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Es gibt keine isolierten Brandstifter

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Es gibt keine isolierten Brandstifter

Am 11. Juni 2022 wurde im Raum Paris ein anarchistischer Gefährte namens Ivan verhaftet. Er wird der Brandstiftung an mehreren Fahrzeugen verdächtigt: Fahrzeuge mit diplomatischen Nummernschildern, Autos der Reichen, von Enedis und weitere. Wir betrachten die Brandstiftung und Sabotage von Fahrzeugen, Mobilfunkmasten, Hochspannungsmasten und Firmenzielen als eine Strategie des internationalen anarchistischen Kampfes.

Die Omnipräsenz unserer Feinde macht diese verwundbar. Einige Ziele scheinen unerreichbar zu sein und doch sind all ihre Tentakeln Archillesfersen. Wenn der Hauptsitz einer Firma schwer zu erreichen ist, können wir eines ihrer zahlreichen Fahrzeuge abfackeln, eine ihrer Zweigstellen oder ihre Stromversorgung. Wir können unsere Freude daran entdecken, diese Tentakeln zu durchtrennen, sei es alleine oder in Gruppen, mit oder ohne Bekenntnisse, mit einfachen Mitteln oder komplizierteren Techniken. Auf diese Art und Weise greifen wir bestimmte
Strukturen der Herrschaft an.

Diese Angriffe finden überall und zu jeder Zeit statt, weil sie reproduzierbar sind und sich die Ziele an jeder Straßenecke befinden. Wir greifen an, weil wir den Schrecken dieser Welt nicht hinnehmen, weil es eine Möglichkeit ist, unsere Solidarität auszudrücken, weil wir ein Sandkörnchen ins Getriebe der Macht streuen wollen. Aus all diesen Gründen erfüllen uns diese Angriffe mit Freude.

Solidarität mit anarchistischen Gefangenen!
Freiheit für Alle!
Auf zum Angriff!

Einige Anarchist*innen im Juli 2022


Via Act for Free

[Villepinte (Seine-Saint-Denis), Frankreich] Brief aus dem Knast von Ivan, „Solidarität heißt Angriff“

Brief von Ivan aus seiner Zelle. Er sitzt seit einigen Tagen in Untersuchungshaft in der JVA von Villepinte. Hier ist sein erster Brief…

15 VI 2022

Ich heiße Ivan, ich bin Anarchist.
Ich wurde am Samstag, den 11. Juni, gegen 3 Uhr 30,  als ich gerade auf dem Heimweg war, nicht weit von mir vom SDAT [französische Anti-Terror-Einheit der Bullen] verhaftet.
Mir werden sechs Fahrzeugbrandstiftungen vorgeworfen, die zwischen Januar und Juni in Paris und Montreuil stattgefunden haben und zu denen sich häufig in Solidarität mit anarchistischen Gefangenen bekannt wurde (die letzte war ein Botschaftsfahrzeug, das am Abend meiner Festnahme im 17. Bezirk angezündet wurde).

Mehrere Monate lang haben mich die Bullen observiert und mein Telefon überwacht, sie haben am Eingang meines Wohngebäudes eine Kamera installiert, sie haben meine Post abgefangen (insbesondere die Briefe von Gefährten aus dem Knast) und mein Bankkonto angesehen. Eine andere Person (wir kennen uns nur vom Sehen, doch er hat meine ganze Achtung) wurde ebenfalls verfolgt, abgehört, etc., jedoch nicht beschuldigt. Halte durch, Alter!

Die Ermittlungen der SDAT begannen im Februar 2022 auf Anordnung der Staatsanwältin Laure-Anne Boulanger der Staatsanwaltschaft von Bibigny.
Sie haben auch eine andere, bereits abgeschlossene Ermittlung aus der Schublade gezaubert, die von anderen Bullen geführt worden war, über um die fünfzig Fahrzeugbrandstiftungen zwischen Juni 2017 und 2021 in Paris, zu denen sich Anarchisten bekannt haben. Das SDAT hat die beiden Ermittlungen „vereint“, doch die Untersuchungsrichterin (Stéphanie Lahaye vom Gericht von Bobigny) hat nur die letzten sechs Aktionen behalten. Für alle anderen bin ich „témoin assisté“ [im französischen Recht ein Zwischenstatus zwischen Zeuge und Beschuldigtem, wenn es zwar Hinweise auf eine mögliche Täterschaft gibt, jedoch keine belastenden Beweise, Anm. d. Übs.].

Zusätzlich zur „Zerstörung mit gefährlichen Mitteln“ gibt es auch den Vorwurf der Gefährdung des Lebens anderer, die Verweigerung der ED-Behandlung (Fotos, DNA, Fingerabdrücke, sie haben mich nicht zur Abgabe gezwungen, trotz Drohungen), die Weigerung die Verschlüsselungen meiner Computer preiszugeben und die Passwörter meiner Telefone.

Momentan bin ich in der JVA von Villepinte in Untersuchungshaft. Ich bin fit, mir geht es gut, auch wenn mir die, die mir nahestehen, sehr fehlen.
Was natürlich normal ist, das ist halt der Knast, damit muss man rechnen, wenn man ein Feind dieser Gesellschaft ist.
Vom Hofgang zurückzukommen ist hier der schwerste Moment. Wenn sich die Tür bis zum nächsten Tag schließt. Doch ich drehe mich zum Fenster und sehe nach draußen. Dort draußen irgendwo kämpfen Gefährten weiter. Nichts ist vorbei.
Sobald ich mehr Informationen zu dieser Angelegenheit habe, werde ich mehr darüber schreiben (ich habe nicht viel anderes zu tun!).
Meine Gedanken sind bei den Anarchisten im Gefängnis überall auf der Welt: Alfredo, Anna, Juan, Toby, Giannis Michailidis im Hungerstreik… und bei euch allen da draußen!

Solidarität heißt Angriff!
Es lebe die Anarchie!
IVAN

Man kann ihm schreiben:
Ivan hat seinen Namen und seine Gefangenennummer geschreiben, damit man ihm solidarisch schreiben kann:

Ivan Alocco
n°46355 MA de Villepinte
Avenue Vauban
93420 Villepinte
FRANCE

[Gefunden auf Paris-Luttes, 27. Juni 2022]


Übernommen von Sans Nom

[Bobigny (Seine-Saint-Denis), Frankreich] Verhaftung eines Anarchisten, der der Brandstiftung beschuldigt wird

Ein Italiener in den 40ern wurde in der gestrigen Freitagnacht [11.
Juni] von Polizisten der für Terrrorismus zuständigen Unterabteilung (SDAT) der justiziellen Polizei (DCPJ) verhaftet, als er Feuer an einem auf die Botschaft Guatemalas zugelassenen Fahrzeug im 17. Distrikt von Paris legte.

Der Brandstifter war vollständig in Schwarz gekleidet, um mit der Nacht zu verschmelzen. Er wurde um 03:25 Uhr in Val-d’Oise verhaftet, unmittelbar nachdem er sein Fahrrad in seinen Wagen verfrachtet hatte, um nach Hause zurückzukehren. Ein Muster, das sich dutzende Male wiederholt hatte, immer an Wochenenden und meist in den Samstagnächten. Um zu vermeiden enttarnt zu werden, handelte der italienische Ortsansässige sehr sorgsam und diskret, immer alleine, ließ seine Handys zu Hause, nutzte Schutzhandschuhe und Straßen, die mit dem Auto nicht befahrbar waren und vermied Überwachungskameras. All das sind wohlbekannte Techniken der radikalen Linken, um der Polizei zu entgehen, mit denen es ihre Aktivist*innen dieser schwer machen, sie zu identifizieren und zu verhaften.

Der Libertäre parkte sein Auto in Agenteuil oder in Seine-Saint-Denis, bevor er sein Fahrrad aus dem Kofferraum nahm und damit in die gehobeneren Nachbarschaften von Paris aufbrach. Sein Lieblings-Jagdgrund waren die noblen Bezirke der Hauptstadt: Der 8., der 16. und der 17. Seine Ziele waren Autos mit Diplomaten-Kennzeichen, aber auch Autos von Mobilfunkanbietern und Baufirmen, die am Bau von Gefängnissen beteiligt sind. „Er hat die Straßen manchmal stundenlang durchstreift, um seine Ziele zu finden, aber er ging nie irgendwelche Risiken ein, zog es vor mit leeren Händen zurückzukehren oder Sticker auf den Straßen zu verkleben“, erklärte eine Quelle aus Ermittlerkreisen.

Vier Monate lang hat die SDAT, eine auf extremistische Gewalt spezialisierte Polizeieinheit, den Aktivisten nun überwacht, der Berichten zufolge auch in Italien aktiv ist. Jedenfalls ordnen die Anti-Terrror-Polizisten XXX rund 60 Brandstiftungen in den noblen Bezirken von Paris zu, was durch das Ausbreiten des Feuers mindestens das doppelte an abgefackelten Fahrzeugen und beschädigten Gebäudefassaden umfasst. Die Ermittler überwachten den Aktivisten auf klassischem Wege: Telefonüberwachung, Observationen, Beschattungen …

XXX wurde am Montag, den 13. Juni von einem Richter des Gerichts von Bobigny (Seine-Saint-Denis) angeklagt, „Privateigentum in zahlreichen Fällen beschädigt zu haben und Dritte gefährdet zu haben“ und im Verlaufe des Prozesses in U-Haft gesteckt. Die Staatsanwaltschaft von Bobigny eröffnete vier Monate zuvor, im Februar dieses Jahres, eine vorausgehende Ermittlung. Im Polizeigewahrsam berief sich der Vierzigjährige auf sein Recht zu schweigen und weigerte sich, seine DNA abzugeben. Er wird verdächtigt, sich zu seinen Taten auf der linksradikalen Propagandaseite attaque.noblogs.org bekannt zu haben, von der er auch der Administrator sei.

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Mann der „linksradikalen“ Bewegung verhaftet, der verdächtigt wird, rund 60 Fahrzeuge im Île-de-France angezündet zu haben
17. Juni, 2022

Am 11. Juni 2022 wurde in Paris ein Mann verhaftet, der verdächtigt
wird, seit 2017 58 Fahrzeuge in Paris und Seine-Saint-Denis angefackelt zu haben. Er wurde Angaben der Staatsanwaltschaft von Bobigny zufolge früher in dieser Woche in Untersuchungshaft gesteckt und gegen ihn wird wegen „Zerstörung/Beschädigung mit gefährlichen Mitteln und der Gefährdung Dritter“ ermittelt.

Den Informationen von franceinfo zufolge wird der Verdächtige, der rund 40 Jahre alt ist, von den Ermittlern als Angehöriger der radikalen Linken betrachtet, genauer als Angehöriger der anarchistisch-autonomen Bewegung. Er bekannte sich zu den Brandstiftungen auf einer Webseite, deren Administrator er sei. Teilweise dank dieser Seite waren die Ermittler in der Lage, die 58 Brandstiftungen auszumachen, die sie ihm zuordnen. [Gemäß einer „dem Fall nahestehenden Quelle“, die mit der AFP gesprochen hat, wurden infolge der Ausbreitung der Feuer „insgesamt mehr als 100 Fahrzeuge vollständig zerstört“ und „10 Gebäudefassaden angekokelt“].

Der Mann handelte alleine und vorsätzlich. Er erkundete die Region,
indem er sie nachts und an Wochenenden mithilfe eines Fahrrads oder Rollers besuchte und wusste genau, wo sich die Videoüberwachungskameras befinden. Die betroffenen Fahrzeuge gehörten zu privaten (Eiffage) und staatlichen Firmen (Enedis, RATP), oder zu Telekommunikationsunternehmen oder den Medien. Auch Diplomatenfahrzeuge wurden in Brand gesteckt. Sie standen in Paris, vor allem im Osten und Westen der Hauptstadt, sowie in Seine-Saint-Denis.

In flagranti festgenommen

Die Staatsanwaltschaft von Bobigny eröffnete am 8. März 2022 ein Verfahren und betraute das SDAT, die Anti-Terrror-Abteilung, damit, nachdem in der Nacht vom 4. auf den 5. März im 16. Arrondissement von Paris zwei Diplomatenfahrzeuge abgebrannt waren. Der Verdächtige wurde schließlich in Folge polizeilicher Überwachung in der Nacht vom 10. auf den 11. Juni verhaftet, als er Feuer an einem Diplomatenfahrzeug im 17. Arrondissement der Hauptstadt legte. Das Feuer verschlang außerdem sieben daneben abgestellte Fahrzeuge.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in Oise entdeckten die Ermittler neben anderen Dingen eine Karte, auf der die Standorte der
Videoüberwachungskameras der Stadt Paris eingezeichnet waren. In seinem Fahrzeug wurden ein Feuerzeug, eine Polizeiarmbinde, Farbdosen, ein Taser und Nothämmer zur Zerstörung von Fensterscheiben beschlagnahmt.


Auszüge aus der französischen Presse; via sansnom.noblogs.org