infrastrukturen so dezentral und zugleich so mobil und immer besser geschützt, etwa durch Wachpersonal und mancherorts sogar Polizeischutz, dass diese Angriffe letztlich wohl nicht in der Lage sein werden, sie signifikant lahmzulegen.

Nichtsdestotrotz haben uns die im folgenden dokumentierten Brandstiftungen an Impf- und Testzentren ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

Innerhalb weniger Stunden haben in der Nacht auf Sonntag, den 21. Dezember 2021 ein Container einer Corona-Teststelle in Ahaus und ein Testzelt, samt Container einer Teststelle im nahe gelegenen Gronau gebrannt. Es entstand jeweils ein Sachschaden in Höhe von rund 10.000 Euro. Auf in der Presse veröffentlichten Bildern lassen sich zudem die in Gronau am ausgebrannten Container des dortigen Testzentrums hinterlassenen Schriftzüge „Stop oder Tod“, sowie „La Libertad“ (etwa „Freiheit“) erkennen. Beide Teststationen hatten zuvor schon einmal gebrannt. In Ahaus hatten Unbekannte sogar schon zweimal die zur Teststelle umfunktionierten Baucontainer und Zelte angezündet. Einmal am 07. August 2021, hatte ein Müllcontainer gebrannt, nachdem er mutmaßlich in Brand gesteckt worden war, und Container, sowie Testzelt beschädigt, am 25. September dann, brannte der Container richtig. Das Feuer vernichtet rund 1000 Tests. Dieses Mal war Presseinformationen zufolge ebenfalls der Schriftzug „Stop oder Tod“ hinterlassen worden.

In einer Sommernacht Anfang Juli 2021 hatten drei Männer in der Reutlinger Innenstadt einen für Corona-Tests genutzten Pavillon in Brand gesteckt und sich dabei gefilmt. Es entstand ein Sachschaden um die 1000 Euro. Leider wurden die drei von den Bullen erwischt und von einem übereifrigen Richter wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung verurteilt.

Es müssen ja auch nicht immer „politische“ Motive sein. Schon ein bisschen Langeweile machte schließlich die Meisten von uns schon des Öfteren zu Brandstiftern. Und warum auch nicht? Ist Langeweile nicht ein genausoguter Grund wie jeder andere? In Mannheim jedenfalls gaben eine Frau und ein Mann, nachdem sie am 26. Oktober 2021 von den Bullen aufgegriffen wurden, nachdem sie ein Testzentrum angezündet hatten, an aus Langeweile gehandelt zu haben. Ein kleines Feuer gegen die sterile Langeweile, man hat nicht gelebt, wenn man es nicht wenigstens einmal ausprobiert hat …

Am 22. November brannte es in Graz. Eine zur Teststation umfunktionierte Holzhütte neben einer Apotheke wurde aufgebrochen und darin ein Brand gelegt.

Ein Impfzentrum brannte am 14. September 2021 im sächsischen Treuen. Drei Unbekannte sollen Bierflaschen mit einer brennbaren Flüssigkeit auf das Gelände geworfen haben. Weil die Brandsätze nicht richtig gezündet hatten, hielt sich der Schaden in Grenzen. Ein auf dem Gelände eingesetzter Wachmann konnte diesen Angriff auch nicht verhindern. Die Angreifer warteten einfach ab, bis er sich auf die andere Seite des Geländes begab und schlugen dann zu.

Bereits im April, genauer gesagt, am Ostermontag, hatten Unbekannte wohl versucht, ein Testzentrum in Berlin-Tiergarten in Brand zu stecken. Weil das Feuer wohl von selbst wieder erlosch, konnten am nächsten Tag nur ein paar kleinere Schäden an Container und Zelt bestaunt werden.

Ebenfalls beim Versuch blieb es am 15. Dezember 2021 in Landshut. Mithilfe eines auf das Gelände geworfenen Bengalos hatte wohl jemand versucht, ein dortiges Testzentrum abzufackeln. Der Bengalo erlosch jedoch, ohne dass es zum Brand kam.

Erfolgreich war dafür eine Brandstiftung in einem Testzentrum in Wiesbaden in der Nacht auf Donnerstag, den 02. Dezember 2021. Rund 30.000 Euro Sachschaden entstanden bei einem Brand in einer Teststelle von CoviMedical. Ein am Tatort hinterlassenes Communiqué erklärt die Antifaschistische Gesinnung der Brandstifter*innen:

Es fing nicht mit
Gaskammern an.
Es fing mit einer Politik an, die von
WIR
gegen DIE sprach.
Es fing mit Hetze
und Intoleranz an.
Es fing mit der
Aberkennung von Grundrechten an.
Es fing mit
Menschen an, die einfach
wegschauten.

Darunter findet sich ein durchgestrichenes Hakenkreuz.

Dass es nicht immer gleich den Griff zum Feuerzeug braucht, um ein Impfzentrum lahmzulegen, das bewies ein findiger Internetnutzer im Brandenburgischen Wandlitz. Er vereinbarte einfach rund 150 Termine und gab dabei nicht existente Personaldaten an. So war das Impfzentrum für einen Tag ausgebucht. Das Personal wartete, aber keine*r kam. So leicht das Ganze auch scheinen mag und so harmlos es klingen mag: Dass die Bullen wenige Tage nach dieser Sabotage einen Tatverdächtigen festnahmen und irgendeinen Strafparagraf aus dem Hut zauberten, sollte eventuelle Nachahmer*innen dazu ermahnen, Anonymisierungsdienste wie beispielsweise Tor zu nutzen und das Ganze nicht vom eigenen Computer aus zu machen. Vielleicht kann man ja mancherorts auch per Anruf aus Telefonzellen Termine mit Fake-Daten vereinbaren.

Und als eine Art allgemeine Erinnerung: Nicht bloß Test- und Impfzentren können angegriffen werden. Nachdem im Herbst 2020 bereits das Robert-Koch Institut in Berlin sein Fett weg, bzw. Molotow-Cocktails abbekam, traf es Ende Dezember 2021 das Bremerhavener Gesundheitsamt. Auf in den Medien veröffentlichten Bildern ist ein teilweise zerborstenes Fenster zu sehen, an dem die Rußspuren von Brandsätzen zu erkennen sind. Ein größerer Schaden blieb jedoch leider aus.

[Gap, Frankreich] Zum Angriff auf ein Impfzentrum

Gap. Stadtzentrum. Die Nacht vom 1. auf den 2. Juni 2021. Einige Individuen brechen die Hintertür eines Veranstaltungssaals auf, die in ein Impfzentrum verwandelt worden ist. Die Tür gibt leicht nach, einige Individuen finden sich in einem langen Gang wieder. Er verläuft links von einigen Räumen, in die er jeweils führt. Eine Tür auf der Rechten ist nicht verschlossen, sie führt in einen großen Saal, in dem höchstwahrscheinlich die Impfungen stattfinden. Hastig werden mit dem dort befindlichen Mobiliar Haufen gebaut. Fläschchen mit hydroalkoholischem Gel wird mit dem Benzin ausgeschüttet. Eine Bewegung mit dem Feuerzeug, alles entflammt sich und die Silhouetten verschwinden in der Nacht. Das Ganze hat nur einige Minuten gedauert, genug um einen guten Teil des Gebäudes zu zerstören.

Letztlich handelt es sich um einen ziemlich symbolischen Akt, weil ein anderes Zentrum tagsüber geöffnet wurde, und so weit man in der Presse lesen konnte, hatte der Angriff von derselben Sorte in Nyons einige Wochen früher nur eine leichte Verspätung der Öffnungszeit zur Folge, die schnell wieder aufgeholt wurde. Ein gutes Beispiel, das zeigt, wie wichtig es ist, das Herz des Monsters ausfindig zu machen anstatt seine Tentakeln anzugreifen, aber sei’s drum.

Auch wenn uns überaus bewusst war, dass dieser Akt hauptsächlich symbolisch sein würde, wollten wir auch, dass er eine Debatte auslöst. Wir wundern uns seither über die Stille auf den anarchistischen Blogs und Zeitungen über diese Nacht und die davor (plus die aus der jüngsten Vergangenheit, da sich seit der Verkündung zur Erweiterung des „Pass Sanitaire“ [„Gesundheitspass“ in Frankreich, dessen Besitz den Zugang zu Restaurants, den Besuch im Krankenhaus usw. erlaubt] die Akte zur Zerstörung von Impfzentren vervielfachen, die nicht alle von Zeichen begleitet werden, die denken lassen, dass sie aus reaktionären Kreisen kommen oder von der extremen Rechten).

Sollte es wirklich unvorstellbar sein, dass Anarchisten Corona-Impfzentren angreifen könnten? Liegt das daran, dass man nicht das Risiko auf sich nehmen will mit nicht sehr feinen bis hin zu wirklich problematischen Kritiken, die mit Beginn der Pandemie an Stärke gewonnen haben, in einen Topf geworfen zu werden? Ist es, weil Leute nichts von diesen Angriffen mitbekommen haben, oder dass das Ziel wenig geeignet erscheint? Und doch, im Schatten des „Pass Sanitaire“ und zu dem Zeitpunkt, an dem der zuerst widerspenstige Teil der Bevölkerung nun doch nachgibt (und ihre Schulter den Impfhelfern präsentiert), angesichts des Drucks, den die Regierung ausübt und weil es sich als unmöglich herausstellen wird ohne diese Impfung weiterhin ein „normales“ Leben zu führen, scheint es für diejenigen, die sich weigern, den Gang dieser Welt zu akzeptieren, umso logischer, den sauberen Ablauf der Impfkampagne zu sabotieren. Schade, dass diese Akte nicht das Echo erfahren haben, das sie verdient haben. Deswegen also dieser Text, der hofft das Schweigen zu durchbrechen, einige Punkte klar zu machen und der Debatte Raum zu geben.

Wenn mich die Vorstellung glücklich macht, dass Impfzentren das Ziel von Angriffen werden, dann liegt das nicht daran, dass ich denke, dass der CIA davon profitiert um die Bevölkerung zu verchippen, oder dass der Coronavirus nicht existiert. Auch nicht weil ich denke, dass die Menschheit verschwinden sollte und dass der Virus ein gerechter Angriff des Planeten gegen seine Parasiten ist, auch wenn diese Geschichte mich zum Lächeln bringt. Sondern weil, da ich Corona als eine „logische“ Konsequenz unserer zusammengepferchten und globalisierten sozialen Organisation verstehe, ich gegen die Fähigkeit der techno-industriellen Welt alles zu opfern, um weiterhin existieren zu können, kämpfen will. Auch weil ich gerne hätte, dass „man“ akzeptiert, dass man krank wird, auch todkrank, auch wenn ich selbstverständlich an Corona Verstorbene sehr bedaure; so wie ich die Toten bedaure, die auf dem Altar des techno-wissenschaftlichen Fortschritts geopfert wurden, die menschlichen und nicht-menschlichen Tiere, die als Versuchstiere dienen, den Krieg um die Rohstoffe, die diese Megamaschine verschlingt und ohne die es weder wissenschaftliche Forschung noch Impfstoff gibt.

Es interessiert mich nicht, Teil dieses menschlichen Viehbestands zu sein, das man zwingt um jeden Preis gesund zu sein, damit er produzieren und konsumieren kann. Es interessiert mich vielmehr, dass man Behandlungsformen wieder findet, die nicht darin bestehen alles um einen herum zu zerstören.

Die Auswahl des Angriffsziels entspricht, so viel ist sicher, nicht dem Konsens. Die Medizin anzugreifen, die sich mit sogenannten „vitalen“ Fragen befasst, ist weder harmlos noch eine Entscheidung, die man auf die leichte Schulter nehmen kann. Aber lassen wir uns in die Falle locken, die die Verantwortlichkeiten umdreht, nach der es unsere Angriffe sind, die dem allgemeinen Wohlbefinden schaden? Muss man erneut wiederholen, dass es vor allem diese ganze techno-industrielle Welt ist, die verstümmelt, vergiftet und uns anschließend gewaltsam mit ihren Medikamenten verwalten will? Sie an ihrer Wurzel anzugreifen ist immer noch genauso notwendig, und wenn der Abhängigkeitsgrad von dieser Welt derart ist, dass unsere Handlungen Leben gefährden können (oder sie es zumindest scheinbar tun), dann bedeutet das, dass die Zeit eilt, und dass wir schwere Entscheidungen treffen müssen. Wir können nicht warten, dass alle aus ihrer Autonomie heraus Umgänge gefunden haben, um das anzugreifen, welches eben diese Autonomie in immer weitere Ferne rückt.
Auch wenn ich damit Orakel spielen mag, würde ich sagen, dass diese Abhängigkeit sich nur verschärfen kann. Aber was werden wir dann machen, arme revoltierende Seelen, wenn die Erpressung derart sein wird, dass wir nicht einmal mehr den kleinen Finger heben können werden ohne dabei zu riskieren, das Leben von Menschen zu gefährden? Stimmen, nicht immer so weit entfernt, erheben sich bereits jetzt, um über die Gefahren zu reden, die mit dem Angriff auf Funkmasten verbunden sind. Strafverfahren sind eingeleitet worden wegen Todesfällen, die sich in den paar Stunden ereigneten, in denen Orange [französischer Mobilfunkanbieter] nicht in der Lage gewesen ist ein Netz für die Notrufnummern herzustellen. Der Moment scheint nah, an dem der Angriff auf die Telekommunikation als eine Gefährdung des Lebens anderer betrachtet wird, genauso schlimm, wie wenn man jemanden von einer Brücke hängt und droht ihn fallenzulassen.

Ich schweife ab, versuche aber dadurch den Kritiken zuvorzukommen, die sicherlich nach Erscheinen dieses Communiqués aufkommen werden. Auch weil ich mir erhoffe zur Reflexion über unsere Handlungsspielräume einzuladen, wie sehr sie sich verkleinern, und wie sehr wir sie uns selbst verkleinern angesichts von Entscheidungen, die immer schwerere Konsequenzen haben. Verhindern wir, dass wir unsere Radikalität (im ursprünglichen Sinne dieses Wortes, das An-die-Wurzel-gehen) in unseren Diskussionen und Handlungen verlieren, unter dem Vorwand, dass diese Welt, die wir zerstören wollen, überlebensnotwendig für einen Großteil der westlichen Bevölkerung geworden sei.

Wir sind verantwortlich für unsere Handlungen, aber nicht schuld an ihren Konsequenzen.

Diese techno-industrielle Welt zu zerstören bedeutet auch, zynischerweise, zu akzeptieren, dass wir die Leben riskieren (einschließlich unseres eigenen), die davon abhängen. Ich fürchte, dass es keine „sanfte Methode“ gibt um aus dieser Hölle rauszukommen. Der Befund kann endgültig erscheinen, aber es ist auch noch Zeit, und zwar gleichzeitig, unsere Netzwerke, unsere Methoden, unsere Fähigkeiten, unsere Formen der gegenseitigen Hilfe und des Heilens und Umsorgens zu verbessern, damit ein soziales System anzugreifen nicht bedeuten muss, auch alle Individuen anzugreifen, die mit Gewalt in seinem Inneren gehalten werden.

Auf dass die Corona-Toten uns nicht erblinden lassen im Hinblick auf den Horror von allem anderen.
Auf dass die Erpressung des Staates nicht unsere Entschlossenheit schwächt, und die Größe der Aufgabe nicht zu Resignation führt, sondern ein ununterdrückbares Verlangen zu handeln hervorruft.

Mehr als je, an jene, die angreifen UND keine ebenso faule Welt wie die vorherige schaffen wollen, auch wenn sie weniger technologisch sein mag. An alle anderen, dass sie wissen, dass ich keinen gemeinsamen Kampf mit Patrioten und Reaktionären führe, auch wenn wir manchmal offensichtlich die gleichen Angriffsziele haben.

Ein Gruß an Boris und an die anderen für ihre Liebe zur Freiheit Eingekerkerten.

Quelle: Indymedia Bruxsel, 29. Juli 2021, übersetzt aus dem Französischen.

Übernommen von Zündlumpen #085.