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[Leipzig] DB-Funkmast angezündet – Militarismus angreifen!

Wir haben die deutsche Bahn als Teil der Kriegslogistik in Europa angegriffen. Wir haben nicht vergessen, dass dieser Konzern(auch wenn er sich zurzeit mit „humanitären“ Lieferungen in die Ukraine, das Image reinwaschen will) seit Jahren an Waffenlieferungen beteiligt ist. Insbesondere unsere Freund*innen in Rojava werden tagtäglich mit durch die DB gelieferten Waffen getötet. Die Kooperation zwischen der deutschen Bahn und dem faschistoiden Regime Erdogans ist eng.
So haben wir in der Nacht vom 28. auf den 29. April einen Funkmast der DB in Markkleeberg abgefackelt. Die Strecke an der der Funkmast steht wurde und wird wiederholt für Waffenlieferungen benutzt. Wir versuchen so der aktuellen Kriegslogik mit unseren Mitteln etwas entgegen zu setzen und wünschen uns möglichst hohen Sachschaden. Wenn die Strecke nicht zum Transport von Militärfahrzeugen genutzt wird, werden hier fleißig Autos, Kohle und andere zerstörerische Rohstoffe in alle Welt verschickt.
Was uns außerdem motiviert, ist der Versuch endlich aus der Ohnmacht auszubrechen, die mindestens seit Corona besteht. Sabotage an Kriegsgerät scheint keine gängige Praxis zu sein und wird außerdem durch das übliche Gelaber von bürgerlichen Linken versucht zu diskreditieren( á la: „Natürlich muss die Ukraine Waffen bekommen – da wird doch die freie Welt verteidigt!“)
Wir glauben nicht an „die Avantgarde“, aber wenn wir andere zur Sabotage motivieren können, bleibt uns ein Lächeln natürlich nicht erspart.
Die Rauchschwaden unseres Feuers mögen nach München ziehen, wo gerade ein Ermittlungsverfahren nach §129 inklusive Hausdurchsuchungen eingeleitet wurde.

Militarismus angreifen!
Für die Anarchie!

[Vorgehensweise: Eine 1Liter Flasche mit 2/3 Motoröl 1/3 Benzin, Eine 1Liter Flasche mit Benzin. Das ganze entzündeten wir mit einer 0,5Liter Flasche inklusive Benzin an der Grillanzünder mittels Kabelbinder befestigt wurde. Das ganze legten wir auf die Kabelstränge, die vom Schaltkasten zum Mast führen. Dazu sei gesagt: Wenn ihr an einem belebteren Ort seid, verwendet Zeitzünder!]


Übernommen von de.indymedia.org.

Sich vorantastend…

Alleine im Wald?

»Isère: Verschwörungstheoretiker voller Wut gegen den Staat fackelte Funkmasten ab«

»Drôme: Der Brandstifter von Pierrelatte: Gegen 5G, aber nicht gegen Glasfaser«

»Rhône: Zwei Mönche für das Abfackeln von 5G-Funkmasten verhaftet«

»Paris: Der Impfgegner sabotiert 26 5G-Antennen, um Frankreich vor den Covid-19-Verschwörungen zu retten«

Presseschlagzeilen der letzten Monate

Die Staatsbehörden haben seit 2018 hunderte Sabotagen gegen Telekommunikationsinfrastruktur registriert. Abgefackelte Funkmasten, durchgeschnittene Glasfaserkabel, verkohlte Verteiler, zerstörte Telefonschränke: diese Praktiken haben sich auf das gesamte Territorium ausgebreitet und haben definitiv in den letzten zwei Jahren eine quantitative Steigerung erfahren. Die Qualität der nächtlichen Aktivitäten der Saboteure und Saboteurinnen scheint ebenfalls einen Sprung gemacht zu haben: es kam zu Sabotagen, die besonders sensible Knotenpunkte trafen, andere waren koordiniert oder wiederholten sich in derselben geographischen Zone, andere zielten auf die Störung der Kommunikation einer genauen Struktur, Zone oder eines genauen Moments ab… Kurz, trotz der wiederholten Warnungen der Autoritäten, der Alarmschreie der Anbieter und einer nicht zu vernachlässigenden Zahl an Festnahmen zielen Angriffe weiterhin auf diese Infrastrukturen, die sich schwer vor einem verstohlenen Schnitt mit der Zange oder einem nächtlichen Brand schützen lassen.

Während letztere unleugbar die Venen der technologischen Herrschaft anvisierten, bleiben die individuellen Beweggründe und die darüber hinausgehenden Sehnsüchte der Hände, die diese vollbrachten, hingegen häufig im Dunkeln. Die Repression, deren eine primäre Aufgabe es natürlich ist, die Urheber der Missetaten, die das reibungslose Funktionieren der Gesellschaft durcheinander bringen, zu identifizieren, hat dennoch ein wenig die Diversität der Personen enthüllt, die sich auf Spaziergänge im Mondschein begeben. Auch wenn man dabei mit den Informationen vorsichtig sein muss, die in den Zeitungen veröffentlicht werden, ebenso wie mit den Anliegen der Verurteilten, die von Journalisten „zitiert“ werden, und ebenso vermeiden will, für uns die „Profile“ und „Kategorien“ zu übernehmen, die von den Staatsbehörden zum Zwecke der Kartographierung, der Aktenführung und der Repression etabliert wurden, hat man in diesen letzten Jahren äußerst unterschiedliche Personen gesehen, die für Angriffe auf die permanente Konnektivität verurteilt wurden. Während der Glanzzeiten der Gelbwesten haben beispielsweise zahlreiche Kleingruppen Sabotagen innerhalb oder am Rande dieser Bewegung der heterogenen Revolte verübt. Andere Verurteilte betonten vor dem Gericht ihre ökologische Sensibilität, ihren Widerstand gegen 5G wegen seiner schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt, ihre linke Gesinnung oder ihre Verweigerung der Kontrolle. Andere wieder, auch mit belastenden Beweisen und letzten Endes Verurteilungen konfrontiert, weigerten sich bis zum Ende vor Gericht oder in der Presse lange Erklärungen abzugeben. Hinter ihrer sturen Stummheit könnten sich sicherlich wenig freiheitliche Ansichten verstecken, allerdings heißt der Umstand, dass man keinen Sinn darin sieht, seine Spannungen und seine Ideen einem Journalisten zu erklären, sicherlich nicht, dass man notwendigerweise kein „Problem damit hat mit Verschwörungstheoretikern oder Rechtsextremen in Verbindung gebracht zu werden“. Genauso wie der Umstand, dass man nicht Teil eines mehr oder weniger „militanten“ Milieus ist, dass man kein „Solidaritätskomitee“ hat, das die eigenen Ideen verteidigt, sobald die Bullen sich auf einen stürzen, dass man keine öffentlichen Briefe schreibt, um unsere Handlungen zu erklären, nicht heißt, dass man automatisch Teil der „Faschos“ ist, die planen einen Rassenkrieg durch das Verursachen von Chaos auszulösen, oder der „Verschwörungstheoretiker“, die sich den Kopf im digitalen Netz vollstopfen lassen, oder der „Fundis“, die die neuen Technologien als Werk des Teufels betrachten.

In den letzten Monaten haben Presseschlagzeilen wie jene am Anfang des Textes zitierten etwas, das einige das „Wohlwollen“ gegenüber dem Schweigen der Urheber von Angriffen nennen würden, strapaziert, was sogar so weit ging, bei Gefährten einen existenziellen Fieberschub auszulösen. Die Logik scheint dabei standzuhalten: wenn es erwiesenermaßen hinter all den anonymen Angriffen – ja, das muss man hier erklären, die meisten Angriffe gegen die Telekommunikationsinfrastruktur wurden nicht von einem Communiqué begleitet und haben weder den Ermittlern noch den wachsamen Hütern der Genealogie einen Hinweis auf die ideologische Gesinnung gegeben – manchmal wenig empfehlenswerte Leute wie Gotteserleuchtete, patriotische Aktivisten oder besonders verwirrte Personen gegeben hat, die sich in irgendwas verrannt haben,… dann muss also jeder anonyme Angriff als etwas behandelt werden, das möglicherweise, sehr möglicherweise, von wenig empfehlenswerten Leuten kommt.

Der logische Fehler springt einem sofort ins Auge, doch was für eine Bedeutung haben schon die Überlegungen, die Argumente, die kritischen Evaluationen oder die Vertiefungen, wenn es einfacher ist sich alleine im Wald zu wähnen anstatt zu begreifen, dass nicht verachtenswerte Personen, die man nicht kennt und die vielleicht, ja wahrscheinlich, sehr unterschiedliche Visionen und Empfindsamkeiten von den unsrigen haben, ebenfalls durch das Unterholz schleichen könnten. Alleine im Wald, alleine wie Anarchisten, edle Diener eines höheren Ideals, ohne Widersprüche in unserem Leben, ohne „Schandflecken“ auf unserem ererbten Wappen, ohne Zweifel in unserem Denken und ohne „Fehl und Tadel“ in unseren Beziehungen und unserer Lebensweise, klar wie ein Vollmond und ohne eine einzige „revolutionäre“ oder „aufständische Illusion“. Trotzdem, auch wenn es immer möglich ist, sich selbst in die Tasche zu lügen, auch wenn es immer möglich ist sich ein Kartenhaus zu errichten, das der erste Windhauch der Realität wie Sand davonfegen wird, gibt es auch andere Wege, die sich nicht von der Welt, die uns umgebt, abgrenzen, die es nicht nötig haben unsere Ideen und jene, die sie verkörpern, auf ein Podest überhalb jeder Möglichkeit eines Fehlers zu erheben, um dem Kampf einen Sinn und unserem Leben Bedeutung zu verleihen.

Denn wir sind im Wald nicht allein. Wir sind nicht die einzigen menschlichen Faktoren der Unordnung, genauso wie die Menschen nicht mal der einzige Faktor sind, der die fragilen Gleichgewichte, auf denen die Welt in voller vernichtender Niederlage sich fortzubewegen sucht, ins Schwanken bringt. Andere Personen handeln, vielleicht mit weniger vertieften Ideen als den deinen, mit feineren Empfindsamkeiten als den meinen, von einem unmittelbaren Verlangen nach Rache gegen ein tödliches System bewegt, von einer finsteren Rache gegen ein Leben, dem jeder Sinn genommen wurde, ebenso wie von einem ideologischen oder religiösen Glauben, der in Konflikt ist mit dem technologischen Marsch der Welt.

Die Gründe

»Weil im Grunde das Wesentliche der Frage nicht die vermuteten Beweggründe von absoluten Unbekannten, über die man sowieso niemals etwas wissen wird (außer im Falle einer eventuellen Verhaftung, die wir niemandem wünschen), betrifft, sondern wie wir, innerhalb des sozialen Krieges, unsere Handlungen, die zu uns sprechen und mit unseren Ideen vibrieren, widerhallen lassen wollen. Ob sie nun kollektiv sind oder individuell, diffus oder sehr konkret, breit teilbar oder bösartig ketzerisch, komplett anonym oder subversiv gelabelt, im Schatten der Projektoren oder von ihren Urhebern auf verschiedene Weisen publik gemacht.«

Wanted interconnectés, Juli 2021

Angesichts der Feststellung, dass der Wald nicht nur Anarchisten Schutz bietet, öffnen sich im Großen und Ganzen zwei Möglichkeiten mit wie immer tausenden dazwischen liegenden Nuancen.

Die erste besteht darin zu denken, dass angesichts dessen, dass niemand anderes als wir anarchistische Ideen teilt (zumindest in ihrer Ganzheit, die sie stark von anderen Ideologien unterscheiden, die man mehr oder weniger je nach Situation und Präferenz des Moments in Stückchen zerschneiden kann), alle „Akte der Revolte“, alle „Momente der Unordnung“, alle „Fragmente des sozialen Kriegs“ oder wie auch immer man das nennen will, sicherlich das Panorama, den Hintergrund ausmachen, in dem wir handeln, aber dass wir uns davor hüten müssen, ihnen irgendwelche Beweggründe zu unterstellen. Dann, je mehr im Laufe der Zeit Beweggründe dem Zwielicht des Waldes entfliehen und diesen Handlungen eine bestimmte Farbe verleihen, eine Farbe, die uns aus Prinzip schon nicht ganz und gar gefallen kann (da schließlich die Anarchisten die einzigen sind, die anarchistische Ideen teilen), desto mehr wird es nötig sein unsere Absichten und Beweggründe gegenüber denen der anderen zu betonen oder klarzustellen. Denn jedes Schweigen von unserer Seite aus könnte Wasser auf den Mühlen der Absichten und Beweggründe sein, die wir nicht teilen. Wir sind also dazu gezwungen Fackeln inmitten des Wald zu entfachen, und dafür zu sorgen, dass die Scheiterhaufen, die wir damit entzünden, stärker, höher und heller brennen als die der anderen. Und dabei stark zu riskieren, dass in Wirklichkeit die anarchistische Identität unsere Hauptsorge wird, dass man damit endet (einschließlich in unseren eigenen Kreisen) eine Art von Katechismus zu etablieren, der die guten und die schlechten Punkte abhakt, und damit letztlich darin versagt, die Diversität und den Reichtum der Individualitäten als eine Frucht der Freiheit zu begreifen, sondern als eine fürchterliche Bedrohung.

Die zweite Möglichkeit bleibt immer noch diejenige, von uns selbst auszugehen, von unseren anarchistischen Ideen und Antrieben, aber die anderen „Faktoren der Unordnung“ nicht als Dinge zu begreifen, die es zu assimilieren oder sie derart zu präsentieren gilt, als seien sie – unbewusst und begraben – vom heiligen Feuer der Anarchie inspiriert, sonder einfach als Elemente, die ihr Gewicht und ihre Bedeutung im konkreten (und nicht etwa platonischen oder idealistischen) Krieg, der von den Menschen geführt wird, haben. Ein „sozialer“ Krieg, wenn man so will, im Sinne, in dem dieser die ganze Gesellschaft durchzieht und um die Frage der Herrschaft (in all ihren Deklinationen) kreist, und wo die Anarchisten jene sind, die die Notwendigkeit der Zerstörung der Herrschaft anstatt ihrer Reorganisierung verteidigen. Dieser „soziale Krieg“ ist nicht der Ausdruck einer Spannung in Richtung der „totalen Befreiung“ oder „der Anarchie“, er macht nur den Konflikt aus, aus dem die sozialen Beziehungen geboren werden und sich verändern, die wiederum im Gegenzug die Modalitäten dieses „sozialen Krieges“ prägen. Die von jenen, die an diesem Krieg beteiligt sind, stillschweigend oder explizit geäußerten Beweggründe müssen also in ihren historischen Kontext platziert und nicht extrahiert werden, um sie dann im Pantheon der Abstraktionen zu vergleichen.

Ohne natürlich ihr Gewicht zu leugnen, nimmt diese zweite Möglichkeit (entschuldigt mich für diese viel zu grobe Schematisierung) damit diese Beweggründe nicht als die einzige Referenz, als einzigen Hinweis der Realität, sondern als eine unter anderen. Das Bedürfnis eine Genealogie der „Akte der Revolte“ herzustellen, die Beweggründe der Urheber herauszufinden, ist viel weniger spürbar – ebenso das Bedürfnis systematisch Erklärungen der eigenen zu liefern. Der Erklärung der Handlungen macht damit Platz für die Elaborierung einer Projektualität, die danach strebt über jede einzelne von ihnen hinauszugehen, und der Umstand, dass diese Projektualität aufständische (die Entfesselung einer Situation des Bruchs) oder andere Absichten hat, macht dabei nicht notwendigerweise einen großen Unterschied. Es stimmt, wie es einige Kritiken betonen, dass dies dazu führen kann, das Gewicht der Beweggründe komplett beiseite zu schieben und damit zu riskieren, angesichts dieses Faktors blind zu werden, der tatsächlich zwar nicht der einzige ist, trotzdem aber einer bleibt. In diesem Fall, wenn die „Beweggründe“ hinter den Akten der Revolte nicht das exklusive Element sind, die die Anarchisten in dem, was sie verursachen, interessiert, darf das aber ebenso nicht dazu führen, ihren Einfluss auf die Realität des sozialen Kriegs komplett zu leugnen.

Handlungen, die für sich selbst sprechen?

»Nichts von dem, das geäußert wird, kann so von Drohung beladen sein wie jenes, das es nicht ist.«

Stig Dagerman

In der komplexen Realität, die die unsere ist, sind die Dinge natürlich noch komplizierter und enden sogar damit, jeden Schematismus und jedes Begreifen in ein schönes Chaos zu stürzen und dabei einige zusätzliche Bemerkungen nötig zu machen.

Einerseits, wenn das Schweigen der Aufständischen manchmal letztlich das Gewicht der Beweggründe verdunkelt, antwortet es andererseits auf die praktische Notwendigkeit, dem staatlichen Feind keinen Hinweis zu geben. Auf dieselbe Weise, wenn man einerseits nur schwerlich die Notwendigkeit bezweifelt, seine Gründe in einem wirren Kontext klarzustellen, ja gar in einem Kontext der scharfen Unzufriedenheit, die mit einer strategischen Projektion der Neofaschisten zusammenprallt (wie der gegenwärtige Widerstand gegen den »Pass Sanitaire« und die Angriffe auf Strukturen wie die Impfzentren), muss man andererseits klarsichtig bleiben, was das begrenzte Gewicht von Worten betrifft und was sie auszudrücken und zu vermitteln vermögen. Das gilt natürlich für jeden sprachlichen Ausdruck, vom Plakat zum Flyer und der Diskussion bis hin zur Zeitung oder einem Bekennerschreiben: alle sind von der Fähigkeit des anderen abhängig, das, was geschrieben oder gesagt wurde, zu verstehen.

Wenn man beispielsweise weiterhin in der Lage sein will, die Handlungen der anderen als diverse Ausdrücke innerhalb des „sozialen Krieges“ gut zu finden – von Angriffen auf Bullen in den Banlieues bis hin zu anonymen Infrastruktursabotagen –, muss man offensichtlich eine andere Weise finden das zu tun, als alles auf der kleinen Waage des Anarchismus abzuwägen. Oder wenn doch, müsste man sich definitiv darauf beschränken nur Handlungen zu erwähnen, zu denen sich vorschriftsgemäß Anarchisten bekannt haben, das einzige Mittel um radikal jedes Risiko der Spekulation, voreiligen Zustimmung oder ungesunden Nachforschung zu vermeiden – wohl wissend, dass auch das nur vorläufig sein kann, weil der Anarchist, der gestern eine schöne Handlung vollbracht hat, sich heute immer noch als Drecksack in seinen alltäglichen Beziehungen entpuppen oder morgen seine Meinung ändern kann…

Auf jeden Fall bleibt es im Grunde natürlich wichtig sich die Zeit zu nehmen unsere Beziehungen zu den anderen Lebewesen im Wald auf kritische Art und Weise zu vertiefen, ebenso unsere Art und Weise zu handeln. Jedoch, ebenso wie es tatsächlich weder ein Rezept gibt, das man einfach anwenden, noch ein Dogma, das man einfach hinunterbeten kann, kann es umgekehrt auch keine zu befolgenden Bedienungshinweise dazu geben, „wie man etwas macht“, deren Missachtung mit der Anklage, sich hinter Faschos und anderen Erleuchteten verstecken zu wollen, geahndet wird. Niemand, nicht einmal die borniertesten unter ihnen, werden wagen den Gefährtinnen und Gefährten die Verpflichtung aufzuerlegen ihre Handlungen zu erklären, ihr Projekt detailliert vorzustellen und zu rechtfertigen, ihre Handlungen hinsichtlich gewisser Vorgaben zu labeln, nur um der Bissigkeit irgendeines Chronisten des sozialen Krieges zu entgehen. Es wird immer jeder und jedem einzelnen zufallen, so zu handeln, wie es ihr oder ihm am besten scheint. Auf die Gefahr hin, die einen in Unwissenheit und Unverständnis zu lassen, und den Schatten zu bewahren um die Aktivitäten der anderen zu decken. Auf die Gefahr hin, die einen durch eine Erklärung, die als zu unredlich beurteilt wird, zu enttäuschen, oder andere durch die klare und präzise Darlegung von Ideen und Gefühlen, die einen zur Handlung inspiriert haben, zu inspirieren.

Denn sprechen letzten Endes die Handlungen für sich? Einerseits ja, in dem Sinne, dass sie die Verwirklichung eines konkreten Angriffs auf eine Struktur oder eine bestimmte Person ist. Die Zerstörung eines Funkmastes ist die Zerstörung eines Funkmastes, egal, wie man das gerne interpretieren würde. Andererseits nein, denn sie können nicht in sich selbst alle Beweggründe, Spannungen, Empfindsamkeiten ausdrücken, die den Urheber dazu motiviert haben diesen umzusetzen. Damit sind Handlungen das, was sie sind, ein materieller zerstörerischer Fakt, der die Vorstellungskraft anregen oder öffnen kann (oder auch nicht), nicht mehr, nicht weniger. Gleichzeitig sind es auch all diese Handlungen, die das Panorama ausmachen, in dem wir handeln, und von dem wir Teil sind. Sie erhalten ihren Sinn also auch in einem Kontext, und nicht nur durch die eventuelle ausdrückliche Äußerung der Urheber. Da sie das Leben anderer Menschen durcheinanderbringen, auf den Kopf stellen, infragestellen, können sie niemals das exklusive Eigentum ihrer Urheber sein, so wie auch die Urheber niemals die einzigen sein werden, die ihnen einen Sinn geben (egal ob es darum geht sie gutzuheißen oder sie zu verurteilen). Angesichts dessen ändert der Umstand sich zu einer Handlung zu bekennen oder auch nicht, nicht radikal etwas an der Ausgangssituation. „Die Anderen“ sind nicht einfach passive Zuschauer, die die Handlungen ebenso wie die Erläuterungen, die die Urheber ihnen manchmal gerne geben wollen, regungslos empfangen: sie sind direkt beteiligt, denn ihr Leben wurde (auf mehr oder weniger kurzlebige Art und Weise) von der Handlung durch den Ekel oder den Enthusiamus, den diese bei ihnen hervorruft, etc., etc. verändert.

Kann also eine Bekennung zum Verständnis einer Handlung beitragen? Natürlich, ebenso wie sie sie umgekehrt ihren Lesern unverständlich machen kann, indem sie sie beispielsweise so sehr aufbläht oder mit so vielen Wort umgibt, dass letztere die Handlung letzten Endes beinahe in ihrem Referat ertränken und damit den einfachen Vorschlag begraben, den diese immer enthält: lasst uns kaputt machen, was uns kaputt macht. Und kann außerdem der Umstand sich zu bekennen wirklich davor bewahren mit wenig empfehlenswerten Menschen in einen Topf geworfen zu werden? Da der Wald weitläufig ist und die Handlungen deutlich weiter und über unsere Worte hinaus widerhallen (die „Auswirkungen“ der Propaganda, ob sie nun von anarchistischen Zeitungen oder von anarchistischen Bekennerschreiben ausgeht, werden immer begrenzt bleiben), würde man eher dazu neigen, dies zu relativieren, und auf jeden Fall die Bekennung nicht als eine Art Zauberlösung zu betrachten, als ein Wundermittel, das alle Probleme lösen soll, die die Handlungen und ihr mögliches Verständnis hervorrufen.

Links, rechts, links, rechts: jenseits davon!

»Dass die Linken seit Wochen Hand in Hand mit Faschos/Verschwörungstheoretikern auf die Straße gehen, sollte uns eine Warnung vor der Gefahr der Idee eines gemeinsamen Kampfes sein, die dazu führt, dass es uns egal ist, mit wem wir kämpfen, solange man die gleiche Praxis und das gleiche Ziel hat. Man vergisst, dass die Menschen, deren Handlungen man bejubelt, oder mit denen man demonstriert, Positionen haben, die hinsichtlich quasi allem mit den unseren in Widerspruch stehen, und dass wir in anderen Kontexten ihr Angriffsziel sein werden.«

Einige solidarische Widerborste, ihn ihrem Bekennerschreiben eines Orange-Fahrzeugs in Grenoble, September 2021

Seit mehreren Monaten scheint ein Großteil des Widerstands gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung von Personen aus dem rechten Spektrum auszugehen. In anderen Ländern ebenfalls, wie in Italien, in den Niederlanden oder in Deutschland sind Faschos in großer Zahl auf die Straße gegangen und haben ihre Anwesenheit bei Mobilisierungen des sehr heterogenen Restes klar deutlich gemacht. Mehrere Male wurden Anarchisten sogar von faschistischen Gruppen angegriffen, und glücklicherweise hat das auch umgekehrt stattgefunden. Trotzdem bedeutet sich auf einem selben Konfliktfeld wiederzufinden nicht notwendigerweise sich das ekelhafte Vokabular von Opportunisten, die auf der Suche nach einer „Querfront“ sind oder „objektive Allianzen“ als politische Strategie theoretisieren, angeeignet zu haben. Wenn man auch immer noch die Möglichkeit hat die Tür zuzuknallen und ein Kampffeld aufzugeben, das uns keine subversive oder Handlungsmöglichkeit, die die Freiheit in sich trägt, mehr zu bieten scheint, wird jedoch kein Konflikt jemals vollständig den antiautoritären Kriterien entsprechen. In einem Konfliktfeld, das nicht „rein“ ist (aber welches Konfliktfeld ist das schon?), zu handeln bedeutet natürlich nicht den Autoritarismus zu unterstützen, der dort vorhanden sein kann, und die Frage wird immer viel eher jene bleiben, wie wir handeln, und mit welcher Perspektive.

Auf der anderen Seite des Rheins gibt es große Teile der linksradikalen und libertären Bewegung, die jenen, die die anonymen Angriffe auf die Telekommunikations- und Energieinfrastrukturen verteidigen, vorwerfen, eine Querfront mit den Nazis zu bilden, oder zumindest ihr Spiel mitzuspielen (weil die militanten Nazis im Allgemeinen nicht so versessen auf Bekennerschreiben sind und ebenfalls den Angriff auf Infrastruktur theoretisieren, um so den Tag X herbeizuführen, den Tag des gesellschaftlichen Zusammenbruchs und den Beginn des „Rassenkriegs“). Da außerdem ein Großteil des Terrains rund um den Widerstand gegen 5G von offen verschwörungstheoretischen und der extremen Rechten wohlwollend gegenüberstehenden Komitees („Querdenker“) besetzt zu sein scheint, werden Angriffe auf die Infrastruktur nicht mehr als Sabotagen gegen die Technowelt wahrgenommen, sondern als Beweise für die Virulenz der Nazis. Vom hohen Ross der antifaschistischen Kollektive und Kreise der Bewegung aus werden also Handlungen, zu denen sich niemand bekannt hat, diskreditiert, sobald das para-polizeiliche Prinzip, dass „eine Handlung gegen eine Infrastruktur, zu der sich niemand bekannt hat, einer Nazi-Aktion entspricht“, erst einmal etabliert wurde. Was noch für viele von ihnen dadurch verstärkt wird, dass sie im Allgemeinen als gute Jünger:innen des kollektiven und zivilisatorischen Fortschritts die subversive Tragweite von Angriffen auf dieses „Gemeingut“, das in ihren Augen die Elektrizität und die virtuelle Konnektivität sind, nicht zu erkennen vermögen.

Angesichts der aktuellen technologischen Restrukturierungen der Herrschaft, und egal von welcher Seite aus man diese betrachtet, bleibt ein kleiner Satz von Orwell – beileibe kein Feind jeglicher Herrschaft – beunruhigend aktuell: „Die wahre Spaltung besteht nicht zwischen Konservativen und Revolutionären, sondern zwischen Autoritären und Libertären.“ Jenseits des Rheins klagen diese Stimmen der deutschen radikalen und/oder libertären Linken also nicht nur die Anarchisten an mithilfe von Angriffen auf die Infrastruktur (die zum Hauptziel haben Chaos zu stiften und die technologischen Ketten anzugreifen, Praktiken, die in eine aufständische Projektualität eingebettet sein können oder auch nicht) einen „Bürgerkrieg“ auslösen zu wollen, sondern sie bestehen dann auch erhobenen Zeigefingers darauf, dass solche Angriffe deshalb zumindest von politischen Beteuerungen des guten Willens („soziale Gerechtigkeit“ und „progressive Emanzipation“ statt der Entfesselung der Freiheit, „gegen die Herrschenden“, aber immer indem man sich verständnisvoll gegenüber der Unterwerfung und Zustimmung der Beherrschten zeigt) begleitet sein müssten. Tatsächlich verlangen sie lediglich die Fortsetzung der guten alten opportunistischen Tradition, die sicherlich motiviert ist sich der Waffe der Sabotage zu bedienen, aber nur zu der Bedingung, dass sie als Medium und Sprachrohr für die politischen Pläne dient.

Und wenn nun die Anarchisten hier und anderswo letzten Endes mehr oder weniger dasselbe tun würden? Wenn sie Erklärungen für jeden Akt der Infrastruktursabotage verlangen würden, wenn sie sich faktisch von jeder Handlung, zu der sich nicht als „anarchistisch“ bekannt wurde, distanzieren würden, wenn sie überall nur noch die Hand der Nazis, der Verschwörungstheoretiker – und warum nicht, ein Klassiker des letzten Jahrhunderts: der ausländischen Geheimdienste – hinter den Sabotagen, deren Urheber sich dazu entscheiden im Schatten zu bleiben, sehen würden? Sie würden also darin enden, jede Projektion und jeden Willen, die eine unkontrollierte Vervielfachung der Sabotagen an Telekommunikations-, Energie- und Logistikinfrastruktur erhoffen und daran arbeiten, über Bord zu werfen, um nur noch ihre einer ideologischen Kontrolle unterworfene Vervielfachung zu akzeptieren und wertzuschätzen. Würde das bedeuten die Freiheit zu verteidigen oder eher sich vor ihr zu fürchten?

Der Umstand, dass Faschos/Verschwörungstheoretiker oder sogar Mönche einige Funkmasten angegriffen haben, nimmt kein einziges Gramm Richtigkeit daran einfach all diese Strukturen anzugreifen, zu Sabotagen gegen diese ermutigen zu wollen, die unkontrollierbare Vervielfachung letzterer zu erhoffen und daran zu arbeiten. Jedoch könnte uns das dazu zwingen noch mehr darüber nachzudenken, warum diese Handlungen vorgeschlagen werden könnten, warum wir wirklich ihre Verbreitung wollen, d. h. darüber nachzudenken um unsere Perspektiven zu verfeinern. Wenn die Terrains zu verlassen, wo andere auch aktiv sind, keine Option ist, wenn systematisch jede Handlung zu labeln nicht die Frage nach dem „selben Terrain“ löst, dann bedeutet das, dass man noch weiter suchen muss: in der Perspektive, die wir unserem Handeln geben, in den Ideen, die wir verbreiten, in den Methodologien, die wir vorschlagen, in den Projekten, die wir entwickeln.

Welche Freiheit?

Die Freiheit zu entfesseln bedeutet das Unvorhersehbare zu akzeptieren, das die Unordnung in sich trägt. Es bedeutet zu akzeptieren, dass die Freiheit nicht immer sanft ist, sondern dass sie auch ein blutiges Gesicht annehmen kann, wir wollen sie trotzdem. Wir wollen keine Freiheit, die von Risiken befreit wurde, noch wollen wir von der Freiheit verlangen, dass sie ihre Bescheinigungen, die ihr ein gutes Leben und Gebräuche attestieren, mitbringt, ehe wir sie bei uns einlassen. Das wäre keine Freiheit, das wäre Domestizierung, die sich mit libertärer Kleidung getarnt hat, der beste Boden, auf dem der Keim der Autorität wieder beginnen würde zu wachsen.“

La Forêt de l’agir, April 2021

Welche Perspektiven kann man also erkunden? Man könnte mit jenen beginnen, die man verstehen kann, uns aber am wenigsten inspirieren. Zum Beispiel diejenige, die häufig zwischen den Zeilen hindurchschlüpft, es aber schwer hat explizit ausgesprochen zu werden: es handelt sich um jene Perspektive, die die Existenz und die qualitative wie quantitative Verstärkung der anarchistischen Bewegung zum Hauptziel hat. Eine stärkere, größere, besser organisierte Bewegung, die in der Lage wäre sich den obskuren Kräften des Faschismus, der verschwörungstheoretischen Manipulation von sehr realer Wut, den linken Ideologien, deren Rolle wohl zu sein scheint den Kapitalismus und die Herrschaft in eine nachhaltigere, technologischere, fairere Zukunft zu begleiten, entgegenzustellen. Eine Bewegung, die es wagt sich selbst als Referenzpunkt zu betrachten, und die eine ausreichende Fähigkeit der Verbreitung, des Angriffs und der Relevanz entwickelt um eine wahre Kraft zu sein, die in der Lage ist in der öffentlichen Debatte Gewicht zu haben, den Unterschied in dazwischenliegenden Kämpfen zu machen, Nazis von Demonstrationen zu verjagen.

Bei einer solchen Perspektive gibt es ein starkes Risiko, dass die quantitative Verstärkung der anarchistischen Bewegung, die an sich bereits schwer vorstellbar ist (denkt man alles in allem wirklich, dass anarchistische Ideen heutzutage von Massen von Personen geteilt werden könnten?), sich letztlich mit der Repräsentation einer solchen Verstärkung zufrieden geben wird. Der Spiegeleffekt verführt leicht zum Exhibitionismus und entleert damit rasch den Kampf, um ihn mit einem Bild zu ersetzen, das man für real hält. Letztlich endet eine solche Perspektive normalerweise damit die anarchistische Identität zu verstärken, um dann mit leidenschaftlicher Feindschaft… die anderen Waldbewohner anzugreifen. Um dies zu tun hat diese Identität also Tendenz sich überdimensioniert aufzublähen, der Form den Vorrang vor der Qualität der Substanz zu geben, und endet damit, sich mittels Vergleichen im Spiegel der Repräsentation mit allen anderen Identitäten zu messen.

Andere Wege bleiben jedoch möglich, die sicherlich etwas düsterer und gefährlicher sind. Wege, die nicht für jene gemacht sind, die sich vor Schlamm fürchten oder die es nicht ertragen können im Schatten zu arbeiten. Wege, an deren Ende keine Garantie existiert, keine Anerkennung, die uns erwartet, die nicht die bloße Existenz von Anarchisten und ihr Überleben als das Alpha und Omega der Subversion oder der Anarchie betrachten. Es handelt sich um den Weg, der sich mal steil aufwärts, mal steil abwärts durch die Landschaft schlängelt, um den Zug des Fortschritts und der aktuellen Gesellschaft zum Entgleisen zu bringen. Ohne dabei die Verbreitung unserer Ideen (mittels verschiedener Mittel) aufzugeben, ohne die Nützlichkeit und die Notwendigkeit der anarchistischen Kritik zu unterschätzen, zielt der Weg, von dem wir hier sprechen, insbesondere darauf ab, zur Erschütterung der Situation, zur aufständischen Explosion, zum Zusammenbruch dessen, was die produktiven und sozialen Strukturen aufrechterhält, beizutragen. Dieses Projekt, diese Projektualität zielt weder auf das numerische Wachstum der anarchistischen Bewegung, noch auf die Vergrößerung ihres Rufs, sondern darauf, die sozialen Konflikte auf eine umfangreichere Umwälzung auszuweiten; weil auf eine unkontrollierte Vervielfachung der Handlungen und auf den unerwarteten Abbruch der Verbindung hinzuarbeiten das Aufkommen von Freiheit erlauben könnte, ja besser noch, sie ist eines der Gesichter, die die Freiheit, die heute losstürzt, annimmt.

Der Umstand, dass einige, deren Beweggründe wir sicher nicht teilen, sich ebenfalls daran beteiligen, dass andere, von denen wir überhaupt nichts wissen, sich auch darauf verlegen, verursacht in uns keine lähmende Angst, und treibt uns auch nicht dazu an einem exhibitionistischen Sichüberbieten teilzunehmen (eine Falle so alt wie die Welt, von allen gestrigen und heutigen Nachrichtendiensten bekannt und gestellt), sondern treibt uns vielmehr dazu, unsere Vorschläge, unsere Projektualität, unsere Ethik weiter zu verfeinern. Und vor allem mit unseren Mitteln und bescheidenen Fähigkeiten die dringende Zerstörung der aktuellen Gesellschaft voranzutreiben.


Übersetzung aus dem Französischen,  „En tâtonnant…“, Avis de Tempêtes #46, 15. Oktober 2021

In Bayern wie anderswo…

Wenn man in einem kleinen bayerischen Dorf wie Höchberg (in der Nähe von Würzburg) bei der freiwilligen Feuerwehr ist, dann engagiert man sich dort nicht wirklich, um kleine Katzen von Bäumen zu retten oder vom Kühbach überflutete Keller infolge der städtischen Zubetonierung zu leeren. Auch wenn es häufig das ist, was zu tun ist. Nein, wenn man – in Höchberg oder anderswo – bei der freiwilligen Feuerwehr ist, will man gefährliche Feuer im Namen der Ordnung und der Sicherheit bekämpfen. Man will bösartige Flammen löschen, um die staatliche Kontrolle und den Wohlstand des Handels zu verteidigen.

Tja, endlich mal, kann man sagen, haben sie das tun können. Zumindest jene, die Bereitschaft hatten, während sie noch die letzten Überreste ihres Rausches auskurierten, denn es ist der 2. Januar gegen 3h50, als der Alarm schließlich in der Bereitschaftskaserne ertönt. Als sie sich an den Dorfrand auf der Seite des Zeller Forstes begaben, wurden sie nicht enttäuscht, denn sie sahen einen großen Funkmast, der mit seinen Flammen die Nacht erhellte. Und während viele aufrechte Bürger, die den Schlaf der Gerechten schliefen, bis dahin keine Ahnung von dessen Anwesenheit inmitten der majestätischen Bäume hatten, während dieser ihnen doch treue Dienste leistete, um ihre leere Existenz mit einem Sinn auszufüllen, dann ist das sicherlich nicht mehr der Fall, seitdem sie kein Netz mehr haben.

Was die Ursache dieser Entflammung ist, die immerhin von den unteren Kabeln startete, um entlang des Mastes hinaufzuwandern, ehe die kleinen Feuersoldaten ihre Wanderung stoppte, bleibt natürlich der Polizei zufolge „unbekannt“. Aber Freiwillige-Feuerwehren-Ehrenwort, die Masche mit der nächtlichen und spontanen Selbstentzündung werden wir nicht bringen! Dann wenn einmal etwas Interessantes in Höchberg passiert, dann wäre das wirklich der Gipfel…

(Zusammenfassung der lokalen Presse, 11. Januar 2022)


Übernommen von Sans Nom.

[Niederlande] Dreifache Sabotage von Mobilfunkmasten

In der Nacht des 17. Dezember 2021 gegen 2 Uhr morgens wurden entlang der Autobahn A50 zwischen den Städten Apeldoorn und Arnhem (Provinz Gelderland) zwei in geringem Abstand zueinander stehende Mobilfunkmasten angezündet. Der Brand wurde der Polizei von vorbeifahrenden Autofahrer*innen gemeldet, die sicherlich besorgt waren, dass sie während der Fahrt nicht mehr telefonieren, Serien gucken oder sich von einem Algorithmus leiten lassen konnten.

Beim ersten Sendemast in Loenen wurde ein Gitterstab der Schutzumzäunung durchgesägt, um auf das Gelände zu gelangen und das Feuer an seinem Fuß zu entfachen. Die Feuerwehr konnte zwar verhindern, dass die gesamte Anlage an der Spitze des Mastes verkohlte, doch das verhinderte nicht, dass die Mobiltelefonie unterbrochen wurde. In Beekbergen hingegen, waren die Feuerwehrleute nicht schnell genug. Den Flammen gelang es, auf dem verkabelten Weg bis zur Spitze des Mastes zu klettern, und erst viel zu spät gelang es ihnen, den Mast zu löschen.

Die Polizei äußerte sich nicht dazu, ob es sich um dieselben Täter*innen handeln könnte oder nicht, bestätigte jedoch die Absichtlichkeit der Sabotage, da „Brände an solchen Sendemasten normalerweise nicht von selbst ausbrechen“ und „es besonders ist, dass die beiden Brände so schnell aufeinander folgten“, wie ihr Sprecher sagte.

Drei Tage zuvor, in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember, war es gegen 3 Uhr morgens entlang der Autobahn A50 auf der Höhe der Stadt Epe bereits zu einem ersten Sabotagebrand an einem Sendemast gekommen. Auch hier geht die Polizei von Brandstiftung aus und hat auch die LKW- und Autofahrer*innen, die in diesen Nächten auf der A50 unterwegs waren, dazu aufgerufen, mit den Ermittelden zusammenzuarbeiten und die Bilder ihrer Bordkameras zu sichten und an die Ermittelden zu liefern.

Schließlich sei noch erwähnt, dass in Zeewolde (Provinz Flevoland) am 18. Dezember gegen 19 Uhr ein weiterer Mobilfunkmast vom Netz genommen wurde, indem man einfach seinen Stromkasten abriss, der laut Polizei buchstäblich „explodiert“ ist.


Übernommen von Sans Nom. Übersetzung von Feral Fire.

[Nürnberg] Zwei Funkmasten der Polizei angezündet

In der Nacht des 13.12. haben wir zwei Sendemasten des bayerischen Landeskriminalamtes in Nürnberg angezündet.

Es gibt unzählige Gründe, die Polizei zu hassen und anzugreifen.

Die originäre Aufgabe der Polizei ist es, den gesellschaftlichen status quo beizubehalten. Das heißt, Polizist_innen werden dafür bezahlt, ein ausbeuterisches, rassistisches, sexistisches und auf den Ausschluss von Minderheiten basierendes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem aufrechtzuerhalten. Ihr Job ist es, den Gewinn und die Vormachtstellung der in diesem System Mächtigen zu verteidigen gegen jeden Versuch einer Veränderung hin zu Gerechtigkeit, Gleichstellung, Umverteilung oder ökologischer Nachhaltigkeit.

Die Polizei teilt daher die Ideologie der Ungleichheit, in der FLINTA, Migrant_innen, Arme oder Menschen mit Behinderung weniger wert sind und ihnen systematisch der Zugang zu fundamentalen Rechten und Gleichberechtigung verwehrt werden kann. Die Polizei ist schon von ihrem Grundauftrag zwingend konservativ und politisch rechts zu verorten.

Der Polizei wird medial, politisch und juristisch eine nie vorhandene Neutralität und Expertise zugeschrieben, die sie dazu befähigen soll, objektiv über Geschehenes zu berichten oder Situationen zu bewerten. Tatsächlich ist sie eine politische Akteurin, die offen gegen die eigenen Feindbilder (Menschen, die abweichendes Verhalten zeigen oder gesellschaftliche Veränderungen anstreben und Migrant_innen) vorgeht und der dabei noch die Deutungshoheit über ihre Angriffe zugestanden wird.

Zur Aufrechterhaltung der Herrschaftsverhältnisse ist sie für die Profiteure des Kapitalismus von enormer Bedeutung, weshalb die Polizei immer mehr Machtbefugnisse und Mittel zur Gewaltanwendung erhält. Sie erhält neue Waffen wie Taser (NRW) oder Panzer und Handgranaten (Bayern) zum Einsatz gegen ihre Feindbilder. Nach eigenen Vorlieben verbietet die Polizei Demonstrationen oder lässt Events wie Fußballspiele verlegen, nimmt Menschen willkürlich in Gewahrsam oder durchsucht und verwüstet Wohnungen.

Der Rassismus dieser Organisation äußert sich täglich in Racial Profiling und rassistischen Beleidigungen und in über 200 rassistisch motivierten Morden durch Polizist_innen seit 1990. Die deutsche Polizei mordet in Gefängniszellen (z.B. Dessau), vergewaltigt in Wohnungen (z.B. Erfurt), begegnet Opfern sexualisierter Gewalt mit weiterer sexueller Belästigung (z.B. Mecklenburg-Vorpommern), bereichert sich durch Diebstahl selbst (z.B. Leipzig) und begeht unzählige Körperverletzungen und Freiheitsberaubungen, insbesondere gegen Migrant_innen und Linke auf offener Straße – alles in dem Wissen der völligen Straflosigkeit.

Wir sind nicht überrascht oder empört über rechtsextreme Chatgruppen oder Beteiligung von Polizist_innen an rassistischen Hetzjagden (z.B. Freiburg) oder AfD-Engagement in ihrer Freizeit. Die Polizei ist eine rechte Organisation, ihre Mitglieder wollen die Unterdrückungsmechanismen dieser Gesellschaft beibehalten und bekämpfen alles, was „links“, „fremd“ oder „störend“ ist. Natürlich tauschen sie sich in rechten Chatgruppen aus und bestärken sich gegenseitig in ihrer Ideologie.

Die garantierte Straflosigkeit, ihre unhinterfragte mediale Präsenz, ihre Aufrüstung mit einem endlosen Waffenarsenal und Überwachungsbefugnissen macht die Polizei zu einer extrem gefährlichen und wirkmächtigen rechten Organisation. Polizist_innen sind eine Gefahr für FLINTA, für Migrant_innen und Alle, die sich für eine soziale/ökologische Veränderung der Gesellschaft einsetzen.

Daher ist jeder Angriff auf die Organisation „Polizei“ zu begrüßen. Jeder Widerspruch, jede Störung des normalen polizeilichen Arbeitsablaufs, alles, was die sie daran hindert, ihre Taten zu begehen ist wichtig. Jeder Attacke auf ihre Infrastruktur oder einzelne Polizist_innen ist legitim. Sie sind Täter_innen, die sich aus ideologischer Überzeugung der Polizei angeschlossen haben. Niemand muss Bulle sein!

In der Nacht des 13.12. haben wir deshalb die Infrastruktur der Polizei in Nürnberg angegriffen, indem wir ihre mobilen Funkmasten am Marienbergpark und am Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) angezündet haben. Die Masten sollen laut LKA dafür sorgen, dass die Funkverbindung der Polizei während Einsätzen im gesamten Stadtgebiet gesichert ist. Für dieses Ziel haben sie die Masten mit Security, Stahlzäunen und Stacheldraht sichern lassen.

In Erwartung der gängigen offiziellen Stellungnahmen („Neue Dimension der Gewalt / Gefährdung von Unbeteiligten“) noch einige Worte zu den Zielen: Wir haben kein Interesse daran, dass Polizist_innen über ganze Stadtgebiete ihre Aktivitäten koordinieren und absprechen können. Gegen sie richtet sich unsere Aktion; für die Arbeit der Rettungsdienste und Feuerwehren wird keine lückenlose Verbindung benötigt. Diese ist ausschließlich für die dynamischen, mobilen Einsätze der Polizei (z.B. Verfolgungsjagden oder Observationen) notwendig. Es wurde sichergestellt, dass keine Menschen bei dem Anschlag gefährdet werden. Weder für die Camper_innen im Marienbergpark, noch für Arbeiter_innen im Umfeld des Turms am BAMF bestand zu irgendeinem Zeitpunkt eine Gefahr.

Wir halten die Arbeit der Polizei für eine potenzielle Bedrohung für alle, die von ihr als „störend“ oder „fremd“ gelesen werden. Dementsprechend hoffen wir, dass durch die Brände die kommenden Einsätze in der Stadt nicht mehr ganz so reibungslos funktionieren.

 

All Cops Are Targets!

 

Freiheit für alle politischen Gefangenen!

[Germering] Brand an Mobilfunkmast

In der Nacht auf Samstag, den 14. August 2021 schmorte an der Lindauer Autobahn bei Germering ein Glasfaserkabel eines Mobilfunkmasts in Folge eines Brandes durch. Obwohl der Leitstelle des zuständigen Mobilfunkanbieters bereits gegen 2 Uhr eine entsprechende Meldung vorlag, tauchte der Techniker dort erst gegen 6 Uhr auf und konnte nur noch einen Sachschaden in Höhe von mindestens 20.000 Euro feststellen. Zusätzlich fiel der örtliche Mobilfunk mindestens bis zur anschließenden Reperatur aus. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

Übernommen von Zündlumpen #085.

Warum ich zwei Funkmasten auf dem Mont Poupet abgefackelt habe

Ein Brief von Boris aus dem Gefängnis

Hallo, ich heiße Boris. Ich bin jetzt seit neun Monaten in der Strafvollzugsanstalt von Nancy-Maxéville für das Abfackeln von zwei Funkmasten im Jura im April 2020 eingesperrt.

Wenn ich mich erst jetzt dazu entscheide einige öffentliche Worte rund um meine Sache zu veröffentlichen, dann liegt das besonders daran, dass der Staat mich gerade verurteilt hat und mir erscheint es wichtig, meine Eindrücke und meine Wut gegen den Techno-Totalitarismus auf Papier zu bringen, die sich, seitdem ich eingesperrt bin, sicher nicht verflüchtigt hat. Ganz im Gegenteil.

Während die Staaten sich abstimmten um der Bevölkerung einen Maulkorb anzulegen, indem sie ihr unter dem Vorwand die Covid-19-Pandemie einzudämmen befahlen, brav zuhause zu bleiben, verbreiteten sich Sabotagewellen in Frankreich und Europa (Niederlande, Großbritannien, Italien,…) gegen die Infrastruktur der technologischen Herrschaft (Funkmasten, unterirdische Glasfasernetze, Kraftwerke…). Im Osten und Westen, im Süden und Norden Frankreichs wurden Masten gefällt, ihre Kabel durchgeschnitten und in den meisten Fällen dutzendweise in Schutt und Asche gelegt und so die Telekommunikation unterbrochen, die Geolokalisation der Handys und die Spionage jener, die sich im Visier der Repression befinden.

Während ich diese paar Zeilen schreibe, setzen sich diese Sabotagen gegen das Telekommunikationsnetz munter fort, auch wenn die Herrschaft großes Interesse daran hat, diese zu verheimlichen oder sie kleinzureden. Manchmal ist das Ausmaß der Zerstörung derart, dass es unmöglich ist sie zu verschweigen, wie die Brandstiftung an einem TDF-Mast in den Bouches-du-Rhône Anfang Dezember 2020 oder auch die Brandsabotagen in der Nähe von Limoges, zu denen sich auch bekannt wurde, um das Jahr 2021 mit guten Vorsätzen zu starten.

Das technologische Netz, das das gesamte Territorium bedeckt, breitet sich in rasender Geschwindigkeit aus und perfektioniert seine Funktion mit dem neuen 5G-Netz, und es erlaubt einen ganzen Haufen neuer sozialer Normen zu akzeptieren, die vom Staat mit der Empfehlung und dem Segen von Ärzten und Wissenschaftlern auferlegt wurden. Auf gleicher Ebene wie ein ganzer Haufen Produkte und Drogen, die die Bevölkerung brav und fügsam halten, spielen die Bildschirme eine primäre Rolle, damit der Lockdown von einer großen Mehrheit akzeptiert wird: Home-Office, Home-Party, Home-Schooling, Home-… Wie hätte die Herrschaft diesen landesweiten Hausarrest ohne diese ganze Technostruktur durchgesetzt?
Es ist die Stunde der Beschleunigung der Flüsse und der Daten, die Stunde der Konnektivität der Alltagsgegenstände um immer mehr zu kontrollieren, zuzuhören, zu tracken und zu spionieren, ohne Ende den Menschen mehr zum Sklaven der Maschine zu machen. All das ist das, was die Herrschaft „Fortschritt“, „Zivilisation“ nennt. In Wirklichkeit ist dieses Gesellschaftsprojekt durch und durch dystopisch. Angesichts dieses Gitters des Digitalen gibt es keine 36 000 Lösungen. Mir scheint es notwendig, das Stadium der Kritik hinter sich zu lassen und hier und jetzt zu handeln und die Ideen mit Handlungen zu verbinden, und dabei die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen um zu verhindern sich in den Maschen der Repression zu verheddern. Und leider weiß ich, wovon ich rede.
Diese ganze Sache geht von einem augenscheinlich neuen, blauen Plastikdeckel aus, von einer öligen Substanz bedeckt, am Fuß einer der beiden Masten des Mont Poupet, auf dem meine DNA gefunden wird. Da ich bereits registriert bin, finde ich mich im Visier der Richter und Bullen wieder, die große personelle und finanzielle Mittel aufbringen werden, um meinen Alltag (meine Gewohnheiten, meine Bekanntschaften) im Sommer 2020 auszuspähen (IMSI-Catcher, Kameras vor Wohnhäusern, GPS-Sender unter den Autos jener, die mir nahe stehen, TKÜ und Ortung, Zivis des GIGN [Groupe d’intervention de la Gendarmerie nationale, vergleichbar der GSG9] (aus Versailles) für Beschattung und Beobachtung…)

Was den Gewahrsam angeht, muss ich echt sagen, dass ich „verkackt“ habe, als ich geredet habe (auch wenn es nur mich betraf). Da habe ich vorher schon zahlreiche Ingewahrsamnahmen hinter mich gebracht ohne jemals geredet zu haben, doch an diesem Tag habe ich diesen fatalen Fehler begangen, der, einmal gemacht, unmöglich repariert oder gar rückgängig gemacht werden kann. Es bleibt das Risiko sich weiter reinzureiten, sich in Erklärungen zu verstricken, die für den Angeklagten nur nachteilig sein können.
Ich habe mir deswegen Vorwürfe gemacht und ich tue es auch heute noch, der Repression Informationen gegeben zu haben, indem ich im Verhör diesen Inquisitoren der Macht geantwortet habe, wahre Perverslinge, die perfekt wissen, wie man sich in die psychologischen Schwachstellen eines Individuums hineinbohrt und einen bricht. Das wird nie wieder vorkommen.

Am 22. September in Besançon sind Gendarmen [Militärpolizisten] der Regionalsektion von Besançon (und andere der Oracle-Ermittlungsgruppe) in Begleitung der Kriminalpolizei von Dijon um 6h30 bei mir sowie bei zwei weiteren Häusern eingelaufen. Auf Rechtshilfeersuchen der Ermittlungsrichterin Lydia Pflug (Kopf der JIRS [Juridictions interrégionales spécialisées, Richter für komplexe interregionale und nationale Fälle wie Organisierte Kriminalität, Wirtschaftskriminalität u. a.] von Nancy) wegen „Zerstörung von Funkmasten mithilfe von Brandstiftung in organisierter Bande, Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung und Zerstörung mithilfe von Brandstiftung in organisierter Bande“ in Besançon im Zeitraum vom 9. Januar bis 9. April 2020.
Während die anderen beiden Verfolgten am Ende des Tages gehen konnten, wurde ich nach Verstreichen meiner 48 Stunden in Gewahrsam im Büro der Richterin der Justiz überantwortet und es wurde Anklage gegen mich erhoben wegen Brandstifung an zwei Funkmasten auf dem Mont Poupet am 10. April 2020 im Jura, und ich galt als „verdächtiger Zeuge“ [témoin assisté; eine dringend tatverdächtige Person, wo es jedoch bislang keine eindeutigen Beweise gibt] für eine andere Brandstiftung an der SFR-Hauptverteiler-Anlage des TDF-Mastes auf dem Mont de Brégille über Besançon. Was gleichgestellt ist mit dem Versuch der Brandstiftung.
Am Ende der Ermittlung im März 2021 beantragt die Staatsanwalt die Einstellung der kriminellen Vereinigung und der versuchten Brandstiftung Ende März. Aber wiederholt die Eröffnung eines Gerichtsverfahrens für die Brandstiftung am 10. April 2020.

Während dieses nächtlichen Feuers im Lockdown wurde die Telekommunikation aller Mobilfunkanbieter (Bougues SFR Orange und Free) sowie die der staatlichen Repressionsorgane (Polizei und Gendarmerie) und des Elektrizitätswerks Enedis vorübergehend außer Betrieb gesetzt. Der Sachschaden wurde auf eine Summe zwischen 750 000 und eine Million Euro geschätzt. Für genau diese Fakten musste ich am 19. Mai vor dem Gericht in Nancy erscheinen. Trotz des Antrags auf Verschiebung meiner Anwältin, die nicht anwesend sein konnte, hat sich das Gericht nach einer Stunde Wartezeit dazu entschieden die Anhörung stattfinden zu lassen.
Die Maskerade konnte also fortfahren, ohne Publikum, aber mit einem Journalisten der Lokalpresse, der nur darauf wartete seinen Elan als Lakai der Herrschaft vorzuführen, um die Herrschaft noch etwas mehr zu festigen, dem Staat zu helfen seine feige und kalte Rache durchgehen zu lassen, gut geschützt vor den Blicken und Ohren derer, die zu meiner Unterstützung gekommen waren.

Die Vorsitzende, die sich von Anfang an über den Mangel an Anerkennung vonseiten ihres Ministers gegenüber der Richterkörperschaft* beschwerte (bringt das Murren der Cops etwa die Richterschaft auf Ideen?), stimmt man erneut den Refrain des armen Bürgers an, der nicht mehr das Krankenhaus anrufen kann, weit hinten auf dem Land, um sich behandeln zu lassen.

Ich antworte einfach, dass es Zeit ist zu lernen miteinander zu leben, was die Gesellschaft uns genommen hat, indem sie uns hinter Maschinen isolierte, mit Bildschirmen, die uns blind machen, und Kopfhörern, die uns taub machen angesichts der Gräuel dieser Welt, die alle Lebewesen, menschliche wie nicht-menschliche, ausbeutet, vergiftet und tötet. Ich gebe daraufhin ein persönliches Beispiel über den Umstand, dass ich ohne Handy aufgewachsen bin und dass es sicherlich mehr gegenseitige Hilfe und Unterstützung zwischen den Menschen gab, in einer Zeit, in der man keine App benötigte, um miteinander zu reden, sich zu treffen, sich zu küssen oder zu vögeln…

Ich komme gleich zum Urteil, das die Vorsitzende verkündete, das ich kaum gehört habe. Vier Jahre Knast, davon zwei auf Bewährung unter Auflagen plus mehrere zehntausend Euro Strafe (Ich kann mich nicht mehr an die exakte Summe erinnern).
Als ich das Gericht verließ, wurde mir die Freude zuteil eine große Gruppe meiner Freunde und Gefährten, die zu meiner Unterstützung gekommen waren, zu sehen, die für einen Moment die CRS [Bereitschaftsbullen] zerstreuten um mich mit „Freiheit! Freiheit!“-Rufen zu begrüßen. Das hat mir ziemlich viel Wärme und Kraft gegeben.
Meine Augen waren gleichzeitig voller Trauer, Freude und viel, viel Wut.
Einige Minuten nach der Urteilsverkündung wusste ich bereits, dass ich Berufung einlegen würde, was ich drei Tage später gemacht habe, als ich mich im Bunker wiederfand.

Ich würde gerne einige Punkte klarstellen über das, was in der Presse so erzählt wurde. Ich habe nicht nur gegen die 5G-Technologie gehandelt. Es sind alle Wellen (2G, 3G, 4G), gegen die ich kämpfe. Der Techno-Totalitarismus erlegt seine makabren Pläne in aller Geschwindigkeit auf und verstärkt und verbessert seine bereits existierende Infrastruktur. Natürlich wird 5G die Installation einer Vielfalt von Mini-Antennen überall erfordern, um den Fluss der Informationsdaten zu beschleunigen und so beispielsweise zu erlauben jedes Alltagsobjekt miteinander zu verbinden. Jede Autonomie der Individuen wegzunehmen, sie zu Sklaven der Maschine zu machen, während man sie für Werbe- oder andere Zwecke ausspioniert (Selbstisolation, Ausbeutung zuhause mithilfe von Home-Office, Aufgabe des Hautkontakts unter uns, Omnipräsenz der kleinen und großen Bildschirme in unserem Leben), das ist die nahe Zukunft, die sich abzeichnet, die Dystopie, die gerade ihren Gang nimmt.

Übrigens, an jene, die immer noch an die sogenannten „grünen“ Energien glauben, an die Pseudo-Energiewende, die in Wahrheit nur eine Akkumulation der Ressourcen ist, an den Abbau von einem ganzen Haufen Metallen überall auf der Welt, deren benötigte Menge um ihre Elektrokarren, ihre Kilometer an Kabeln (unter- oder überirdisch) zu produzieren, konstant steigt und die Krebs, Zerstörung und Tod verbreitet: das Problem ist nicht nur der Ausstoß von Treibhausgasen. Das macht nur einen Bruchteil aus. Das „elektrische Ganze“ ist genauso zerstörerisch und tödlich. Der Abbau all dieser Metalle lässt sich nur durch den Gebrauch ultra-schädlicher und verschmutzende Säuren bewerkstelligen, die die Böden und die Wasserläufe verderben und vergiften und dabei unheilbare Krankheiten verursachen, wenn sie nicht direkt zu einem schnellen und sicheren Tod führen. Das ist die Realität des digitalen Ganzen, von dem sie versuchen es als ökologisch darzustellen, als Alternative zur Luftverschmutzung.

So viele Gründe, weshalb ich zu jenen gehöre, die sich beim ersten Widerhall der staatlichen und sanitären Ordnung geweigert haben sich zuhause einzusperren und hinausgegangen sind um direkt einen der Pfeiler der Herrschaft anzugreifen.

Erhobenen Hauptes, mit feurigem Herzen!
Es lebe die Anarchie!

Boris

Anmerkungen

* ihrer Meinung zufolge sind die Gefangenen die Privilegierten des Ministers, da sie (vor den Richtern) als erste eine Impfung erhalten würden, was natürlich vollkommen falsch ist.

Um seine Gefangenennummer zu erfahren und ihm zu schreiben: besakattak at riseup.net

Auf Indymedia Nantes erschienener Brief, 16. Juni 2021, gefunden auf Sans Nom

Entnommen aus Zündlumpen #084.

Die mysteriösen Selbstentfachungen deutscher Funkmasten

[Zusammenfassung der regionalen deutschen Presse vom Jahresanfang]

Keltern, 31. Dezember 2020. In Baden-Württemberg entzündete sich gegen 19:40 Uhr eine 50 Meter hohe Richtfunkantenne an der Regelbaumstraße, in der Nähe von Keltern, wie es eine Streife der Hundeführerstaffel der Pforzheimer Polizei konstatierte, die diesen Brand entdeckt hatte. Es ist schnell klar geworden, dass das Feuer sich bis in den oberen Teil hochgefressen hatte.

An diesem Vorabend zum Neujahr haben sie die Hypothese verworfen, dass es sich sich um Feuerwerkskörper handeln könnte, da der Brand direkt an den Kabeln begonnen habe. Der materielle Schaden an der Antenne wurde von einem Energieversorgungsunternehmen auf mehr als 100 000 € geschätzt. Sie wurde insbesondere von den Mobilfunknetzen O2 (Telefonica) und 1&1 genutzt und die Einwohner*innen der Region blieben zwei Wochen lang ohne Mobilfunk und Internet. Die Polizei begab sich mit insgesamt 7 Fahrzeugen an den Tatort, außerdem kamen noch acht Feuerwehrfahrzeuge aus Keltern und Birkenfeld.

Am 21. Januar 2021, um diese geheimnisvolle Selbstentfachung der Antenne bei Anbruch der Nacht an Sylvester zu erklären, hat ein großer Brandexperte fünfzehn Tage später endlich in der Presse, der Pforzheimer Zeitung, seine Schlussfolgerungen mitgeteilt, was uns den spektakulären Titel einbrachte: „War etwa ein Tier schuld?“ Der Brand soll tatsächlich von offizieller Seite aus durch einen Marderbiss an einem der Kabel verursacht worden sein! Abgesehen vom berühmten „Marder aller Länder, vereinigt euch!“, gibt es dem nicht viel hinzuzufügen, was sicherlich eine weltweite Premiere für dieses charmante Tier wäre, das sicherlich ebenso wie die Menschen einen Sinn für das Datum und seine Uhrzeiten hat… [Anm. d. Übs.: Inzwischen wird übrigens doch wegen Brandstiftung ermittelt.]

Wiesbaden, 02. Januar 2021In Hessen hat sich ein fünfzig Meter hoher Funkmast der Telekom inmitten des Forstes zwischen Wiesbaden und Taunusstein auf der Platter Straße am Samstag, den 02. Januar, entfacht. Ein großer Teil der Kabel ist verbrannt, verkündete ein Sprecher der Feuerwehr, die gegen 15 Uhr gerufen worden war, und die Schäden seien so gravierend, dass alle Kabel ersetzt werden müssten, da das Feuer bis zur Spitze die Kabel zerstört habe.

Das Löschen konnten die rund 20 Feuerwehrleute aus Wiesbaden und Taunusstein zuerst nicht beginnen, da unklar war, an welche Stromquelle der Mast angeschlossen war. Erst nachdem der Strom ausgeschaltet war, konnten mehrere Trupps unter schwerem Atemschutz den Brand löschen. Wegen der Gefahr herunterfallender, brennender Teile wurde die B417 am Nachmittag in beide Richtungen voll gesperrt.

Die Experten müssten die Brandursache in der kommenden Woche genauer ermittelt haben, auch wenn sie momentan auf den berühmten technischen Defekt tippen. In der Lokalzeitung Hessenschau vom 03. Januar bleibt der Sprecher der Feuerwehr trotzdem eher zweifelnd gegenüber dieser einzigartigen versehentlichen Ursache: „Ein brennender Funkmast ist sehr selten. Ich wüsste nicht, dass es so etwas in unserem Einzugsbereich schon einmal gegeben hat.“

Viechtach, 26. Januar 2021. In Bayern hat sich die schwarze Serie der Selbstentfachungen fortgesetzt, und nicht nur ein bisschen, denn es handelt sich um einen schönen Funkmast des Tetra-Netzes, d. h. sie trägt die schwere Bürde die Kommunikation der Behörden und der Organisationen, die mit der Überwachung der Sicherheit beauftragt sind, wie etwa der Polizei, zu übertragen, der gegen 10 Uhr morgens heruntergebrannt ist, mitten im Wald des Weigelsbergs, nahe der tschechischen Grenze.

Die Feuerwehr von Wiesing wurde sofort wegen das Brandalarms des Mastes in den verschneiten Forst über dem Neunussberg entsendet, wo Rauch aus dem Container stieg, den sie mit einem speziellen Schlüssel öffneten. Auch wenn sie sich angesichts des heiklen getroffenen Ziels sehr wortkarg über die Brandursachen äußerten, ist es die Straubinger Kriminalpolizei, die mit den Ermittlungen beauftragt wurde, denn, wie die Lokalzeitung Passauer Neue Presse am 28. Januar verkündete, würden „die Ermittler Brandstiftung nicht ausschließen“. Wenn es sich offenbar um Tetra-Antennen der Behörden handelt, scheinen die spontanen Phänomene und die Marder eher aus den Hypothesen der uniformierten Hohlbirnen ausgeschlossen zu werden…

[Quelle: Sans Nom]


„Spuk in Keltern geht weiter“, so die Pforzheimer Nachrichten am 27. Januar, denn nun hätten Unbekannte auch noch mehrere Telefonanschlusskabel im Ortsteil Dietlingen durchtrennt. Dabei wurden in mehreren Straßen die an den Gebäuden außenliegenden Telefonanschlusskabel in der Nacht auf Sonntag, den 24. Januar, beschädigt. „Was ist nur in Keltern los?“, titelte die Zeitung verzweifelt.

Übrigens haben sich auch in der Region rund um Offenburg in Baden-Württemberg nahe der französischen Grenze in den letzten knapp vier Monaten bereits drei Funkmasten entfacht. Hier wird jedoch von Brandstiftung ausgegangen. Erst vorletzten Sonntag, den 07. Februar, wurde gegen 2 Uhr 30 im Rheinauer Ortsteil Freistett ein Sendemast angezündet. Kurzzeitig soll es so zu einem Totalausfall der Anlage gekommen sein. Zwei Monate vorher, am Abend des 05. Dezember, sei ebenfalls in Freistett in der Stadionstraße ein Funkmast in Brand gesetzt worden. „Nach derzeitigen Erkenntnissen dürften Unbekannte kurz vor Mitternacht mehrere Kabel mittels Brandbeschleuniger entzündet haben. Ein zufällig vorbeifahrender Verkehrsteilnehmer wurde auf die Flammen aufmerksam und verständigte die Feuerwehr. Die Ermittlungen zur Schadenshöhe und zu den Hintergründen der Tat dauern derzeit an.“ Bereits am 20. November war im knapp 40 Kilometer entfernten Gaggenau-Selbach ebenfalls ein Funkmast in Brand geraten.

Übernommen von Zündlumpen #082.